Im vergangenen Jahr hatte ich wiederholt über den unter Bezugnahme auf Wells Fargo an die Oberfläche dringenden Kontenskandal berichtet. Es ist aus meiner Sicht an der Zeit, sich den neuesten Entwicklungen dieses abermaligen Falls von offenem und schwerem Bankbetrug zu widmen.

Denn es ist zur Publikation eines neuen Berichts des Office Of The Comptroller Of The Currency gekommen, der sich wie eine Selbstanklage liest. Danach habe die wichtigste US-Aufsichtsbehörde für die Finanzmärkte von den betrügerischen Aktivitäten bei der Großbank Wells Fargo mindestens seit dem Jahr 2010 gewusst.

185-Millionen-Strafe für Betrugsaktivitäten

Sie wundern sich? Ja, sonderbar ist, dass das OCC laut eigener Aussage nicht eingeschritten ist, und selbst darüber spricht, eine zu laxe Aufsicht betrieben zu haben. Einmal mehr wurde einer amerikanischen Großbank im Jahr 2016 die Chance eingeräumt, sich durch die Zahlung einer Strafe in Höhe von $185 Millionen aus Betrugsaktivitäten freizukaufen.

Investigationen der Behörden haben zu der Erkenntnis geführt, dass Wells Fargo über einen Zeitraum von mehreren Jahren insgesamt 2,1 Millionen Kundenkonten eröffnete, ohne dafür von den entsprechenden Personen eine vorherige Autorisation einzuholen. An diesem Fall zeigt sich, mit welchen Mitteln die Banker des Landes weiterhin arbeiten.

Nachdem betrügerische Aktivitäten im Finanzsystem zwischen den Jahren 2007 und 2009 fast zum Totalzusammenbruch des globalen Bankwesens geführt hatten, gaben sich die Top-Banker auf dem Höhepunkt der Wall-Street-Bailoutmania überaus kleinlaut, um Amerika zu versprechen, dass sich solche Dinge in der Zukunft nicht wiederholen würden.

Trotz Finanzkrise: Weiter wie bisher...

Doch schaut man sich an, was bei Wells Fargo geschehen ist, so können einem solche Worte nur wie Hohn erscheinen. Nichts hat sich geändert, sondern es steht vielmehr zu vermuten, dass der Ausbruch der nächsten Finanzkrise abermals massive Betrugsaktivitäten jedweder Couleur an die Oberfläche bringen wird.

Für Amerikas Steuerzahler ist das ein Schlag ins Gesicht, nachdem die Regierung von George W. Bush kurz vor deren Amtende ein riesiges Bailoutpaket zugunsten der Wall Street in Höhe von $700 Milliarden geschnürt hatte.

Die Verabschiedung der Finanzmarktreform nach Dodd/Frank im Jahr 2010 unter der Ägide von Ex-Präsident Barack Obama wurde mit viel Tam Tam verabschiedet, erweist sich in der Realität allerdings erwartungsgemäß als zahnloser Tiger.

Zuständige Aufsichtsbehörde hat mindestens seit 2010 geschlafen

Aus dem 15-seitigen Bericht des OCC geht wortwörtlich hervor, dass die Aufsichtsbehörde mindestens seit dem Jahr 2010 „über Probleme in Bezug auf die Verkaufspraktiken bei Wells Fargo im Bilde gewesen ist“, jedoch nichts dagegen unternommen habe. 

Laut Mitteilung der U.S. Public Interest Research Group lege der durch das OCC publizierte Bericht darüber glasklares Zeugnis ab, dass die Aufsichtsbehörden in den Vereinigten Staaten abermals dabei versagt haben, eine Großbank wie Wells Fargo adäquat zu beaufsichtigen.

Neu sei heutzutage jedoch anscheinend, dass Aufsichtsbehörden wie das OCC dazu bereit zu sein scheinen, ihr eigenes Fehlverhalten öffentlich einzugestehen. Trotz allem, werte Leser, überlegen Sie mal selbst: All dies wird nur wenige Jahre später bekannt, nachdem Amerikas Banken das globale Finanzsystem fast mit in den Abgrund gerissen hatten.

Die neuesten Enthüllungen zeigen auf, dass wir uns heute absoluter Sicherheit gewahr sein können, als Bürger vor dem rücksichtslosen Verhalten der Finanzindustrie geschützt zu sein (Vorsicht Ironie!). Vielmehr erweckt es den Eindruck, als ob uns die Top-Offiziellen im Bankensektor nach wie vor ins Gesicht lachen.

System Washington in hohem Maße korrupt

Denn nach wie vor ist es nicht zu einer Trennung zwischen den Investmentbankaktivitäten und dem normalen Kundenkontengeschäft der Banken gekommen. Im Falle des Ausbruchs einer neuen Finanzkrise werden die Bürger und Steuerzahler durch die Bankvorstände also sehr wahrscheinlich ein weiteres Mal zu einer Geisel gemacht.

Ganz nach dem Motto, „wenn wir untergehen, dann geht auch Ihr unter“. Ob der durch Trumps höchsten Wirtschaftsberater Gary Cohn zuletzt ins Spiel gebrachte Vorschlag einer Wiedereinführung des Glass-Steagall-Gesetzes im Kongress eine Mehrheit finden könnte, bleibt abzuwarten.

Ich habe meine Zweifel, denn die nackte Realität legt klar und deutlich Zeugnis darüber ab, wie korrupt viele der Volksvertreter auf Capitol Hill sind. Nicht wenige Wahlkampagnen der Abgeordneten wurden mittels Spendenbeiträgen der Wall Street bezahlt. Was erwarten Sie im Angesicht einer solchen Lage?

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