Bei näherem Hinsehen lässt sich feststellen, dass ein Schlüsselspieler an den Weltölmärkten, der nicht der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) angehört, gemeinsam mit den Saudis einen immer stärkeren Einfluss auf die durch die OPEC getroffenen Entscheidungen ausübt.

Namentlich handelt es sich hierbei um Russland. Eine koordinierte Abstimmung zur Situation an den Weltölmärkten zwischen Moskau und Riad ist im Verlauf der letzten Monate zu einer Normalität geworden. Ganz offensichtlich ist dies auch notwendig, um die Weltölpreise nach deren massivem Absturz zu stabilisieren.

Seit Februar 2016 haben sich die Rohölpreise von ihrem WTI-Tief bei rund $25 pro Fass nun wieder verdreifacht, so dass insbesondere in den Vereinigten Staaten Sorgen aufkommen, die sich um eine Gefährdung der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung in den USA drehen, falls die Weltrohölpreise weiter klettern sollten.

Sorge vor Produktionsausfall des Iran übertrieben?

Inwieweit die jüngste Preisentwicklung auch rein spekulationsgetrieben war, muss sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Vordergründig wurde unter Analysten wiederholt das Argument ins Feld geführt, dass den Weltölmärkten mit dem Iran bald ein sehr wichtiger Schlüssellieferant abhanden kommen wird.

Die US-Sanktionen lassen grüßen, die sich gegen Teheran ab Anfang November unter aller Voraussicht noch drastisch verschärfen werden. Allerdings scheinen derlei Sorgen sehr stark übertrieben zu sein.

Denn unlängst hatten Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate mitgeteilt, die potenziell ausfallenden Rohöllieferungen des Irans durch eigene Produktionssteigerungen zu kompensieren.       

OPEC folgt mit Prognose dem IWF

Dass sich die globale Situation im Welthandel zuzuspitzen scheint, zeigt nicht nur die in den letzten Tagen vorgenommene Prognoserevision des Internationalen Währungsfonds zum zukünftigen Wachstum der Weltwirtschaft. Auch die OPEC hat ihre Prognose für die globale Rohölnachfrage im kommenden Jahr nun bereits den dritten Monat in Folge gesenkt.

Danach sähe sich die Weltwirtschaft wachsendem Gegenwind ausgesetzt, was dazu führe, dass Schlüsselkonsumenten einerseits unter dem sich verschärfenden Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China und andererseits unter einer wachsenden Volatilität in den Schwellenländern litten.

In ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht teilte die OPEC mit, dass die weltweite Rohölnachfrage im kommenden Jahr um 1,36 Millionen Fass pro Tag ansteigen werde, was gegenüber der zuvor angestellten Prognose mit einem Nachfragerückgang von 50.000 Fass pro Tag einhergehen würde.

Umgehung des USD und China könnten Iranausfall nivellieren

Wie nicht anders zu erwarten, haben Saudi-Arabien und Libyen ihren Ölausstoß im letzten Monat um 108.000 respektive 103.000 Fass pro Tag gesteigert, wodurch eine sinkende Ölproduktion im Iran in Höhe von 150.000 Fass pro Tag mehr als ausgeglichen wurde. Momentan produziert der Iran 3,447 Millionen Fass Rohöl pro Tag.

Ob es überhaupt zu einem wesentlichen Ausfall von iranischen Erdöllieferungen im Angesicht von sich bald verschärfenden US-Sanktionen kommen wird, bleibt abzuwarten.

Einerseits verhandelt Teheran mit der Brüsseler EU gerade über die Inbetriebnahme eines Spezialfinanz-Transaktionssystems, um das US-Dollarsystem im Fall von zukünftigen Erdöllieferungen nach Europa zu umgehen - andererseits zeichnet sich ab, dass China für einen guten Teil der potenziell wegfallenden Kunden des Irans, die sich vor einer Verhängung von Folgesanktionen durch die Vereinigten Staaten fürchten, falls den Washingtoner Iran-Sanktionen keine Folge geleistet wird, in die Bresche springt...  

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"