Ein Blick nach Frankreich genügt, um zu erkennen, dass die gesellschaftlichen Spannungen in den letzten Monaten auf eine enorme Weise zugenommen haben. Eine Bestreikung von Raffinerien, Bahnhöfen, Flug- und Seehäfen samt einer sich temporär wiederholenden Blockade von wichtigen Autobahnen droht die französische Wirtschaft zu einem Stillstand zu bringen.

Frankreich ist innenpolitisch völlig aus dem Häuschen

Nachdem in den letzten Wochen das Rathaus von Bordeaux in Flammen gesetzt und eine Steuerbehörde in der Stadt Bron niedergebrannt wurde, kam es vor Ostern auch zu einem Sturm der Demonstranten auf die Pariser Zentrale des Vermögensverwalters BlackRock.

Es stellt sich automatisch die Frage, wie lange die französische Gesellschaft diese sich intensivierenden Spannungen samt einer zunehmenden Gewaltbereitschaft unter den Protestlern noch wird aushalten können.

Frankreichs Staatspräsident Macron scheint sein „Heil“ unterdessen im Ausland zu suchen, um sich als eine Art Mittler zwischen den Interessen Amerikas und der Volksrepublik China zu geben. Herausgekommen ist nach den Gesprächen mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping vom Wochenende dann diese nachfolgende Feststellung.

„Europa muss seine Abhängigkeit von den USA reduzieren“ – Präsident Macron

Hört, hört, so sprach´s der bislang willfährige Vasall in einem Interview, womit sich der Kreis schließt, und wir abermals bei dem mittlerweile alles beherrschenden Thema der De-Dollarisierung angelangt sind.

Frage: Was könnte dem an einem seidenen Faden hängenden US-Dollar zumindest kurz- bis mittelfristig Auftrieb verschaffen? So unschön dieser Ausblick auch sein mag, so handelt es sich hierbei nichtsdestoweniger um eine weltweit platzende Schuldenblase.

Und so haben uns kurz vor Ostern neue Daten erreicht, aus denen hervorgeht, dass die Kreditvergabe in den Vereinigten Staaten in den letzten beiden Wochen des Monats März in Rekordhöhe zurückgegangen ist.

Überrascht diese Entwicklung? Wohl kaum. Denn unter anderem in diesem Bericht hatte ich Sie auf ein jüngst publiziertes Papier von TS Lombard aufmerksam gemacht.

In diesem Papier wurde davor gewarnt, dass der Ausblick auf einen deutlichen Rückgang der Kreditvergabebereitschaft unter Amerikas Banken nicht nur zu einer Kreditkontraktion führen, sondern dass eine solche Entwicklung auch wie eine zusätzliche Leitzinsanhebung um bis zu 150 Basispunkte (!) wirken wird.

Was heißt das für einen heillos überschuldeten Staat und bis über beide Ohren verschuldete Unternehmen und Verbraucher, samt einem auf tönernen (US-Dollar-)Füßen stehenden Finanzsystem? Ganz Recht, die zu erwartenden Kreditausfälle werden auf eine enorme Weise zunehmen – und zwar in allen Bereichen der Wirtschaft!

Hier ein kurzer Rückblick auf die Monate Januar und Februar, in denen sich diese Dinge bereits angebahnt hatten. Bereits damals ließ sich wie folgt beobachten:

USA bewegen sich (erwartungsgemäß) auf eine Kreditklemme zu

Dass mittlerweile eine Bankenkrise ausgebrochen ist, konnte wohl niemand ahnen (Vorsicht: Ironie!). Jüngst publizierte Daten der Federal Reserve Bank zeigen, dass der Rückgang der heimischen Kreditvergabe ein weit verbreitetes Phänomen in vielen Wirtschaftsbereichen gewesen ist.

Doch insbesondere die Kreditvergabe im privaten und gewerblichen Immobiliensektor wie auch Industriedarlehen seien in der zweiten März-Hälfte hiervon mit am stärksten betroffen gewesen. 

Angesichts der kurstechnisch an einem seidenen Faden hängenden Banken in den USA, war es am vergangenen Donnerstag dann die Super-Taube der Federal Reserve Bank in Form von St.-Louis-Fed-Präsident James Bullard, die wohl so kurz vor Ostern verbal noch einmal für Beruhigung an den Finanzmärkten zu sorgen beabsichtigte. Sehen Sie selbst.

Wenn eine Taube so kurz vor Ostern verbal zu Hilfe eilt, mag es schlechter aussehen als sich so mancher vorzustellen wagt

Übersetzung: „Feds Bullard erklärt, dass Folgewirkungen aus Bankenzusammenbrüchen wahrscheinlich nicht zum Ausbruch einer Rezession führen werden.“

Es sind in der Tat intellektuell und geistig nicht zu beneidende Menschen, die einen solchen Quatsch tatsächlich noch zu glauben bereit sind. Denn unter Umständen hat die Rezession in den USA schon längst begonnen! Es wird momentan wohl nicht nur die Bank of America sein, die hierzu ähnliche Ansichten vertritt.

Übersetzung: „Bank of America warnt nach Verlangsamung im ersten Quartal vor einer schrumpfenden Wirtschaft in den USA im zweiten Quartal.“

Doch zumindest Bankentitel konnten sich nach dieser Aussage von James Bullard vor Ostern noch ein klein wenig bis hin zu hauchzart von ihren zuletzt erreichten Tiefständen nach oben absetzen. Hierin wird wohl auch der eigentliche Grund dieser getätigten Aussage von James Bullard gelegen haben.

Steht der aktuelle Kreditzyklus vor seinem Ende?

Wie dem auch sei, so hielten auch die Kapitalabzüge unter Konteninhabern und Sparern in der letzten Woche in einem sich zumindest moderat vermindernden Tempo an. Es folgt der Blick auf einen Chart der Federal Reserve Bank of St. Louis, aus dem sich ablesen lässt, an welchem Punkt wir uns im aktuellen Kreditzyklus befinden könnten.

Dass sich die Kreditvergabe unter Amerikas Banken in einem nur so kurzen Zeitraum auf eine solch deutliche Weise abgeschwächt hat, lässt erahnen, dass es in der amerikanischen Wirtschaft Schuldenausfälle zu hageln droht. Allein schon ein sich im Tempo vermindernder Kapitalabzug von den Banken dürfte ausreichen, um die Kreditvergabebereitschaft in den USA zu belasten.

Denn Amerikas Banken werden sich die Frage stellen, welche potenziellen Kreditnehmer in dem sich jetzt abzeichnenden Umfeld überhaupt noch kreditwürdig sind?! Hinzu gesellt sich der Ausblick auf eine zusätzliche Zinsanhebung der Federal Reserve Bank Anfang Mai – und zwar von 4,75 bis 5,00 Prozent auf 5,00 bis 5,25 Prozent.

Die Flucht unter Konteninhabern und Sparern in Richtung von Geldmarktfonds könnte sich hierauf noch einmal intensivieren. Die unter Banken und sonstigen Kreditgebern in den Vereinigten Staaten vergebenen Darlehen sind in den letzten beiden März-Wochen kumuliert um knapp 105 Milliarden US-Dollar gesunken.

Hierbei handelt es sich um den höchsten Kreditvergaberückgang seit dem Beginn der Datenaufzeichnungen im Jahr 1974! Auf prozentualer Basis sanken die in diesem Zeitraum vergebenen Kredite um 0,86 Prozentpunkte – und damit so stark wie seit Dezember 2009 nicht mehr.

Mehr als 1,1 Billionen USD wurden bislang von US-Banken abgezogen

Die nächste Grafik gewährt einen Überblick über den bislang erfolgten Kapitalabzug von Amerikas Banken, der sich inzwischen auf mehr als 1,1 Billionen US-Dollar beläuft.

Interessant auch, dass der Anteil der privaten Haushalte, der inzwischen über eine maximale Verschärfung der Kreditvergabepraktiken unter Amerikas Banken im Vergleich zum selben Zeitpunkt des Vorjahres berichtet, auf ein neues Rekordhoch geklettert ist.

Seitens der Federal Reserve Bank of New York hieß es hierzu, pessimistischer in Bezug auf die zukünftige Kreditverfügbarkeit zu sein. Diese Warnung macht durchaus Sinn, wenn der massive Rückgang der Kreditvergabebereitschaft unter Amerikas Banken im gewerblichen Immobiliensektor berücksichtigt wird.

Hinzu kommt, dass ein Anteil von 10,87 Prozent unter Amerikas Verbrauchern mittlerweile davon ausgeht, in den nächsten drei Monaten nicht einmal mehr eine Minimumzahlung auf ausstehende Schulden leisten zu können.

Was könnte dem US-Dollar kurz- bis mittelfristig Auftrieb verleihen?

Nichtsdestotrotz, und das im aktuellen Umfeld, welches aufgrund einer sinkenden Kreditverfügbarkeit und dem Ausblick auf deutlich zulegende Schuldenausfälle disinflationär bis hin zu rein deflationär wirken sollte, gehen Amerikas Verbraucher zumindest kurzfristig von einem Wiederanziehen der Inflation aus.

Um abschließend auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, was den US-Dollar (siehe obigen Chart von tradingeconomics.com) vor einem anhaltenden Rückgang seines Außenwerts abhalten könnte, wäre mir zuallererst der Ausblick auf einen bevorstehenden (globalen) Schuldenbust in den Sinn gekommen.

Ein solches Ereignis würde die Nachfrage nach US-Dollars weltweit wahrscheinlich auf eine extreme Weise ankurbeln. Es wird für den Moment abzuwarten bleiben, ob der US-Dollar sein aktuelles Niveau wird halten können oder ob es zu einem Rücklauf des US-Dollar-Index in Richtung der Marke von 90 kommen wird.

Es lässt sich leichterdings vorstellen, welche Schlagzeilen die internationalen Medien im Fall eines solch möglichen Rücklaufs angesichts eines sich global intensivierenden Prozesses der De-Dollarisierung bestimmen werden. 

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht der Federal Reserve Bank of New York.


Dieser Bericht wird in einem zweiten Teil fortgesetzt.

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