Leser, die meine Berichterstattung verfolgen, werden sich in Erinnerung rufen, dass ich mich trotz Quantitative Easing und rekordniedrigen Zinsen über den Verlauf der letzten Dekade im Lager der Disinflations- und Deflationsprognostiker gewähnt habe.

Doch es ist nun an der Zeit, den sich verändernden Bedingungen an den Finanzmärkten, in der Wirtschaft und der Gesellschaft Rechnung zu tragen, womit sich nur noch schwerlich umhin kommen lässt, als dem potenziellen Schreckgespenst der Inflation ins Auge zu blicken.

Durch Regierungen im Angesicht der Covid-Krise rund um den Globus verhängte Lockdowns und die jetzt hieraus resultierenden Folgen haben einen großen Beitrag zu der aktuellen Lage geleistet.

Nicht nur, dass zahllose Unternehmen zwangsweise ihre Produktion stoppen mussten, zeigt sich inzwischen auch, dass die globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten angeschlagen zu sein scheinen.

Ausdruck findet diese Entwicklung jetzt unter anderem in mangelnden Transportkapazitäten im Seefrachtsektor, Angebotsengpässen in vielerlei Bereichen sowie sich daraus ergebenden Lieferschwierigkeiten.

Selbstverständlich wirkt sich diese Entwicklung preistreibend aus, was sich über die letzten Monate auch anhand der Produzentenpreise und Großhandelspreise, die sich mit zeitlicher Verzögerung in die Konsumenten- und Verbraucherpreise hineinfressen, hat ablesen lassen.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass politischen Führungen wie der Washingtoner Regierung im aktuellen Umfeld nichts anderes mehr einzufallen scheint, als Helikopter-Geldgeschenke in Massen über Privathaushalten abzuwerfen, mit dem Ziel, den heimischen Konsum wieder in Gang zu setzen oder aufrechtzuerhalten.

Ging das im Zuge von QE über die letzte Dekade kreierte Geld fast ausschließlich an die Banken und die Finanzindustrie, die einen Großteil dieses elektronisch neu geschaffenen Geldes zu Spekulationszwecken an den Kapitalmärkten genutzt hat, so beginnt sich nun ein anderes Bild herauszukristallisieren.

Neu und aus dem Nichts geschaffenes Geld wird mittlerweile über jedermann ausgeschüttet, Unternehmen werden durch den Staat – wie in Deutschland – dafür bezahlt, ihre Pforten geschlossen zu halten, während sich Privathaushalte – wie in den USA – mittlerweile an einer sich verewigenden Übersendung von Regierungsschecks erfreuen.

Doch diese Freude wird nicht mehr lange anhalten, da auf eben jene Weise Hyperinflationen beginnen und ihren Lauf nehmen. In Simbabwe oder Venezuela ging es genauso los. Einmal diesen Weg der Monetisierung beschritten, stellt sich irgendwann heraus, dass es sich um eine Einbahnstraße ohne Wendemöglichkeit handelt.

Resultat ist, dass die durch nichts gedeckten Papier- und Fiatwährungen in die Grütze gehen, und es bereits zuvor und während dieses Prozesses zu einem Run auf Real- und Sachgüter jeder Art kommt, um Geld vor weiteren Preisanstiegen so schnell wie möglich loszuwerden.

Stehen wir in den westlichen Industrieländern an diesem Punkt? Nun, zumindest ein Anfang scheint gemacht. Nach wie vor verschließe ich mit Blick auf den Westen meine Augen jedoch auch nicht vor einem weiterhin möglichen Deflationscrash.

Auch ein deflationärer Crash ist möglich

Zu einem deflationären Crash würde es kommen, wenn die Kurse an den Kapitalmärkten, heißt also vornehmlich Aktien, Bonds und Derivate, massiv fallen sollten und es an diesen „Märkten“ zu einem Crash kommen sollte.

Noch ist es also keine wirklich ausgemachte Sache, wie sich die Dinge in den westlichen Industrieländern mittel- bis langfristig weiterentwickeln werden, auch wenn im Verlauf der nächsten Wochen und Monate mit weiter steigenden Großhandels- und Verbraucherpreisen zu rechnen ist.

An den Börsen macht sich die Furcht vor Inflation inzwischen ebenfalls bemerkbar, weil die Rotation von Wachstumswerten an der Technologiebörse Nasdaq hinein in Value Werte (im Dow Jones Industrial Index) anhält. Wahrscheinlich nicht von ungefähr erlitt der Nasdaq 100 Index zu Wochenbeginn seinen stärksten Kursrückgang seit Mitte März, der sich im gestrigen Intraday-Handel fortgesetzt hatte.

Gegen Handelsende setzte dann wie aus dem Nichts ganz plötzlich eine Erholung ein. Unter vielen Akteuren dürfte unter anderem die Meldung übel aufgestoßen sein, laut welcher Chinas Produzentenpreise erneut geklettert sind. Es lässt sich also damit rechnen, dass China und eine ganze Reihe von anderen asiatischen Produzentenländern damit fortfahren werden, heimische Inflation über deren Ausfuhren ans Ausland zu exportieren.

Im gestrigen Handel kam es dann zusätzlich auch noch zu einem deutlichen Anstieg der 10-jährigen Zinsen in den USA, die sich mittlerweile wieder in Richtung der durch die Bank of America ausgerufenen „Make-or-Break“ Marke bei 1,75 % aufgemacht zu haben scheinen.

Aus Sicht der Vereinigten Staaten lässt sich überdies behaupten, dass viele Unternehmen es immer schwerer haben, ihre ausgeschriebenen Jobvakanzen zu füllen, da es Millionen von Amerikanern zurzeit vorzuziehen scheinen, weiter auf der Couch zu liegen und bevorzugt Netflix-Serien anzuschauen.

Hauptgrund hierfür sind selbstverständlich die üppigen – und in jenem durch die Biden-Administration verabschiedeten Anschlusskonjunkturpaket in Höhe von 1,9 Billionen US- Dollar – enthaltenen Extrabezüge in Bezug auf die Arbeitslosenbezüge.

Menschen fragen sich mittlerweile ganz offensichtlich, warum sie nach einem Job Ausschau halten und arbeiten gehen sollen, wenn sich auf der heimischen Couch dasselbe – oder gar noch mehr Geld – in Form von Regierungsbezügen und sozialstaatlichen Leistungen vereinnahmen lässt?!

Durch die Republikaner regierte Bundesstaaten versuchen dieser Entwicklung nun einen Riegel vorzuschieben, indem auf bundesstaatlicher Ebene die Arbeitslosenbezugsrechte minimiert und/oder eingeschränkt werden. Anhand eines Blicks auf ein Subbarometer des NFIB Small Business Index zur allgemeinen Arbeitsmarktlage lässt sich diese Entwicklung erkennen und nachvollziehen.

 

 

Ob das Weiße Haus und Vertreter der Biden-Administration hin und wieder auch einmal auf solche Charts schauen?! Nichts Genaues weiß man nicht, doch sollte es sich um pure Ignoranz handeln, so wird sich dies rächen, da die US-Wirtschaft aufgrund von Personalmangel nicht auf eben jene Weise wachsen wird, wie es sich die Washingtoner Regierung erhofft hat.

Arbeitsplatz- und Stellenangebote gibt es in der amerikanischen Wirtschaft momentan mehr als ausreichend, doch es schert sich schlichtweg kaum jemand darum. Nach wie vor heißt es seitens Vertretern der Federal Reserve, dass es sich mit Blick auf Inflationsgefahren um eine „vorübergehende“ – und somit temporäre – Entwicklung handele.

Wäre ich Jay Powell, würde ich so etwas wahrscheinlich auch behaupten. Denn immer deutlicher beginnt sich abzuzeichnen, dass sich die Federal Reserve und andere Zentralbanken selbst in eine Ecke geboxt haben, aus der es auf Sicht kein Herauskommen mehr gibt – zumindest nicht ohne das gesamte System-Kartenhaus auf deflationäre oder hyperinflationäre Weise zusammenbrechen zu lassen.

Am Ende wird sich zeigen, dass Zentralbanken überhaupt nichts unter Kontrolle haben – auch diese Blase wird zu gegebenem Zeitpunkt in vielen Köpfen platzen!! Geschweige denn Regierungen, deren Repräsentanten nichts anderes tun, als sich in die Fußstapfen Simbabwes zu begeben, und somit immer irrwitzigere Beträge in eine krebskranke Wirtschaft zu pumpen, die einem Kollaps immer näher rückt.

Was soll heute anders sein als in der Vergangenheit? Gar nichts, denn der Mensch bleibt der Mensch, womit sich an dessen Verhalten nichts oder kaum etwas ändert. Wer hätte schon Lust darauf und das Rüstzeug dazu, die Verantwortung für einen näher rückenden Kollaps der Wirtschaft zu übernehmen?

Sehen und erkennen Sie in Regierungszirkeln irgendwelche Akteure, die dieses Rüstzeug mitbrächten, somit also echt Führung und Verantwortung für die aktuelle Situation, die eine Folge von jahrelanger Misswirtschaft und einem extremen Hang zum Gelddrucken ist, zu übernehmen bereit wären?

Investmentguru Jim Grant: Fed hat keine Mittel, um die Inflation unter Kontrolle zu halten

Diese Ansicht scheint auch Investmentguru Jim Grant zu teilen. In jüngsten Aussagen erklärte der Gründer von Grant’s Interest Rate Observer, dass die Federal Reserve über keinerlei Instrumente verfüge, um die Inflationsentwicklung im Land „unter Kontrolle“ zu halten.

In einem jüngst durch die Betreiber des State Street SPDR ETF publizierten Webcasts teilte Grant mit, dass sich eine steigende Inflation in nahezu allen wichtigen Wirtschaftssektoren abzuzeichnen beginne. Laut Grant werde man sich bei der Federal Reserve „überrascht“ ob dieser Entwicklung zeigen, was letztendlich dazu führen werde, die „Meister der Geldpolitik“ zu überfordern.

Ich möchte hierzu anmerken, dass ich nunmehr seit Jahren den persönlichen Eindruck hege, als ob die Verantwortlichen nur wüssten, wo sich der Betätigungsknopf ihrer elektronischen Gelddruckerpresse befindet. Unter anderem eigens geführte Interviews mit Jim Rogers und mit Peter Schiff in der Vergangenheit legen Zeugnis über diese Sichtweise ab.

Ich kann beileibe nicht erkennen, dass die Verantwortlichen im Eccles Building den notwendigen Sachverstand aufweisen würden, um komplexe, geschweige denn einfache, wirtschaftliche Zusammenhänge tatsächlich zu verstehen.

Wie anders erklärt es sich, dass US-Finanzministerin und ehemalige Fed-Chefin Janet Yellen erst kürzlich darauf hinwies, dass die „Stimulierungsschecks“ oder großzügig ausgeweitete Arbeitslosenbezüge der US-Regierung nichts mit dem beobachtbaren Unwillen vieler Leute, eine Arbeitstätigkeit aufzunehmen, zu tun habe?

Nein? Yellen weigert sich einzusehen, dass Menschen nicht arbeiten gehen, wenn sie für das Fernsehschauen auf der heimischen Couch durch die Regierung auf ebenso großzügige Weise – oder gar noch besser – entlohnt werden, als wenn diese sich nach einem Job umschauen würden.

Noch weiter von der sich darstellenden Realität können Aussagen solcher Art eigentlich schon kaum mehr entrückt sein. Zurück zu Jim Grant. Laut dessen Aussage werde sich eine steigende Inflation schon bald im Alltagsleben der Menschen manifestieren, heißt also, in absehbarer Zeit werde diese Entwicklung dann wohl für jedermann auch spürbar werden.

Von „temporär“ oder „vorübergehend“, wie sich Fed-Chef Jay Powell ausdrücke, könne unter Bezugnahme auf Grant keine Rede sein. Grant befürchtet, dass die Verantwortlichen bei der Federal Reserve ihren Realitätssinn verloren zu haben scheinen.

Wenn jemand bei der Federal Reserve wirklich daran glauben sollte, Inflation „kontrollieren“ zu können, so scheitere diese Annahme bereits daran, dass der Fed die instrumentellen Mittel fehlten, um die Realinflation überhaupt auf eine angemessene Art und Weise zu messen.

Zu glauben, dass sich die Inflationsentwicklung auf einen bestimmten und festgesetzten Punkt festnageln und kontrollieren ließe, sei eine Geschichte aus dem Reich der Fabeln und wenig bis überhaupt nicht realistisch, so Grant weiter. Zuvor hatten Peter Schiff und viele andere Beobachter darauf hingewiesen, dass der amerikanische Verbraucherpreisindex eine einzige Lüge sei.

Ich denke nicht, dass ich mich an dieser Stelle wiederholen muss, um darauf hinzuweisen, auf welche Weise sich der Amerikas CPI zusammensetzt oder auf Gutdünken zusammengesetzt wird, damit es zur Ausweisung einer möglichst niedrigen Inflationsentwicklung in der Heimat kommt.

Laut Grant vertrage die amerikanische Wirtschaft maximal einen Anstieg der Realzinsen auf 2,5 Prozent. Sollte dieser Punkt irgendwann überschritten werden, dürfte der Federal Reserve nichts anders mehr übrigbleiben, als sich einer Kontrolle der Zinskurve zu bedienen. Ohnehin ließe sich schon zum jetzigen Zeitpunkt beobachten, dass die Bondkurse nur noch durch die Käufe der Fed gestützt würden.

Bei Licht besehen hinge mittlerweile das Wohl der gesamten US-Wirtschaft von der Federal Reserve und deren initiierten Buchstabenprogrammen ab. Eine der sich hieraus ableitenden Nebenwirkung sei, dass die Spekulationsblasen an den Finanzmärkten immer größer würden, so Grant.

Angesichts einer immer rücksichtsloseren Geldpolitik stiegen die damit einhergehenden Risiken und Gefahren ins Unermessliche. Eine zunehmende Inflationsentwicklung bei anhaltenden Liefer- und Angebotsengpässen könnte sich als jene Nadel erweisen, welche die sogenannte Alles-Blase letztendlich zum Platzen bringen werde.

Niemals sei es in der amerikanischen Geschichte in Friedenszeiten jemals zuvor zu einer solch aggressiven, extremen und rücksichtslosen Geldpolitik gekommen, wie Grant sich ausdrückte. Kaum jemand schere sich mehr hierum. Zentralbanker wie Jay Powell würden durch ihre eigene Hybris und der Annahme, alles kontrollieren zu können, geblendet.

Trotz seinen Auszeichnungen wisse Jay Powell ganz offensichtlich kaum etwas über die Vergangenheit, um zu glauben, alles über den Verlauf der Zukunft zu wissen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Chapeau! Besser hätte man die Dinge wohl nicht auf den Punkt bringen können…das ganze System ähnelt einem leckgeschlagenen Schiff, das bei hohem Wellengang auf hoher See (schaukelnd zwischen deflationären Tälern und inflationären Kämmen) den Weg in einen rettenden Hafen sucht.

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