Zinsen seit langem wieder über Inflationsrate

Es ist die US-Großbank Goldman Sachs, die ihren Kunden mittlerweile empfiehlt, auch wieder verstärkt Cash zu halten. Denn das Halten von Bargeld weise im Angesicht der aktuellen Zinsentwicklung wieder positive Renditen auf inflationsbereinigter Basis auf.

Zwar könne man in ausgewählten Aktientiteln investiert bleiben, so Goldman in einem Bericht, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Doch Anleger sollten dabei nicht außer Acht lassen, Cashpositionen auf- und auszubauen. Plötzlich erweist sich Bargeld erstmals seit vielen Jahren wieder als konkurrenzfähige Anlageklasse im Vergleich zu Aktien.

Inzwischen sind die Zinsen an Amerikas Geldmärkten wieder auf deutlich über zwei Prozent geklettert. Die offiziell ausgewiesene Inflationsrate wurde damit erstmals seit langer Zeit wieder übertrumpft. Sollte die Federal Reserve ihren Zinsanhebungszyklus fortsetzen, wird das Halten von Bargeld im Vergleich zu Aktien also noch interessanter.

Rat zu defensiven Aktientiteln

Goldman rät Anlegern dazu, das eigene Aktienportfolio mit defensiven Titeln aus dem Energie- und Lebensmittelsektor zu bestücken. Denn bei Goldman wird mit Blick auf das nächste Jahr nur noch mit einer Generierung von einprozentigen Renditen seitens des S&P 500 Index gerechnet.

Zwar sahen sich die amerikanischen Aktienmärkte im September dazu in der Lage, nochmals neue Allzeithochs auszubilden, die jedoch nur knapp oberhalb der zu Jahresbeginn erreichten Höchstwerte notierten. Seitdem haben die großen Indizes Dow Jones, Nasdaq und S&P aber wieder Federn lassen müssen.

Charttechniker treibt aus diesem Grund die Sorge um, dass es in den großen Indizes in den Vereinigten Staaten zur Ausbildung eines Doppel-Tops gekommen sein könnte, worauf ein nachhaltiger Abschwung und neuer Bärenmarkt einsetzen könnte.

Amazon und Apple die größten Verlierer

Wer sich die FAANG-Titel einmal näher anschaut, wird feststellen, dass charttechnisch in den vergangenen Wochen mehrere wichtige Unterstützungsmarken gebrochen und nach unten aufgegeben worden sind. Dazu gehören insbesondere Amazon und Apple.

Der mittlerweile erfolgte Mini-Crash im Technologiesektor hat am stärksten mit dazu beigetragen, den S&P 500 Index seit September um acht Prozent in die Tiefe zu ziehen. Was den meisten Analysten ganz und gar nicht gefällt, ist die Tatsache, dass sich die globale Nachfrage nach iPhones von Apple deutlich abzuschwächen beginnt.

In diesem Zuge hat es auch viele der Apple-Zulieferer erwischt. Dazu zählen insbesondere Chip- und Prozessorhersteller rund um den Globus. Dass in Washington jetzt auch noch eine gesetzliche Verabschiedung von Technologieexportkontrollen für High-Tech-Produkte, die an China geliefert werden, in Erwägung gezogen wird, macht die Situation nicht besser.   

30% Wahrscheinlichkeit für eine Rezession

Allein zu Wochenbeginn büßte der Nasdaq-Index um rund drei Prozent ein. Trotz allem wird bei Goldman Sachs mit einer 50%igen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen, dass der S&P 500 Index im Jahr 2019 auf 3.000 Punkte klettern wird.

Den Ausbruch einer Rezession in den Vereinigten Staaten verortet Goldman bis zum Jahr 2020 bei einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent. Würde sich das Hineinschlittern in eine Rezession in den kommenden Monaten abzeichnen, müsse mit einem Rutsch des S&P 500 Index auf 2.500 Punkte bis zum Ende nächsten Jahres gerechnet werden.

Warten wir bis dahin ab, um zu gegebenem Zeitpunkt zu vergleichen, ob die Realität mit der Glaskugelprognose übereingestimmt haben wird.   

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