China bleibt im Angesicht der aktuellen Entwicklung augenscheinlich kaum etwas anderes übrig, als die heimischen Kreditmärkte abermals mit einer Flut von Stimulierungsanreizen zu überschwemmen. Dazu zählt in aller erster Linie eine enorm hohe Kreditexpansion, die einen Beitrag zu einer Trendwende mit Blick auf das Wirtschaftswachstum liefern soll.

Da China eine Kommandowirtschaft ist, folgen die Banken den Anweisungen und Dekreten, die sie aus Peking erhalten. Und dies lässt sich an neuen Zahlen ablesen. So erhöhte sich die Kreditvergabe der Banken an die heimische Wirtschaft – allen voran dem produzierenden Gewerbe – in den Monaten Dezember und Januar im Vergleich mit der Vorjahresperiode um umgerechnet $162 Milliarden (!).

Donald Trumps anvisierte Verabschiedung eines großen Infrastrukturprogramms in den USA nimmt sich dagegen fast schon mickrig aus. Von dieser enormen Kreditexpansion in China scheint insbesondere ein Sektor abermals stark profitieren zu können. Und dabei handelt es sich um den globalen Metallsektor.

Wer einen Blick auf die jüngste Preisentwicklung unter Basismetallen wirft, erkennt, dass es ab Februar letzten Jahres nach einem mehr als vier Jahre anhaltenden Bärenmarkt zu einer Trendwende gekommen ist. Eine ganze Reihe von Industriemetallen erfreute sich im Verlauf des letzten Jahres einer steigenden Nachfrage aus Chinas Infrastruktur- und Baubereichen.

Während der Kupferpreis an der Londoner Metallbörse LME im Vergleich mit dem Vorjahr um mehr als 30% zulegen konnte, haben sich die Eisenerzpreise seitdem gar fast verdoppelt. Die Zusammenhänge sind offensichtlich, da die Pekinger Staatsführung in derselben Zeit des Vorjahres eines massives Kreditstimulierungsprogramm verabschiedete, nachdem es an den heimischen Festlandbörsen zu heftigen Kurseinbrüchen gekommen war.

Die Verabschiedung dieses Kreditstimulierungsprogramms erfolgte jedoch nicht nur in der Hoffnung, die Talfahrt der Kurse an den heimischen Festlandbörsen stoppen zu können. Auch einer sich tendenziell weiter abschwächenden Wirtschaft scheint Peking kein anderes Mittel entgegenzusetzen zu haben.

Resultat ist, dass sich die Kreditvergabe im heimischen Bankensystem nicht mehr mit einer solch hohen Geschwindigkeit ausgeweitet hat wie seit dem Finanzkrisenjahr 2009. Bei der amerikanischen Großbank Goldman Sachs hält man die anhaltende Kreditexpansion in China in Bezug auf einen bestimmten Sektor für äußerst bullish: nämlich den Metallsektor.

Denn diese massive Kreditexpansion erweise sich insbesondere für die metallverarbeitenden Industrien Chinas als Segen, deren Auftragslage sich erhole, wodurch sich die Nachfrage nach Metallen steigere, wie es bei Goldman heißt. Diese Entwicklung ließe sich unter Umständen als Segen und Fluch zugleich bezeichnen, wie mir erscheinen mag.

Massive Überkapazitäten – und zusätzliche künstliche Produktionsausweitungen

Denn nach wie vor belasten teils hohe Überkapazitäten die Aktivitäten im produzierenden Gewerbe Chinas. Weil es keine andere Alternative zum bestehenden System gibt, wird die Produktion auf Basis von künstlichen Stimulierungsanreizen trotz allem wieder hochgefahren.

Wenn es dann darum gehen wird, in welchen Teilen der Welt diese Produktionssteigerungen abgeladen werden, weil Chinas heimische Nachfrage zu schwach ist, dürften einmal mehr die USA und Europa in den Fokus geraten, die ihre heimischen Märkte bereits mittels massiver Importzollerhöhungen auf die Einfuhr von chinesischen Stahlprodukten abgeschottet haben.

Die größte Kreditexpansion in China seit Überwinden der globalen Finanzkrise im Jahr 2009 tut dem Preisauftrieb im Metallsektor momentan jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil wird vielerorts damit gerechnet, dass eine anziehende Metallnachfrage vor allem die Kupfer- und Zinkmärkte beflügeln dürfte, die anderen Rohstoffsegmenten (noch) hinterherhinken.

Anders als an den Kupfermärkten profitieren Basismetalle wie Nickel und Zink momentan jedoch auch von Analystenprognosen, die eine sich zukünftig bildende Angebotslücke in diesen Sektoren zur Grundlage haben. Resultat ist, dass sich die Spreads an den Futures-Märkten in vielen Segmenten einander annähern, was zukünftig auf höhere Preise schließen lässt.

Entgegen der allgemeinen Lage in den Finanzkrisenjahren 2008 und 2009 blickt China heute auf eine exorbitante Verschuldung – hier allen voran im Unternehmenssektor – sowie massive Überkapazitäten in vielen Wirtschaftssektoren.

Trotz allem haben die im Februar letzten Jahren verabschiedeten Dekrete der Pekinger Staatsführung dafür gesorgt, dass die Kreditvergabe der Banken an Chinas Industriesektor im Dezember und Januar einen Sprung von 51% im Vergleich mit der Vorjahresperiode gemacht hat – auf insgesamt 3,31 Billionen Yuan (!).

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