Nicht nur unter westlichen Zentralbanken wird mittlerweile fieberhaft an einer potenziellen Emission von digitalen Fiat-Währungen gearbeitet. Auch die russische Zentralbank kommt der Lancierung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) Schritt für Schritt näher.

Zumindest wird zurzeit der gesetzgeberische Weg zur Realisierung eines solches Projektes geebnet. Denn am 11. Juli verabschiedete das Unterhaus des Parlaments, namentlich die Staatsduma, einen Gesetzesentwurf zur Einführung eines digitalen Rubels in dritter Lesung.

Sollte der nun an das Oberhaus zu übersendende Gesetzentwurf auch in dieser Kammer mehrheitlich angenommen werden, wird Staatspräsident Putin zu gegebenem Zeitpunkt nur noch seine Unterschrift unter dieses Dokument zum Inkrafttreten des Gesetzes setzen müssen.

Der Teufel steckt wie immer in den Details

In der Staatsduma pochten einzelne Fraktionen unter den Abgeordneten auf die Aufnahme von Zusatzartikeln, bevor diese letztendlich ihre Zustimmung zu dem Gesetz gaben. In dem vorliegenden Gesetzentwurf wurde beispielsweise eine Reihe von rechtlichen Fragen geklärt.

So sind nicht nur die Begriffe „digitale Plattform“, „Teilnehmer“ oder „Nutzer“ klar definiert worden. Auch allgemeine Richtlinien in Bezug auf die zukünftige Funktionsfähigkeit eines CBDC-Ökosystems wurden im Detail festgelegt.

Wie nicht anders zu erwarten, wird die Bank of Russia mittels des potenziellen Gesetzes zur alleinigen Betreiberin der digitalen Rubel-Infrastruktur ermächtigt. Gleichzeitig wird auch die alleinige Verantwortung für die Sicherheit von digital verwahrten Vermögenswerten der Bank of Russia zufallen.

Bank of Russia wird keine Sparkonten verwalten

Bezug auf die Bank of Russia nehmend, wird der zu emittierenden CBDC der Hauptzweck einer zukünftig nutzbaren Zahlungs- und Transaktionsmethode zuteil – was soviel bedeutet, dass private Nutzer sich nicht dazu in der Lage sehen werden, Sparkonten bei der Bank of Russia zu unterhalten.

Zahlungen und Transaktionen werden für private Verbraucher im Fall einer Nutzung des CBDC-Ökosystems übrigens umsonst angeboten. Unternehmen soll hingegen eine Gebühr berechnet werden, die sich auf 0,3 Prozent des zugrundeliegenden Betrages belaufen wird.

Erwähnt sei, dass der entsprechende Gesetzentwurf bereits im Dezember letzten Jahres in die Staatsduma eingebracht wurde. Im Februar hatte sich dann eine Tochter der Gazprombank in die damals laufenden Debatten eingeschaltet.

Zum damaligen Zeitpunkt warnte die Gazprombank aufgrund einer womöglich zu schnell vonstatten gehenden Transformation hin zu digitalem Geld vor potenziellen Risiken und Gefahren für das heimische Bankensystem.

McKinsey versetzt russische Bankenwelt in Aufruhr

Zuvor war es wohl zu Konsultationen mit der internationalen Beratungsfirma McKinsey gekommen, laut deren Schätzungen russischen Geschäftsbanken in den nächsten fünf Jahren aufgrund der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung mögliche Verluste in Höhe von bis zu 250 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 3,4 Milliarden US-Dollar) drohten.

Andererseits geht McKinsey davon aus, dass die potenziellen Verluste des einen die Gewinne des anderen sein werden. Insbesondere Einzelhändler sollen von der Einführung einer CBDC am stärksten profitieren. Denn diesen Unternehmen prophezeit McKinsey Gewinnzuwächse in Höhe von mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Jahr.

Ähnlich wie in den Vereinigten Staaten von Amerika, haben die Pläne zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung längst also auch schon die Bankenwelt in Russland in hellen Aufruhr versetzt.

Die stellvertretende Vorsitzende der Bank of Russia, Olga Skorobogatowa, teilte unlängst im Rahmen eines Interviews mit, dass der Roll Out des digitalen Rubels im Jahr 2027 an den Start gehen soll. Erst ab diesem Zeitpunkt werde die durch die Bank of Russia zu emittierende CBDC allen Bürgern des Landes zur Nutzung zur Verfügung stehen.

Sowohl im laufenden wie auch im kommenden Jahr stehen weitere Testphasen an, um die Funktionsfähigkeit des digitalen Rubels auf Herz und Nieren zu prüfen. Es schließt sich nun ein Szenenwechsel an.

Was macht eigentlich der russische Rubel?

Es hätte sich zwar kaum jemand auch nur annähernd vorstellen können, dass sich der Rubel im vergangenen Jahr mit Abstand unter den sich am besten entwickelnden Währungen der Welt befinden würde.

Sah es nach dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine im Februar 2022 und den sich hierauf anschließenden Finanz- und Wirtschaftssanktionen der USA und des Westens erst einmal kurzzeitig so aus, als ob der Rubel gegenüber anderen wichtigen Fiat-Währungen das Zeitliche segnen würde, setzte plötzlich eine Erholung ein, die sich über den ganzen Verlauf des weiteren Jahres zu einer gewaltigen Rally, insbesondere gegenüber dem US-Dollar und dem Euro, entwickelte.

Seit dem Jahreswechsel haben sich die Dinge wieder verändert. Hatte die Moskauer Kreml-Regierung in der zweiten Jahreshälfte 2022 wiederholt darauf hingewiesen, Interventionen am heimischen Währungsmarkt in Erwägung zu ziehen, um den Außenwert des Rubels aufgrund eigener Exportinteressen zu schwächen, so dürften die zuletzt zu beobachtenden Kursabgaben dann wohl doch ein wenig zu weit gegangen sein.

Auf den oben eingestellten Währungschart von tradingeconomics.com Bezug nehmend, lässt sich erkennen, wie der russische Rubel über die letzten Monate in Relation zum US-Dollar abermals deutlich abgewertet hat.

Nichtsdestotrotz halten Analysten an den Finanz- und Währungsmärkten die erneute Rubel-Abwertung für weniger dramatisch als im Frühjahr 2022. Grund hierfür sei, dass sowohl die Moskauer Kreml-Regierung als auch die Unternehmen des Landes die Situation im Auge behielten und damit zu rechnen sei, dass die ökonomische Stabilität gewährleistet bleibt.

Die Moskauer Kreml-Regierung werde zum Leidwesten der westlichen Industrienationen zudem auch weiterhin dazu in der Lage sein, den zeitlich anhaltenden Krieg in der Ukraine aus ihrem staatlichen Budget zu bestreiten.

Augenscheinlich sieht sich die Russische Föderation in eine spezielle Periode zurückversetzt, in welcher die Sowjetunion noch Bestand hatte. Zum damaligen Zeitpunkt war es darum gegangen, eine Balance zwischen der Fokussierung auf wirtschaftliche Selbstversorgung und der Aufrechterhaltung eines ausreichenden Grades an freien Märkten zu finden, um einen möglichen Kollaps zu vermeiden.

Der Rubel erweist sich seit Jahresbeginn als drittschwächste Währung der Welt

Hierbei muss die Kreml-Regierung allerdings ihr Augenmerk darauf legen, den russischen Rubel gegenüber anderen wichtigen Papierwährungen wie dem US-Dollar oder dem Euro nicht wieder zu stark abwerten zu lassen.

Immerhin erweist sich der russische Rubel im laufenden Jahr bis dato als drittschwächste Währung der Welt. Aus diesem Blickwinkel wird deutlich, welchen Drahtseilakt die Kreml-Regierung in der aktuellen Phase zu beschreiten hat.

Nur der argentinische Peso und die türkische Lira haben sich seit Jahresbeginn noch schlechter entwickelt als der russische Rubel. Die aktuelle Rubel-Schwäche mag sich auch anhand der Tatsache ableiten, dass die Exporte des Landes in den vergangenen Monaten teils deutlich zurückgegangen sind.

Wie das russische Finanzministerium kürzlich mitteilte, sind die staatlichen Einnahmen aus Erdöl- und Gasausfuhren im ersten Halbjahr im Vergleich mit der Vorjahresperiode um 47 Prozent auf 3,38 Billionen Rubel zurückgegangen.

Nicht nur die westlichen Sanktionen, sondern auch eine sich abschwächende Nachfrage im Reich der Mitte haben daran ihren Anteil. Mittlerweile interveniert das Finanzministerium der Russischen Föderation zur Stabilisierung des Rubels am heimischen Währungsmarkt.

Zuletzt wurden rund vierzig Milliarden US-Dollar an russischen Währungsreserven verkauft, um den Rubel-Kurs zu stabilisieren. Auch ein nach wie vor bestehender Inflationsdruck in der heimischen Wirtschaft hat an den internationalen Währungsmärkten zu der Erwartung einer Wiederanhebung des russischen Leitzinssatzes durch die Bank of Russia geführt.

Einen Blick auf die Entwicklung der annualisierten Wachstumsrate der russischen Wirtschaft werfend, zeigt sich, dass die seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Westen angestellten Prognosen nicht eingetreten sind.

Kurz nach dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ukraine und der sich an dieses Ereignis anschließenden Verhängung von Finanz- und Wirtschaftssanktionen gegenüber der Russischen Föderation durch den Westen wurde der russischen Wirtschaft eine Schrumpfung von bis zu 15 Prozent vorausgesagt.

Eine solche Entwicklung ist ausgeblieben. Vielmehr strebt das Wachstum der russischen Wirtschaft momentan wieder der Nulllinie entgegen. Nichtsdestotrotz wird die Moskauer Kreml-Regierung nicht müde, um Drittnationen und alle anderen Handelspartner Russlands offen dazu aufzurufen, bilaterale Handelsgeschäfte auf Basis der eigenen Landeswährungen oder unter Nutzung des chinesischen Yuans (Renminbis) abzuwickeln, um eine Nutzung des US-Dollars zu umgehen.

Außenminister Sergej Lawrow ruft ASEAN-Staaten zu Handelsabwicklung in eigenen Landeswährungen auf

Auch im Rahmen seines letztwöchigen Besuchs in Indonesien rief Russlands Außenminister Sergej Lawrow die ASEAN-Staaten dazu auf, im Handel mit der Russischen Föderation auf ihre eigenen Landeswährungen zu Zahlungs- und Transaktionszwecken zu setzen.

Die Russische Föderation wies im zweiten Quartal des laufenden Jahres zwar noch immer einen Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von umgerechnet 5,4 Milliarden US-Dollar aus. Aus neuen Daten der Bank of Russia geht jedoch hervor, dass der Leistungsbilanzüberschuss des Landes im Vergleich mit der Vorjahresperiode signifikant eingebrochen ist.

Gegenüber dem zweiten Quartal letzten Jahres, in dem dieser Leistungsbilanzüberschuss noch umgerechnet bei knapp 77 Milliarden US-Dollar gelegen hatte, beläuft sich dieser Rückgang auf stattliche 93 Prozent.

In einem Interview gegenüber dem indonesischen Medium Kompas machte Sergej Lawrow abermals darauf aufmerksam, dass das Bewusstsein innerhalb der Weltgemeinschaft für die drohenden Gefahren und Risiken am Wachsen sei.

Dabei spielte der russische Außenminister abermals auf die Konfiskation der im westlichen Ausland veranlagten Währungsreserven seines Landes an. Sergej Lawrows Überzeugung: Der Diebstahl, der der Russischen Föderation im Jahr 2022 zuteil geworden sei, könne zu jedem Zeitpunkt auch jede andere Nation auf der Welt treffen.

Der Prozess der De-Dollarisierung hat im Verlauf der letzten Monate noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. Auch wenn der US-Dollar im Vergleich zu einer Reihe von führenden Schwellenländerwährungen, darunter der chinesische Yuan (Renminbi) sowie die türkische Lira, zuletzt signifikant aufgewertet hat, so ändert dies nichts an der Tatsache, dass der US-Dollar-Index zurzeit abermals unter einer enormen Schwäche leidet.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite finbia.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Erinnert sei abschließend an vorherige historische Verläufe: Eine Verhängung von Finanz- und Wirtschaftsanktionen, einschließlich des Versuchs der gezielten Schwächung ganzer Wirtschaftsräume, haben sich unter Berücksichtigung eines auf dem letzten Loch pfeifenden Geldsystems nicht selten als Auftakt und Vorläufer zu einem Ausbruch von großen Kriegen erwiesen.

Es ist Pflicht und Aufgabe der Bürger selbst, einer solch möglichen Entwicklung frühzeitig Einhalt zu gebieten und Regierungsvertretern deutlich zu machen, eine Wiederholung der gemachten Erfahrungen aus den Weltkriegen 1 und 2 weder anzustreben noch mehrheitlich zu tolerieren, geschweige denn zu akzeptieren.

Wenn Politiker und deren Hintermänner Krieg anstreben, dann sollen sie und deren Kinder an die durch sie aufgemachte Front gehen!!

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