Es tut sich Einiges auf dem afrikanischen Kontinent. Wenn mancherorts auch nach wie vor ganz gerne mit einigem Wehmut und Mitleid auf die Länder Afrikas geblickt wird, so wird eine solche Sichtweise den technologisch-gesellschaftlichen Entwicklungen vor Ort nur in den seltensten Fällen gerecht.

Es reicht aus sich in Erinnerung zu rufen, dass viele afrikanische Nationen in Bezug auf den Einsatz von klassischen Handy-Bezahlsystemen wie Mpesa in den vergangenen Jahren eine weltweite Vorreiterrolle gespielt haben.

Das Bankkonto auf dem Mobiltelefon

Es gibt kaum noch einen Afrikaner, der kein Mobiltelefon besitzen würde, um Transaktionen und Bankengeschäfte mittels des eigenen Handys zu erledigen. Hierbei handelt es sich schon seit langer Zeit um einen riesigen Wachstumsmarkt, der durch im Ausland lebende Afrikaner, die Geld an ihre Familien in der Heimat überweisen, befeuert wird.

Traditionelle Banken auf dem afrikanischen Kontinent bekommen diese Konkurrenzsysteme nun bereits seit geraumer Zeit schmerzhaft zu spüren. Anstatt Geld und Ersparnisse bei einer traditionellen Geschäftsbank zu deponieren, tendiert eine schnell wachsende Anzahl von Afrikaner dazu, sich beim Erledigen von Geldgeschäften auf das eigene Handy zu verlassen.

Traditionelle Geschäftsbanken kostet dieser sich beschleunigende Trend nicht nur Kunden, sondern auch die damit verbundenen Einlagegelder – und somit weiterführend natürlich auch zu vereinnahmende Gebühren.

Traditionelle Geschäftsbanken unter argem Wettbewerbsdruck

Diese Entwicklung wird unter anderem anhand der Wechselkursmärkte sichtbar. Die meisten Afrikaner haben längst bemerkt, dass traditionelle Geschäftsbanken vor Ort hohe Gebühren für eine Umwechslung von Euros, US-Dollars oder britischen Pfund in die jeweilige Währung vor Ort verlangen.

Hinzu kommt, dass die durch traditionelle Geschäftsbanken offerierten Wechselkurse nicht selten als eine Art „Raub“ an den Kunden empfunden werden. Alternative Online-Anbieter wie beispielsweise WorldRemit haben längst schon auf ein solches Geschäftsgebaren reagiert.

Hier zahlen Kunden für Überweisungen in die Heimat nicht nur einen Bruchteil der durch traditionelle Geschäftsbanken vereinnahmten Gebühren – oft wird gerade einmal eine durch WorldRemit zu diesem Zweck vereinnahmte Überweisungsgebühr von einem Euro fällig.

Zusätzlich liegt der durch alternative Online-Anbieter offerierte Wechselkurs häufig nur ganz leicht unter der am Währungsmarkt jeweils gehandelten Spot-Rate. Unter vielen afrikanischen Geschäftsbanken ist lange schon ein Bewusstsein dafür gewachsen, im Fall eines Festhaltens an althergebrachten und traditionellen Kostenstrukturen in der Zukunft in vielerlei Bereichen nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein.

Blick nach Nigeria – Der eNaira, ein Flop!

Wie dem auch sei, so soll im heutigen Bericht nach dieser Einleitung nach Nigeria geblickt werden. Es verwundert kaum, dass auch Bitcoin und andere Krypto-Währungen in vielen Ländern auf dem afrikanischen Kontinent bereits weitaus stärker genutzt werden als anderswo auf der Welt.

Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, hatte Nigeria bereits im vergangenen Jahr mit dem eNaira eine eigene (staatliche) Kryptowährung (CBDC) lanciert. Die nigerianische Notenbank ist damit die erste Institution auf dem Kontinent, die diesen Schritt forciert und schließlich auch umgesetzt hat.

Von technologischer Rückständigkeit kann auf den schwarzen Kontinent blickend also keine Rede sein. Nigeria könnte in diesen Belangen als eine Art Petrischale dienen, um zu eruieren, auf welche Akzeptanz der eNaira unter der lokalen Bevölkerung und den Unternehmen des Landes trifft.

Denn Nigeria ist nicht nur das bevölkerungsreichste Land Afrikas, sondern erweist sich ferner auch als die größte Ökonomie auf dem Kontinent. Zumindest lässt sich nunmehr schon einmal ein Zwischenfazit in Bezug auf die Nutzung und den Erfolg des eNaira im Land ziehen.

Und an dieser Front sieht es alles andere als gut aus. So wird nicht nur in örtlichen, sondern auch in internationalen Medien inzwischen schon ganz offen über einen enormen Misserfolg dieses Projektes gesprochen.

Auch in einem Bericht von Bloomberg hieß es hierzu kürzlich, dass die Nutzungsquote des eNaira unter der lokalen Bevölkerung bei gerade einmal 1:200 – oder bei 0,5 Prozent – liegen würde!

Gewährte Anreize laufen ins Leere…

Um die Nutzung der staatlichen Kryptowährung zu erhöhen, hatte die Regierung nicht nur eine Menge Geld in diverse Werbe- und Überzeugungskampagnen investiert, sondern ihren Bürgern auch Rabatte beim Ankauf sowie andere Anreize dieser Art in Aussicht gestellt.

Aus heutiger Sicht haben diese Maßnahmen nicht gefruchtet. Der gewünschte Erfolg blieb bislang aus. Denn trotz aller gewährten Anreize lassen sich die Nigerianer nach wie vor nicht von einer vermehrt zunehmenden Nutzung des eNaira überzeugen. Wie es heißt, leide der eNaira unter einem enormen Imageproblem.

Interessant ist diese Entwicklung allein schon deshalb, weil Nigeria auf eine der weltweit höchsten Bitcoin-Nutzungsquoten blickt. In einem globalen Ranking liegt Nigeria in diesem Bereich auf Platz 11 – und somit auf einem der vordersten Plätze!

Bitcoin & Co. erfreuen sich in Nigeria wohl deshalb einer weitverbreiteten Nutzung im Land, weil die Regierung einst Kapitalverkehrskontrollen auf den Weg gebracht hatte. Auf diese Weise sollte eine Nutzung von ausländischen Währungen – allen voran des US-Dollars – vor Ort beschränkt werden.

Vertrauen in die heimische Währung so gering wie noch nie zuvor

Auch die Höhe von Überweisungen aus dem Ausland in die nigerianische Heimat wurde so beschnitten. Diese Maßnahmen der nigerianischen Regierung dienten dem Ziel, das Entstehen eines parallelen Währungsmarktes samt einer verstärkten Nutzung von ausländischen Devisen in der Heimat aufgrund einer anhaltenden Abwertungstalfahrt des Naira zu verhindern.

Allein in den letzten Jahren war es offiziell zu sechs Abwertungsrunden des Naira in Relation zum US-Dollar gekommen. Eine wachsende Anzahl unter den Nigerianern wendete sich aus diesem Grund verstärkst von einer Nutzung der heimischen Währung ab, um sich Bitcoin & Co. zuzuwenden.

Aus aktueller Sicht lässt sich behaupten, dass die einst mit großen Hoffnungen verbundene Regierungsspekulation auf eine zunehmende Nutzung des eNaira nicht aufgegangen ist. Ganz im Gegenteil hat die lokale Bevölkerung mit den Füßen abgestimmt, um Bitcoin & Co. den Vorzug gegenüber der staatlich lancierten Kryptowährung einzuräumen.

Es erweckt den Anschein, als ob die Menschen in Nigeria den Unterschied zwischen einer zentralisierten (staatlichen) Kryptowährung und einer dezentralisierten (privaten) Kryptowährung wie Bitcoin zu verstehen in der Lage sind.

Macht der eNaira einen Unterschied?

Selbst im zuvor erwähnten Bericht von Bloomberg wird unumwunden eingestanden, dass dem durch die nigerianische Zentralbank lancierten eNaira vielerorts nur wenig Gegenliebe entgegengebracht wird.

Vielmehr spiegele sich in der geringen Nutzung des eNaira der Grad des Misstrauens, den die Nigerianer der herrschenden Klasse entgegenbrächten. Überdies habe sich unter weiten Teilen der Bevölkerung das Gefühl breit gemacht, es in Bezug auf die herrschende Klasse mit einem „Feind“ zu tun zu haben, welcher nur eigene und partikulare, nicht jedoch die Interessen des Landes und der heimischen Bevölkerung im Blick habe.

Nigeria erweist sich als ein nicht zu unterschätzender Indikator in Bezug auf das Vertrauen, das Regierungen und Zentralbanken entgegengebracht wird. Da der eNaira in nigerianischen Medien bereits offen als „ein Scheitern“ bezeichnet wird, könnte durchaus Sand ins Getriebe der Pläne, CBDCs weltweit einzuführen, geraten.

Dass Bitcoin & Co. trotz der bestehenden Schwankungsanfälligkeit der Vorzug eingeräumt wird, lässt auf die Gräben schließen, die sich in den Sichtweisen zwischen den herrschenden Klassen und den Bevölkerungen in vielen Ländern unserer Welt mittlerweile unübersehbar auftun.

Ein weiteres Mal sei an dieser Stelle die Frage erlaubt, auf welche Weise sich CBDCs von Fiat-Geld unterscheiden? Hierbei handelt sich im Übrigen um eine Frage, die sich in Bezug auf private Kryptowährungen ebenso stellt, da sogenannte Stablecoins mittels Fiat-Geld wie dem US-Dollar unterlegt oder daran gekoppelt sind und Kryptowährungen damit erworben werden.

Ein „sanktionsresistenter“ Bitcoin

Ein immenser Vorteil, über den beispielsweise Bitcoin gegenüber staatlichen CBDCs verfügt, lässt sich anhand von dessen Begrenztheit ausmachen. Hinzu kommt, dass Bitcoin, anders als staatliche CBDCs keine Elemente der Programmierbarkeit aufweist.

Eine solche Programmierbarkeit erlaubt es Zentralbanken und Regierungen, potenzielle Nutzer von CBDCs aufgrund ihres Verhaltens zu bestrafen. Zudem ließen sich Transaktionen untersagen, bestehende Konten mittels eines Mausklicks einfrieren oder Nutzer durch andere Arten von Sanktionen bestrafen.

Bitcoin & Co. erweisen sich demgegenüber zumindest auch als „sanktionsresistent“. Auch vor etwaigen Konfiskationsregimen dürften Bitcoin & Co. weit besser geschützt sein als staatliche CBDCs. Weder zu verhängende Nutzersanktionen noch irgendwelche Gesetze können Einfluss auf das zugrundeliegende Protokoll nehmen.

Eine reine Nutzung von CBDCs würde darüber hinaus mit dem Tod der Privatsphäre einhergehen. Bitcoin & Co. sind auch nicht komplett anonym, hierbei handelt es sich um einen gewaltigen Trugschluss. Doch immerhin lassen sich in diesem Bereich spezifische Schritte unternehmen, um einen vernünftigen Grad an Privatsphäre zu wahren.

Zurück zum Thema. Worin liegt der Unterschied zwischen einer durch nichts gedeckten Fiat-Reserve-Bank-Dollar-Note und einer durch nichts gedeckten (staatlichen) CBDC? Es scheint hier keinen Unterschied zu geben, weshalb insbesondere Gold auch in der absehbaren Zukunft weiterhin geldpolitischer „Staatsfeind Nummer1“ bleiben dürfte.

Abwertungswettlauf könnte sich weiter verschärfen

Wenn die aktuell bestehenden und untereinander frei floatenden Fiat-Währungen schon nicht als „Sound Money“ bezeichnet werden können, da diese auf vollkommen beliebige Art und Weise durch Notenbanken auf elektronischem Wege erzeugt werden können, weshalb soll es sich dann im Hinblick auf CBDCs anders verhalten?!!

Zu rechnen wäre vielmehr damit, dass rein elektronische Währungen noch auf eine weitaus prägnantere Weise aufgrund von ultralaxen Strategien in der Geldpolitik der Zentralbanken in einen Abwertungswettlauf getrieben würden. Sollte es irgendwann einmal so weit sein, wird sich dieser Umstand anhand der dann herrschenden Inflation wohl auch feststellen lassen.

Doug Casey von International Man hatte einmal die berechtigte Frage aufgeworfen, ob eine Einführung von CBDCs die unter Hyperinflationen leidenden Wirtschaften von Simbabwe, Venezuela, Argentinien oder dem Libanon „gerettet“ hätten? Die Antwort auf diese Frage kann sich jedermann selbst erteilen.

Denn wenn dem so wäre, warum hat Simbabwe dann im laufenden Jahr die Emission einer bislang höchst erfolgreichen Goldwährung zu einem Ereignis gemacht, das für Aufhorchen auf der ganzen Welt gesorgt hat? Warum schickt sich Ghana gerade dazu an, vielleicht schon bald in die Fußstapfen Simbabwes zu treten?

Und warum füllen Zentralbanken rund um den Globus dann gerade ihre Tresore mittels des „barbarischen Reliktes“ Gold auf?!!

Anhand des lancierten eNaira wird doch inzwischen für jedermann ersichtlich, dass die durch die örtliche Zentralbank emittierte CBDC bisher keinen Beitrag dazu geleistet hat, um die heimische Fiat-Währung Naira zu „retten“!

Weshalb sollte also ein digitaler Dollar die amerikanische Wirtschaft und das Bankensystem des Landes vor dem bewahren, was durch den Chef von JPMorgan Chase, Jamie Dimon, unlängst als ein „aufziehender Hurrikan“ bezeichnet wurde?

Dass die Bitcoin-Nutzungsquote und die damit verbundene Durchdringung in Nigeria inzwischen einen Grad von 35 Prozent in Relation zur erwachsenen Gesamtbevölkerung erreicht hat, während der eNaira im Vergleich bei 0,5 Prozent vor sich hin dümpelt, spricht Bände über die hauptsächlich emotional bedingten Entscheidungen der Menschen.

Und so muss nun ganz offensichtlich die Gangart verschärft werden, um hieran etwas zu ändern. So hat die nigerianische Regierung vor wenigen Tagen Abhebebeschränkungen eingeführt.

In diesem Zuge dürfen fortan nur noch maximal 20.000 Naira oder umgerechnet 45 US-Dollar pro Tag abgehoben werden, um die Anzahl der rein digitalen Transaktionen zu steigern.

Das zuvor gültige Tageslimit hatte hingegen bei 350.000 Naira oder umgerechnet 350 US-Dollar gelegen. Pro Woche darf es fortan zudem nicht mehr zu Cash-Abhebungen kommen, die 100.000 Naira oder 225 US-Dollar überschreiten. Für örtliche Unternehmen gilt eine Abhebegrenze in Höhe von 500.000 Naira oder umgerechnet 1.125 US-Dollar pro Woche.

Höhere Abhebebeträge werden zukünftig mit einer Strafgebühr von fünf respektive zehn Prozent belegt. Anzumerken bleibt, dass der informelle Sektor einen enormen Anteil an der nigerianischen Wirtschaft stellt. Verbunden ist hiermit die Tatsache, dass gut 40 Millionen Einheimische über kein Bankkonto verfügen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von internationalman.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es wird spannend bleiben zu verfolgen, welchen Druck Regierungen und Zentralbanken noch auf ihre Bevölkerungen ausüben werden, um die Menschen von einer Nutzung von CBDCs „zu überzeugen“. Tatsache ist, dass die Ausübung von Druck unter aller Voraussicht das exakte Gegenteil zur Folge haben wird.

Denn wer möchte sich einer Währung bedienen, zu dessen Nutzung er oder sie gezwungen wird? Folglich wird das damit verbundene Misstrauen weiter zunehmen. Fakt ist, dass selbst ein zu lancierendes Gesetz Menschen nicht wird dazu zwingen können, sich einer reinen E-Währung zu bedienen.

Entweder weite Teile der Bevölkerungen lehnen einen solchen Zwang offen ab und sprechen sich dagegen aus – oder es findet eine Abstimmung mit den Füßen statt, indem es zu einer parallelen oder alternativen Nutzung von unter Umständen auch verbotenen Instrumenten des Austauschs kommen wird.

Ob sich Menschen in eine spezifische Form von Geld zwingen lassen, wird sich im Verlauf der nächsten Jahre jedenfalls herausstellen…von daher ist und bleibt dieses Experiment spannend!

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