Die Preisrallye an den Agrarrohstoffmärkten hatte zuletzt noch einmal einen enormen Auftrieb erhalten, nachdem die Russische Föderation eine deutliche Drosselung der landeseigenen Weizenexporte bekanntgegeben hatte, während Ungarn seine Ausfuhren in diesem Bereich bis auf Weiteres komplett einstellen wird.

Agrarmärkte kalt erwischt

Zusätzlich stellt sich im internationalen Agrarsektor das Problem, dass die Russische Föderation zuvor bereits ankündigte, zwischen Februar und Ende April weder Düngemittel noch Ammoniumnitrate an den Rest der Welt ausführen zu wollen.

Ausgerechnet vor dem Beginn der Aussaatsaison sehen sich viele Landwirte und Bauern weltweit somit momentan nicht dazu in der Lage, eine ausreichende Anzahl der für die eigene Bodenbestellung und Agrarkultivierung lebenswichtigen Düngemittel, Phosphate und Nitrate zu erwerben.

Denn auf die Russische Föderation und Weißrussland entfällt in diesen Bereichen ein Anteil von bis zu fünfzig Prozent an den Weltmarktausfuhren. Der diesjährige Lebensmittel- und Agrargüteranbau droht also – nebst allen ohnehin schon bestehenden Lieferkettenproblemen – massiv ins Stocken zu geraten.

Anzumerken bleibt, dass die sich abzeichnende Verschärfung der Situation im globalen Düngemittelbereich nicht erst seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine besteht oder über Nacht vom Himmel gefallen ist. Vielmehr bestehen diese Probleme bereits seit Herbst letzten Jahres.

Störung von wichtigen Lieferketten setzt sich fort

Seit Ende des Jahres 2021 häufen sich zudem auch Meldungen, wonach es inzwischen zu einem schwerwiegenden Kollaps wichtiger Lieferketten im Traktor(ersatz)teile-Bereich gekommen sei. Zum selben Zeitpunkt nimmt die globale Energiemarktkrise – nochmals befeuert durch den jüngsten Kriegsausbruch in der Ukraine – zusätzlich an Fahrt auf.

Wer sich in der Bundesrepublik Deutschland zugunsten eines Gaseinfuhrembargos aus der Russischen Föderation ausspricht, sollte bedenken, dass die Gastanks zurzeit gerade einmal zu einem Grad von nur rund dreißig Prozent gefüllt sind. Hierbei handelt es sich um historische Tiefstände.

Meldungen, laut denen es zuletzt auch zu einer sich intensivierenden Schließung von Düngemittel- und Ammoniumnitrat-Fabriken sowie einer sich nochmals verschärfenden Situation im Bereich der weltweiten Logistik und Seefrachtindustrie gekommen sei, geben wenig Anlass zu einem überbordenden Optimismus.

Wird es zu Rationierungen kommen?

Hier und dort kursieren auch Spekulationen, wonach es in den Vereinigten Staaten im laufenden Jahr nicht nur zu einer Rationierung von Düngemitteln im heimischen Agrar- und Landwirtschaftsbereich, sondern auch in Bezug auf bestimmte Lebensmittel an sich kommen könnte.

Szenenwechsel. Blicken wir auf die seit Wochenbeginn zu beobachtenden Ereignisse an den internationalen Metallmärkten. Was sich in den vergangenen beiden Handelstagen an den Nickel-Märkten hat beobachten lassen, lässt sich gewiss als einzigartig und vielleicht sogar als historisch bezeichnen.

Lage an den Nickelmärkten dreht vollkommen durch

Denn eine wachsende Anzahl von Rohstoffhandelshäusern und gegen Preisvolatilitäten an den Futures-Märkten mittels eines Hedgings abgesicherte Nickelproduzenten wurden wegen eines bislang ungesehenen Short Squeezes sprichwörtlich aus ihren gehaltenen Positionen herausgezwungen.

Innerhalb von nur zwei Handelstagen hat dieser Short Squeeze, heißt also eine erzwungene Eindeckung von Short-Positionen, an der London Metal Exchange (LME) zu einem Anstieg des Nickel-Preises um 250 Prozent auf mehr als 100.000 US-Dollar pro Tonne geführt.

Die oben abgebildete Grafik ist einem Bericht von Bloomberg entnommen

Hierauf erfolgte seitens der LME am gestrigen Vormittag die Ankündigung, den Handel im Nickelsektor bis auf Weiteres auszusetzen. Auch einen Beitrag zum förmlichen Abheben des Nickel-Preises – und einer Vielzahl von weiteren Rohstoffpreisen – dürfte die Aussicht auf ein schon bald in Kraft tretendes Ölimportembargo in den USA in Bezug auf russisches Rohöl geliefert haben.

Preise in zahlreichen Rohstoffsegmenten explodieren

Wie es in einem Bericht auf der Seite von Bloomberg zu den gestrigen Geschehnissen hieß, sei nicht nur der Nickel-Preis auf Allzeit- oder Mehrjahreshochs gestiegen. Auch Rohöl, Gas, Aluminium, Palladium und Weizen setzten ihre Preisanstiege unvermindert fort, während sich der Goldpreis auf dem besten Weg zu befinden scheint, um dessen im August 2020 erreichtes Rekordhoch zu übertreffen.

Auch der Silberpreis zog im Windschatten von Gold weiter an, wenn ein aktuelles Gold-Silber-Preisverhältnis von knapp achtzig auch nach wie vor darauf hinweist, dass der Silberpreis über ein enormes Ausmaß an Aufholpotenzial gegenüber dem Goldpreis verfügen dürfte.

Nichtsdestotrotz indiziert der zuletzt deutliche Preisanstieg im Edelmetallbereich, dass es um den Zustand der durch nichts gedeckten Fiat- und Papierwährungen schlecht bestellt zu sein scheint.

Sowohl Gold als auch Silber erweisen sich geldnahe Metalle letzten Endes als nichts anders als ein Spiegel und Barometer für den Grad der Zerrüttetheit unter Fiat-Währungen.

Ein Hagel an Margin Calls

Um auf die aktuelle Situation an den Nickel-Märkten zurückzukommen, so lässt sich sagen, dass angesichts der enormen Preisrally eine Flut an Margin Calls über den leerverkaufenden Akteuren an der LME herniedergegangen ist.

Hiervon betroffen sahen sich nicht nur Händler, sondern auch eine Vielzahl an Minenfirmen und Rohstoffhandelshäusern. Es lässt sich also aus Sicht der aktuellen Ereignisse davon ausgehen, dass es in den letzten beiden Tagen zu weitreichenden Schieflagen unter vielen Akteuren an den Metallmärkten gekommen sein dürfte.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, dass sich Minenproduzenten und zahlreiche andere Akteure an diesen Märkten mittels Short-Positionen, somit also Derivateoptionen, eindecken, um deren langfristige Verträge oder physischen Bestände gegen eine potenzielle Volatilität der Preise abzusichern.

Spekulanten nutzen Optionen hingegen fast ausschließlich im Sinne von kurzfristigen Wetten auf prognostizierte Preisverläufe (sowohl nach oben als auch nach unten). Als interessant erwies sich die gestrige Meldung, wonach ein ganz bestimmter Akteur in den vergangenen beiden Tagen mit Abstand am schlimmsten unter die Räder geraten zu sein scheint.

Eines der größten Opfer steht bereits fest

Hierbei handelt es sich um niemand anderen als den chinesischen Unternehmer Xiang Guangda, der offensichtlich weitreichende Short-Positionen an den Futures-Märkten vor der im Nickelsektor zu beobachtenden Preisexplosion gehalten hatte.

In verschiedenen Berichten hieß es gestern hierzu, dass Xiang nun auf Basis von „mark-to-market“ Preisen mehreren Milliarden US-Dollar an Verlusten ins Auge blicke. Zu erwähnen bleibt, dass Xiang Guangda den weltweit größten Nickelproduzenten Tsingshan Holding Group kontrolliert.

Inzwischen heißt es, dass sich dessen entstandene Verluste auf mehr als zwei Milliarden US-Dollar belaufen sollen. Zu ergänzen bleibt an dieser Stelle, dass die Berechnungen der fällig werdenden Margin Calls an der LME sich bisher auf jenen am Montag erreichten Schlusskurs bezogen.

Zu diesem Zeitpunkt lag der Nickel-Preis bei 48.000 US-Dollar pro Tonne. Langjährige Beobachter und Kommentatoren ziehen bereits Vergleich zu jener im Jahr 1985 ausgebrochenen Zinn-Krise, in deren Zuge sich der Handel an der Börse für einen Zeitraum von vier Tagen unterbrochen sah.

Viele Akteure wurden damals in Gänze aus dem Geschäft gedrängt. Wann der Nickel-Handel an der LME wiederaufgenommen wird, steht bislang wohl noch nicht fest. Gestern hieß es seitens der LME hierzu wie folgt:

 

 

Übersetzung: „LME gibt bekannt, dass die Aussetzung des Nickel-Handels eine Reihe von Problemen unter den Marktakteuren verursacht hat, die es zu adressieren gilt.“

Nun, es würde auch sonderbar sein, wenn dem nicht so wäre. Laut LME ginge es jetzt erst einmal darum, eine Bestandsaufnahme in Bezug auf entstandene Schäden nach „den bislang ungesehenen Entwicklungen“ durchzuführen.

Um den bestmöglichen Grad an Transparenz vorherrschen zu lassen, werde es im Laufe des heutigen Tages zu weiteren Updates seitens der LME kommen, die vor allem auch darauf fokussiert sein sollen, auf welche Weise und zu welchem Zeitpunkt der Nickel-Handel wiederaufgenommen werden kann.

Diese Zusammenfassung von Roman Baudzus für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf Berichten von Mining.com sowie Zerohedge.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es ist damit zu rechnen, dass die jüngste Entwicklung an den Nickelmärkten neben den bisher medial bekannten „Opfern“ im Lauf der nächsten Tage und Wochen auch zu Meldungen über vermeintliche Finanzschieflagen unter einer Vielzahl von anderen Protagonisten in diesem Bereich führen wird.

Ich stelle mir in diesen verrückten Tagen eine geistig wiederkehrende Frage: Sind die Finanzmärkte eigentlich noch zu retten? Oder erweisen sich Vorkommnisse dieser Art einfach nur als Vorbote für einen nun bereits seit längerer Zeit antizipierten Zusammenbruch samt des Ausbruchs einer fulminanten Systemkrise?

Ich überlasse die Beantwortung dieser Frage jedermann selbst, weise abschließend jedoch nochmals darauf hin, dass zuletzt auch Goldman Sachs bekanntgegeben hatte, dass Gold im Fall aller Fälle zur weltweit einzig akzeptierten Währung aufsteigen werde.

Ich erzähle vielen Lesern hiermit gewiss nichts Neues, doch es zeigt sich nun, wie wichtig es gewesen ist, spätestens seit jenen Jahren der globalen Finanz- und Bankenkrise physische Edelmetallbestände sukzessive aufzustocken, um diese außerhalb des bestehenden Finanz- und Bankensystems – auf verschiedene Weltregionen verteilt – zu halten.

Letzten Endes überdecken Sanktions- und Wirtschaftskriege und der Ausbruch von Shooting Wars wie in der Ukraine wahrscheinlich nur die Tatsache, in welcher selbst gebastelten Falle Zentralbanken, die sich nicht dazu in der Lage sehen, die mittels ihrer eigenen Geldpolitik mit verursachten Probleme zu adressieren, geschweige denn zu lösen, sitzen.

Alles fühlt sich mehr und mehr nach einem erzwungenen Abbruch des bestehenden Systems an, was bedeutet, dass sehr ungemütliche Zeiten auf uns alle zukommen werden. Mehr noch als Gold oder Silber erweisen sich aus diesem Grund ausreichende Vorräte an Lebensmitteln, Treibstoff und alltäglichen Gebrauchsgütern als wichtig.

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