Im Angesicht der Debatten um das Bilanzschrumpfungsprogramm der Federal Reserve lohnt sich aus meiner Sicht ein Blick auf die aktuelle Entwicklung. Laut Mitteilung der Fed sind im Januar zeitlich auslaufende Vermögenswerte in einem Gesamtumfang von $32 Milliarden aus der Bilanz ausgesondert worden.

Damit ist das Bilanzbuch der Fed auf nunmehr $4,026 Billionen gesunken, dem niedrigsten Niveau seit Jahresbeginn 2014. Seit Beginn des Bilanzschrumpfungsprogramms sind ehedem gehaltene US-Staatsanleihen und durch Hypotheken besicherte Anleihen (MBS-Papiere) in einer Gesamthöhe von $434 Milliarden in der Bilanz abgebaut worden.

    

Als die Fed ihren Bilanzschrumpfungsplan im Jahr 2017 vorstellte, wurde darauf aufmerksam gemacht, dass mit dem Erreichen des Programmhöhepunkts $30 Milliarden in Staatsanleihen sowie $20 Milliarden in MBS-Papieren jeden Monat im „Autopilotmodus“ abgebaut werden sollen. Wie ist es im Januar gelaufen?

Die Fed lässt zeitlich auslaufende Anleihen aus ihrer Bilanz „ausrollen“, ohne diese Papiere durch einen Kauf neuer Papiere zu ersetzen. Die gehaltenen Anleihen laufen jeweils entweder zur Monatsmitte oder zum Monatsende aus.

Bis zum 15. Januar liefen $1,78 Milliarden in Form von inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS) – zuzüglich einer Zahlung in Höhe von $305 Millionen für den Inflationsschutz – aus.  Bis Ende Januar liefen sodann weitere Staatsanleihen in einem Umfang von $11,7 Milliarden aus.

Die eigens gesetzte Abbau-Zielmarke in Höhe von $30 Milliarden wurde im Januar also nicht erreicht. Bezieht man eine Reihe von anderen gehaltenen Vermögenswerten in diesem Sektor mit ein, haben sich die durch die Fed im Januar gehaltenen US-Staatsanleihebestände um $17 Milliarden verringert.

Seit dem Beginn des Bilanzschrumpfungsprogramms sind die durch die Fed gehaltenen US-Staatsanleihepositionen um insgesamt $260 Milliarden auf $2,206 Billionen gesunken. Die nachfolgende Grafik legt hierüber Zeugnis ab:

    

Ein bedeutsamer Teil des QE-Programms der Fed fußte auf dem Ankauf von durch Fannie Mae, Freddie Mac und Ginnie Mae garantierten MBS-Papieren. Wenn die Zinsen sinken und Hypotheken in diesem Fall in hoher Anzahl refinanziert werden, erweisen sich auch die Verkäufe an den Häusermärkten als hoch, so dass es zu einer Abzahlung vieler Hypotheken im Zuge dieses Prozesses kommt.

Steigende Zinsen verursachen hingegen ein Umfeld von massiv sinkenden Refinanzierungen, die Abzahlung vieler Hypotheken gerät ins Stocken. Wenn die Hausverkäufe – wie momentan – sinken, kommt es zu einer Abzahlung von noch weniger Hypotheken. Auch im Hinblick auf die durch die Fed gehaltenen MBS-Papiere stockt demnach also der Kapitalfluss.

Im letzten Oktober kletterte die Schwelle für auslaufende MBS-Papiere auf $20 Milliarden pro Monat. Doch aufgrund der aktuellen Entwicklungen an den Häuser- und Kreditmärkten wird diese Schwelle nicht in jedem Monat voll erreicht. Im Januar sank die MBS-Bilanz der Fed um weitere $15 Milliarden auf $1,622 Billionen.

    

Dieses Niveau wurde zuletzt im April 2014 gesehen. Seit dem Beginn der Bilanzschrumpfung sind gehaltene MBS-Papiere in einem Gesamtumfang von $149 Milliarden abgebaut worden. Trotz allem hat sich der Abbau von gehaltenen Fed-Anleihen im Januar im „Autopilotmodus“ fortgesetzt – und zwar um insgesamt $32 Milliarden.

Flexibilität? Wall Street spekuliert bereits über geldpolitische Wende

Neben einer in Aussicht gestellten Zinsanhebungspause im ersten Halbjahr 2019, ist das große Thema an der Wall Street momentan der ebenfalls in Aussicht gestellte schnellere Abbau von MBS-Papieren zur Substitution von einigen dieser Papiere durch kurzläufige Staatsanleihen.

Ziel ist es, die durchschnittliche Laufzeit des Fed-Portfolios – aktuell durchschnittlich acht Jahre – auf diese Weise zu verkürzen, um sich mehr Flexibilität zu verschaffen. An der Wall Street hat diese Entwicklung zu Spekulationen geführt, laut denen die Federal Reserve schon bald eine Kehrtwende in ihrer Geldpolitik verkünden könnte.

In diesem Zuge wird darauf gehofft, dass der Leitzins in den USA wieder gesenkt und das Anleihekaufprogramm (QE) abermals reinitialisiert wird. Bedeutsamste Frage hierbei ist, ob sich der Abbau des Fed-Bilanzbuchs im „Autopilotmodus“ fortsetzen – oder ob es zu einer Verlangsamung oder gar einem Stopp des Abbaus – kommen wird.

Weiter im Autopilot? Keine Zeichen für neues QE

Diese Frage ist automatisch mit Spekulationen um eine Wiederauflage von QE in dem Versuch einer Verhinderung eines Rezessionsausbruchs in den USA verbunden. Hierauf deutet zum aktuellen Zeitpunkt – unter Bezugnahme auf Aussagen der Fed – nichts hin.

Vielmehr hat eine Reihe von Fed-Gouverneuren in Aussicht gestellt, MBS-Papiere in einem schnelleren Tempo mittels direkten Verkäufen abbauen zu wollen, um hieraus generierte Erträge teilweise in kurzläufige US-Staatsanleihen zu investieren.

Aus Sicht einer massiv wachsenden Verschuldung des US-Staats bei sinkenden Treasury-Bond-Käufen durch ausländische Anleger würde ein solcher Schwenk aus Sicht der Fed und der Washingtoner Regierung durchaus Sinn machen.

Die sich hieraus ableitenden Effekte würden allerdings bei Weitem nicht den aktuell an den Finanzmärkten und an der New Yorker Wall Street gehandelten Hoffnungen auf eine baldige Wiederauflage von QE entsprechen…

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