Die inzwischen angekündigte Entscheidung der Kreml-Regierung, eigenes Erdgas nur noch auf Rubel-Basis an die Europäische Union, die USA, Großbritannien und Kanada verkaufen zu wollen, hat naturgemäß zu politischen Turbulenzen in den hiervon betroffenen Ländern geführt.

Einerseits die Russische Föderation selbst mit unzähligen Sanktionen belegend, die darauf ausgerichtet sind, die russische Wirtschaft zu zerstören, wird beispielsweise in Deutschland jetzt von einem Liefervertragsbruch gesprochen, weil die laufenden Kontrakte auf einer Bezahlung russischen Erdgases auf Basis des US-Dollars und des Euros basierten.

Den Spieß umgedreht…

Der Kreml-Regierung dürften diese Einwände unter Berücksichtigung der enormen Veränderungen in deren Verhältnis zu den westlichen Nationen wohl vollauf egal sein. Vielmehr hat Staatspräsident Putin den Spieß inzwischen umgedreht, indem westliche Nationen auf Basis seiner getroffenen Entscheidung deren eigens verhängte Sanktionen gegenüber Russland selbst werden unterlaufen müssen.

Denn um Erdgas auf Basis des Rubels ab nächster Woche überhaupt erwerben zu können, werden westliche Nationen diese benötigten Rubel bei der sanktionierten Zentralbank der Russischen Föderation zuvor einkaufen müssen.

Gasembargo: Es geht nicht, doch wir wollen es…

Aus eben jenem Grund muss mit einer anhaltenden Eskalation der Lage gerechnet werden, da US-Präsident Joe Biden extra nach Europa gereist ist, um den europäischen Verbündeten der Vereinigten Staaten ein eigens zu verhängendes Gasembargo gegenüber der Russischen Föderation schmackhaft zu machen.

Dass eine solche Idee nicht bei allen europäischen Partnern auf fruchtbaren Boden fällt, zeigte sich gestern beispielsweise anhand des Beispiels von Österreichs Bundeskanzler Nehammer, der mitteilte, solche Pläne in keiner erdenkbaren Weise zu unterstützen, weil Österreich zu einem Grad von bis zu sechzig Prozent von russischen Energielieferungen abhängig sei.

Wer ein wenig über den Tellerrand hinausblickt, wird wahrscheinlich davon ausgehen, dass die Rohöl- und Erdgaspreise im Falle eines seitens der Europäischen Union ausgesprochenen Sanktionsembargos gegenüber russischem Energieträgern förmlich durch die Decke schießen würden.

Selbst Rohölpreise im Bereich von dreihundert US-Dollar pro Fass seien in einem solchen Fall denkbar und keineswegs ausgeschlossen, wie sich Rohstoffexperten überzeugt zeigen. Was das Ziel einer Isolation der Russischen Föderation auf dem internationalen Parkett anbelangt, so beginnt sich auch in diesem Bereich abzuzeichnen, dass die Sanktionen des Westens ihre Wirkung zu verfehlen scheinen.

Theoretisch betrachtet mag es einfach erschienen sein, die Russische Föderation aus der Weltwirtschaft auszuschließen. Aus einem praktischen Blickwinkel gestalten sich die Dinge hingegen auf eine andere Weise.

Russland = Treasure Island

Denn russische Rohstoffe, die Geologen aktuell auf einen Gegenwert in Höhe von 75 Billionen US-Dollar (!) an bereits erschlossenen und noch im Boden lagernden Reserven schätzen, sind angesichts einer sich ausweitenden Energiekrise weltweit begehrt.

Und so zeigt sich, dass die westlichen Sanktionen von Mexiko und Brasilien über China und Indien bis hin zu vielen afrikanischen Staaten nicht befolgt werden. Von einer Behandlung der Russischen Föderation als Pariah-Staat kann aus deren Blickwinkel keine Rede sein.

Wer sich angesichts des eskalierenden Konflikts zwischen dem Westen und Russland ruhig verhalten möchte, um den eigenen Rohstoffgeschäften auch weiterhin nachzugehen, verhält sich schlichtweg auf neutrale Weise, davon absehend, die Russische Föderation auf Grund von deren Einmarsch in die Ukraine offen zu verurteilen.

Ist Verabschiedung von Zweit- und Folgesanktionen der USA gegenüber Drittstaaten unausweichlich?

Das insbesondere durch Washington und die EU verfolgte Ziel eines Sturzes der Kreml-Regierung wird sich unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen wahrscheinlich nicht erreichen lassen.

Was bedeutet dies nun aus einem praktischen Betrachtungswinkel? Es ist eigentlich ganz einfach, da Washington im Fall einer strikten Einhaltung der eigenen Sanktionsstrategien unter aller Voraussicht nichts Anderes übrigbleiben wird, als auch all jene Nationen mit Sanktionen zu belegen, die sich der eigens verfolgten Strategie nicht zu unterwerfen bereit sind.

Diese Folgesanktionen würden darauf abzielen, alle Sanktionsbrecher, die nach wie vor ihre Geschäfte mit der Russischen Föderation betreiben und aufrechterhalten, ihrerseits mit harten Strafen zu belegen.

Aus Sicht Amerikas droht ein solches Verhalten nicht nur sehr kostspielig, sondern auch sehr gefährlich zu werden, da sich weitere Länder rund um den Globus einer sofort einzuleitenden De-Dollarisierung ihrer Wirtschaften anschließen dürften.

US-Dollar: Fundament und Achillesferse des amerikanischen Imperiums

Wir erinnern uns daran, dass das der US-Dollar jedoch gleichzeitig das Fundament wie auch die Achillesferse bildet, auf dem das amerikanische Imperium fußt und aufgebaut ist.

Da ein im Osten neu entstehender Block, angeführt durch die Volksrepublik China und die Russische Föderation, eine Vielzahl von Nationen als Kooperationspartner auf der eigenen Seite weiß, stellt sich allein aus diesem Blickwinkel die Frage, welche Erfolgsaussichten mit einem solchen Vorgehen der USA einhergehen würden.

Diese Strategie droht letztendlich zu einem Bumerang zu werden, dann nämlich, wenn sich eine Reihe von Nationen ihrerseits offiziell von Washington lossagen würden, was wiederum schwerwiegende Auswirkungen auf den internationalen Handel haben dürfte.

Bereits im Fall des Irans hatte sich gezeigt, dass die Regierung in Teheran Mittel und Wege gefunden hat, um sich einer harten Sanktionierung der Vereinigten Staaten zu entziehen. Ähnliche Beobachtungen ließen sich in Bezug auf Venezuela anstellen. Wie soll dies also im Falle der Russischen Föderation, von deren Energielieferungen weite Teile der Welt – allen voran die EU – abhängig sind, erst funktionieren?

Atlantic Council beschreibt die Lage anhand Kubas

Unter anderem der Atlantic Council hat mit Blick auf Kuba beschrieben, auf welche Weise Zweit- und Folgesanktionen unter Bezugnahme auf das im Jahr 1996 verabschiedete Helms-Burton-Gesetz zu wirken beabsichtigen. Amerikanische Unternehmen sehen sich in diesem Fall dazu verpflichtet, beispielsweise auch deren Tochterfirmen im überseeischen Ausland jenen durch die US-Regierung gegen eine bestimmte Nation verhängten Sanktionen zu unterwerfen.

In der Vergangenheit hatte dies bereits dazu geführt, dass Staatsregierungen, in deren Ländern diese amerikanischen Tochterfirmen ansässig sind, gegen eine Sanktionsverhängung der USA gegenüber einem Drittstaat in Washington intervenierten und diese als illegal bezeichneten.

Aus einem geopolitischen Blickwinkel heraus betrachtet bedeutet diese Vorgehensweise nichts anderes, als dass die US-Regierung einen direkten Versuch der Regulierung und – falls notwendig – Bestrafung von im Ausland ansässigen Unternehmen wie auch Einzelpersonen unternimmt.

Dies gilt selbst dann, falls die Vereinigten Staaten sich in dem vorliegenden Fall selbst nicht einmal als ein Handels- oder Investitionspartner erweisen. Andererseits ist zu konstatieren, dass die US-Regierung von ihren Sanktionsmöglichkeiten bereits seit geraumer Zeit einen höchst inflationären Gebrauch macht, um in diesem Zuge auch den US-Dollar selbst in einem verstärkten Ausmaß als Waffe gegen andere Nationen einzusetzen.

Nicht nur der Iran, sondern auch Kuba, Venezuela, die Volksrepublik China, Nordkorea oder auch die Russische Föderation können hiervon mittlerweile ein Lied singen. Der Status des US-Dollars als Weltreservewährung wird also nun seit geraumer Zeit schon als Sanktions- und Bestrafungsmittel gegen all jene Nationen missbraucht, die sich den eigenen Strategien und Anordnungen nicht zu unterwerfen gedenken.

Dem Rest der Welt bleibt nichts mehr verborgen

Dem Rest der Welt sind diese Vorgänge keineswegs verborgen geblieben, weshalb die US-Regierung mit dem Feuer spielt. Denn umso mehr Nationen sich im internationalen Handel von der amerikanischen Währung abwenden, desto wahrscheinlicher wird der Ausbruch einer fulminanten Weltwährungskrise, in deren Zuge es dann zu einer Vernichtung jener über die vergangenen sieben Jahrzehnte aufgebauten Vermögenswerte und Ersparnisse zu kommen droht.

Mehr und mehr beginnt sich abzuzeichnen, dass es einer wachsenden Anzahl von Nationen mittlerweile egal zu sein scheint, sich dem Risiko einer Belegung mit Zweitsanktionen durch die US-Regierung auszusetzen.

Umso mehr sich dieser Prozess verstetigt, desto größer dürften die aus amerikanischer Sicht hiermit verbundenen Risiken werden. Dass sich die Volksrepublik China von den Vorwürfen und Drohungen der Washingtoner Regierung bislang gänzlich unbeeindruckt zeigt, um die eigene neutrale Haltung mit Blick auf den Krieg in der Ukraine aufrechtzuerhalten und weiter Geschäfte mit der Russischen Föderation zu betreiben, zeigt sich vielleicht auch anhand der Tatsache, mit welcher Lockerheit der chinesische Außenminister in der laufenden Woche im Rahmen eines Staatsbesuchs in Afghanistan ein Bäumchen zusammen mit den Taliban, den neuen (alten) Herrschern am Hindukusch in Kabul gepflanzt hat.

Das hiervon ausgehende Signal ist eigentlich unmissverständlich, nach dem Motto, seht her, wir werden den bis zuletzt noch fehlenden afghanischen Baustein nun in unser Projekt der Neuen Seidenstraße mit einfügen, um vor Ort Einfluss und Kontrolle auszuüben.

Dass Washington das eigene Sanktionsregime nun auf die Russische Föderation, und somit einen Staat, der bei Weitem besser in die Strukturen der Weltwirtschaft eingebettet ist als dies im Fall des Irans, von Venezuela oder Kubas der Fall ist, ausgeweitet hat, wirft Schatten des eigenen Versagens voraus, da diese Sanktionen den USA noch wie ein Kloß im eigenen Hals steckenbleiben könnten.

Als ob ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen könnte

Einmal mehr sei an dieser Stelle auf aktuelle Entwicklungen zwischen Indien, einem Quad-Mitglied, und der Russischen Föderation verwiesen. Dass sich beide Staatsregierungen nun zur Erzeugung eines neuen Rubel-Rupie-Mechanismus entschieden haben, um unter einer Umgehung des US-Dollars in der Zukunft Handel zu betreiben, wird in Washington gewiss zu Frustration und Ärger geführt haben.

Von allen anderen Nationen rund um den Globus zu verlangen, deren eigene Beziehungen und Wirtschaftsverflechtungen mit der Russischen Föderation aufzugeben, ist eine ebenso realistische Annahme wie daran zu glauben, als ob ein Kamel durch ein Nadelöhr gehen könne.

Einmal ganz davon abgesehen, dass der zuvor mittels Lügen konstruierte Angriffskrieg der Vereinigten Staaten gegen den Irak unter Saddam Hussein (Stichwort: Weapons of Mass Destruction) bislang überhaupt keine Konsequenzen und Forderungen nach sich gezogen hat, hochrangige Repräsentanten der damaligen US-Regierung auf Grund von im Zweistromland begangenen Kriegsverbrechen vor den Internationalen Strafgerichtshof zu stellen.

Wer spricht über oder gedenkt den Millionen Vertriebenen und Toten nach US-Kriegen im Mittleren Osten?

Zu wie viel Zerstörung, Vertreibung und Millionen von Toten haben die US-Kriege oder jene durch die Vereinigten Staaten geführten Stellvertreterkriege im Irak, in Syrien, im Jemen oder in Lybien geführt? Spricht hierüber in den westlichen Medien auch jemand?

Wer spricht darüber, dass der afrikanische Kontinent in einem hohen Maße von russischen und ukrainischen Weizenlieferungen abhängt? Letzten Endes erweist es sich also als eine verheerende Nebenwirkung der US-Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation, dass weite Teile des afrikanischen Kontinents einer Hungerkrise ins Auge zu blicken drohen.

Hierin dürfte sich auch der Grund finden, weswegen es rund ein Drittel aller afrikanischen Nationen abgelehnt hat, die russische Invasion in der Ukraine vor den Vereinten Nationen zu verurteilen.

Russland erweist sich zudem auch als einer der weltweit größten Exporteure von Waffen, Düngemitteln, Aluminium, Palladium und Nickel. Insbesondere Lateinamerika und Afrika können es sich nicht leisten, von diesen Lieferungen abgeschnitten zu werden. Ganz zu schweigen von der Volksrepublik China, die ihre ganz eigenen Interessen in aller Welt verfolgt.

Diese Zusammenfassung von Roman Baudzus für CK*Wirtschaftsfacts nimmt Bezug auf einen Bericht von Ryan McMaken auf der Seite von The Mises Institute.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es sei an dieser Stelle an einige Aussagen von Jim Rogers erinnert, der seit einigen Jahren schon davor gewarnt hat, dass der Ausbruch einer Weltwährungskrise nicht eine Frage des Ob, sondern eigentlich nur eine Frage des Wann sei.

Wer die aktuelle Situation und die globale Inflationsentwicklung berücksichtigt, wird wohl nicht umhin kommen, als zu erkennen, dass unsere Welt einem solchen Ereignis gefährlich nahe gerückt zu sein scheint.

Die Vereinigten Staaten befinden sich meiner persönlichen Ansicht nach keineswegs in einer Pole Position, wenn es um eine führende Rolle in Bezug auf eine Neuordnung des weltweiten Systems geht.

An dieser Stelle sei nochmals daran erinnert, dass es sich unter Bezugnahme auf Jim Rogers im Fall der USA um die größte Schuldnernation der Weltgeschichte handele. Produziert wird in den USA im Vergleich mit der Volksrepublik China und dem asiatischen Kontinent auch nicht mehr viel vor Ort.

Letztendlich hat der Prozess einer Auslagerung von Fabriken und Arbeitsplätzen samt dem Transfer von technischem Know-how an erklärte Feindstaaten wie die Volksrepublik China über die vergangenen dreißig Jahre einen großen Beitrag dazu geleistet, die USA von selbst erklärten Feindstaaten (wie China) in einem überaus hohen Maße abhängig zu machen.

Selbst unter der Prämisse, da nun die Erkenntnis in den USA zu wachsen scheint, einer durch pure Gier getriebenen und fehlgeleiteten Wirtschaftsstrategie aufgesessen zu sein, ändert sich vor Ort kaum etwas, da amerikanische Konzerne keine Einbußen im Hinblick auf jahrelange Wettbewerbs- und Kostenvorteile aus der Hand geben möchten.

Eine sich in enormer Geschwindigkeit verändernde Welt samt der diesem Prozess zugrundeliegenden Entwicklungen in der Geopolitik erzwingen ein Umdenken in der amerikanischen Unternehmenswelt jedoch geradezu.

Denn auf welche Weise wollten die Vereinigten Staaten gegen eine Nation wie die Volksrepublik China einen Sanktions- und Wirtschaftskrieg nach Vorbild der Russischen Föderation, geschweige denn einen Shooting War gegen die Volksrepublik China führen, wenn sich weite Teile der heimischen Wirtschaft von Importen aus China auf eine enorme Weise als abhängig erweisen?!

Eben jene Beobachtungen lassen sich angesichts der eskalierenden Situation zwischen der Europäischen Union und der Russischen Föderation doch gerade anstellen. Es wurde ein Sanktions-, Finanz- und Wirtschaftskrieg gegen eine Nation begonnen, von der sich weite Teile der Europäischen Union in einem enormen Grad der ökonomischen Abhängigkeit befinden.

Wie soll so etwas gut gehen? Oder um mit den Worten von Gordon Gecko abzuschließen: „Wenn ich nicht über ausreichende Liquidität verfüge, dann wird es sehr schwer, einem größeren Hai als mir ans Bein zu pinkeln.“

Es lässt sich unter Berücksichtigung der aktuellen Geschehnisse nicht davon ausgehen, als ob führende EU-Politiker diese einfach Weisheit tatsächlich verstanden haben. Die Zeche werden die Bürger dieser EU-Nationen bezahlen.

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