Der Zinssatz, den die Fed Geschäftsbanken für ihre geparkten Reserven zahlt, erweist sich seit jeher als eines der wichtigsten Instrumente, mittels denen die Fed die kurzfristigen Zinsen zu beeinflussen versucht. Werfen wir einen Blick auf das Bilanzbuch der Fed, das kürzlich unter die Schwelle von $4 Billionen gerutscht ist.

Seit dem Beginn ihrer Bilanzschrumpfung hat die Federal Reserve einst im Zuge ihrer QE-Programme angekaufte Anleihen (amerikanische Staatsanleihen und MBS-Papiere) in einem Gesamtumfang von $501 Milliarden aus ihrer Bilanz rollen lassen. Entgegen zuvor anders lautender Pläne wird die maximale Höhe der monatlichen Bilanzschrumpfung nun zunächst auf $30 Milliarden gekappt.

Ab Mai wird diese Schwelle dann auf maximal $15 Milliarden pro Monat sinken. Unter dem alten Bilanzschrumpfungsplan wäre es bis September zu einem US-Staatsanleiheabbau in einem Gesamtumfang von $173 Milliarden gekommen. Dieser Betrag wird aufgrund der nun kommunizierten Kappung auf $125 Milliarden sinken.

Zum aktuellen Zeitpunkt hält die Fed noch US-Staatsanleihen in einem Gegenwert von $2,18 Billionen. Bis Ende September wird sich dieser Betrag – falls es in der Zwischenzeit nicht zu weiteren Änderungen kommt – auf $2,05 Billionen verringern. Es verwundert nicht, dass die Fed auf einen internationalen Käuferstreik zu reagieren beginnt, um ihren Abbau von einst angekauften US-Staatsanleihen zu verlangsamen.

Anders sehen die Dinge im Sektor der durch Hypotheken besicherten Anleihen (MBS) aus, die nach wie vor in einer Geschwindigkeit von $20 Milliarden pro Monat abgebaut werden sollen.

Auch nach Oktober soll sich an der MBS-Abbaugeschwindigkeit nichts ändern, wohingegen es im US-Staatsanleihebereich dann zu Änderungen kommen wird, da ab diesem Zeitpunkt Erträge aus auslaufenden US-Regierungsbonds in den Ankauf von neuen US-Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten fließen sollen.

Ich hatte in einem vorherigen Bericht zu diesem Thema bereits von einer neuen Operation Twist gesprochen. In diesem Zuge werden MBS-Papiere in der Fed-Bilanz sukzessive durch US-Staatsanleihen substituiert, bis die Fed ihr erklärtes Ziel erreicht haben wird, das vorsieht, demnächst nur noch Regierungsbonds in der eigenen Bilanz zu halten.

Um diese Entwicklung zu beschleunigen, teilte die Fed zuletzt mit, MBS-Papiere unter Umständen direkt verkaufen zu wollen, anstatt auf deren Auslauftermine zu warten. Vor dem Beginn von QE wuchs das Bilanzbuch der Fed auf Basis des im Umlauf befindlichen Geldes und den durch Geschäftsbanken bei der Fed geparkten Reserven.

In Relation zum US-BIP hielt sich das Bilanzbuch der Fed in dieser Zeit relativ stabil in einer Spanne von zwischen 4,5% und 6,0%. Auf dem Höhepunkt der Fed-QE-Orgie kletterte dieses Verhältnis bis Ende des Jahres 2014 auf sage und schreibe 25%, wie Fed-Chef Powell in der sich am Mittwoch an die Fed-Zinssitzung anschließenden Pressekonferenz ausführte. Bis September soll sich dieses Verhältnis auf 17% verringern.

Im Angesicht eines ab September stagnierenden Abbaus von gehaltenen Vermögenswerten und Prognosen zu einer anhaltenden Expansion des US-BIPs würde sich die Größe des Bilanzbuchs der Fed in Relation zum US-BIP in den nächsten Jahren – zumindest theoretisch – weiter verringern.

Es fällt automatisch auf, dass das Einsetzen einer Rezession in den USA solchen Plänen und Erwartungen einen dicken Strich durch die Rechnung machen würde. Dabei basiert dieser Plan darauf, die Fed im Laufe der nächsten zehn Jahre wieder in die Lage zu versetzen, das eigene Bilanzbuch im Einklang mit einer weiter wachsenden US-Wirtschaft abermals zu expandieren.

Sie sehen selbst, dass die Fed sich auf sehr dünnem Eis bewegt. Denn die aktuell verfolgten geldpolitischen Pläne der Fed hängen von so vielen undefinierbaren Variablen, Wenn´s, Ob´s und Aber´s ab, dass sich in absehbarer Zukunft mit weiteren geldpolitischen Änderungen in den USA rechnen lässt. Änderungen dürften eher zu einer Regel denn zu einer Ausnahme werden, was einem der Fed-Ziele, zur Finanzstabilität beizutragen, entgegenliefe.

Die Fed hat sich soeben nicht nur dem wachsenden Druck des Weißen Hauses und der Wall Street gebeugt, sondern Amerikas Institution der letzten Instanz macht sich selbst zu einem immer unberechenbareren Faktor. Die Folgen dieser sich langsam aber sicher durchsetzenden Erkenntnis werden zu gegebenem Zeitpunkt für neue Turbulenzen sorgen.   

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