So werden die Dinge augenscheinlich auch in der Türkei gesehen, wo die englischsprachige Zeitung Daily Sabah in einer gestern publizierten Kolumne zu dem Befund kommt, dass John Bolton von der offiziellen US-Regierungsleitlinie „abtrünnig“ geworden sei, um den Versuch zu unternehmen, von Donald Trumps offizieller Entscheidung über einen baldigen Abzug der US-Militärkräfte aus Syrien abzuweichen.

John Bolton habe mittlerweile eine Liste von eigens ausgearbeiteten Voraussetzungen und Bedingungen lanciert, die zuvor erfüllt werden müssten, um einen Abzug der Amerikaner aus dem Norden Syriens Realität werden zu lassen, wie das der türkischen Regierung in Ankara nahe stehende Blatt in seiner Kolumne schrieb.

In der Kolumne wird gar so weit gegangen, um „einem sanften Putsch gegen Donald Trump“ das Wort zu sprechen, der sich gerade auf dem Weg befände. Bei Daily Sabah lässt man sich von dieser insinuierten Entwicklung jedoch nicht beeindrucken. Vielmehr führte das Blatt aus, John Bolton habe sich geirrt, wenn er tatsächlich geglaubt haben sollte, dass sein gestriger Besuch in Ankara zu einem Spaziergang im Park avancieren würde.

Vielmehr sei Bolton nach dessen lauwarmem Empfang in der türkischen Hauptstadt Ankara einem „unsanften Erwachen“ anheim gefallen. Bolton habe inzwischen wohl selbst erkannt, dass es ein Fehler gewesen sein mag, von der offiziellen US-Regierungslinie abtrünnig zu werden, um den Vereinigten Staaten seine eigenen Bedingungen für einen Truppenabzug aus Syrien diktieren zu wollen.

Im vergangenen Monat kam es zu der überraschenden Ankündigung durch Donald Trump und des Weißen Hauses, alle in Syrien stationierten US-Truppen nach Hause holen zu wollen. In der Türkei sei man allerdings bereits vor dieser Ankündigung bereit dazu gewesen, eigene Truppen in den Norden Syriens zu entsenden, um die dortigen Kurden in Schach zu halten.

Daily Sabah führt weiter aus, dass es für Washington an der Zeit sei einzusehen, nicht aus einer Position der Stärke heraus mit der Türkei zu verhandeln. Das Blatt kommt hingegen zu dem Schluss, dass innerhalb der amerikanischen Regierung starker Widerstand gegen die Entscheidungen des eigenen Präsidenten auszumachen sei.

Ziel dieser regierungsinternen Kräfte sei es, so Daily Sabah, die Entscheidungen Trumps zu unterwandern. Das türkische Blatt gelangt darüber hinaus zu dem Fazit, dass verschiedene Mitglieder der Trump-Regierung „ernsthafte Verbrechen“ begingen, indem sie den Versuch unternähmen, den US-Präsidenten davon abzuhalten, die törichten Entscheidungen von dessen Amtsvorgänger (Barack Obama) bezüglich Syriens zu revidieren.

Und weil dies so sei, werde in den Vereinigten Staaten heutzutage keine politische Debatte geführt, sondern es käme vielmehr zu einer direkten Herausforderung zur Aufrechterhaltung und Bewahrung der amerikanischen Demokratie durch von niemandem gewählte Bürokraten. Auch die New York Times kam kürzlich zu einem ähnlichen Befund.

Danach arbeiteten viele hochrangige US-Regierungsmitglieder gegen die durch US-Präsident Trump getroffenen Entscheidungen, um Trump zu frustrieren und dessen politische Agenda zu torpedieren. Insbesondere John Bolton scheint sich hierbei in speziellem Maße hervor zu tun.

Denn John Bolton drängt Trump dazu, von seiner Entscheidung eines US-Truppenabzugs aus Syrien abzulassen, in dessen Zuge mehr als 2.000 Soldaten aus dem Bürgerkriegsland ein für allemal nach Hause geholt werden sollen. John Bolton pocht stattdessen auf die Durchsetzung seiner eigenen Agenda, die vorsieht, vor einem Truppenabzug der Amerikaner aus Syrien erst einmal verschiedene Rückversicherungen seitens der Türkei einzuholen.

Dabei geht es insbesondere um eine seitens der Türkei ersuchte Zusicherung, die mit einer vertraglichen Verpflichtung Ankaras einherginge, nach dem Truppenabzug der Amerikaner keine durch die Vereinigten Staaten unterstützten Kurdenmilizen in der Region anzugreifen. Der türkische Staatspräsident Erdogan hat Bolton indes abblitzen lassen.

Anstatt sich mit John Bolton zu treffen, hielt Erdogan anstelle dessen eine terminlich früher angesetzte Rede im türkischen Parlament, in welcher Erdogan den Vorschlag der Amerikaner, laut dem den Kurden eine Schlüsselrolle nach dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Syrien zufallen solle, scharf kritisierte, wie Bloomberg berichtete.

Zu Wochenbeginn hielt Trump seinem Nationalen Sicherheitsberater die Stange, darauf hinweisend, dass die New York Times „eine sehr inakkurate Geschichte über seine Ziele hinsichtlich Syriens publiziert hat“. Die durch seine Regierung verfolgte Strategie weiche in keiner Weise von den zuvor publizierten offiziellen Erklärungen ab. Trump hierzu in Form einer Twitter-Botschaft:

The Failing New York Times has knowingly written a very inaccurate story on my intentions on Syria. No different from my original statements, we will be leaving at a proper pace while at the same time continuing to fight ISIS and doing all else that is prudent and necessary!...

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 7, 2019

Übersetzung der Redaktion: „Die versagende New York Times hat wissentlich eine sehr ungenaue Geschichte über meine Absichten gegenüber Syrien geschrieben. Nicht anders als meine ursprünglichen Aussagen, wir werden in einem angemessenen Tempo gehen, während wir gleichzeitig ISIS weiter bekämpfen und alles andere tun werden, was umsichtig und notwendig ist!...“

Die USA würden, so Trump weiter, Syrien in einer angemessenen Geschwindigkeit verlassen, während ISIS weiter bekämpft werde. Bei Daily Sabah wird hingegen ganz offen von einem sanften Putsch gegen Donald Trump in den Vereinigten Staaten gesprochen, der gerade in der Mache sei.

Denn in den letzten Tagen hätten sich in Anonymität hüllende US-Regierungsoffizielle, wie beispielsweise der namentlich nicht genannte Kolumnenschreiber in der New York Times, wiederholt das amerikanische Volk in dem Versuch angelogen, Donald Trump dazu zu bewegen, von einst getroffenen Entscheidungen (bezüglich Syriens) abzulassen.

Vielmehr zeichne sich mehr als deutlich ab, so Daily Sabah, dass der amerikanische Einfluss in Syrien am Schwinden ist. Dieser Realität müssten sich irgendwann auch die Widerständler in Trumps Regierung annehmen, so das Fazit. Der Türkei drohe langsam aber sicher der Geduldsfaden über die syrische Kurdenfrage zu reißen.

Die gestrigen Gesichter der amerikanischen Delegationsmitglieder in Ankara sprachen Bände. Denn insbesondere John Bolton stand die Demütigung ins Gesicht geschrieben…

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Originalbericht, der auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge veröffentlicht wurde.  

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