Die nach den Covid-Lockdowns weltweit zu beobachtenden Lieferkettenunterbrechungen haben sich in der Zwischenzeit wieder zu einem gewissen Grad normalisiert. Hierin mag einer der Gründe zu finden sein, warum die Inflationsdaten in den westlichen Industrienationen in den vergangenen Monaten (von ihren im Jahr 2022 erreichten Hochs) wieder gesunken sind.

Zudem befanden sich die Energie- und Rohstoffpreise in einer längerfristigen Korrekturphase, was unter Firmen und privaten Verbrauchern für Erleichterung an den Tankstellen sorgte. Im Angesicht der abermals deutlich gestiegenen Erdölpreise könnte sich dieser dämpfende Effekt allerdings schon bald wieder verflüchtigen.

Die Wirtschaften vieler westlicher Industrienationen erwecken ohnehin schon einen ziemlich angeschlagen Eindruck. Ein neuer großer Krieg im Nahen und Mittleren Osten wäre wohl das allerletzte, was es nun brauchte, um zu einstiger Wirtschaftskraft zurück zu finden.

Drittens sorgen die vielerorts deutlich gestiegenen Zinsen für eine Dämpfung der allgemeinen Nachfrage samt eines Rückgangs der Kreditnachfrage.

IWF sieht keine Rückkehr der Inflationsraten auf 2 Prozent vor dem Jahr 2025

Wie dem auch sei, so wird seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht damit gerechnet, dass die Verbraucherpreise in den meisten Industrienationen vor dem Jahr 2025 wieder auf das durch Notenbanken anvisierte Inflationsziel von zwei Prozent pro Jahr sinken werden.

Unter Bezugnahme auf seinen jüngst publizierten Ausblick für die Weltwirtschaft geht man beim IWF davon aus, dass die globale Inflation im laufenden Jahr bei durchschnittlich 6,9 Prozent liegen wird. Im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei 8,7 Prozent.

Laut aktueller Prognose des IWFs soll sich die globale Inflation im Jahr 2024 auf 5,8 Prozent ermäßigen. Im Vergleich mit der im Juli publizierten Prognose würde die globale Inflation im nächsten Jahr um 0,6 Prozentpunkte höher liegen als zum damaligen Zeitpunkt gemutmaßt.

Kerninflation verharrt vielerorts auf hartnäckig hohen Niveaus

Grund hierfür ist, da die weitläufig beachtete Kerninflation in vielen Ländern nach wie vor auf hartnäckig hohen Niveaus verharrt. Diese Situation könnte sich in den nächsten Monaten sogar noch verschlimmern.

Denn die kurzfristigen Inflationserwartungen sind zuletzt vielerorts wieder gestiegen und könnten im Zusammenspiel mit einer nach wie vor angespannten Lage an den Arbeitsmärkten dazu beitragen, die durchschnittliche Kerninflation zusätzlich anzukurbeln.

Aus Perspektive der breiten Wirtschaft wie auch der Kreditmärkte handelte es sich um keine gute Nachricht. Denn einiges deutet darauf hin, dass die Zinsen durch Notenbanken in diesem Fall weiter angehoben werden müssen.

Wie wahrscheinlich jeder weiß, spielen die allgemein vorherrschenden Inflationserwartungen eine tragende Rolle in dem Versuch der Notenbanken, den entwichenen Inflationsgeist wieder zurück in seine Flasche zu bugsieren.

Denn schließlich nehmen die zukünftigen Inflationserwartungen großen Einfluss auf die Preisbildungsprozesse. Auch der anhaltende Ruf nach Lohn- und Gehaltserhöhungen mit dem Ziel eines Inflationsausgleichs mag in einem solchen Umfeld nicht verstummen.

Es sind insbesondere diese beiden Prozesse, die dann wiederum dazu beitragen, die Inflation weiter nach oben zu treiben. Und so wird seitens des IWFs davon ausgegangen, dass sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Eurozone ähnliche Wege in der Inflationsbekämpfung beschreiten werden.

Rohstoffpreise im Fokus

Was die Entwicklung der Rohstoffpreise – exklusive Erdöl – anbelangt, scheiden sich an den Finanzmärkten ein wenig die Geister. Es gilt also das alte Sprichwort: „Ein Markt, tausend Meinungen.“

Sollten die Vereinigten Staaten und andere westliche Industrienationen in eine Rezession rutschen (Deutschland befindet sich bereits in einer solchen), so wäre aufgrund einer noch einmal spürbar sinkenden Nachfrage normalerweise mit rückläufigen Rohstoffpreisen zu rechnen.

Doch was lässt sich heutzutage noch als normal bezeichnen? In einigen Rohstoffsegmenten besteht noch immer ein Ausblick auf Engpässe und Knappheiten, was unter anderem an den zu geringen Investitionen in Explorationsaktivitäten sowie einer sich hieran anschließenden Ausweitung der Minenkapazitäten liegt.

Das hieraus resultierende Unterangebot hat manche Märkte im Verlauf der vergangenen zwei bis drei Jahre vor enorme Schwierigkeiten gestellt. Der anhaltende Ukraine-Krieg macht die Dinge nicht besser, sondern führt vielmehr zu zusätzlichen Komplikationen.

Citigroup greift bei Aluminium und Zink zu

Von Interesse dürfte die Meldung sein, dass sich die amerikanische Großbank Citigroup große Volumina an Aluminium und Zink seitens der Londoner Metallbörse (LME) physisch ausliefern lassen wird.

In den vergangenen Monaten ist die Citigroup zu einem der größten Akteure in diesen beiden Marktsegmenten aufgestiegen. So ersuchte die Rohstoffhandelsabteilung der Citigroup in den letzten Monaten um eine physische Auslieferung von rund 100.000 Tonnen Aluminium sowie 40.000 Tonnen Zink.

Immerhin belaufen sich die mit diesen beiden Geschäften verbundenen Investitionskosten auf mehr als 300 Millionen US-Dollar. Beide Geschäfte seien laut Bloomberg (unter Bezugnahme auf Insider) auf Basis eines speziellen Metallfinanzierungsschemas realisiert worden.

Danach soll die Citigroup ein Mietabkommen mit mindestens einer Lagerhausbetreiberfirma abgeschlossen haben, um die jeweiligen Metalle in einer südkoreanischen Küstenstadt physisch lagern zu lassen.

In Singapur und Südkorea durch die LME gelagerte Bestände sollen an diesen Lagerort verbracht werden. Ein wenig sonderbar mutet hingegen an, dass sich die Citigroup unter Bezugnahme auf Insider das Recht ausbedungen hat, die physisch auszuliefernden Metalle gegebenenfalls auch wieder an die LME zurück zu senden.

Großteil der Metalle stammt aus russischer Produktion – Erinnerungen an „Lagerhauskriege“ werden wach

Noch interessanter an diesem Geschäft ist, dass ein Großteil der auszuliefernden Metalle ursprünglich aus russischer Produktion stammt. Da durch die Biden-Administration weder Sanktionen im Aluminium- noch im Zinkbereich verhängt wurden, geht dieses Geschäft also unter aller Voraussicht ohne großes Aufsehen über die Bühne.

Die durch die Citigroup getroffene Entscheidung lässt Erinnerungen an jene in der letzten Dekade geführten „Lagerhauskriege“, die kurz nach Überwinden der globalen Finanzkrise einsetzten, wach werden.

Damals überboten sich große Banken und Handelshäuser im Kauf von Lagerhausfirmen, um von einem kritischen Bestand an physischen Metallen zu profitieren. Gewiss trugen die hierin beteiligten Akteure zusätzlich dazu bei, das Angebot in einigen Metallbereichen zusätzlich zu verknappen.

Nickelkrise lässt grüßen

Erinnert sei zudem an die letztjährige Nickelkrise, in der neben einem chinesischen Akteur vor allem auch die amerikanische Großbank JPMorgan Chase eine zentrale Rolle einnahm. Damals schoss der Nickelpreis in nur wenigen Tagen in einem bis dahin ungesehenen Short Squeeze um mehrere einhundert Prozent nach oben.

Folge war, dass JPMorgan Chase sich nach diesem Ereignis aus Teilen des Metallgeschäfts zurückzog. Kritiker weisen wahrscheinlich nicht grundlos darauf hin, dass sogenannten „Too-big-to-fail“-Banken derartige Aktivitäten durch die Regulierungsbehörden nicht erlaubt werden sollten.

Solange es die eigenen Gelder dieser Banken sind, die im (Spekulations-)Feuer stehen, lässt sich gegen diese Art von Geschäften nichts einwenden.

Doch falls aufgrund von potenziellen Finanzschieflagen plötzlich wieder die Steuerzahler einspringen müssen, um schief gelaufene Wetten unter diesen Akteuren auszugleichen, so bleibt einem nach all den gemachten Erfahrungen in den vergangenen beiden Jahrzehnten einfach nur noch die Spucke weg.

Die Citigroup ist zu einem der weltweit größten Akteure an den Metallmärkten aufgestiegen. Heiß also nichts anderes, als dass die Citigroup hochgradig in Spekulationswetten an den Metallmärkten involviert ist.

Wenn Großbanken unter dem Schutzschirm der Steuerzahler zu Hedgefonds avancieren…

Es steht die Frage im Raum, warum es einer zuletzt im Jahr 2008 vor einem Zusammenbruch stehenden Großbank wie der Citigroup seitens der Aufsichtsbehörden erlaubt wird, sich wie ein aus allen Nähten platzender Hedgefonds zu positionieren.

Da der Citigroup als TBTF-Bank ein expliziter Schutz durch die Steuerzahler zuteil wird, werden zudem Vorwürfe einer Wettbewerbsverzerrung laut. Allzu verständlich ist das im Angesicht von vergangenen Ereignissen.

Ob die nun durch die Citigroup zu lagernden Aluminium- und Zinkbestände groß genug sind, um diese Märkte zu bewegen, sei einmal dahingestellt. Es geht in dieser Betrachtung auch gar nicht um diesen Aspekt.

Vielmehr sollten Spekulationswetten dieser Art der unter einem Schutz der Steuerzahler stehenden Finanzhäuser schon lange verboten sein. Doch wie sich anhand dieses Beispiels zeigt, sieht die Realität anders aus.

Rückblickend auf den Monat März ging die Silicon Valley Bank aufgrund von spekulativen Wetten auf die Zinsentwicklung unter. Gleichzeitig wurde erkennbar, dass Amerikas Banken die durch Konteninhaber anvertrauten Gelder in höchst fragwürdige (Spekulations-)Geschäfte investierten.

Hierzu addierte sich die Tatsache, dass ein guter Teil der Gelder nicht durch den Einlagensicherungsfonds der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) versichert war. Dies veranlasste die US-Regierung wiederum dazu, eine Garantie auf alle in den Vereinigten Staaten veranlagten Kontenguthaben in Erwägung zu ziehen.

Kommerzielle Geschäftsbanken hätten ihre überschüssigen Gelder leichterdings auf Konten der Fed parken können, um hierfür Zinsen einzustreichen. Anstelle dessen wetteten viele Banken darauf, dass die Zinsen nicht in einem schnellen Tempo steigen würden.

Das Resultat ist inzwischen bekannt. Als die Zinsen schließlich in die Höhe schossen, sanken festverzinsliche Papiere in einem solch rapiden Tempo, dass das Eigenkapital vieler Banken angegriffen wurde.

Es geschieht zwar nicht oft, doch in diesem speziellen Fall hatte die Fed tatsächlich eigens begangene Fehler in der Bankenaufsicht zugegeben. Allerdings verfügt de Fed über keine brauchbaren Instrumente, um die Risikofreude im heimischen Bankenbereich einzugrenzen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite bloomberg.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Unverständlich bleibt, warum nicht einfach wieder das einstige Trennbankengesetz in den USA wieder eingeführt wird. Auf diese Weise könnten Citi & Co. Hedgefonds betreiben, ohne im Angesicht von solch spekulativen Wetten ihre gesamte Kundenbasis als Geisel zu nehmen.

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