Am ersten Freitag des Monats streckten die Bullen gegenüber den Bären ihre Zungen raus und stopften sich ihre Ohren mit Wattebällchen voll. Händler und Analysten fieberten dem für den Monat März zu publizierenden Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics entgegen, der die allgemeinen Erwartungen im Anschluss…übertraf!

Amerikas Wirtschaft schaffte im letzten Monat außerhalb der Landwirtschaft auf den ersten Blick betrachtet 196.000 neue Arbeitsplätze. Ökonomen und Analysten waren hingegen nur von bis zu 175.000 neu geschaffenen Stellen ausgegangen. Die US-Arbeitslosenquote hielt sich im März stabil bei wunderbaren 3,8%.

Im Hinblick auf März handelte es sich um den 102. Monat in Folge, in dem die US-Wirtschaft neue Stellen schuf. Der Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics versetzte die US-Aktienmärkte in Verzückung, wenn auch mit Einschränkungen. Der Dow Jones beendete den Tages- und Wochenhandel um moderate 40 Punkte höher.

Der S&P 500 Index kletterte an diesem Tag um 13 Punkte, während der Nasdaq Index um 47 Punkte zulegen konnte. Die Jubelfraktion war an diesem Morgen nichtsdestotrotz in absoluter Feierlaune.

Experten feiern jüngsten US-Arbeitsmarktbericht

Chris Gaffney, Präsident der Abteilung Weltmärkte bei TIAA Bank, führte beispielsweise aus:

„Die im März neu geschaffenen 196.000 Jobs zeigen, dass die amerikanische Wirtschaft sich nicht in einem Abschwächungsprozess befindet. Hierbei handelt es sich um eine Entwicklung, die Investoren insbesondere nach Veröffentlichung des enttäuschenden Arbeitsmarktberichts im Februar zu beunruhigen begann. Andere Daten in dem Bericht wiesen darauf hin, dass Löhne und Gehälter am Klettern sind, dies allerdings nicht in einem Tempo, das auf eine wachsende Inflation hinweisen würde.“

Martha Gimbel, Direktorin der Abteilung Wirtschaftsanalyse bei der Job-Webseite Indeed, fügte hinzu:

„Der amerikanische Arbeitsmarkt kann sich auch weiterhin dem aufkommenden Gegenwind entziehen. Überraschender ist die Tatsache, dass wir in den USA noch immer durchschnittlich 180.000 Arbeitsplätze pro Monat zu diesem Zeitpunkt der ökonomischen Erholung schaffen.“

Schlussendlich kommen wir zu Douglas Holtz-Eakin, dem ehemaligen Direktor des Budgetbüros des US-Kongress (CBO).:

„Der für den Monat März veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht sollte Befürchtungen entgegenwirken, die von einer Schrumpfung der amerikanischen Wirtschaft im Jahr 2019 ausgehen.“

Einfach so. Ich erlaube mir an dieser Stelle einen kalten Eimer Wasser über den Köpfen all jener Experten auszuschütten.

Worüber die Mainstream-Presse nicht berichtet – Teilzeitjobs nehmen zu, höchster Erstquartals-Rückgang seit 2009

Unsere Analysten informieren uns darüber, dass der auf den ersten Blick beeindruckende Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics für den Monat März hauptsächlich auf einem massiven Anstieg der Teilzeitarbeit unter Arbeitnehmern beruht. Die Anzahl der Teilzeitarbeitsjobs kletterte im März um 60.000, während 190.000 Vollzeitarbeitsplätze im ganzen Land abgebaut wurden.

Diese Schrumpfung entspricht gleichzeitig auch dem stärksten Rückgang seit August letzten Jahres. In der Zwischenzeit befinden sich mehr als die Hälfte aller zusätzlich geschaffenen Arbeitsplätze in den USA in relativ niedrig bezahlten Einkommenssektoren. Hierzu gehört vor allem der Hotel-, Gaststätten- und Freizeitbereich.

Im ersten Quartal kletterten die Entlassungen im amerikanischen Unternehmenssektor auf eine Anzahl von 190.410, was einem prozentualen Anstieg in Höhe von 10,3% gegenüber dem vierten Quartal 2018 entspricht. Im Vergleich mit dem ersten Quartal des Jahres 2018 beläuft sich dieser Anstieg gar auf 35,6%.

Und anzumerken bleibt, dass uns im gleichen Atemzug erzählt wurde, dass es sich bei der Anzahl der Entlassungen im US-Unternehmenssektor im ersten Quartal um die höchste in einem ersten Quartal seit dem Finanzkrisenjahr 2009 gehandelt hat. Und aus diesem Grund zeichnet sich am Horizont bereits ein weiteres dunkles Omen ab.

Andrew Challenger, Vizepräsident der Jobmarktanalysefirma Challenger, Gray & Christmas, führte hierzu wie folgt aus:

„Mehrere Indikatoren, zu denen beispielsweise die Anzahl der durch Amerikas Unternehmen eingereichten Insolvenzanträge oder die Aufgabe von Geschäftsoperationen zählen, legen den Schluss nahe, dass wir uns auf einen ökonomischen Abschwung zubewegen.“

Man könnte auch sagen, die Inflation in den USA nähert sich der Marke von 10%

Zusätzlich geht aus dem am ersten Märzfreitag publizierten Arbeitsmarktbericht hervor, dass die Stundenarbeitslöhne im Jahresvergleich nur um 3,2% zulegten. Diese Entwicklung liegt unter allen im Vorfeld angestellten Befragungen und Schätzungen unter Analysten. Offiziell bewegt sich die Inflation in den USA knapp unterhalb der Marke von zwei Prozent.

Doch wenn die Statistikverdreher in der US-Regierung die heimische Inflation auf jene Art und Weise berechnen würden, wie dies noch im Jahr 1990 geschah, würde ein stark von den heutigen Inflationszahlen abweichender Wert dabei herauskommen. Bezug auf ShadowStats nehmend, beläuft sich die Verbraucherinflation in den USA auf Werte von fünf Prozent und mehr.

Würden die im Jahr 1990 geltenden Regeln zur Anwendung kommen, sähe die Lage an der Inflationsfront völlig anders aus. Wenn wir die heutige Inflation einmal unter Zuhilfenahme aller Instrumente, die noch in den 1980iger Jahren zu deren Messung zur Anwendung kamen, berechnen würden, begännen die heiligen Engel im Himmel ob des Horrors zu wimmern.

Danach beläuft sich die Verbraucherpreisinflation in den USA heutzutage nämlich bereits auf satte zehn Prozent, wenn wir den Berechnungen von Herrn John Williams und ShadowStats Glauben schenken möchten. Wenn die durchschnittlichen Stundenarbeitslöhne in den USA um 3,2% geklettert sind, während sich die inoffizielle Inflationsrate einem Wert von zehn Prozent annähert, so schließen wir daraus, dass Amerikas Arbeitnehmer von vorne bis hinten angelogen werden.

Kein Lohndruck: Aus Sicht der Fed ein beinahe perfekter Inflationsbericht

Doch wir gehen davon aus, dass man die zuletzt offiziell vermeldeten Arbeitsmarktdaten des Bureau of Labor Statistics bei der Federal Reserve mit Wohlwollen aufgenommen hat. Denn die Anzahl der im März nach offizieller Lesart neu geschaffenen Stellen von 196.000 deuten oberflächlich betrachtet auf eine Wirtschaft hin, die nach wie vor gesund zu sein scheint.

Das im Jahresvergleich überschaubare Stundenlohnwachstum indiziert, dass von der Inflation zum aktuellen Zeitpunkt keine größeren Gefahren ausgehen. Die jüngst vermeldeten Kerninflationsdaten deuteten auf eine Zunahme in Höhe von 1,8% im Jahresvergleich hin. Gleichzeitig bleibt die offizielle Inflationsrate damit weiterhin unter dem selbst verordneten Zielbereich der Fed in Höhe von zwei Prozent.

Die Damen und Herren im Offenmarktausschuss der Fed können ihren Leitzins auf Basis der offiziell vermeldeten Inflationsdaten also stabil halten. Diese Vermutung wird seitens Subadra Rajappa, Chefin der Abteilung für US-Zinsstrategie bei der französischen Großbank Société Générale, bestätigt:

Es handelt sich aus Sicht der Fed um einen nahezu perfekten Inflationsbericht, weil die tatsächliche Entwicklung fast mit allem übereinstimmt, was der Offenmarktausschuss jüngst zu diesem Thema verkündet hat. Danach blicken die USA zum aktuellen Zeitpunkt keinem Lohninflationsdruck ins Auge. Die Risiken für den Ausbruch von Lohninflation sind in den USA momentan gering und überschaubar.

Präsident Trump fordert mehr Quantitative Easing

Doch stabile Leitzinsen sind aus Sicht von Präsident Trump bei Weitem noch nicht genug. Der sich im Präsidentschaftswahlkampf als Liebhaber von niedrigen Zinsen outende US-Präsident rief die Fed in den letzten Tagen zu weiteren Maßnahmen auf. In der vergangenen Woche zeigte sich Trump erzürnt, um Fed-Chef Powell ins Stammbuch zu schreiben, dass er nicht nur den US-Leitzins senken sollte – vielmehr solle sich die Federal Reserve auch wieder Maßnahmen des Quantitative Easings (QE) bedienen.

Und Trumps Speichellecker Nummer 1, Larry Kudlow, blies ebenfalls ins selbe Horn, in der letzten Woche ausführend, dass die US-Wirtschaft „eine Zinssenkung gut vertragen kann“. An den Finanzmärkten klettern mittlerweile die Wahrscheinlichkeitswerte, laut denen sich das Weiße Haus mit seinen Forderungen gegenüber der Fed wird durchsetzen können.

Mit Blick auf die Entwicklung der Fed Funds Futures hat diese Wahrscheinlichkeit bereits einen Wert von 39,7% erreicht. Laut dieser Schätzungen würde es bis Januar des nächsten Jahres zu einer Zinssenkung der Fed in den Vereinigten Staaten kommen. Aus unserer Sicht liegt diese Wahrscheinlichkeit mittlerweile sogar noch weitaus höher.

Alle Anzeichen deuten auf einen globalen Abschwung hin

Hier beim Daily Reckoning haben wir über die letzten Monate auf eine ganze Reihe von einschlägigen Beweisen hingewiesen, laut denen sich die amerikanische Wirtschaft in die falsche Richtung entwickelt. Unter anderem tendiert das BIP-Wachstum stetig nach unten. Auch die Bondmärkte deuten auf zukünftigen Ärger hin.

Ein Großteil der industrialisierten Welt hat sich bereits eine Grippe eingefangen. China, Deutschland und Japan weisen allesamt besorgniserregende Symptome auf. Zum Beispiel setzt uns der Sender CNBC darüber ins Bild, dass chinesische Unternehmen in bislang ungesehener Höhe Zahlungsausfälle auf ihre ausstehenden Schulden erklären.

Zum gleichen Zeitpunkt belaufen sich die insgesamt in den USA ausstehenden Schulden auf allen Ebenen auf absolute Rekordwerte, die es in der Historie unseres Landes noch niemals zu bestaunen gab. Inzwischen beläuft sich die offizielle Staatsverschuldung auf mehr als $22 Billionen. Gleichzeitig zeichnen sich in den nächsten Jahren Billionen US-Dollar schwere Haushaltsdefizite ab.

Die in Amerika ausstehenden Unternehmensschulden haben mittlerweile ein Niveau von 46% in Relation zum BIP erreicht – ebenfalls ein Rekordhoch. Und auch die unter Privathaushalten in den USA ausstehenden Schulden sind auf neue Allzeithochs geklettert. Allein die ausstehende Verschuldung im Kreditkartensektor soll sich laut Prognosen im laufenden Jahr auf mehr als $122 Milliarden belaufen – 50% mehr als im Jahr 2014.

Wird die nächste Finanzkrise fristgerecht in die Präsidentschaftswahlen des Jahres 2020 hineinplatzen?

Früher oder später werden diese astronomischen Schuldentürme umkippen, vergleichbar mit einem Haus, das auf Sand gebaut wurde. Der durch unseren Co-Gründer, Bill Bonner, lancierte und berechnete „Doom Index“ ist zuletzt in einer starken Bewegung nahe an die Marke von acht Punkten geklettert, was einem Crash-Alarmniveau entspricht.

Der „Doom Index“ lieferte auch bereits zu einem noch recht frühen Zeitpunkt im Jahr 2007 nahezu identische Werte. Die globale Banken- und Finanzkrise brach dann im September 2008 aus. Eine vergleichbare Entwicklung würde den Ausbruch der nächsten Finanzkrise in etwa an den Zeitpunkt der nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 rücken.

Vielleicht gibt es aus Sicht des Präsidenten exzellente Gründe, weswegen er die Fed beständig zu Zinssenkungen und einer Verabschiedung von neuen Maßnahmen des Quantitative Easings aufruft. Und dies möglichst schnell…

Ihr,
Brian Maher

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © Brian Maher / The Daily Reckoning / Agora Financial

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