Zu Wochenbeginn wird an die Ausführungen vom vergangenen Freitag angeschlossen. Das QT der Federal Reserve stand dabei im Zentrum der Betrachtungen. Um das Bondportfolio der Federal Reserve weiter abzubauen, werden zeitlich auslaufende Anleihen im kurz- wie auch im langfristigen Bereich zu deren Nennwert verkauft.

Die monatliche Obergrenze liegt zurzeit bei sechzig Milliarden US-Dollar pro Monat. In Monaten, in denen diese Obergrenze aufgrund eines Mangels an einer ausreichenden Anzahl von fällig werdenden Anleihen im langfristigen Laufzeitbereich nicht erreicht wird, lässt die Fed ebenfalls kurzfristige Papiere auslaufen, bis die entsprechende Obergrenze erreicht ist.

T-Bills stopfen möglicherweise entstehende Lücken

Diese T-Bills sind Teil der aktuell durch die Federal Reserve gehaltenen US-Staatsanleihen in einem Gegenwert von 4,93 Billionen US-Dollar. Als QT begann, verfügte die Fed über T-Bills in einem Gesamtumfang von 326 Milliarden US-Dollar.

Wenn diese kurzfristigen Papiere ausliefen, wurden deren Erträge durch die Fed oftmals sogleich in einen Ankauf von neuen T-Bills im Rahmen von Auktionen des amerikanischen Finanzministeriums reinvestiert.

Im Monat September sah sich die Fed dazu gezwungen, T-Bills in einem Volumen von rund zwanzig Milliarden US-Dollar aus der eigenen Bilanz zu entfernen, um die monatliche QT-Obergrenze von sechzig Milliarden US-Dollar zu erreichen.

Seit dem Beginn von QT im Juni 2022 hat die Federal Reserve in diesem Zuge T-Bills zu einem Betrag von 67 Milliarden US-Dollar (von ehedem 326 Milliarden US-Dollar) aus der eigenen Bilanz entfernt.

Bei der aktuellen Geschwindigkeit würde der Fed also noch eine ausreichende Anzahl von T-Bills über einen Zeitraum der nächsten zwei Jahre zur Verfügung stehen, um sich auftuende Lücken zu schließen.

Falls QT anhalten sollte, wird es auf Sicht Anpassungen geben müssen

Gesetzt den Fall, dass die Fed QT noch über die nächsten zwei Jahre durchhalten sollte, müsste ein sich anschließender Abbau von T-Notes an die neuen Gegebenheiten – und somit wahrscheinlich eine neue Obergrenze – angepasst werden.

Ende September verfügte die Federal Reserve über einen Anteil von 14,7 Prozent an allen ausstehenden US-Staatsanleihen. Angemerkt sei, dass dieser Wert angesichts des zuvor erreichten Hochs bei 19,1 Prozent gelegen hatte.

Dieser zu beobachtende Rückgang ist nicht einzig und allein QT oder dem Abbau von Bonds durch die Federal Reserve zuzuschreiben. Schließlich hat das US-Finanzministerium zuletzt eine rekordhohe Anzahl von neuen Staatsanleihen emittiert.

In diesem Zuge ist die offizielle Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten von Amerika auf 33,4 Billionen US-Dollar gestiegen. Blicken wir nun auf die durch die Fed gehaltenen MBS-Papiere (durch Hypotheken besicherte Anleihen).

Blick auf den MBS-Bereich

Die Fed hält in ihrem Bondportfolio neben US-Staatsanleihen auch staatlich garantierte MBS-Papiere, wofür die amerikanischen Steuerzahler die damit verbundenen Kreditrisiken tragen.

Die zuletzt deutlich gestiegenen Hypothekenzinsen haben die Häuserverkäufe in den Keller rauschen lassen, während Refinanzierungen förmlich kollabiert sind. Eine Abzahlung von ausstehenden Hypotheken unter den Kreditnehmern hat sich auf diese Weise verlangsamt, was wiederum auf den Tilgungsquoten in diesem Bereich lastet.

Seit dem Start von QT belief sich der monatliche Abbau der durch die Fed gehaltenen MBS-Papiere im Durchschnitt auf Beträge von zwischen fünfzehn und 22 Milliarden US-Dollar, was deutlich unterhalb der anvisierten Obergrenze von 35 Milliarden US-Dollar pro Monat liegt.

Seit dem Hoch sind die durch die Fed gehaltenen MBS-Positionen in einem Gegenwert von 260 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 2,47 Billionen US-Dollar gesunken. Dies entspricht dem niedrigsten Wert seit September 2021.

Angesichts des aktuellen Umfelds dürfte der anvisierte Abbau dieser Papiere länger dauern als ehedem geplant. Ausländische Drittparteien stellten ihre Repos bei der Fed im Monat April glatt.

Ein Großteil dieser bis dahin offenen Positionen dürfte den „Nothilfemaßnahmen“ zugunsten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) während deren „Rettung“ vor dem Untergang der Credit Suisse Group zugute gekommen sein.

Blick auf das Discount Window

Am aufmerksam beobachteten, jedoch unrühmlichen, Discount Window der Fed kam es auch im Monat September kaum zu Bewegung. Kommerzielle Geschäftsbanken verschafften sich hierüber gerade einmal einen Betrag von knapp 2,7 Milliarden US-Dollar an Liquidität. Im Panikmonat März hatten diese Ausleihungen noch bei 154 Milliarden US-Dollar gelegen.

Über das Discount Window der Fed verschaffen sich kommerzielle Geschäftsbanken nur in Notfällen und höchst ungern frisches Geld, da diese Ausleihungen mit einem Stigma behaftet sind.

Hinter vorgehaltener Hand gelten Akteure, die sich über das Discount Window Liquidität verschaffen, als potenzielle Pleitekandidaten. Dementsprechend wächst der Grad der Vorsicht im regulären Geschäftsverkehr unter den Konkurrenten.

Zusätzlich kommt hinzu, dass die Geld- und Liquiditätsbeschaffung über das Discount Window der Fed sehr teuer ist. Nach den signifikanten Zinsanhebungen durch die Fed beläuft sich der durchschnittliche Zinssatz für Discount-Window-Kredite zum aktuellen Zeitpunkt auf 5,5 Prozent.

Gleichzeitig werden kommerzielle Geschäftsbanken durch die Fed dazu aufgefordert, werthaltige Sicherheiten zu fairen Marktbewertungen unter strikten Bedingungen bei der Fed für einen Erhalt von solchen Darlehen zu hinterlegen.

Es verwundert unter diesen Umständen keineswegs, dass Banken für gewöhnlich davon absehen, das Discount Window der Fed überhaupt in Anspruch zu nehmen. Wer sich dennoch hierüber Liquidität beschafft hat, ist bestrebt, diese Außenstände so schnell wie möglich zu begleichen.

BTFP: Winzig im Vergleich zu den durch Banken gehaltenen Vermögenswerten

Um das Discount Window außen vor zu lassen, hatte die Federal Reserve im Panikmonat März, in dem es zu einer Reihe von Bankpleiten in den Vereinigten Staaten gekommen war, das sogenannte Bank Term Funding Program (BTFP) aus der Taufe gehoben.

Auch in den Monaten August und September verschafften sich kommerzielle Geschäftsbanken noch immer jeweils 108 Milliarden US-Dollar über diese Liquiditätsquelle. Kommerzielle Geschäftsbanken sehen sich mittels BTFP dazu in der Lage, sich über ein Jahr zu einem festgelegten Zinssatz mit benötigter Liquidität vollzusaugen.

Ähnlich wie im Fall des Discount Windows besteht aus Sicht aller Finanzakteure die Notwendigkeit, diverse Sicherheiten zu aktuellen Marktbewertungen bei der Fed gegen eine frische Kreditvergabe zu hinterlegen.

Nichtsdestotrotz ist BTFP winzig im Vergleich mit den durch Amerikas Banken und Finanzinstitute gehaltenen Gesamtvermögenswerten in einem Umfang von knapp 22 Billionen US-Dollar.

Aus einer Grafik von Wolf Richter von der Seite wolfstreet.com geht hervor, wie sich die Kreditnahme am Discount Window der Fed im Vergleich mit BTFP seit März dieses Jahres entwickelt hat. Wie nicht anders zu erwarten, handelt es sich um eine jeweils gegenläufige Entwicklung.

Dass die Kredit- und Liquiditätsversorgung unter amerikanischen Banken unter Nutzung von BTFP nach wie vor auf einem hohen Niveau anhält, lässt darauf schließen, dass die Probleme im gesamten Sektor noch immer existent sind.

Sollte sich hieran bis Februar nächsten Jahres nichts ändern, würde es nicht verwundern, falls die Federal Reserve eine zeitliche Ausweitung des Programms um ein weiteres Jahr bekannt geben würde.

Wer die Lage und aktuellen Entwicklungen an den Bondmärkten, den Aktienmärkten und den gewerblichen Immobilienmärkten (CRE / Commercial Real Estate) im Auge behält, wird zu dem Schluss gelangen, dass QT einen bis hierin bereits erheblichen Blutzoll unter vielen Marktteilnehmern eingefordert hat.

Umso länger die Hochzinsphase und der Abbau des Bondportfolios der Federal Reserve anhalten, desto schmerzhafter und spürbarer wird dieser zu leistende Blutzoll ausfallen. És empfiehlt sich, die Situation in den Vereinigten Staaten mit der Lage in der Eurozone zu vergleichen.

Blick in die Eurozone

Die Europäische Zentralbank hat ihr Bilanzbuch im Zuge von QT seit dem erreichten Hoch um immerhin 1,77 Billionen Euro auf 7,07 Billionen Euro zurückgeführt. Ein Anteil von rund 43 Prozent aller während der Covid-Jahre erworbenen Anleihen befindet sich inzwischen nicht mehr im Portfolio der Europäischen Zentralbank.

Auch in der Eurozone setzt sich QT also auf unbeirrte Weise fort. Momentan ist das Volumen der durch die Europäische Zentralbank gehaltenen Anleihen auf den niedrigsten Wert seit Dezember 2020 gesunken.

Seit dem Hoch im Juni 2022 sind die durch die Europäische Zentralbank gehaltenen Anleihen um rund zwanzig Prozent gesunken.

Einerseits hatte die Europäische Zentralbank kommerziellen Geschäftsbanken in der Eurozone im Zuge ihres QE-Programms zinsgünstige Liquidität in Höhe von 2,23 Billionen Euro zur Verfügung gestellt.

Andererseits kaufte die Europäische Zentralbank Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und durch verschiedene Vermögenswerte besicherte Anleihen (ABS-Papiere) an. Auf diese Weise pumpte die Europäische Zentralbank gut 4,96 Billionen Euro in den heimischen Finanzmarkt.

Die Bondpreise sind in diesem Zuge in der Eurozone auf eine solch massive Weise gestiegen, dass viele Zinssätze im Staatsanleihe- und Unternehmensbondsektor für eine ganze Weile in den negativen Bereich abgedriftet waren.

Allein hierbei handelte es sich historisch betrachtet um eine Absurdität. Die mittlerweile deutlich gestiegenen Zinsen machen nun Banken und vielen anderen Marktakteuren das Leben zur Hölle, da sich die Bondzinsen „normalisieren“ und die die daraus resultierenden Verluste mit zu dem Bankenbeben im März dieses Jahres beigetragen haben.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht der Federal Reserve Bank.



Dieser Bericht wird fortgesetzt. Ein abschließendes Fazit wird entsprechend erfolgen.

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