Während in ukrainischen und westlichen Medien immer wieder über hohe Verluste unter russischen Soldaten an den zahlreichen Frontlinien im anhaltenden Krieg in der Ukraine das Wort geredet wird, sieht die Regierung von Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj seit Beginn der militärischen Auseinandersetzungen von einer Veröffentlichung eigener Verlustzahlen weitestgehend ab.

Licht ins Dunkel

Ein wenig Licht in dieses Dunkel bringt der ehemalige Generalstaatsanwalt der Ukraine, Yury Lutsenko, der auf seinem YouTube-Kanal öffentlich erklärt hat, dass sein Land seit Beginn des russischen Einmarsches eine halbe Million getötete und verwundete Soldaten zu beklagen habe.

Auch das amerikanische Sendernetzwerk ABC News berichtete vor wenigen Tagen, dass Krankenhäuser in Dnipro in den letzten Wochen über einen Anstieg an schwer verwundeten ukrainischen Soldaten in Höhe von 30 Prozent klagten.

Yury Lutsenko ruft die Kiewer Regierung dazu auf, die schwerwiegenden Verluste an eigenen Soldaten öffentlich einzuräumen. Laut Yury Lutsenko fallen jeden Monat rund 30.000 weitere ukrainische Soldaten auf den Frontlinien des Landes.

Nur ein erhöhtes Maß an Transparenz der Kiewer Regierung im Hinblick auf die düstere Situation, in der sich die Ukraine befindet, werde dazu beitragen, die Kampfmoral im Land aufrechtzuerhalten.

Warum? Laut Yury Lutsenko mangele es vielen Ukrainern momentan an der Einsicht, dass sich das eigene Land in einem Existenzkampf befinde. Dies zeige sich zurzeit unter anderem an den aufgekommenen Debatten um eine Mobilisierung von neuen militärischen Kräften, die für die Front vorgesehen seien.

Momentan wisse die Kiewer Regierung nicht damit umzugehen, dass immer mehr Ukrainer einen Dienst an der Waffe versagten und den Versuch unternähmen, sich dem Militärdienst zu entziehen. Auch das Thema einer allseits grassierenden Korruption stünde im Zentrum dieser Diskussionen.

Eliten des Landes sollen selbst mit an der Front kämpfen

Yury Lutsenko glaubt in der Tat, dass eine erhöhte Transparenz, die offizielle Einräumung von Hunderttausenden von getöteten und verwundeten Soldaten, neue Gesetzgebungen wie auch das Eingeständnis einer momentan äußerst düsteren Lage, in der sich das Land befinde, den Kampfgeist der Nation abermals beflügeln würde.

Es sei damit zu rechnen, dass sich Schlangen vor den Rekrutierungsbüros der ukrainischen Armee daraufhin praktisch von allein bilden werden. Yury Lutsenko fordert die Mitglieder der Eliten seines Landes zudem dazu auf, sich selbst an dem Abwehrkampf gegen die Russische Föderation an den zahlreichen Frontlinien zu beteiligen.

Denn niemand im Land dürfe sich dieser Aufgabe entziehen. Einzig und allein ein erhöhter Grad an Offenheit und Transparenz in Bezug auf die seit Februar 2022 erlittenen Verluste werde dazu führen, Millionen von Ukrainern aus ihren Komfortzonen herauszuholen. Denn mittlerweile herrsche vielerorts die Ansicht vor, dass jeder andere an die Frontlinien gehen könne, nur nicht er selbst.

Ein wenig Ablenkung von den Alltagssorgen

Seit Wochen unternimmt die ukrainische Armee nun schon den Versuch, bis zu einer halben Million neue Soldaten unter der eigenen Bevölkerung zu rekrutieren. Wie dem auch sei, so neigen hauptsächlich Westukrainer, die es sich finanziell leisten können, trotz des nun seit fast zwei Jahren anhaltenden Krieges dem Hedonismus zu.

Skifahren steht auch in diesem Winter hoch im Kurs, um sich von dem Krieg im eigenen Land ein wenig abzulenken. Hierbei kommen auch teils sündhaft teure Schneekanonen zum Einsatz, während Wolodymyr Selenskyj nicht müde wird, in dem Ersuchen um eine noch größere Waffen- und Finanzunterstützung durch die europäischen Hauptstädte zu tingeln.

Mittlerweile ist eigentlich jedem interessierten Beobachter bewusst geworden, dass die menschlichen Verluste der Ukraine an den Frontlinien enorm sind. Insbesondere die sehr verlustreichen Kämpfe um Mariupol, Bachmut und Awdijiwka wurden oder werden im Sprachgebrauch als „Fleischwölfe“ bezeichnet, in denen beide Seiten zahlreiche Leben ließen.

Neue Soldatenfriedhöfe sprießen wie Pilze aus dem Boden

Deutlich wird, dass die Ukraine ihre zahlreichen Verluste an Menschen und Material – anders als die Russische Föderation – augenscheinlich nicht zu kompensieren in der Lage scheint. Bilder und Videos von den wie Pilze aus dem Boden sprießenden Soldatenfriedhöfen nähren diese Vermutung.

Nach dem inzwischen medial eingestanden Scheitern der zuvor mit großen Hoffnungen verbundenen Gegenoffensive der ukrainischen Armee, schreit die Entwicklung von neuen russischen Waffensystemen unaufhaltsam voran.

Diese mörderischen Instrumente drohen laut westlichen Medien zu einem Game Changer im weiteren Verlauf des Krieges zu werden. Darüber hinaus stehen der ukrainischen Armee im Bereich ihrer neuen Rekruten schon seit einiger Zeit immer ältere Anwärter zur Verfügung.

Eine ganze Generation von jungen Männern ist in den vergangenen beiden Jahren an den Fronten gefallen. Wie lange mag es dauern, bis vielleicht auch wieder Kinder und Teenager Flak-Geschütze bedienen werden (was wohlgemerkt bislang noch nicht in Aussicht steht)?

Die Moral ist schlecht

Längst machen Berichte, Bilder und Videos von Zwangsrekrutierungen in den sozialen Medien die Runde. Einer ohnehin sinkenden Moral der ukrainischen Truppen an den Fronten wird eine solche Entwicklung gewiss nicht förderlich sein.

Und so heißt es in einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit dem Titel „Die große Angst vor der Front“ denn auch, dass viele Männer nicht mehr kämpfen wollen. In einem anderen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters heißt es, dass sich das Kiewer Parlament momentan mit vorgeschlagenen Änderungen des Armeemobilisierungsgesetzes befasse.

Sollten sich die Abgeordneten mehrheitlich zugunsten einer Gesetzesänderung entscheiden, würde es der Kiewer Regierung im Anschluss möglich sein, weitaus härtere Sanktionen gegen all jene auszusprechen, die den Dienst an der Waffe versagen.

Schlimmstenfalls käme es unter Kriegsdienstverweigerern zu Verboten, unternehmerischen Geschäften im Immobilienbereich nachzugehen, ins Ausland zu reisen oder Bankkredite zu beantragen.

Auch eine Verweigerung von staatlichen Sozialleistungen sowie Fahrverbote und die Aussetzung einer Erneuerung von Führerscheinen stehen im Raum. In einem separaten Gesetzesantrag wird der Ruf nach hohen Geldstrafen laut, falls sich Staatsbürger einer Registrierung bei den Rekrutierungsbüros der Armee entziehen.

Zusätzlich würde es zur Einführung einer drei- bis fünfjährigen Gefängnisstrafe unter all jenen kommen, die sich einer medizinischen Militäruntersuchung verweigern.

Im Ausland lebende Ukrainer, die sich ihren Registrierungspflichten entziehen, sollen zudem einem verstärkten Tracking unterliegen. Der Kiewer Regierung ist an einer Verschärfung der Gangart gelegen, da sie den Plan verfolgt, über einen Zeitraum von 36 Monaten kämpfende Soldaten nach geleistetem Frontdienst zu deren Familien nach Hause zu schicken.

Frauen an der Front

Hierfür braucht es allerdings den entsprechenden Nachschub. Sollte sich der Krieg in der Ukraine fortsetzen, wird es im nächsten Jahr so weit sein müssen. Aus diesem Grund soll auch das Einzugsalter unter Rekruten von bisher 27 auf 25 Jahre abgesenkt werden.

Inzwischen kursieren auch Meldungen, laut denen die ukrainische Armee einen Ankauf von 50.000 Armeeuniformen für Frauen angekündigt habe. In diesem Zusammenhang wird auch auf ein Facebook-Posting des ukrainischen Verteidigungsministers Rustem Umerov vom 8. Januar hingewiesen.

Danach seien zusammen mit den Frauenuniformen auch einhunderttausend Elektroheizungen sowie 15.000 Kopfhörer bestellt worden. Laut Angabe des Kiewer Verteidigungsministeriums kämpften zum aktuellen Zeitpunkt bereits 60.000 Frauen in der ukrainischen Armee.

Bereits seit Herbst letzten Jahres halten sich Spekulationen, laut denen die Armeerekrutierung unter ukrainischen Frauen gegebenenfalls deutlich wachsen könnte, um die bislang erlittenen Verluste unter männlichen Frontkämpfern zu kompensieren.

Mehrere ukrainische Rada-Abgeordnete hatten derartige Spekulationen in den vergangenen Wochen zu zerstreuen versucht, darauf hinweisend, dass eine zwangsweise Rekrutierung unter ukrainischen Frauen für den Armeedienst durch die Verfassung des Landes nicht erlaubt sei.

Auch Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj hatte kürzlich mitgeteilt, Zwangsrekrutierungen unter Frauen nicht unterzeichnen zu wollen. Allerdings sei er dazu bereit, ein entsprechendes Gesetz zur Absenkung des Einzugsalters unter neuen männlichen Rekruten zu signieren.

Die anfängliche Euphorie ist Bitterkeit gewichen

Von der anfänglichen Euphorie am Beginn des Kriegsausbruches ist in der Ukraine weit und breit nichts mehr zu spüren. Damals meldeten sich noch Zehntausende (häufig junge) Männer zum freiwilligen Dienst an der Front, um das eigene Vaterland vor den Auswirkungen des Einmarsches von russischen Truppen in den ostukrainischen Donbass zu schützen.

Viele dieser Freiwilligen sind heute nicht mehr am Leben und sehen sich auf einem der hastig ausgehobenen und zahlreichen Soldatenfriedhöfe beerdigt. In einem Bericht von The Daily Beast heißt es, dass es den 60.000 im ukrainischen Militär dienenden Frauen bereits seit dem Beginn des Kriegsausbruchs neben passgerechten Uniformen auch an anderer Ausrüstung mangele.

Aus diesem Grund sähen sich weibliche Frontkämpfer in vielen Fällen noch höheren Risiken und Gefahren als deren männliche Pendants ausgesetzt. Häufig werden diese Frauen laut eigenen Angaben in zu große Männeruniformen gesteckt und nicht selten soll es geschehen, dass an die Kämpferinnen männliche Armeestiefel ausgegeben werden.

Kugelsichere Westen, deren Tragen häufig über Tod und Leben auf einem Schlachtfeld entscheiden, wiegen nicht nur etwa 15 Kilogramm, sondern werden auch nicht in einer passgerechten Form unter Frauen verteilt, was laut eigener Aussage Probleme mit den weiblichen Brüsten verursache.

Ferner wird den Hinterbliebenen von an der Front gefallenen ukrainischen Soldaten und Soldatinnen keine finanzielle Kompensationszahlung durch die Kiewer Regierung zuteil, wenn sich herausstellt, dass die getötete Person keine kugelsichere Schutzweste – aus welchen Gründen auch immer – getragen hat.

Man kann den individuellen Mut, den diese Frauen angesichts des anhaltenden Gemetzels an den Fronten des Landes zur Schau stellen, wirklich nur bewundern und in einem hohen Grade respektieren.

Man stelle sich vor, welche Erfolge speziell diese Frauen in einem friedlichen Zivilleben erringen könnten, wo sie zu einem späteren Zeitpunkt dringender gebraucht und benötigt werden anstelle sich selbst an den Kriegsfronten zu verheizen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite eurasiantimes.com.

Der Krieg in der Ukraine scheint aus westlicher Sicht verloren. Ich hatte im vergangenen Jahr die Frage in den Raum geworfen, wie lange es dauern würde, bis sich die Amerikaner nach dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive und den vorherigen Geschehnissen im Nahen und Mittleren Osten, allen voran in Afghanistan, auch aus der Ukraine zurückziehen würden?

Wie es aussieht, scheint es so bald keine Einigung auf weitere Finanzunterstützungen zugunsten der Ukraine zwischen Demokraten und Republikanern im Kongress geben, während der Ukraine die Zeit davon läuft. Und so wird auf Sicht wohl auch das kommen, was kommen musste, wenn den hierauf nicht vorbereiteten Europäern das ukrainische Desaster vollends allein auf die eigenen Füße zu fallen droht.

Ablenkung von der Ukraine bieten inzwischen die neu aufgemachten Fronten in Israel / Gaza, im Jemen, dem Zugang zum Roten Meer in Form des Bab el Mandeb sowie der Ausblick auf eine Ausweitung des Krieges im Nahen und Mittleren Osten auf den Libanon und Syrien auf der einen sowie den Iran auf der anderen Seite.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Schon aktuell zeichnen sich in der Straße von Hormus nach der Festsetzung eines Öltankers durch die Teheraner Regierung keine guten Aussichten und schlimmstenfalls eine Sperrung dieses wichtigen Seeweges ab. Die Erdölmärkte lassen grüßen.

Unsere Welt wird Schritt für Schritt in den Dritten Weltkrieg befördert, was sich angesichts eines kaputten Geld- und Finanzsystems bereits vor geraumer Zeit absehen ließ. Machen Sie sich bei Zeit hierüber, und nicht über Börsen und andere Ablenkungen, Gedanken.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an ein Zitat von George Bernard Shaw, das wie folgt lautet: „Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, nicht besser regiert zu werden als wir es verdienen.“

Allen Lesern sei ein schönes und erholsames Wochenende gewünscht!

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