Wirtschaftsabschwung: Funktioniert die Transformation zum Binnenkonsum & reichen geldpolitische Maßnahmen überhaupt?

Es ist nicht nur der Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten, der Chinas Wirtschaft zu schaffen macht. Auch die Nachfrage unter heimischen Konsumenten ist am Sinken. Aus dieser Perspektive stellt sich einmal mehr die Frage, ob das Reich der Mitte die seitens der KP verordnete Transformation von einer stark exportlastigen in eine konsumlastige Wirtschaft tatsächlich schaffen und bewerkstelligen wird.

Diese Form der Skepsis spiegelt sich unter anderem auch in neuesten Daten zu den Einzelhandelsabsätzen sowie jüngst publizierten Investitionsstatistiken. Es ist aus diesem Grund davon auszugehen, dass die People´s Bank of China nicht mehr allzu lange damit warten dürfte, bis eine Reihe von Schlüsselzinssätzen gesenkt wird.

Ob geldpolitische Maßnahmen dieser Art ausreichen werden, um den Wirtschaftsabschwung in China zu einem Halt zu bringen, ist ebenfalls fraglich. Vielmehr drängen viele Analysten mittlerweile verstärkt auf eine Verabschiedung von neuen Fiskalstimulierungsmaßnahmen seitens der Pekinger Regierung.

Industrieproduktion im Keller & schwächer als erwartet

Kehren wir nun zu den vermeldeten Industrieproduktionsdaten zurück. Im August schwächte sich der Industrieausstoß auf ein Wachstum von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nachdem im Juli noch ein Wachstum von 4,8 Prozent auf Jahresbasis verzeichnet werden konnte.

Und damit wuchs die Industrieproduktion im Reich der Mitte im August so langsam wie seit Februar 2002 nicht mehr. Nebenbei sei angemerkt, dass die Konsensschätzungen unter Analysten im Monat August ein Wachstum des chinesischen Industrieausstoßes um 5,2 Prozent vorgesehen hatten.

Peking realisiert Langwierigkeit des Handelskriegs

Der nach wie vor anhaltende Handelskrieg zwischen den USA und China verschärfte sich im letzten Monat massiv, nachdem US-Präsident Trump ankündigte, ab Anfang September zusätzliche Sonderzölle auf chinesische Importgüter zu erheben. Eine Reaktion auf der Gegenseite ließ nicht lange auf sich warten.

Zum einen durchbrach der Yuan/Renminbi nur kurz darauf die magische Marke von sieben in Relation zum US-Dollar. Darüber hinaus kündigte Peking an, weitere Vergeltungszölle auf amerikanische Importe in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar zu verhängen.

In den folgenden Monaten wird es in den USA laut Trump und des Weißen Hauses trotz einer vorgesehenen Wiederaufnahme der Gespräche zwischen beiden Nationen zu einer Erhöhung der bereits bestehenden Sonderzölle auf chinesische Gütereinfuhren kommen. Dies wird voraussichtlich im Oktober und im Dezember geschehen.

Inzwischen wird unter einer Mehrheit der Analysten nicht mehr von einer schnellen Lösung im Handelskrieg ausgegangen. Vielerorts sinkt gar die Hoffnung auf eine Deeskalation in den kommenden Monaten. Chinas politische Führung scheint dieser Realität langsam aber sicher Rechnung zu tragen.

Wachstumsaussichten schwierig: noch Spielraum für neues Fiskalpaket übrig?

Premierminister Li Keqiang teilte in der vergangenen Woche mit, dass es aus Sicht der chinesischen Wirtschaft unter den aktuell gegebenen Umständen sehr schwierig sei, ein Jahreswachstum von sechs Prozent oder mehr zu erreichen. Vielmehr warnte Li vor einem anhaltenden Abwärtsdruck.

Analysten rechnen aus diesem Grund damit, dass die People´s Bank of China ihre Geldschleusentore schon bald wieder öffnen wird. Doch wie zuvor erwähnt, versprechen sich viele Marktakteure von einer Lockerung der Geldpolitik in China nicht mehr allzu viel. Nötig seien zusätzliche Fiskalstimulierungsmaßnahmen der Regierung.

Doch auf wie viel Spielraum blickt Peking mit Blick auf die insgesamt in China ausstehenden Schulden noch? Chinas staatliche Planungsbehörde gab bereits im letzten Monat bekannt, die Kapitalanforderungen im Infrastruktur- und Bausektor senken zu wollen.

Mindestreserveanforderungen zum siebten Mal seit 2018 gesenkt…

Zu Beginn des laufenden Monats senkte die People´s Bank of China die Mindestreserveanforderungen im heimischen Bankensystem bereits zum siebten Mal seit Jahresbeginn 2018. Auf diese Weise sollen heimische Geschäftsbanken zu einer Steigerung ihrer Kreditvergabe veranlasst werden.

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