Energieunternehmen der Russischen Föderation und der Volksrepublik China haben in den vergangenen Jahren Mega-Abkommen mit dem Iran vereinbart. Insbesondere die Offshore-Gasförderung im Kaspischen Meer, die dem Iran zukünftig enorm viel Geld in die Taschen spülen wird, sieht eine enge Zusammenarbeit mit führenden Energieunternehmen der Russischen Föderation vor.

Investitionsinitiative ist in vollem Gang

Die Belt & Road Initiative (Projekt der Neuen Seidenstraße) der Pekinger Regierung sieht darüber hinaus eine Vielzahl von (bereits geleisteten oder nun bevorstehenden) Investitionen in die örtliche Infrastruktur vor, um den Iran zu einem der wichtigsten Handelsdrehkreuze in der Region des Mittleren Ostens avancieren zu lassen.

Auch der benachbarte Irak wird immer stärker in die Pläne mit einbezogen. Moskau als auch Peking scheinen das Ziel zu verfolgen, die Vereinigten Staaten und den Rest des Westens von einem Abschluss großer Energiegeschäfte im Irak abzuhalten.

Vielmehr soll Bagdad zukünftig noch näher an die neu entstehende Achse zwischen dem Iran und Saudi-Arabien herangeführt werden, um den Einfluss des westlichen Hegemons in der Region des Mittleren Ostens sukzessive immer ein Stückchen mehr obsolet zu machen.

Lukoil sichert sich Kontrolle über Eridu-Ölfeld

In diesem Zusammenhang lässt sich auch die Erschließung des neu entdeckten Ölfelds Eridu betrachten. Unter Bezugnahme auf aktuelle Schätzungen soll Eridu mit Reserven in Höhe von bis zu zwölf Milliarden Fass Rohöl gesegnet sein.

Laut russischen Quellen könnten diese Reserven gar noch um mehr als fünfzig Prozent höher liegen. Somit handelt es sich aus Sicht des Eridu-Ölfelds um die größte Neuentdeckung von irakischen Ölreserven in den vergangenen zwanzig Jahren.

Die Russische Föderation macht, ebenso wenig die Volksrepublik China, einen Hehl daraus, die Ausbeutung dieser neu entdeckten Ölreserven im Zweistromland kontrollieren zu wollen.

Die durch das irakische Energieministerium gegenüber der japanischen Ölfirma Inpex erteilte Genehmigung, deren gehaltenen Anteil an Block 10, in dem sich das Eridu-Ölfeld befindet, zu verkaufen, ebnete den Weg eines Kontrollausbaus durch den russischen Lukoil-Konzern.

Zuvor verfügte Lukoil über einen Anteil von sechzig Prozent an Block 10, um diesen Anteil nun auf achtzig Prozent aufzustocken. Damit fällt die unternehmerische Kontrolle über die erdölreiche Südostregion des Iraks in russische Hände.

Seit dem diesjährigen Frühjahr hatte Lukoil den Versuch unternommen, mit Inpex auch einen der letzten Statthalter des Westens (einschließlich Japans) aus dem irakischen Erdölgeschäft zu drängen. Die Vorgehensweise war erfolgreich, womit der wirtschaftliche Einfluss des Westens (einschließlich Japans) im Mittleren Osten in zunehmendem Maße schwindet.

Im Jahr 2021 ging das irakische Ölministerium laut eigenen Schätzungen davon aus, das die Spitzenproduktion des Eridu-Ölfeldes im Jahr 2027 bei einer Viertelmillionen Fass Rohöl pro Tag liegen wird.

Laut russischen Quellen könnte die Spitzenproduktionsquote in Eridu bis zu diesem Zeitpunkt um mindestens 100.000 Fass Rohöl pro Tag höher liegen. Aufgrund einiger Verzögerungen in der Erschließung von Eridu soll diese Spitzenproduktionsrate nun auch erst zwei Jahre später, somit in 2029, erreicht werden.

Schwindender Einfluss des Hegemons

Zurückblickend auf das Jahr 2021 sowie auf jene Zeit, in der sich die Vereinigten Staaten zu einer Beendigung ihrer Kampfmission im Irak entschlossen, musste Washington klar gewesen sein, welche langfristigen Pläne die Russische Föderation und die Volksrepublik China im Irak verfolgen würden.

Hierauf verwies seinerzeit beispielsweise eine hochrangige Beamtin des Pentagons. So hatte Dana Stroul einst erklärt, dass deutlich geworden sei, wie einzelne Länder ihre Fußzehen ins Wasser hielten, um dabei auszuloten, zu welchen Zugeständnissen die USA im Fall einer sich vertiefenden Zusammenarbeit dieser Länder mit der Volksrepublik China oder der Russischen Föderation bereit sein würden. Dies gelte insbesondere aus Perspektive des Sicherheits- und Militärbereichs.

Seinerzeit hatte diese offizielle Aussage zu wachsenden Bedenken geführt, dass neben dem Irak auch eine Reihe von anderen Ländern in der Region hiervon betroffen sein könnte – allen voran die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien.

Konsequenzen hatte diese in Washington wachsende Erkenntnis bislang nicht. Vielmehr setzt sich der russisch-chinesische Versuch, die Vereinigten Staaten aus der Region des Mittleren Ostens heraus zu drängen, unvermindert fort. Zumindest sehen die neusten Entwicklungen im Irak ganz danach aus.

Wer den hohen Grad der Kontrolle russischer Energieunternehmen in der Erschließung und Ausbeutung des iranischen Mega-Gasfeldes im Kaspischen Meer in diese Überlegungen mit einbezieht, nimmt wahr, wie sehr sich die Determinanten auf dem geopolitischen Schachbrett speziell in dieser Region in den letzten Jahren und Jahrzehnten verschoben haben.

Hierin mag sich auch einer der Gründe finden, weswegen die Vereinigten Staaten von ihrer völkerrechtswidrigen Okkupation von syrischen Ölfeldern nicht abzulassen bereit sind. Schon eine Übernahme der de facto Kontrolle über die kurdische Erdöl- und Gasindustrie im Norden des Iraks dürfte aus strategischer Sicht wie eine durch Amerika hinzunehmende Ohrfeige gewirkt haben.

Nachdem es im Jahr 2017 zu einer Abstimmung der Kurden über eine volle Unabhängigkeit der autonomen Kurdenregion von Bagdad gekommen war, für die sich mehr als 90 Prozent der Einwohner aussprachen, nutzte der russische Energiekonzern Rosneft das im Anschluss entstehende Chaos, um Kontrolle über die reichhaltigen Erdöl- und Gasreserven der Region zu erlangen.

Wirtschaftliche und politische Dominanz Russlands und Chinas wachsen

Seitdem scheint es ein großes Anliegen Russlands und Chinas zu sein, den Konflikt zwischen den Kurden und der Bagdader Regierung ein für allemal zu beenden, indem die Kurden dazu gedrängt werden, die Oberhoheit der Bagdader Regierung über das gesamte irakische Staatsgebiet anzuerkennen.

Denn auf diese Weise würde es aus Sicht Russlands und Chinas einfacher, ihre eigens angestrebte Dominanz über den Irak zu erreichen. Dass es gelungen ist, den japanischen Energiekonzern Inpex von einer Aufgabe seines Anteils an dem Eridu-Ölfeld zu überzeugen, wird unter Beobachtern als Teil dieser übergeordneten Strategie bezeichnet.

In diesem Zuge sollen auch bilaterale Verträge zwischen dem Irak sowie russischen und chinesischen Unternehmen – unter anderem mit dem Ziel eines sich fortsetzenden Ausbaus der örtlichen Infrastruktur – ausgeweitet werden.

Gleichzeitig hat sich die Bagdader Regierung zu einer zwischen dem Irak und dem Reich der Mitte im Jahr 2021 unterzeichneten Rahmenvereinbarung bekannt. Über einen ähnlichen Grad der Unterstützung verfügt die einst unterzeichnete Kooperationsvereinbarung über einen Zeitraum von 25 Jahren zwischen dem Iran und der Volksrepublik China in Teheran.

Zu den Schlüsselvereinbarungen zwischen Bagdad und Peking zählt allen voran das Recht Chinas, fortan als erstes Hand auf neu erschlossene Ressourcen in den Bereichen Erdöl, Gas und Petrochemie im Irak zu legen.

Parallel hat sich die Bagdader Regierung dazu bekannt, den Chinesen einen Rabatt von mindestens dreißig Prozent in Relation zu den Weltmarktpreisen für Erdöl, Erdgas und petrochemische Produkte einzuräumen.

Bauen, bauen, bauen

Auch eigene Fabriken dürfen durch die Chinesen im Irak gebaut werden, die parallel zu einer Erweiterung und einer Modernisierung der irakischen Infrastruktur im Land errichtet werden dürfen.

Aus Sicht des chinesischen Seidenstraßenprojektes handelt es sich hierbei um einen nicht zu unterschätzenden Schlüsselaspekt. Denn die Entstehung von neuen Straßen, Autobahnen oder Eisenbahnverbindungen wird nach deren Entstehen einer Verwaltung durch Mitarbeiter von im Irak operierenden chinesischen Unternehmen unterliegen.

Im benachbarten Iran befinden sich diese Pläne bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, nachdem es vor Ort bereits zu einem Bau von neuen Eisenbahnverbindungen, allen voran zwischen der Hauptstadt Teheran und der im Nordosten des Irans gelegenen Stadt Maschhad gekommen ist.

Nun soll es bald zu einer Umsetzung der Pläne für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen den iranischen Städten Teheran, Qom und Isfahan kommen. Anschließend soll diese Bahnstrecke dann bis in das im Nordwesten gelegene Täbris verlängert werden.

Es bleibt nicht außer Acht zu lassen, dass es sich im Fall von Täbris mittlerweile um ein Drehkreuz sowohl in der Erschließung wie auch im Handel von Öl, Gas und petrochemischen Erzeugnissen handelt.

Nicht von ungefähr ist Täbris auch Ausgangspunkt einer zwischen Täbris und dem türkischen Ankara verlaufenden Gaspipeline.

Wer auf das große Ganze blickt, nimmt wahr, dass die Region Täbris zu einer zentralen Anlaufstelle der neuen chinesischen Seidenstraße avancieren wird. Dieses Projekt wird die westchinesische Provinz Sinkiang schließlich mit den zentralasiatischen Nationen Kirgistan, Pakistan, Iran, Irak, Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan verbinden, um hierüber eine Verbindung zur Türkei und Westeuropa zu schaffen.

Ölinfrastruktur im Südirak im Fokus

Dass die Russische Föderation und die Volksrepublik China ihre Kontrolle über wichtige Erdölfelder im Raum des irakischen Basra ausweiten, fügt sich wie ein Dominostein in die strategische Komponente, die mit dem Bau der neuen Seidenstraße einhergeht.

Die Bagdader Regierung hatte kürzlich erst einen Betrag von umgerechnet 750 Millionen US-Dollar freigegeben, um den Bau von neuen Infrastrukturprojekten im Raum Basra anzustoßen. Chinesische Energie- und Bauunternehmen sehen sich in diese Projekte zu einem hohen Grad mit involviert.

Hierbei handelt es sich um einen Teil der zwischen Bagdad und Peking vereinbarten Investitionsinitiative, in deren Zuge dem Reich der Mitte fortan ein privilegierter Zugang zu den irakischen Rohstoffressourcen eingeräumt wird.

Auch der Bau eines neuen Zivilflughafens wird durch eine chinesische Firma im Auftrag der Bagdader Regierung im Südirak betrieben. Es verwundert kaum, dass dieser zurzeit im Bau befindliche Flughafen auch mit einer großen Cargo-Sektion versehen wird.

Denn die Pläne sehen vor, diesen neuen Flughafen zu einem Dreh- und Angelpunkt zwischen den im Süden des Iraks gelegenen Erdölfeldern zu machen. Entsprechend weiträumig soll auch der Bau von neu zu errichtender Straßeninfrastruktur in der Region sein.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite rudaw.net.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Die zunehmende Ausübung von Kontrolle über die iranischen und irakischen Ressourcen durch Russland und China könnte im Fall einer sich weiter zuspitzenden Energiekrise noch ernsthafte Folgen aus Sicht des Westens, insbesondere Europas, haben.

Es stellt sich einmal mehr die Frage danach, wo eigentlich die europäischen Konzerne sind, wenn solche Geschäfte ausverhandelt werden? Zumal unter der Prämisse, dass Europa ein mehr oder weniger rohstoffarmer Kontinent ist. Das mittelöstliche Spielfeld allein Russland und China zu überlassen, könnte sich irgendwann als großer strategischer Fehler oder schlicht als ein Mangel an Weitsicht erweisen.

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