Die Internationale Energieagentur (IEA) hat gestern ihren monatlichen Energiemarktbericht publiziert, mit dem ein nicht sonderlicher positiver Ausblick einhergeht. Allen voran gilt dies aus Perspektive der Vereinigten Staaten von Amerika.

Wie aus dem neuen Monatsbericht der IEA hervorgeht, wird sich die Lage an den globalen Rohölmärkten in den kommenden Monaten nicht entspannen. Vielmehr müsse mit einer auch weiterhin sehr angespannten Angebots- und Versorgungssituation gerechnet werden.

Ölbestände befinden sich vielerorts auf historisch niedrigen Werten

Einerseits wird hierfür ein informelles Ölimportembargo des Westens gegenüber Russland verantwortlich gemacht. Andererseits befinden sich die Ölbestände in vielen Nationen auf historisch niedrigen Werten.

Gleichzeitig prognostiziert die IEA, dass die weltweite Nachfrage nach Destillaten wie Diesel und Benzin hoch bleiben wird, während das zur Produktion dieser Destillate benötigte Rohöl angebotstechnisch nicht mit dieser Nachfrage wird mithalten können.

Die aktuelle Lage an den internationalen Energiemärkten wird durch die IEA als Ruhe vor einem ausbrechenden Sturm bezeichnet. Denn trotz eines international wachsenden Drucks bei einer gleichzeitig sinkenden Rohölproduktion sei es der Russischen Föderation bislang gelungen, die eigenen Ölexporte auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten.

Allerdings zeichne sich am Sonntag das Auslaufen eines Ultimatums der Europäischen Union gegenüber großen Rohstoffhandelshäusern ab, die durch Brüssel dazu aufgefordert werden, ihre Geschäftsbeziehungen zu russischen Öl- und Gaskonzernen wie Gazprom und Rosneft ab diesem Zeitpunkt aufzugeben.

Russlands Erdölproduktion sinkt – trotz allem steigenden die Einnahmen des Kremls

Laut des IEA-Berichtes sei die Ölproduktion in der Russischen Föderation im Monat April um gut eine Million Fass pro Tag gesunken. Bis zum Ende dieses Jahres könnte sich diese Kennziffer auf rund drei Millionen Fass pro Tag belaufen. Nichtsdestotrotz erfreut sich das russische Finanzministerium zurzeit an Rekordeinnahmen aus dem Energiegeschäft.

Denn gleichzeitig zu einem tendenziell weiter sinkenden Rohölausstoß in Russland sind die Preise an den internationalen Energiemärkten – allen voran im Rohöl- und Gasbereich – über die letzten Wochen und Monate förmlich durch die Decke geschossen.

Kaum mehr zur Verfügung stehende Lagerkapazitäten im Raffineriebereich und eine sinkende Rohöl-, Benzin- und Dieselausfuhr der Russischen Föderation tragen laut IEA hauptsächlich mit zu einer anhaltend angespannten Angebotssituation an den globalen Energiemärkten bei.

Auch eine abermalige Freigabe von Teilen der strategischen Petroleumreserven in den USA habe hieran bislang nichts geändert, weil sich hiervon bislang nichts an den unter Engpässen leidenden Destillaten wie Benzin und Diesel beobachten lasse.

Nach wie vor erweist sich ebenfalls die Situation im Raffineriebereich als äußerst angespannt. So haben Raffineriebetriebe im Monat April über eine Gesamtweiterverarbeitung in Höhe von 78 Millionen Fass Rohöl pro Tag berichtet – und somit dem geringsten Ausstoß seit mehr als einem Jahr.

Insbesondere die Volksrepublik China habe hieran einen großen Anteil, da wichtige Teile des Landes erneut unter einem strikten Covid-Lockdown-Regime stünden. In diesem Zuge ist nicht nur die Rohöl- und Destillatenachfrage im Reich der Mitte gesunken, sondern auch der nationale Raffinerieausstoß habe aufgrund der vor Ort vorherrschenden Situation unter einem Mangel an Arbeitskräften gelitten. Auch in den USA sahen sich die Raffinieriekapazitäten im Monat April laut eines Berichts der Energy Information Administration nicht voll ausgelastet.

Benzin- und Dieselpreise steigen in den USA auf neue Rekordhochs

Ablesen lassen sich all diese Entwicklungen beispielsweise in den Vereinigten Staaten, wo die Benzin- und Dieselpreise ausgerechnet vor Beginn der diesjährigen Hauptreisesaison auf neue Rekordstände geklettert sind.

Hinzu geselle sich die Tatsache, dass sich die Preisverhältnisse zwischen den Vereinigten Staaten, Europa und Lateinamerika zuletzt verschoben haben. Wie die Energy Information Administration in einer ihrer jüngsten Wochenberichte mitteilte, hätten die Exporte von Destillaten wie Benzin und Diesel in den letzten Wochen deutlich über deren historischen Norm gelegen.

Hierin könnte sich mit ein Grund dafür finden, warum die gesamte amerikanische Ostküste zurzeit unter einer immensen Knappheit von Diesel bei gleichzeitig rekordhohen Preisen leidet.

In der aktuellen Woche sind die Dieselbestände mit einem ultra-niedrigen Schwefelgehalt an der amerikanischen Ostküste in die Nähe von ehedem erreichten Rekordtiefs gesunken. Viele Analysten gehen von potenziell weiter sinkenden Beständen in diesem Bereich aus.

Große Fracht- und Transportunternehmen warnen vor einem Versiegen des Dieselangebots an der amerikanischen Ostküste

Die amerikanische Ostküste verfügt laut in dieser Woche veröffentlichten Daten gerade noch über Bestände von ein wenig mehr als neunzehn Millionen Fass Diesel mit ultra-niedrigem Schwefelgehalt. Gegenüber der Vorwoche resultiert ein Rückgang von gut einer Million Fass in diesem wichtigen Destillatebereich. Seit Jahresbeginn sind die Bestände um rund die Hälfte eingebrochen.

Dass die Ukraine in der laufenden Woche laut eigenen Angaben einen Teil der russischen Transitgaslieferungen der Russischen Föderation an Resteuropa unterbrochen hat, führte zur Wochenmitte zu einem erneuten Preisauftrieb an den europäischen Gasmärkten.

Solange sich in diesem Konflikt keine Entspannung abzeichnet und alle involvierten Parteien allein ein Interesse daran zu haben scheinen, die Spannungen aufrechtzuerhalten und diesen Konflikt weiter anzuheizen, wird sich an der bislang ungesehenen Lage an den internationalen Energiemärkten wahrscheinlich auch nichts ändern.

Diese Situation hat in den Vereinigten Staaten mittlerweile dazu geführt, dass die größten Speditionsflottenbetreiber in der Osthälfte des Landes sich auf eine unmittelbar bevorstehende Dieselknappheit vorbereiten, wie das Logistikunternehmen Freight Waves auf seiner eigenen Webseite berichtete.

Der Gründer und Vorstandsvorsitzende von Freight Waves, Craig Fuller, twitterte jüngst, dass sich drei große Speditionsflottenbetreiber auf ein komplettes Versiegen der Dieselbestände an Amerikas Ostküstentankstellen vorbereiteten.

 

An die Fahrer dieser Speditionsflottenbetriebe, darunter Loves und Pilot, seien bereits Warnungen Informationen im Hinblick auf eine bevorstehende Knappheit an Benzin- und Dieselangeboten in den nächsten Wochen im Osten des Landes ergangen. Hierauf folgte ein weiterer Tweet von Craig Fuller, aus dem ein Beleg für diese Situation hervorging.

 

Übersetzung: „Es wird noch dicker kommen! – Guten Morgen! Ab heute möchte ich Sie dazu auffordern, ihre Fahrzeuge jeweils immer zum Ende eines Tages komplett aufzutanken. Ich nehme Bezug auf eine jüngste Mitteilung von Loves, in der heißt, dass das Dieselangebot in der Osthälfte der USA zurzeit aufgrund eines historisch niedrigen Angebots limitiert ist. Die Flottenfahrer könnten jene aus dieser Situation resultierenden Auswirkungen bereits in den nächsten Tagen zu spüren bekommen.“

Insbesondere in den Regionen Nordost und Mittelatlantik könnte es unter Bezugnahme auf Craig Fuller schon sehr bald zu einer kompletten Unterbrechung des Dieselangebots kommen. Mit einer der Gründe hierfür könnte sein, da die USA momentan große Mengen an Benzin und Diesel in Richtung von Europa verschifften.

USA füttern Europa durch – und können es sich selbst nicht leisten!

Die Vereinigten Staaten fütterten Europa angesichts der dort vorherrschenden Pläne zur Verabschiedung eines Ölimportembargos gegenüber der Russischen Föderation sozusagen durch, was sich verheerend auf die heimische Angebots- und Versorgungslage mit Diesel, Benzin und Flüssiggas auszuwirken scheint.

Aus Sicht vieler Amerikaner stellt sich inzwischen die Frage, wen US-Präsident Joe Biden und das Weiße Haus als nächstes für diese im eigenen Land vorherrschende Situation verantwortlich machen wollen?!

Langsam aber sicher beginnt sich die Anzahl an Sündenbockoptionen nämlich zu verflüchtigen. Folglich wächst die Anzahl der landesweit auf Zapfsäulen geklebten Stickern und an Tankstellen zu beobachtenden Aufklebern, die Joe Biden den Slogan I Did That! in den Mund legen, ins Unermessliche.

 

Um noch einmal auf die Internationale Energieagentur zurückzukommen, so lässt sich sagen, dass die Behörde aufgrund der anhaltend hohen Energiepreise in vorherigen Prognosen mit dem Beginn einer weltweiten Nachfragezerstörung rechnete.

Realität ist jedoch, dass die IEA ihre Prognosen jetzt nach oben angepasst hat, um darauf hinzuweisen, dass die globale Erdölnachfrage zwischen den Monaten April und August um zusätzliche 3,6 Millionen Fass pro Tag steigen wird.

Eine solche Entwicklung würde ausgerechnet auf eine Situation treffen, in welcher die IEA der Russischen Föderation eine sinkende Rohölproduktion in Höhe von drei Millionen Fass pro Tag voraussagt.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf den jüngsten Energiemarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) sowie jüngste Kommentare von Freight-Waves-Chef Craig Fuller auf Twitter.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Was soll ich hierzu noch großartig ergänzen?! Smart haben all jene Leute gehandelt, die meiner sehr frühen Empfehlung zu einer Lagerung von Benzin- und Dieselvorräten gefolgt sind.

Denn ergänzend teilte die IEA noch mit, dass neben den Produktionsmärkten auch Firmen und private Verbraucher unter einen erheblichen Zusatzdruck geraten werden, falls die weltweiten Raffineriebetriebe sich nicht alsbald dazu in der Lage sehen sollten, ihr Angebot an Destillaten zu erhöhen.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein schönes und erholsames Wochenende!

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