Jack Ma, Gründer der Alibaba Group, ist mittlerweile der Ansicht, dass sich der zwischen den Vereinigten Staaten und China vom Zaun gebrochene Handelskrieg über einen Zeitraum der nächsten zwanzig Jahre abspielen und erstrecken wird.

Gewinner werde es dabei nur sehr wenige geben, dafür allerdings sehr viele Verlierer. Auch Schwellenländer-Veteran Mark Mobius ist keineswegs der Ansicht, dass China seine Vorteile im internationalen Handel so leicht aus der Hand geben wird.

Der ehemalige Fed-Vorsitzende Alan Greenspan warnt indes davor, dass massiv anwachsende Budgetdefizite in den USA und der zwischen den Vereinigten Staaten und China schwelende Handelskonflikt sich unter jenen potenziellen Desastern befinden, denen die USA momentan ins Auge blickten.

In einem Interview mit der Anlegerzeitung Barron´s warnte Alan Greenspan erneut vor einem potenziellen Platzen der Bondblase und den völlig aus dem Ruder laufenden Kosten zur Aufrechterhaltung des Wohlfahrtsstaats. Darunter befinden sich beispielsweise Programme wie die staatliche Sozialversicherung und Medicare.

Die in den USA fortan erhobenen Sonderzolltarife seien bei Licht besehen nichts anderes als eine zusätzliche Verbrauchssteuer, die Konsumenten in den USA auferlegt worden ist. Aus eben jenem Grund sei die US-Regierung gerade dabei, sich selbst ins Bein zu schießen, wie Greenspan resümierte.

Aus Sicht von US-Präsident Trump schienen die Dinge auf eine einzige Art und Weise betrachtet zu werden: Falls China mehr verliert als wir, haben die USA den Handelskrieg für sich entschieden und gewonnen. Greenspan wünscht derlei Betrachtungsweisen gut Glück auf Gelingen.

Denn wenn sich der Handelskrieg zwischen beiden Wirtschaftsräumen erst einmal vollauf am Entfalten sei, solle Trump seine Betrachtungsweise Amerikas Steuerzahlern auf verständliche Weise beibringen. Laut Greenspan kenne ein Handelskrieg keine Gewinner. Dieser Ansicht bin ich bereit, mich vollumfänglich anzuschließen.

In vorherigen Berichten zum sich entwickelnden Handelskrieg bin ich weitläufig auf die Gründe eingegangen, warum ein Handelskrieg bei rasant steigendem Protektionismus kein gutes Omen für unsere Welt im Angesicht eines äußerst fragilen Weltfinanzsystems ist. Dies sei allerdings bei Weitem noch nicht alles, um auf Greenspan zurückzukommen.

Ganz andere schwerwiegende Entwicklungen würden in den USA nämlich noch gar nicht wahrgenommen oder schlichtweg unter den Teppich gekehrt. Dazu zähle in allererster Linie das sich massiv ausweitende Budgetdefizit des amerikanischen Staates. Allein im nächsten Fiskaljahr werde das US-Haushaltsdefizit bei mehr als einer Billion US-Dollar liegen, so Greenspan.

Die daraus resultierenden Konsequenzen für Amerikas Verbraucher und private Haushalte würden jedoch bald spürbar werden – und zwar in Form einer kletternden Inflation, die sich in den USA schon in absehbarer Zeit auf einem Niveau von vier Prozent bis fünf Prozent einpendeln könnte. Aus politischer Sicht sei dies ein Desaster.

Aus Sicht der Verbraucher, die immer tiefer in die Tasche greifen müssten, um den eigenen Lebensstandard aufrecht zu erhalten, ebenfalls. Beginne die Inflation erst einmal nachhaltig zu steigen, so Greenspan, sei es bereits zu spät. Es würde dann immer schwieriger, um sich einer solchen Entwicklung entgegen zu stemmen.

Hinzu geselle sich die Tatsache, dass jeder US-Dollar, der für wohlfahrtsstaatliche Ausgaben veranschlagt werde, auf der anderen Bilanzseite einen US-Dollar an Ersparnissen koste. Es seien jedoch seit jeher die heimischen Bruttoersparnisse gewesen, die Investitionen wie den Bau von Straßen und Brücken wie auch Privatinvestitionen für den Bau von Fabriken und Ausrüstungsgütern finanziert hätten, so Greenspan.

Im Umkehrschluss ließe sich also konstatieren, dass die stark wachsenden Ausgaben für den Sozial- und Wohlfahrtsstaat in den USA das Produktivitätswachstum in der Wirtschaft immer stärker belasteten und drosselten. Letztendlich werde diese Entwicklung am Ende auch zu einem sich abschwächenden BIP-Wachstum führen.

Doch Wirtschaftswachstum werde allein schon aus Sicht eines immer stärker wachsenden Schuldendienstes händeringend benötigt. Hinzu käme, dass die Gesellschaft sich in einem Alterungsprozess befinde, womit die wohlfahrtsstaatlichen Ausgaben steigen werden. Auf politischer Ebene gäbe es allerdings keinerlei Bekenntnis zu Ausgabekürzungen in diesem Bereich.

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