Vor rund einhundertfünfzig Jahren wurde der blutigste Krieg in der amerikanischen Historie auf heimischem Boden ausgefochten. Vordergründig wird stets behauptet, dass es der Union um das hehre Ziel einer Abschaffung der Sklaverei in den Südstaaten gegangen sei.

Ganz so einfach liegen die Dinge allerdings nicht, denn wie anders würde sich das folgende und ehedem mit Beginn der Sezessionsbewegung unter einer Vielzahl von amerikanischen Bundesstaaten zu beobachtenden Abspaltung von der Union abgegebene Statement durch US-Präsident Abraham Lincoln erklären lassen, der damals wie folgt ausführte:

Sähe ich mich dazu in der Lage, die sezessionswilligen Bundesstaaten in der Union halten zu können, indem ich keinen einzigen Sklaven in unserem Land befreite, so würde ich es tun. Würde ich sezessionswillige Bundesstaaten in der Union halten können, indem ich nur einige, und nicht alle, Sklaven in unserem Land befreite, so würde ich es tun. Und sähe ich mich dazu in der Lage, sezessionswillige Bundesstaaten in der Union halten zu können, indem ich alle Sklaven in unserem Land befreite, so würde ich auch das tun.“

Es zeigt sich anhand dieses Zitats, dass eine Befreiung der schwarzen Sklaven erst im Laufe des Bürgerkrieges zu einem der erklärten Ziele der Unions-Regierung von Abraham Lincoln avancierte. Und zwar dann, als endlich nach einer siegreichen Schlacht am Antietam Creek (durch die Konföderation als Schlacht von Sharpsburg bezeichnet) die Gunst der Stunde da war, die hierauf folgende Emanzipationserklärung durch die Lincoln-Regierung zu erlassen.

Zuvor hatte es Niederlage um Niederlage auf zahlreichen Schlachtfeldern im Westen und Osten des Landes aus Sicht der Unionsarmee (eine der blutigsten Schlachten des Krieges tobte im April 1862 am Shiloh River im südwestlichen Teil von Tennessee) gesetzt, so dass Lincoln mit der Verkündung seiner Emanzipationserklärung aus taktischen Gründen so lange wartete, bis es aus Unionssicht endlich einen grandiosen Schlachtsieg zu verkünden geben würde. Nach den Ereignissen am Antietam Creek bot sich dann endlich diese Möglichkeit.

Abraham Lincoln wartete mit seiner Emanzipationserklärung, um in der Öffentlichkeit nicht aus reiner Schwäche heraus handelnd wahrgenommen zu werden, sondern um auf eine sich bietende Gelegenheit zu warten, aus einer Position der Stärke eine Deklaration zu verkünden, welche den bis dahin schon mit einer zuvor ungesehenen Härte geführten Krieg nochmals um einige Nuancen intensivierte.

Die politische Unversöhnlichkeit, mit der sich die Staaten der Union und der Konföderation gegenüberstanden, leitete sich primär anhand der Frage ab, welche Rechte beziehungsweise ob die Washingtoner Bundesregierung überhaupt irgendwelche Rechte habe, um sich in die einzelnen Belange der Bundesstaaten einzumischen.

Hinzu gesellten sich in vielerlei Hinsicht stark voneinander abweichende Kulturen im Norden und Süden des Landes, deren seit Jahrzehnten herausgebildete Lebensweisen und diesen Lebensweisen zugrundeliegenden Fundamentalansichten einfach nicht mehr unter einen Hut zu bringen waren.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Nun, rund einhundertfünfzig Jahre nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs scheint der Geist der Sezession in den Vereinigten Staaten abermals aus der Flasche entwichen zu sein. Von diesem Geist droht mittlerweile nicht nur eine Mehrheit unter den Republikanern, sondern auch eine zunehmende Anzahl der Anhänger unter den Demokraten ergriffen zu werden.

Bei Licht besehen ist dieser Geist bereits nach den Präsidentschaftswahlen in den Jahren 2016 und 2020 aus der Flasche entwichen, um immer mehr Amerikaner zu infizieren. Aus heutiger Sicht ist die Nation politisch nicht mehr derart gespalten gewesen wie seit jenen Tagen vor und und während des amerikanischen Bürgerkrieges.

Und so verwundert es kaum, dass die Publikation einer jüngst durchgeführten Umfrage zum Ergebnis hatte, dass inzwischen ein Anteil von 66 Prozent der im Süden des Landes lebenden Republikaner – inklusive den beiden Bundesstaaten Florida und Texas – dafür stimmen würden, sich vom Rest des Landes, und somit der Union, loszusagen – mit dem Ziel, einen eigenen Staat im Süden Amerikas zu errichten.

 

 

Die letztmals zu Jahresbeginn erhobene Umfrage zeigte zum damaligen Zeitpunkt hingegen Zustimmungswerte unter republikanischen Wählern, die um die Marke von fünfzig Prozent pendelten, was jedoch zu diesem Zeitpunkt schon auf einen hohen Zuspruch hindeutete.

Und dies betrifft nicht nur die Republikaner. Vielmehr würde auch ein Anteil von zwanzig Prozent der im Süden lebenden Demokraten laut den Ergebnissen der gemeinsam durch YouGov und Bright Line Watch durchgeführten Umfrage zugunsten einer Abspaltung vom Rest des Landes stimmen. Unter den unabhängigen – und nicht parteigebundenen Wählern – erreicht dieser Befürwortungsanteil fünfzig Prozent.

Auch im Bundesstaat Texas zuletzt durchgeführten Umfragen zu diesem Thema deuteten darauf hin, dass eine Mehrheit der Texaner im Falle eines über diese Frage abzuhaltenden Referendums zugunsten einer Sezession – und somit zugunsten eines Texit – stimmen würde.

Im Bundesstaat Texas verfügt die sogenannte Nationalbewegung inzwischen über mehr als 400.000 aktive Mitglieder. Der Grund? Mehrheitlich herrscht der Glaube vor, dass der Rubikon längst überschritten worden sei, um sich noch länger dazu in der Lage zu sehen, sich mit einem weitläufig liberalen Washingtoner Establishment und dessen Gesetzesinitiativen zu identifizieren, geschweige denn sich dessen Direktiven unterwerfen zu wollen.

Ähnlich wie vor einhundertfünfzig Jahren zeichnet sich also ab, dass es eine zunehmende Anzahl an Bundesstaaten in den USA zu geben scheint, die es ablehnt, sich den Anordnungen einer Washingtoner Bundesregierung und deren Institutionen, die in weiten Teilen des Landes als gegen die eigenen Interessen handelnd wahrgenommen werden, weiterhin zu unterwerfen.

Selbstverständlich erweist sich die intensivierende Migrationskrise an den südlichen Grenzen der USA zu Mexiko in den Bundesstaaten des Südens als einer der Haupttreiber für die stark wachsenden Divergenzen zwischen den hiervon betroffenen Bundesstaaten und der Bundesregierung in Washington.

Und nicht nur das, da die Biden-Administration mittlerweile ganz offen für die sich in den Grenzstaaten – wie Texas oder New Mexico – aufgrund von deren Open Border Policy und einem dauerhaften Herunterspielen der sich im Süden des Landes abzeichnenden Probleme – für die sich aktuell entwickelnde Lage verantwortlich gemacht wird.

Der politische Keil, der die USA spaltet, gräbt sich immer tiefer in das wunde Fleisch eines zerbröselnden Solidaritätsgefühls samt eines gegen null tendierenden Vertrauens in die Washingtoner Institutionen unter weiten Teilen der Gesellschaft hinein.

So wird darüber hinaus beispielsweise in Texas bemängelt, dass die Bürger des Bundesstaats mittlerweile schwer unter 180.000 Seiten an Bundesgesetzen sowie der damit einhergehenden Regularien litten.

Aus diesem Grund sei es erklärtes Ziel der Nationalen Bewegung, sich in der Zukunft selbst zu regieren – und zwar ohne die Interventionen und Einmischungen durch die Washingtoner Bundesregierung. Es darf die Frage erlaubt sein, in wie vielen anderen Bundesstaaten in den USA die Lage bereits auf ähnliche Weise interpretiert wird?!

Angemerkt sei, dass der in den Kongress des Bundesstaates Texas ehedem eingebrachte Gesetzentwurf Texas House Bill 1359 im Fall einer Verabschiedung das Abhalten eines zeitnahen Referendums über einen Ausstieg des Bundesstaates Texas aus der Union vorgesehen hätte. Zu dieser parlamentarischen Abstimmung kam es jedoch nicht, da der Gesetzentwurf durch den federführenden Ausschuss abschlägig beschieden wurde.

Würde es irgendwann zu einem solchen Referendum kommen, stünde nichts anderes als die Schlüsselfrage auf dem Programm, ob Texas sich nach einem potenziellen Ausstieg aus der Union zu einer eigenen Nation erklären wird.

Folge der parlamentarischen Posse ist, dass die Nationale Bewegung im Bundesstaat Texas heimlich, still und leise politische Kandidaten rekrutiert, die den Gedanken an eine Sezession gutheißen, und die im Zuge der Mid-Term-Wahlen im nächsten Jahr antreten sollen, um den eigenen Zielen näherzukommen.

Inzwischen hat die Organisation auch eine Petition auf den Weg gebracht, die mindestens 80.000 notwendige Unterschriften im Bundesstaat sammeln soll, um eine nicht-bindende Abstimmung über diese Frage in Texas durchzuführen.

Eine solches Ereignis – falls erfolgreich – könnte dann wiederum den Weg und noch lauter werdende Rufe zur Abhaltung eines Referendums ebnen.

Szenenwechsel. Im Bundesstaat Kalifornien gibt es mit der immer zahlreicher werdenden Calexit-Bewegung ebenfalls eine an Stärke gewinnende Organisation, deren Mitglieder sich insbesondere aus der kalifornischen Landbevölkerung zusammensetzt, und welche das Ziel verfolgen, sich von den liberalen Küstenstädten unabhängig zu machen, um sich zum 51. Bundesstaat der USA unter Selbstverwaltung zu erklären.

Was die zuletzt gemeinsam durchgeführte Umfrage von YouGov und Bright Line Watch darüber hinaus zutage förderte, ist die Tatsache, dass aktuell ein Anteil von 47 Prozent unter den demokratischen Wählern in den Bundesstaaten an der Westküste – einschließlich Hawaii und Alaska – zugunsten einer Sezession von der Union stimmen würden, gefolgt von einem Anteil in Höhe von 33 Prozent unter unabhängigen sowie einem Anteil in Höhe von 27 Prozent unter republikanischen Wählern.

Während es in Arizona eine ähnliche Bewegung namens Baja Arizona Movement gibt, die eine Aufteilung des Bundesstaates in zwei Hälften – nämlich eine Abtrennung des Nordens vom Süden – fordert, ruft die Organisation Greater Idaho Movement nach einem politischen Zusammenschluss des Bundesstaates mit den ländlichen Bezirken im Süden und Osten des Nachbarbundesstaates Oregon.

Konservative Wähler wenden sich insbesondere von den Zuständen in der Stadt Portland, in der die Auseinandersetzungen zwischen linksgerichteten Gruppierungen wie Antifa und BLM sowie der Polizei und rechtsgerichteten Gruppierungen einfach nicht abebben wollen.

Wie dem auch sei, andere Stimmen rufen inzwischen sogar nach einem Anschluss von bestimmten Westküstenregionen der USA an das benachbarte Kanada. Diese Liste ließe sich also noch weiter fortsetzen.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Dass diese Grundhaltung sich unter einer wachsenden Anzahl von Amerikanern breitmacht, liegt insbesondere daran, dass politischen Institutionen, die neben einer massiven Korruption zudem auch unter einer Vielzahl von Interessenkonflikten, die vor der breiten Öffentlichkeit versucht werden, im Verbogenen zu halten, leiden.

Schwindendes Vertrauen lässt sich nicht mehr revitalisieren. Wen Sie einmal beim Lügen oder anderweitigen Dingen dieser Art erwischt haben, dem glauben sie zukünftig nichts mehr. Wie im Kleinen, so im Großen. Hinweisen möchte ich Sie abschließend noch auf ein Ereignis, das vor einigen Tagen stattfand, und in das sich eines der hochrangigsten Mitglieder der US-Armee verstrickt sieht.

Erwies sich das Ansehen der US-Armee unter der amerikanischen Bevölkerung bislang noch als Fels in der Brandung, so scheint auch dieser Nimbus mehr und mehr verlorenzugehen und zu schwinden.

Wie um Gottes Willen lässt es sich erklären, dass Generalmajor Patrick Donahue selbst die Entscheidung getroffen hat, sich in einen aufkommenden „Twitter-Krieg“ zu involvieren, in dessen Zuge es einen Shitstorm und Beleidigungen unter einer Vielzahl von Usern hagelte?

Nachdem Donahue öffentlich kundgetan hatte, dass ein jugendliches Alter nicht vor einer Infektion mit Covid-19 schütze, um für eine Beschleunigung der Impfakzeptanz unter dieser Altersgruppe zu werben, wies der konservative Autor Josiah Lippincott darauf hin, dass es unter Bezugnahme auf aktuelle Daten zu gerade einmal 26 registrierten Todesfällen im US-Verteidigungssektor gekommen sei.

Diese Anzahl befinde sich weit unterhalb der allein im vierten Quartal 2020 registrierten Selbstmorde in dem USA. Lockdowns und Einschränkungen der Freiheitsrechte führten, so Lippincott, zu weitaus größeren Schäden als das Virus.

Hierauf folgte, dass sich der Generalmajor höchst selbst in die „Twitter-Schlacht“ stürzte, um durch einen seiner Kritiker gefragt zu werden, „wie viele Kriege er denn gewonnen hat“. Eine Frage, die in der Folge durch andere Nutzer sofort über 1.600 Mal mit einem Like versehen wurde.

Generalmajor Donahue schienen daraufhin die emotionalen Sicherungen durchzuknallen, um auf diese Frage zu entgegnen: „Seien Sie kein Statthalter Putins.“ Diese Antwort ließ die Debatten auf Twitter dann vollends eskalieren, so dass sich Donahue plötzlich im Zentrum einer um ihn herum tobenden Schlacht wiederfand.

Unter anderem wurde Donahue danach gefragt, warum ein aktiver Armeegeneral seine Zeit damit vergeude, sich in eine derartige Twitter-Debatte zu verstricken?! Unter anderem führte Glenn Greenwald hierzu wie folgt aus:

 

 

Übersetzung: Ein aktiver General der US-Armee, @PatDonahueArmy, bezichtigt Leute, die ihn auf Twitter hinterfragen, „Statthalter Putins“ zu sein. Es sieht so aus, als ob es ihm viel eher darum ginge, in einer Morning-Joe-Sendung zu erscheinen als die Vereinigten Staaten von Amerika zu verteidigen.

Was hierauf folgte, muss sich aus Sicht des Generalmajors Patrick Donahue wie ein heißer Nackenschlag angefühlt haben, da Twitter-Nutzer auf ihn losgingen, um verbal auf Donahue einzuschlagen. Unter anderem kam es zu dieser Einschätzung eines Nutzers:

 

 

Übersetzung: Hören Sie damit auf, sich hier auf Twitter auszulassen, und fangen Sie damit an, Kriege zu gewinnen. Die letzten beiden Jahrzehnte haben Sie damit verbracht, Kriege zu verlieren, Sie absoluter Clown. Was um Himmelswillen geschieht gerade auf der obersten Führungsebene unserer Armee? Es handelt sich um ein endloses und widerwärtiges Fest des Schauderns.

Vielleicht sehen Sie sich nun ein wenig besser dazu in der Lage nachzuvollziehen, dass ich der persönlichen Ansicht bin, dass das Vertrauen in die Institutionen – egal ob politischer, wirtschaftlicher oder militärischer Natur – unter weiten Teilen der Gesellschaft mit rapider Geschwindigkeit abzunehmen scheint.

 

 

Diese Beobachtung lässt sich unter anderem auch anhand des aktuellen Besuchs von Präsident Joe Biden im Bundesstaat Pennsylvania machen, wo eine bunte und aufgebrachte Menge den Autokorso des Präsidenten ausbuhte und dem Mann, der im November 80 Millionen Stimmen auf sich vereint haben will, beide Mittelfinger zeigte.

Kommentieren brauche ich den sich intensivierenden Zerfall der amerikanischen Gesellschaft gewiss nicht. Bitte machen Sie sich ein eigenes Bild. Denken Sie über diese Ereignisse nach, da zu befürchten steht, dass es sich erst um den Beginn einer Entwicklung handelt, von der niemand weiß, wo diese enden wird.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht des Finanzblogs Zerohedge, der durch Roman Baudzus inhaltlich erweitert und ergänzt wurde.

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