Im heutigen Bericht wird in einzelne Mitgliedsländer der Europäischen Union geblickt. Es fällt auf, dass einige unangenehme Wahrheiten inzwischen ganz offen ausgesprochen werden.

Doch widmen wir uns zuerst den neusten Meldungen, wonach die Europäische Union unter Bezugnahme auf den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell nach der Verkündung eines Einzugs von 300.000 russischen Reservisten die Verabschiedung eines neuen Sanktionspakets gegenüber der Russischen Föderation plane.

Wenn Egos und Gesichtswahrung Vorfahrt vor den Belangen und lebenswichtigen Interessen ganzer Länder haben

Es scheint mittlerweile vollkommen egal zu sein, welche Warnungen und Forderungen aus einer im Zusammenbruch befindlichen Wirtschaft selbst ertönen. Ergo lässt sich ein zunehmender Grad der Eskalation beiden Seiten, heißt also sowohl der Europäischen Union wie auch der Russischen Föderation, vorwerfen.

Versuche einer Deeskalation würden bedeuten, dass sich alle involvierten Parteien endlich dazu entscheiden würden, sich gemeinsam an einen Verhandlungstisch zu setzen. Doch davon ist weit und breit nichts zu sehen. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass angesichts der fatalen Wirtschaftsaussichten und dem selbstmörderischen Energiekurs der Europäischen Union vielleicht bald Schicht im Schacht auf dem europäischen Kontinent sein könnte.

Auf eine solche Weise werden die Dinge augenscheinlich auch durch den ehemaligen Premierminister Griechenlands, Alexis Tsipras, gesehen. Alexis Tsipras kritisiert, dass es dem gemeinsamen Wirtschaftsblock der Europäischen Union an politischer Führung und einer zu verfolgenden Strategie mangele.

Vielleicht wird es dem ein oder anderen unter Ihnen angesichts dieser Worte ebenfalls so ergehen, wenn hier die Gegenbehauptung aufgestellt wird, dass sich doch die Verfolgung einer klaren Strategie durch die Brüsseler EU beobachten lässt.

Diese hartnäckig verfolgte Strategie berücksichtigt nur einfach nicht die Interessen der Bürger und Unternehmen im gemeinsamen Wirtschaftsraum. Koste es, was es wolle, wird an einer sichtbar scheiternden Sanktionspolitik festgehalten, mit der die Europäische Union das Risiko in Kauf nimmt, den europäischen Kontinent von überlebenswichtigen Energielieferungen abzukappen.

Alles wird Top-Down entschieden – doch wer überwacht die „Wächter“?

Ähnlich wie mit Blick auf die über die vergangenen Jahre verfolgte Geldpolitik der EZB, von der klar war, dass es irgendwann einmal zu eben jenen inflationären Entwicklungen, die sich jetzt allerorten beobachten lassen, kommen würde, erweckt es aktuell den Eindruck, als ob der sich forcierende Wirtschaftszusammenbruch in Deutschland und im EU-Raum noch befeuert werden soll anstatt hiergegen schnellstmöglich etwas zu unternehmen.

Wie dem auch sei, so ergänzte Alexis Tsipras, dass die zwei größten Verlierer der aktuellen Ereignisse aus einem ökonomischen und geopolitischen Blickwinkel Ukraine und EU heißen. Ganz anders verhielten sich die Dinge hingegen aus dem Blickwinkel der Vereinigten Staaten.

Im Rahmen einer jüngst abgehaltenen Pressekonferenz erklärte der Oppositionsführer der griechischen Syriza-Partei, dass auch die Russische Föderation aus wirtschaftlicher Sicht nicht verliere. Alexis Tsipras wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich der Rubel im laufenden Jahr zu einer der stärksten Währungen der Welt entwickelt habe.

Gleichzeitig füllten sich die aus hochpreisigen Rohstoffverkäufen resultierenden Geldkoffer des Landes. Der Ukraine seine Solidarität aussprechend, ruft Alexis Tsipras nichtsdestotrotz dazu auf, alles zu tun, um den Krieg in der Ukraine so schnell wie möglich zu beenden. Denn Zivilisten seien – wie in jedem Krieg – die größten Verlierer eines militärischen Konfliktes.

Alexis Tsipras: „EU ohne Strategie, ohne Vision und ohne Führungskraft“

Die allgemeine Lage in der Europäischen Union bezeichnete Alexis Tsipras als chaotisch. Der Brüsseler EU warf der griechische Oppositionschef einen eklatanten Mangel an politischer Führung, eine fehlende Vision sowie eine nicht vorhandene Strategie vor.

Und so gelangt auch Alexis Tsipras zu dem logischen Schluss, dass die durch die Brüsseler EU verhängten Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation auf den Prüfstand gestellt werden müssen. Ähnlich wie Ungarns Regierungschef Victor Orban, der von einem selbst verursachten Lungenschuss sprach, befürchtet auch Alexis Tsipras, dass die Sanktionen der Europäischen Union dem eigenen Wirtschaftsraum mehr schadeten als Russland.

Das Abdriften in einen Kalten Krieg 2.0 werde überdies mit bislang noch kaum absehbaren Wirtschaftskonsequenzen einhergehen. Solange die Europäische Union nicht endlich ihre ureigenen Interessen verfolge, dürfte sich Brüssel vielleicht schon bald mit einer ganz anderen Krise konfrontiert sehen, die Alexis Tsipras wie folgt beschreibt:

„Die Europäische Union wird einer Existenz—und Überlebenskrise ins Auge blicken.“

Italien: Industrieverband warnt vor einem ökonomischen Armageddon

Vor den am 25. September nun unmittelbar bevorstehenden Neuwahlen soll im Anschluss ein Blick nach Italien geworfen werden. Denn dort gelangen neue Prognosen zu dem Fazit, dass knapp 600.000 gut bezahlte Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Hiervor warnt der italienische Industrieverband in einer neuen Studie.

Sollten die Gaspreise in der Europäischen Union auf den aktuellen Niveaus (im Bereich von 200 bis 250 Euro pro Megawattstunde) verharren, so werde die italienische Wirtschaft im nächsten Jahr um 2,2 Prozent schrumpfen.

Allein anhand einer überhohen Staatsverschuldung (bei tendenziell weiter steigenden Zinsen) lässt sich erahnen, in welche ökonomischen Probleme der drittgrößte Wirtschaftsraum in der Europäischen Union zu schlittern droht.

Der Industrieverband warnt davor, dass zusätzlich steigende Gaspreise zu einer noch stärker schrumpfenden Wirtschaft im nächsten Jahr führen würden. Sollten die Gaspreise im Winter auf bis zu dreihundert Euro pro Megawattstunde klettern, müsse mit einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 3,2 Prozent gerechnet werden.

Bereits aus aktueller Sicht stünden Hunderttausende von Arbeitsplätzen im Land auf dem Spiel. Noch gefährlicher würde die Situation, falls die Russische Föderation ihre Lieferungen von Erdgas an die Europäische Union komplett einstellen würde.

In Italien würde ein solches Ereignis zu einer massiven Gasunterversorgung führen, in deren Zuge ganze Industrien reihenweise in die Pleite getrieben werden. Ähnlich wie Deutschland erweist sich auch Italien zu einem hohen Grad von Energieeinfuhren aus dem Ausland als abhängig.

Zu Jahresbeginn importierte Italien einen Anteil von vierzig Prozent seines Gasbedarfs aus der Russischen Föderation. Angesichts der durch die Brüsseler EU verhängten Sanktionen reduzierte sich dieser Anteil im Juli auf nur noch 25 Prozent.

Erst kürzlich hatte der italienische Wirtschaftsminister Daniele Franco davor gewarnt, dass sich die Nettoimportkosten seines Landes im Energiebereich auf einhundert Milliarden Euro verdoppeln werden.

Wird (kann) Frankreich weiterhin Strom exportieren?

Gleichzeitig gehen in Italien Befürchtungen um, wonach das Nachbarland Frankreich seine Stromexporte an Italien temporär stoppen könnte. Die sich in Frankreich verschlimmernde Energieerzeugungskrise dürfte den meisten Lesern bekannt sein.

Wie dem auch sei, so wird heute in deutschen Medien berichtet, dass der französische Energiekonzern EDF vor einer Vollverstaatlichung stehen könnte.


Hauptgrund für die in Italien umgehenden Befürchtungen ist die Tatsache, dass sich der Energieausstoß der französischen Nuklearkraftwerke über die letzten Wochen deutlich reduziert hat.

So berichtete die italienische Tageszeitung La Repubblica am letzten Wochenende, dass die französischen Energiebehörden Italien bereits angekündigt haben sollen, die Stromlieferungen an das Land in den kommenden zwei Jahren aussetzen zu wollen. Der entsprechende Bericht wurde durch einen Offiziellen des italienischen Energieministeriums inzwischen bestätigt.

Nur einen Tag später hieß es dann in einem Bericht auf der Seite von Reuters, dass die französischen Energiebehörden sich an ihre vertraglich vereinbarten Lieferverpflichtungen halten wollten. Danach seien keine unmittelbar bevorstehenden Kürzungen der französischen Stromexporte an Italien geplant.

Eine Vollverstaatlichung von EDF könnte bevorstehen, weil der Energiekonzern vor Kurzem mitgeteilt hatte, dass der aus Nuklearenergie resultierende Anteil an der Stromerzeugung auf ein 30-Jahres-Tief zu sinken drohe. Begründet wurde diese Entwicklung aufgrund von zeitlich länger anhaltenden Wartungsarbeiten.

Wie verworren die aktuelle Lage in Frankreich zurzeit ist, zeigt eine jüngste Warnung des französischen Netzwerkbetreibers RTE. Danach könnte es dazu kommen, dass Frankreich seine Stromtrassen nach Italien und Großbritannien abschalten wird. Selbstverständlich würde es in einem solchen Fall sehr wohl zu einer Unterbrechung der französischen Stromexporte an beide Nationen kommen.

Großbritannien: Lieferstopps werden mittlerweile mit „höherer Gewalt“ begründet

Wenn Großbritannien gerade eben erwähnt wurde, so sei gesagt, dass immer mehr Pubs, Bars, Restaurants und Brauereien im Land einer Schließung ins Auge blicken. Vielerorts sind es nicht nur die extrem hohen Strompreise, welche einen Weiterbetrieb wirtschaftlich nicht mehr rentabel machten.

Sondern ähnlich wie in Deutschland sieht sich auch das Vereinigte Königreich mit einer wachsenden Knappheit im CO2-Bereich konfrontiert. Nicht nur Brauereien, sondern auch eine ganze Anzahl von anderen Industriebetrieben seien jedoch auf eine Nutzung von CO2 zur Gewährleistung eines reibungslosen Geschäfts- und Produktionsablaufs angewiesen.

Hierzu gehört beispielsweise auch die Verpackungsindustrie. Parallel sorgten zunehmende Lieferengpässe dafür, dass es vor dem Beginn der diesjährigen Weihnachtssaison zu einer Einstellung der Brauaktivitäten in Großbritannien kommen könnte.

Angesichts der explodierenden Erdgaspreise teilen immer mehr Ammoniakhersteller in U.K. und andernorts auf dem europäischen Kontinent mit, ihre Produktionsaktivitäten stillzulegen. Aus Perspektive einer Aufrechterhaltung der allgemeinen Lebensmittelversorgung droht diese Entwicklung zu einer ernsthaften Gefahr zu werden.

Inzwischen berufen sich CO2- und Ammoniaklieferanten in Großbritannien auf „höhere Gewalt“, weshalb es gegenüber Brauereien und Getränkeherstellern zu Lieferstopps zu kommen drohe. Hiervor warnte zuletzt der Vorsitzende des britischen Brauerei-, Restaurant- und Pubverbandes.

Verschärft habe sich die allgemeine Lage vor allem auch deswegen, weil sich Brauereien in U.K. aufgrund der anhaltenden Schließungswelle unter Ammoniakfabriken in ganz Europa nicht mehr dazu in der Lage sehen, ihren Bedarf mittels Importen aus dem Ausland zu decken.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von msn.com.

Ich möchte abschließend die Frage in den Raum werfen, wie Sie als Leser ihre Zukunftsaussichten in Deutschland und der Europäischen Union beurteilen? Wenn Sie ein Unternehmen besitzen, planen Sie dann noch irgendetwas? Und auf welche Weise bereiten Sie sich als Bürger und Verbraucher auf die absehbaren Entwicklungen in den Wintermonaten vor?

Vielleicht lassen sich aus einer regen Diskussion in der Kommentarfunktion Vorschläge und Anregungen aus Sicht von Lesern ableiten, die den aktuellen Entwicklungen zunehmend passiv und mit wachsender Ohnmacht gegenüberstehen. Hierfür sei allen im Voraus gedankt!

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