2020 gab es bereits Ausfuhrbeschränkungen

Wir erinnern uns, dass einzelne Schwellenländer auf dem asiatischen Kontinent, so wie auch Russland, im vergangenen Jahr bereits Ausfuhrbeschränkungen im Bereich von als essentiell für die Versorgung der eigenen Bevölkerungen erachteten Agrarprodukte verhängt hatten.

Lebensmittelpreisindex im Dezember auf Drei-Jahres-Hoch

Unter diesen Landwirtschaftsprodukten befanden sich unter anderem Weizen, Getreide, Reis und Sorghum. Ein Blick auf die Entwicklung des Lebensmittelpreisindex von FAO zeigt, dass Agrar- und Lebensmittelpreise im Dezember nun den siebten Monat in Folge geklettert sind, allen voran verschiedene Öl- und Gemüsesorten sowie Milcherzeugnisse.

Im Dezember kletterte der Lebensmittelpreisindex von FAO auf 107,5 Punkte nach 105,2 Punkten im November. Ein übergeordneter Preisindex, der globale Agrarprodukte wie Milch, Zucker, Getreide, Ölsorten und Fleisch enthält, erreichte im Gesamtjahr 2020 ein Drei-Jahres-Hoch bei einem Durchschnittswert von 97,9 Punkten, was einem Anstieg von 3,1 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr entsprach.

Preise aus dem Rekordjahr 2011 noch weit entfernt…

Einschränkend lässt sich sagen, dass der FAO-Index damit trotz allem noch rund ein Viertel unterhalb des im bisherigen Rekordjahres 2011 verzeichneten Allzeithochs notiert. Doch niemand sollte die Zeichen der Zeit außer Acht lassen, da die Preise in vielerlei Bereichen auf rasante Weise weiter anziehen könnten.

Einen Vorgeschmack hierauf liefern beispielsweise verschiedene Speiseölsorten, die im Dezember auf Monatsbasis um durchschnittlich 4,7 Prozent im Preis anzogen, nachdem es bereits im November zu einem Preisanstieg von mehr als vierzehn Prozent im Vergleich mit dem Vormonat gekommen war.

...aber Zeichen der Zeit deuten auf weitere Preisanstiege hin

Laut FAO hätten diese verzeichneten Preisanstiege nach wie vor anhaltende Versorgungs- und Angebotsengpässe in den weltweit größten Speiseölproduktionsländern zur Grundlage. Der internationale Handel sei unter anderem auch aufgrund einer deutlichen Anhebung der Exportzölle in Indonesien beeinträchtigt worden.

Die internationalen Preise für Sojabohnen und Soja-Speiseöl, die zuletzt auf ein Vier-Jahres-Hoch geklettert waren, ließen sich teilweise auf einen zeitlich länger anhaltenden Streik im Produktionsland Argentinien zurückführen. Nicht nur Anbau und Ernten, sondern auch die Hafenlogistik seien hiervon betroffen gewesen.  

Auch die Weizen- und Getreidepreise zogen im Dezember um weitere 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat an. Im Gesamtjahr 2020 kletterten die Durchschnittspreise an diesen Märkten weltweit um durchschnittlich 6,6 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr.

Getrieben werden die Preise für Weizen, Mais, Sorghum und Reis aufgrund anhaltender Sorgen über eine Beeinträchtigung der Anbaubedingungen in den großen Ausfuhrnationen, zu denen neben der Russischen Föderation und Australien auch zahlreiche Nationen auf dem nord- und südamerikanischen Kontinent gehören.

In Argentinien gesellt sich aktuell noch eine fatale Dürreperiode hinzu, welche die Maispreise an der Chicagoer Börse zu Jahresbeginn auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch getrieben hatte. Auch die Preise für Sojabohnen kletterten in diesem Zuge kräftig.

Unter Analysten wird in den nächsten Quartalen vielerorts mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung gerechnet. Hierauf deutet auch die Entwicklung des Lebensmittelpreisindex von FAO hin. Der Preisauftrieb beläuft sich im Weizen- und Getreidebereich inzwischen auf rund zwanzig Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr, was dem höchsten Jahresanstieg seit dem Ausbruch des „Arabischen Frühlings“ im Jahr 2011 entspricht.

  

  

Beobachter treibt die Sorge um, dass eine Zunahme der finanziellen Verarmung nebst einer Unerschwinglichkeit von bestimmten Lebensmitteln selbst in den reichsten Nationen dieser Erde de facto zu einem echten Problem im Lauf der globalen Gesundheitskrise avanciert ist. Bilder und Videos aus den USA zeigen beispielsweise enorme Schlangen von Bedürftigen, die sich teils über eine Länge von mehreren Meilen vor Food Banks und Tafeln anstellen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Die aktuelle Entwicklung ist gefährlich, weil steigende Lebensmittelpreise zu einer Destabilisierung der sozialen und sozioökonomischen Lage in Ländern rund um den Globus zu führen droht. Eine sich fortsetzende Radikalisierung unter weiten Teilen der Gesellschaft wäre eine der daraus resultierenden Folgen. Ob es tatsächlich ein adäquates Rezept ist, wenn Zentralbanken weltweit knapp 1,5 Milliarden US-Dollar an frischer Liquidität pro Stunde in die Finanzmärkte pumpen, sollte jedermann für sich selbst entscheiden.

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