Im heutigen Bericht wird ein wenig eingehender auf die weltweite Lage an den Bitcoin- und Krypto-Märkten geblickt. Es ließ sich über die vergangenen Wochen kaum vermeiden, die potenziellen Folgen und Auswirkungen, die sich aus dem Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX ableiten könnten, redaktionell zu begleiten.

Über dieses Vorkommnis sind einige andere Entwicklungen in den Hintergrund geraten, die heute ins Zentrum der Berichterstattung gerückt werden sollen. So soll Sitiveni Ligamamada „Steve" Rabuka, der Ende vergangenen Jahres frisch gewählte Premierminister der Fidschi-Inseln, in Erwägung ziehen, ein Gesetzeswerk mit auf den Weg zu bringen, in dessen Zuge Bitcoin zu einem offiziell anerkannten Zahlungsmittel auf den Fidschis avancieren würde.

Ein ausgemachter Bitcoin-Bulle

Rabuka hält sich zwar selbst mit offiziellen Erklärungen zu diesem Thema noch zurück, doch zuletzt hatte Lord Fusitu'a, ehedem Parlamentsabgeordneter im benachbarten Tonga, bestätigt, dass der zum zweiten Mal auf den Fidschis als Premierminister amtierende Sitiveni Rabuka ein Bitcoin-Bulle sei.

Es sei definitiv der Fall, dass Sitiveni Rabuka zum Lager der Bitcoin-Befürworter gehöre, wie Lord Fusitu'a gegenüber Cointelegraph und auf seinem eigenen Twitter-Kanal ausführte. Lord Fusitu'a spielte ferner auf eine schwebende Gesetzgebungsinitiative in seiner Heimat Tonga an.

Danach könnte es spätestens im zweiten Quartal 2023 zu einer Gesetzgebungsverabschiedung in Tonga kommen. Des Weiteren stellte Lord Fusitu'a eine generelle Akzeptanz von Bitcoin als ein in der Zukunft offiziell anerkanntes Zahlungsmittel im gesamtem Südsee- und Pazifikraum in Aussicht.

Wasser auf die geplagten Mühlen der Anleger

Nach den vielen Pleiten, Pech und Pannen, die Krypto-Investoren in den letzten Wochen und Monaten über sich ergehen lassen mussten, beispielhaft seien hier nur die Zusammenbrüche von FTX, Celsius, Three Arrows Capital und Terra / Luna erwähnt, sind Nachrichten dieser Art selbstverständlich Wasser auf die Mühlen der weltweiten Bitcoin-Anlegergemeinde.

Zuvor hatte bereits der salvadorianische Präsident Nayib Bukele mitgeteilt, Bitcoin zu einem offiziellen Zahlungsmittel zu machen, was in El Salvador nun auch schon seit einiger Zeit de facto der Fall ist.

Sowohl Tonga als auch die Fidschi-Inseln könnten die nächsten Jurisdiktionen auf der Welt sein, die diesem Beispiel folgen werden. Gegenüber Cointelegraph erklärte Lord Fusitu'a des Weiteren, dass der neue Premierminister der Fidschi- Inseln im Rahmen einer im letzten Jahr abgehaltenen Zoom-Konferenz detaillierte Anweisungen erhalten habe, wie sich Bitcoin als offiziell anerkanntes Zahlungsmittel einführen ließe.

Die damit verbundenen Erwartungen sind enorm. Beide Länder könnten nämlich von einer solchen Entwicklung in einem außergewöhnlichen Ausmaß profitieren. Einerseits wird damit gerechnet, dass Überweisungen der im Ausland lebenden Tongalesen und Fidschianer in die Heimat auf diese Weise deutlich zulegen könnten.

Immerhin beliefen sich die getätigten Überweisungen der im Ausland lebenden Fidschianer im Jahr 2021 auf einen Anteil von 11,3 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt der Insel-Nation.

Unter Bezugnahme auf Daten der Weltbank sieht die aktuelle Lage mit Blick auf Tonga noch dramatischer aus. Denn hier entstammte ein Anteil von sagenhaften 45,5 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt aus Überweisungen von im Ausland lebenden Tongalesen.

Andererseits scheinen dem energieintensiven Bitcoin-Mining weder auf den Fidschi-Inseln noch auf Tonga irgendwelche Grenzen gesetzt zu sein. Beide Nationen profitieren in diesem Bereich von ihrer geologischen Beschaffenheit.

Denn die Vulkanaktivitäten sind sowohl auf Tonga als auch auf den Fidschi-Inseln sehr hoch. Ferner verfügen zumindest die Fidschi-Inseln darüber hinaus auch über ein hohes Ausmaß an Wasserkraftkapazitäten.

Ein Blick nach Brasilien

Wir verlassen den Südsee-Raum, um nach Brasilien zu blicken. Es soll im heutigen Bericht weniger um die Wahlturbulenzen und die in den vergangenen Tagen durch Anhänger von Jair Bolsonaro gestürmten Regierungsgebäude und Gerichte als vielmehr um einen Hinweis auf aktuelle Gesetzgebungsverfahren im Land gehen.

So haben die brasilianischen Gesetzgeber bereits im November vergangenen Jahres an der Fertigstellung eines neuen Regulierungsgesetzeswerks gearbeitet, das sowohl den Handel als auch die Nutzung von Kryptowährungen (heißt also Bitcoin und andere) zu Zahlungszwecken erlauben würde.

Die inzwischen verabschiedete Gesetzgebung sieht vor, Bitcoin einen Stellenwert als digitales Wertspeichermedium zukommen zu lassen, das sich sowohl zur digitalen Wertaufbewahrung als auch zu Zahlungszwecken nutzen lassen würde.

Gleichzeitig würde Bitcoin zu einem Investmentvermögenswert aufgewertet, mittels dem sich in der Zukunft auch in andere Vermögenswerte im Land investieren ließe. Es fehlt momentan nur noch die Unterschrift des (alten) neuen Präsidenten Lula da Silva, um die ausgearbeiteten Regelungen im Land einzuführen.

Zu erwähnen bleibt, dass, es in Brasilien - anders als zuvor in Sachen von Tonga und den Fidschi-Inseln berichtet - trotz des parlamentarisch verabschiedeten Gesetzeswerks zu keiner Anerkennung von Bitcoin als offiziell anerkanntes Zahlungsmittel im Land kommen würde.

Hierbei mag es sich vielleicht noch um Zukunftsmusik handeln. Gerechnet wird allerdings damit, dass die brasilianische Notenbank zukünftig als Aufsichtsinstanz für Bitcoin-Transaktionen fungieren würde.

Parallel hierzu würde die brasilianische Wertpapieraufsichtsbehörde unter aller Voraussicht als Kontroll- und Aufsichtsinstanz fungieren, wenn Investments im Land mittels Bitcoin und vielleicht auch anderen ausgewählten Kryptowährungen getätigt werden können.

Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die Gesetzgeber bei der Ausarbeitung des Gesetzes neben der brasilianischen Notenbank auch durch die heimische Steuerbehörde und die Wertpapieraufsichtsbehörde unterstützt wurden.

Bitcoin erfreut sich in Brasilien einer enormen Popularität

Es scheint an einem solchen Gesetz nichts mehr herumzugehen, da sich insbesondere Bitcoin mittlerweile einem derart hohen Grad der Popularität unter weiten Teilen der brasilianischen Bevölkerung erfreut.

Inzwischen werden an manchen Werktagen bereits mehr Kryptowährungen, wie beispielsweise Bitcoin, als Aktien gehandelt. Mittels des auf den Weg gebrachten Gesetzes sollen sich die Transaktionen im Krypto-Universum nochmals vervielfachen.

Gleichzeitig wurde ein unzweideutiges Regulierungswerk aus der Taufe gehoben, dessen Befolgung neben der Notenbank in der Zukunft auch die beiden anderen zuvor erwähnten Regierungsbehörden beaufsichtigen sollen.

So würden Dienstleister in diesem Bereich, allen voran Krypto-Börsen, zukünftig auf eine weitaus intensivere Weise als in der Vergangenheit in Brasilien reguliert. Wer sich unter diesen Akteuren nicht an spezifische Gesetze und Verfahrensweisen halten wird, läuft Gefahr, seine Lizenz entzogen zu bekommen.

Hiervon betroffen sind ebenfalls Handelsunternehmen, Transaktionsanbieter, Verwalter oder Unternehmen, die im Auftrag von Drittkunden Käufe oder Verkäufe von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen tätigen.

Ausländischen Unternehmen und Anbietern wird es zudem nur erlaubt sein in diesem Bereich in Brasilien tätig zu sein, falls die Behörden der Bundesregierung diesen Akteuren zuvor eine explizite Autorisierung erteilt haben.

Schwarze Schafe scheinen den Glauben an eine prosperierende Zukunft nicht zu beeinträchtigen

Angesichts der jüngsten Vorfälle um die Krypto-Börse FTX und deren Handelsarm Alameda Research werden zudem Stimmen im Land laut, die eine strikte Trennung des Firmenkapitals von dem verwalteten Einlagekapital unter Kunden von Krypto-Börsen fordern.

Erinnert sei daran, dass bereits zuvor und dann auch im Rahmen des Insolvenzverfahrens um FTX bekannt wurde, dass Firmenstammkapital mit Kundeneinlagekapital durch die Betreiber von FTX vermischt wurde, wozu es laut Aufsichtsbehörden in der Zukunft keinesfalls mehr kommen dürfe.

Dass die Betreiber darüber hinaus über einen sogenannten Hintertür-Zugang zu den durch Kunden bei FTX deponierten Kryptowährungen verfügten, steht dabei auf einem noch ganz anderen Blatt. Hierbei handelte es sich schlichtweg um ein kriminelles Delikt.

Eine schmuddelige Form des Geldes?

Wie dem auch sei, so gab es über die letzten Wochen auch einige weniger positive Berichte und Meldungen im Bitcoin-Universum. In diesem Zuge werden Bitcoin & Co. in einem zunehmenden Ausmaß als „schmutzige oder schmuddelige“ Form des Geldes betrachtet

Nachdem der Tesla-Konzern von Elon Musk bereits im Mai 2021 angekündigt hatte, Bitcoin aufgrund von Klimawandel-Bedenken nicht mehr akzeptieren zu wollen (worauf eine Reihe von Flip Flops folgten), ist es zu ähnlichen Ankündigungen auch durch Wikipedia oder die Organisation Greenpeace gekommen. Hierauf schlossen sich auch andere Organisationen und Unternehmen an.

Auch in der Europäischen Union ist es unterdessen zur Verabschiedung eines zuvor lange erwarteten Regulierungsgesetzwerks gekommen. Wäre es aufgrund von Umweltbedenken zu einem generellen Handels- und Mining-Verbot samt einer Reihe von anderen vorgesehenen Verboten in dem Gesetzestext gekommen, hätte sich eine solche Entwicklung innerhalb der Europäischen Union de facto mit einem Krypto-Bann gleichsetzen lassen, wie Kritiker damals bemängelten.

Nichtsdestotrotz gehen im Krypto-Universum Befürchtungen um, dass das Fundament, das zu einem späteren Zeitpunkt zu einem solchen Ergebnis führen könnte, gelegt worden sein mag.

Vor allem Abgeordnete der Sozialdemokraten, der Grünen und anderen linkslastigen Parteien befürworten wahrscheinlich aus ideologischen Gründen einen solchen Bann, brachten es im Zuge der letztjährigen Abstimmung allerdings nicht zu einer Mehrheit.

So sehen sich Emittenten von Krypto-Münzen, in den meisten Fällen Startup-Unternehmen, seit dem vergangenen Jahr dazu verpflichtet, spezifische Angaben zu deren Energieverbrauch und den damit verbundenen Co2-Emissionen zu machen. Auch Brokern und Krypto-Börsen ist gegenüber ihren Kunden eine solche Informationspflicht auferlegt worden.

Nachdem die Organisation Greenpeace finanzielle Spenden in Form von Bitcoin zwischen den Jahren 2014 und 2021 Willkommen hieß, distanzierte sich Greenpeace nach einer in den Vereinigten Staaten durch den dortigen Ableger initiierten Anti-Bitcoin-Kampagne generell von dieser Spendenmöglichkeit.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) scheint Bitcoin & Co. naturgemäß nicht viel oder überhaupt nichts abgewinnen zu können. So kam es im Verlauf des letzten Jahres wiederholt zu Warnungen durch die EZB, die sich inhaltlich vor allem um umweltschädigende Mining-Aktivitäten sowie zu hohe Emissionswerte drehten.  

Erst Ende November 2022 war es zur Publikation eines extrem ablehnenden Blog-Beitrag durch zwei hochrangige EZB-Vertreter gekommen, in welchem die Autoren zu dem Schluss gelangten, dass einerseits Bitcoins konzeptuelles Design und auf der anderen Seite dessen technologische Mängel Bedenken nährten, ob Bitcoin als Zahlungsmittel dienen könne.

Gesagt sei, dass als Zahlungsmittel alles dienlich sein kann, worauf sich eine ausreichende Anzahl von Menschen und Handelspartner untereinander einigen. Selbstverständlich möchten Zentralbanken und staatliche Behörden nicht ihre volle Kontrolle über die Emission des Geldes einbüßen, ohne sich dabei zu fragen, weshalb das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der EZB und in andere staatliche Behörden unter wachsenden Teilen der Bevölkerungen in der Europäischen Union in zunehmendem Ausmaß schwindet.

Es gibt Beobachter wie Tuur Demester, die die Dinge und Entwicklungen langfristig im Auge behalten. Im Spätherbst des letzten Jahres schrieb Tuur Demester in einer Twitter-Botschaft, dass die EZB vor zehn Jahren in ihrem ersten erschienenen Bericht zu Bitcoin zu einer völlig anderen Sichtweise und Einschätzung der Lage gelangt war.

 

Damals hieß es, dass virtuelle (digitale) Währungen im Extremfall einen Substitutionseffekt auf das durch Zentralbanken emittierte (Fiat-)Geld ausüben könnten, falls diese Währungen in einem großen Umfang genutzt und akzeptiert werden sollten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite von cointelegraph.com.

Eine Einschätzung der Entwicklungen findet im Fortsetzungsteil statt.

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