Kaffeepreis auf dem Weg zum 15-Jahres-Tief

Die fundamentalen Entwicklungen an den globalen Kaffeemärkten weisen glasklar auf sich weiter verschlechternde Bedingungen hin, die sich einerseits anhand von sinkenden Preisen und andererseits anhand von sich ausweitenden Überkapazitäten ableiten.

Inzwischen taumeln die Kaffeepreise einem 15-Jahres-Tief entgegen. Prognosen für die Jahre 2020 und 2021 rechnen mit einem Überangebot an den weltweiten Kaffeemärkten, das sich auf rund 3,5 Millionen Sack belaufen wird.

Insbesondere eine gute Ernte in Brasilien habe die Überangebotssituation über die letzten Wochen und Monate noch verschärft, wie Analysten mitteilen. Brasiliens Wirtschaft blickt harten Zeiten entgegen.

Nachfrageeinbruch Eisenerz und Soft Commodities - Brasilianischer Real unter Druck

Nicht nur eine weltweit deutlich sinkende Nachfrage nach Eisenerz lastet auf dem wichtigen Rohstoffsektor des südamerikanischen Landes, was sich inzwischen höchst negativ auf den Außenwert des brasilianischen Real auswirkt.

Auch die momentanen Schieflagen an den Märkten für Soft Commodities wie Kaffee tragen dazu bei, den Druck auf die brasilianische Währung aufrechtzuerhalten. So ist der Real versus des US-Dollars über die letzten Wochen um fünf Prozent im Wert gesunken.

Kaffeebauern in Brasilien, unter denen anhaltende Sorgen vor einem sich fortsetzenden Preisverfall der brasilianischen Währung umgehen, beliefern die globalen Kaffeemärkte mit immer mehr Exporten, obwohl sich die Kaffeepreise im Keller befinden.

Lockdowns verhageln Wachstumsprognose

Allgemeine Erwartungen an eine anhaltend wachsende Kaffeenachfrage sind im laufenden Jahr angesichts der Covid-19-Pandemie zunichtegemacht worden. Jüngst veröffentlichte Daten der Internationalen Kaffeeorganisation zeigen, dass die Exporte der Sorte Arabica Coffee im Jahr 2019 um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 82,75 Millionen Säcke gestiegen sind.

Dieses Wachstum sollte sich im Jahr 2020 fortsetzen, bis eine Verhängung von Lockdowns rund um den Globus die bis dahin recht optimistischen Prognosen zunichte gemacht haben, wie es in einem separatenBericht der Firma Charles Schwab heißt. Revidierte Prognosen des Reuters Commodity Desk rechnen nun mit einem signifikanten Rückgang der Kaffeepreise, die ihre Talfahrt unter aller Voraussicht in Richtung neuer Tiefs fortsetzen werden.  

In diesem Zuge könnte es innerhalb des ersten Halbjahrs 2021 gar zu einem Preisrückgang auf bis zu 0,6375 US-Dollar pro Pfund kommen. Die anhaltende Covid-19-Pandemie lässt die globale Nachfrage in vielerlei Bereichen weiter sinken, führt mancherorts zu Überkapazitäten und lässt einmal mehr darauf schließen, dass Erwartungen an eine V-förmige Erholung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr maßlos überzogen sind.

Kakao-Futures im Bärenmarkt

Szenenwechsel. Werfen wir einen Blick auf die Kakaomärkte. Die ICE Europe Kakao-Futures sanken zu Wochenbeginn fast auf ein Ein-Jahres-Tief, ebenfalls bedingt durch aufkommende Nachfragebedenken und einem Überangebot an diesen Märkten.

Die in London gehandelten September-Futures gingen gestern abermals mit Preisabschlägen aus dem Handel. Damit befinden sich die September-Kontrakte mittlerweile in einem neuen Bärenmarkt, nachdem sich deren Preise seit Mitte Februar um mehr als zwanzig Prozent verbilligt haben.

Kakao-Preise: Nachfrage sinkt, Produktion steigt…

Seit dem dritten Quartal 2016 sind die Kakao-Futures bis zum heutigen Tage kumuliert um knapp 35 Prozent gesunken. Unter Bezugnahme auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters wird sich daran bis mindestens zum Jahresende unter aller Voraussicht auch nichts ändern.

Vielmehr müsse auf mittelfristige Sicht mit weiteren Preisrückschlägen an den globalen Kakaomärkten gerechnet werden. Denn trotz einer angesichts der globalen Pandemie weiter nachlassenden Nachfrage werde die Kakaoproduktion bis ins nächste Jahr hinein steigen.

Kaffee- und Kakao-Futures als Barometer für globale Verbraucheraktivität

Die Entwicklung der Kaffee- und Kakao-Futures wird vielerorts aufmerksam beobachtet, denn beide Segmente werden als Taktgeber für die ökonomischen Aktivitäten unter den weltweiten Verbrauchern bezeichnet.

Kaffee und Kakao produzierende Unternehmen leiden seit Jahresbeginn unter teils massiven Absatzrückgängen, da im Zuge der ökonomischen Lockdowns Restaurants, Hotels, Cafés, Bars, Pubs, Kinos und Theater geschlossen und Konzerte aller Art abgesagt wurden.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Es empfiehlt sich, den <link beitrag post der-wichtigste-chart-der-welt _blank>wichtigsten Chart der Welt, den Reuters Equal Weight Commodity Index, nach wie vor aufmerksam im Auge zu behalten. Die „Maginot-Linie“, die hier halten muss, verläuft bei 333 Punkten. Seit Ende März hat sich der Index wieder ein Stück weit von dieser alles entscheidenden Marke im Chart nach oben absetzen können (gestern auf bis zu 365 Punkte).

Ob es sich an den globalen Rohstoffmärkten lediglich um eine technische Reaktion handelt, auf die ein erneuter Abschwung einsetzen würde, oder ob es sich um einen auf Basis einer einsetzenden Reflation neuen Aufschwung handelt, bleibt täglich zu beobachten, um im Hinblick auf die Rohstoffnachfrageentwicklung in der globalen Wirtschaft Rückschlüsse zu ziehen sowie deflationäre und inflationäre Trends gegeneinander abzuwägen.

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