An die Ausführungen vom vergangenen Freitag soll heute nahtlos angeschlossen werden. Es ging dabei um Pros und Contras hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Ein gewaltiger Umbruch steht bevor

Dass die Künstliche Intelligenz unter aller Voraussicht mit einem bislang noch kaum absehbaren Umbruch im Bereich der traditionellen Wirtschaftsstrukturen einhergehen wird, steht für die meisten Beobachter und Kommentatoren fest.

Unklarheit besteht allein darüber, wie weit diese Dinge fortschreiten sollten und wann es zu spürbaren und durch die Künstliche Intelligenz hervorgerufenen Veränderungen kommen könnte.

In den letzten beiden Jahren wurden zahlreiche Technologiearbeitsplätze im kalifornischen Silicon Valley abgebaut, was sich mitunter auch an der sich beständig verschlechternden Lage an den Märkten für Bürogebäude ablesen lässt.

Insbesondere die Westküstenmetropole San Francisco und die Bay Area sehen sich hiervon landesweit mit am stärksten betroffen. Allein in den ersten Wochen dieses Jahres wurde ein Abbau von weiteren fast 25.000 Jobs im amerikanischen Technologiesektor angekündigt.

Entscheidend ist der Grad der Spezialisierung

So unvorteilhaft die aktuelle Entwicklung auch sein mag, so wird mancherorts davon ausgegangen, dass kürzlich entlassene Technologiemitarbeiter vielleicht schon bald wieder eine Anstellung durch Unternehmen im Bereich der Künstlichen Intelligenz angeboten bekommen werden.

Andernorts werden die Dinge naturgemäß weniger optimistisch eingeschätzt. Im ersten Teil dieser Ausführungen wurde unter anderem auf die skeptischen Aussagen des ehemaligen US-Finanzministers Larry Summers eingegangen, der aktuell den beiden Vorstandsgremien von OpenAI und ChatGPT angehört.

Laut Larry Summers Aussagen wird es zwar noch eine Weile dauern, doch irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft sei ein Wendepunkt absehbar, ab dem es zu einer Übernahme von fast allen existierenden Arbeitsplätzen in der amerikanischen Wirtschaft durch Anwendungen der Künstlichen Intelligenz kommen werde.

Bereits jetzt seien es vermehrt Jobs im Hocheinkommenssektor, und somit mit Jahresgehältern in Höhe von 90.000 US-Dollar und mehr, die sich aufgrund eines zunehmenden Einsatzes von KI-Anwendungen durch einen sich beständig intensivierenden Abbau bedroht sehen.

Hinzu kommt, dass viele Technologieunternehmen während der Covid-Zeit mehr Personal als notwendig einstellten, weshalb es zum damaligen Zeitpunkt zu einem Mitarbeiterüberhang in diesem Sektor gekommen war.

Es waren vor allem internationale Investoren, die Technologieunternehmen in den USA zu einer Bereinigung dieses Trends drängten, um die jeweiligen Aktienkurse der hiervon am meisten betroffenen Firmen anzukurbeln.

Gleichzeitig fand in Computer-basierten Technologien, in der Softwareproduktion wie auch im Halbleiter- und Chipsektor über die vergangenen Jahre eine verstärkte Hinwendung zu Anwendungen der Künstlichen Intelligenz statt.

Kritiker weisen darauf hin, dass die Künstliche Intelligenz sich im Technologiebereich bereits zum aktuellen Zeitpunkt zu einem Jobvernichter entwickelt habe. Ablesen lasse sich dies vor allem anhand von zahlreichen Entlassungen unter Programmierern und Code-Schreibern, deren Tätigkeit nun sukzessive durch die Künstliche Intelligenz übernommen wird.

Um in diesen ganz besonders betroffenen Bereichen zukünftig auch weiter einer Tätigkeit nachgehen zu können, erfordere es einen noch höherer Grad der Spezialisierung unter den entsprechenden Mitarbeitern.

Wie viele neue Stellen werden durch die Künstliche Intelligenz tatsächlich geschaffen?

Dabei übernehmen Anwendungen der Künstlichen Intelligenz zwar immer mehr standardisierte und bislang durch menschliche Programmierer durchgeführte Tätigkeiten. Gleichzeitig entstehen jedoch auch immer neue Anwendungen, die unter in diesem Bereich aktiven Unternehmen mit einer wachsenden Nachfrage nach neuen Mitarbeitern einher zu gehen scheint.

Dies gilt sowohl für Unternehmen im wie auch außerhalb des Technologiesektors. Seien Anwendungen der Künstlichen Intelligenz aus Sicht von Unternehmen und Verbrauchern bis vor Kurzem noch nicht greifbar gewesen, so habe sich dies spätestens seit der Einführung von ChatGPT geändert.

Eine ganze Reihe von Technologieunternehmen hat sich in der Vergangenheit auf eine intensive Weise mit Forschungen zu Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz beschäftigt.

Nun rückt jener Zeitpunkt näher, ab dem sich diese Forschungen im operativen Geschäft dieser Unternehmen auch endlich zu Geld machen lassen. Vor allem Firmen außerhalb des Technologiesektors werden diese neuen Anwendungen nun sukzessive in Form von Problemlösungsinstrumenten der unterschiedlichsten Art schmackhaft gemacht.

Kaum ein Industrie- oder Dienstleistungszweig sieht sich von dieser Entwicklung gefeit, um nicht im Wettbewerb Boden gegenüber Konkurrenten einzubüßen. Aus Sicht von Tausenden zuletzt im Technologiebereich entlassenen Mitarbeitern erscheinen die aktuellen Aussichten weniger gut als zurzeit durch manche Branchenexperten kolportiert.

Blickt man hierbei in den USA nur einmal auf die im Bereich der Künstlichen Intelligenz ausgeschriebenen Jobangebote, so zeigt sich, dass deren Anteil in Relation zu den insgesamt durch Unternehmen offerierten Arbeitsplatzangeboten nach wie vor nur sehr gering ist.

Im Februar stiegen diese Jobangebote im Vergleich mit dem Vorjahresmonat zwar um dreizehn Prozent. Allerdings sanken die ausgeschriebenen Stellen im Bereich der Softwareentwicklung im selben Zeitraum um mehr als dreißig Prozent.

Seitens des U.S. Census Bureau hieß es im Februar, dass rund neun Prozent aller Firmen in der kalifornischen Bay Area bereits auf einen Einsatz der Künstlichen Intelligenz setzen. Im gesamten Land liege dieser Anteil momentan bei etwas mehr als fünf Prozent.

Ob die neuen Jobangebote im Bereich der Künstlichen Intelligenz im laufenden Jahr steigen werden, dürfte vor allem davon abhängen, ob der Sprung von reiner Forschungsarbeit hin zur Produktion samt einem Verkauf von neuen Anwendungen gelingen wird.

Ein Goldrausch, der irgendwann verpuffen könnte

Ähnlich wie seinerzeit im Internet-Zeitalter findet im Bereich der Künstlichen Intelligenz zurzeit eine Art Goldrausch statt. Viele Technologieunternehmen zeigen sich darum bemüht, auf diesen Zug mit aufzuspringen, um sich nach außen hin die Fassade eines in diesem Sektor aktiven Unternehmens zu verpassen.

Doch noch kommt es zu einem relativ geringen Einsatz von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz in den verschiedensten Industrie- und Dienstleistungsbereichen. Schon allein aus diesem Grund lässt sich momentan kaum absehen, welche Unternehmen überleben und sich letztendlich in diesem Bereich langfristig durchsetzen werden.

Große Platzhirsche wie Microsoft, Amazon, Google & Co. dürften aufgrund von ihrer schieren Finanzkraft die mit besten Karten haben. Was den Startup-Sektor anbelangt, so wird es sich aus der Perspektive von Investoren und Private Equity aktuell wohl eher um eine Art russisches Roulette handeln.

Hunderte dieser Startups tummeln sich naturgemäß im amerikanischen Silicon Valley. Einige dieser Startups beklagen, momentan keine ausreichende Anzahl an Ingenieuren und Software-Entwicklern im Bereich der Künstlichen Intelligenz trotz der in den vergangenen Jahren wachsenden Entlassungen im Technologiesektor rekrutieren zu können.

Unter vielen Bewerbern mangele es vor allem an Erfahrungen im Bereich des maschinellen Lernens. Hier schließt sich der Kreis zu der weiter oben beschriebenen Notwendigkeit eines noch höheren Spezialisierungsgrades unter potenziellen Arbeitsplatzbewerbern.

Im Bildungssektor lässt sich dies anhand von zunehmenden Weiterbildungsangeboten ablesen. IT-Mitarbeitern mit weitreichenden Erfahrungen werden die mit besten Chancen eingeräumt, sich diesen Herausforderungen anzupassen.

Wahrscheinlich wird es unter diesen Akteuren ausreichen, sich intensiv im Internet mit der Materie zu beschäftigen, um sich ein noch besseres Verständnis für die damit verbundenen Mechanismen und Umsetzungsstrategien anzueignen.

Auch zahlreiche Universitäten haben auf diese Herausforderungen entsprechend reagiert, um das Fach der Künstlichen Intelligenz zu einem integralen Bestandteil in der Informations- und Kommunikationstechnologieausbildung zu machen.

Immer komplexere Algorithmen

Immer wichtiger werden dabei die Bereiche der neuronalen Netzwerke und KI-basierten Simulationen. Hierbei handelt es sich um nicht weniger als äußerst komplexe Algorithmen, die die Aufgabe haben, die Funktionsweise des menschlichen Gehirns zu simulieren und in diesem Prozess neue Daten zu generieren.

Gerade in diesem Bereich wird es auf eine schnelle Auffassungsgabe unter Programmierern und Code-Schreibern ankommen, während sich der Pool der entlassenen Mitarbeiter im US-Technologiebereich Monat um Monat vergrößert.

Zwar haben sich die Entlassungen unter amerikanischen Technologiefirmen in den ersten beiden Monaten dieses Jahres im Vergleich zur Vorjahresperiode ein wenig abgeschwächt. Doch laut der Analysefirma Challenger, Christmas & Gray stehen unter dem Strich dennoch weitere 28.000 Entlassungen in diesem Sektor landesweit zu Buche.

Viele dieser Entlassungen werden unter Experten auf zunehmende Technologieanpassungen wie auch Modernisierungen der IT-Infrastruktur unter den hiervon betroffenen Unternehmen zurückgeführt.

Eine ganze Reihe dieser Unternehmen machen dabei Budgets für neue KI-Anwendungen frei. Wenn diese Anwendungen erst einmal zum Einsatz kommen, wird vielerorts nicht mehr damit gerechnet, dass ein Großteil der zuvor entlassenen Mitarbeiter irgendwann wieder eingestellt wird. Im Lauf der Zeit wird es somit wahrscheinlich doch zu einer Substitution von ehemaligen IT-Mitarbeitern kommen.

Ähnliche Befürchtungen ließen sich unter anderem auch anhand der jüngsten und zeitlich anhaltenden Streiks unter Drehbuchautoren in Hollywood ablesen.

Unter vielen dieser Drehbuchautoren geht die Besorgnis um, in naher Zukunft durch KI-Anwendungen ersetzt zu werden. In den neuen Vereinbarungen und Verträgen mit den großen Studios ließen sich zumindest einige Schutzklauseln durch die Drehbuchautoren einbauen.

Die individuellen Anforderungen unter Softwarespezialisten verändern sich

Selbst Softwareentwickler und Code-Schreiber bezeichnen sich mehr und mehr als Opfer dieser Entwicklung. Egal ob Meta (Facebook), Google oder Apple – viele Tausend Softwarespezialisten sind in den letzten beiden Jahren durch ihre Firmen entlassen worden.

Die meisten dieser Entlassungen sind auf die kalifornische Bay Area entfallen. Noch vor nicht allzu langer Zeit verfügten insbesondere Softwarespezialisten über exzellente Jobaussichten. Hieran scheint sich aufgrund des Aufkommens von neuen KI-Anwendungen nun schlagartig etwas zu ändern.

Beispielhaft wird zudem beschrieben, wie zeitaufwendig es vor noch nicht allzu langer Zeit gewesen sei, eine neue Webseite zu konzipieren und ins Netz zu stellen. Gleichzeitig war ein Erlernen der hiermit verbundenen Programmiersprache – oder eine notwendige Auslagerung an Spezialisten – verbunden.

Mittels neuen KI-Instrumenten lassen sich Webseiten heutzutage innerhalb von nur wenigen Minuten gestalten, indem einzelne Informationsblocks aneinander gereiht und automatisch verarbeitet werden.

KI-Anwendungen kommen mittlerweile auch im Schutz- und Sicherheitsbereich vermehrt zum Einsatz. Ähnlich liegen die Dinge im Bereich von Back-end-Servern, auf denen sich eine Speicherung und Organisation von Daten vollzieht.

Viele Softwareentwickler versuchen sich durch das Erlernen der Programmiersprachen Python und / oder Assembly an diesen Trend anzupassen, die im Bereich der Künstlichen Intelligenz und in der Entwicklung von neuen Anwendungen in diesem Bereich zum Einsatz kommen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite challengergray.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Mehrheitlich scheinen sich Experten darin einig zu sein, dass KI-Anwendungen unweigerlich zu einer kleineren Arbeitskräfte- und Erwerbsbevölkerung führen werden. Im Bereich selbst wird es in den nächsten Monaten und Jahren hingegen zu einer wachsenden Nachfrage nach spezialisierten IT-Fachkräften kommen, was am zugrundeliegenden Trend jedoch wohl nicht viel ändern wird.

Zu hoffen bleibt, dass Mahner wie Larry Summers oder auch Elon Musk am Ende nicht Recht behalten werden, wenn diese davor warnen, dass es ab einem bestimmten Zeitpunkt und mit fortschreitender Entwicklung zu einer Substitution von nahezu allen heute verfügbaren Arbeitsplätzen durch Anwendungen der Künstlichen Intelligenz kommen wird.

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