Über den Verlauf der letzten Monate wurde in der hiesigen Berichterstattung unter Verweis auf verschiedene Medien wiederholt darauf hingewiesen, dass in den USA angesichts der generösen Unterstützung der Ukraine die Bestände der eigenen Waffen- und Munitionsdepots in einem rapiden Tempo schwinden.

Eine offizielle Bestätigung erfolgte in der vergangenen Woche erstmals durch hochrangige Repräsentanten der U.S. Navy. Carlos Del Toro, amtierender United States Secretary of the Navy, gestand während einer Konferenz der amerikanischen Kriegsmarine in Arlington im Bundesstaat Virginia unumwunden ein, dass die USA in den nächsten sechs Monaten unter aller Voraussicht harten Entscheidungen ins Auge blicken werden.

„Selbst ausgerüstet sein oder andere ausrüsten“

Mittlerweile reduzierten sich die Bestände in den Waffen- und Munitionslagern in den USA in einer Geschwindigkeit, die laut Carlos Del Toro im laufenden Jahr zu einer entscheidenden Frage führen wird. Carlos Del Toro hierzu im Wortlaut:

„Das Land könnte sich mit der Entscheidung konfrontiert sehen, sich selbst oder die Ukraine mit Waffen auszurüsten.“

Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 haben die Vereinigten Staaten der Kiewer Regierung Verteidigungshilfen in Höhe von mehr als 100 Milliarden US-Dollar zugesagt.

Noch vor Ende des letzten Jahres hatten die Demokraten im Kongress ein weiteres Paket in Höhe von mehr als dreißig Milliarden US-Dollar zugunsten der Ukraine geschnürt und auf den Weg gebracht. Hauptgrund hierfür waren die sich zu Beginn des neuen Jahres ändernden Mehrheitsverhältnisse im Repräsentantenhaus des Washingtoner Kongresses.

Im Unterhaus hatte die Partei der Republikaner nach den im November abgehaltenen Mid-term-Wahlen wieder eine politische Mehrheit errungen. Da die Fraktion der republikanischen Abgeordneten, die eine sich fortsetzende Ausrüstung der Ukraine mit Waffen und anderen Hilfsgütern auf eigene Kosten ablehnt, wächst, hatten die Demokraten im Repräsentantenhaus noch vor dem Jahreswechsel das zuvor erwähnte Hilfspaket in Multimilliardenhöhe auf den Weg gebracht.

Bestürzung beginnt sich breit zu machen

Um auf die letztwöchige Konferenz der amerikanischen Kriegsmarine zurückzukommen, so wurden die dort getätigten Aussagen von Carlos Del Toro unter anwesenden Journalisten mit einiger Bestürzung aufgenommen.

Unter anderem das Outlet Defense One erwies sich mit am schnellsten dabei, die neuesten Meldungen zu den in großer Geschwindigkeit schrumpfenden Waffen- und Munitionsdepots im Land zu verbreiten. Newsweek und andere Mainstream-Medien in den USA hängten sich sodann an diese Geschichte mit dran.

Die getätigten Aussagen von Carlos Del Toro trafen zuvor bereits auf Zustimmung von US-Admiral Daryl Caudle, der im Rahmen der Konferenz ebenfalls darüber gesprochen hatte, dass sich die Vereinigten Staaten dazu entscheiden müssten, selbst verteidigungsbereit zu bleiben oder die Ukraine alternativ auch weiterhin mit schwindenden Waffenkapazitäten zu versorgen.

Entscheiden, was wichtiger ist…

In einer Twitter-Botschaft von Defense One hieß es zu dieser Entwicklung, dass ein Admiral der Kriegsmarine dem Land in Aussicht gestellt habe, zwischen sich selbst – und somit der eigenen Verteidigungsbereitschaft – sowie der Verteidigungsbereitschaft der Ukraine zu wählen.

Danach gefragt, wie Carlos Del Toro die kurz zuvor getätigten Aussagen von Admiral Daryl Caudle interpretiere, entgegnete der United States Secretary of the Navy, dass die Sendungen von amerikanischen Waffenlieferungen an die Ukraine immer schon Bedenken in der Marine ausgelöst hätten.

Darüber hinaus werde die sich entwickelnde Situation genauestens beobachtet. Denn sollte sich der Krieg in der Ukraine auch über die nächsten sechs Monate oder vielleicht gar über das gesamte Jahr hinweg fortsetzen, so würden die Lieferketten im Bereich der heimischen Waffenproduktion auf eine noch stärkere Weise als ohnehin schon unter Druck geraten.

Das Land könnte sich in einem solchen Fall mit einer großen Herausforderung konfrontiert sehen. Insbesondere die Waffendepots der U.S. Army haben sich über die letzten Monate in einem zunehmenden Tempo geleert.

Auch die jüngste Zusage der Biden-Administration gegenüber der Kiewer Regierung, die Ukraine mit Raketen des Typs Sea Sparrow zu beliefern, ordne sich in diese Betrachtungen mit ein, zumal Raketen des Typs Harpoon schon seit längerer Zeit über Dänemark an die Ukraine geliefert werden.

Die eigene Produktion ausweiten

Carlos Del Toro führte weiter aus, dass die stellvertretende Verteidigungsministerin Kathleen Hicks bereits seit einiger Zeit in engem Kontakt mit der heimischen Waffenindustrie stünde, um herauszufinden, in welchen Bereichen sich Herausforderungen und möglicherweise auch Hürden stellten, um deren eigene Produktion zu erhöhen.

Um die Waffenproduktion in den USA auszuweiten, sei zuvor eine Reihe von zu treffenden Entscheidungen notwendig, wie Carlos Del Toro ausführte. Um deren zukünftige Lieferungen zu erhöhen, sei vor allem eine Ausweitung der eigens beschäftigten Arbeitnehmer notwendig.

Überdies seien Entscheidungen über eine Ausweitung der eigenen Kapitalinvestitionen zu treffen, um die heimische Waffenproduktion entsprechend anzukurbeln. Nicht jede Firma im Verteidigungssektor sei unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Entwicklungen in der Heimat sowie den Finanzbedingungen an den Kapitalmärkten momentan dazu bereit, mehr Geld zur Erhöhung der eigenen Produktion in die Hand zu nehmen.

Hierbei handelt es sich um eine Situation, welche nicht nur die Vereinigten Staaten betrifft. Auch andere Verbündete innerhalb der NATO, allen voran Deutschland, sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert.

Alle schwächen sich gegenseitig & Wo kommt ein Teil der westlichen Waffen an?

Im Sommer letzten Jahres hatte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock in aller Offenheit zugegeben, dass Deutschland in absoluten Zahlen auf ein Defizit hinsichtlich der eigenen Waffen- und Munitionsausrüstung samt deren Lagerung blicke.

Die US-Regierung machte seit dem Einmarsch von russischen Truppen in die Ostukraine wiederholt darauf aufmerksam, die Russische Föderation durch eine anhaltende Belieferung der Ukraine mit westlichen Waffen sowie eines sich zeitlich hinziehenden Krieges schwächen zu wollen.

Der Russischen Föderation solle auf diese Weise die Möglichkeit genommen werden, in der Zukunft ein ähnliches Verhalten wie im Fall der Ukraine an den Tag zu legen. Wie dem auch sei, so stellt sich nach fast einem Jahr des Krieges in der Ukraine immer lautstärker die Frage, wo ein Teil der durch den Westen an die Kiewer Regierung gelieferten Waffen überhaupt ankommen ist.

Denn Ende November letzten Jahres hatte die nigerianische Regierung mitgeteilt, dass durch den Westen an die Ukraine gelieferte Waffensysteme in einem zunehmenden Ausmaß in den Ländern Westafrikas und in der Sahel-Zone auftauchten.

Diese illegal in der Region kursierenden Waffensysteme hätten unter allem Anschein gerade erst damit begonnen, in Teilen des afrikanischen Kontinents durchzusickern, wie Nigerias Staatspräsident Muhammadu Buhari zum damaligen Zeitpunkt warnte.

In einer offiziellen Erklärung auf der Webseite des nigerianischen Präsidentenamtes drängte Muhammadu Buhari einerseits zu einer erhöhten Wachsamkeit und andererseits zu einer Verschärfung der Sicherheitskontrollen an Grenzübergängen.

Der nigerianische Staatspräsident wies in diesem Zusammenhang explizit auf eine deutlich zunehmende Anzahl an Waffen, Munition und anderen Ausrüstungsgütern, welche im Krieg zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine zum Einsatz kämen, in der Region rund um den afrikanischen Tschad-See hin.

Mangelnde Ausfuhrkontrollen und Korruption steigern die Proliferation

Hierbei handelte es sich um die bislang markanteste und offenste Bestätigung im Hinblick auf eine Entwicklung, vor der zahlreiche Beobachter im Laufe des vergangenen Jahres bereits vollmundig gewarnt hatten.

Unter anderem der im Zuge der jüngsten Zwischenwahlen zum Kongress in seinem Amt mit eindeutiger Wahlmehrheit bestätigte US-Senator Rand Paul hatte mehrfach auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die mit einer sich beschleunigenden Lieferung von schweren Waffen seitens der USA an die Ukraine einhergingen.

Rand Paul hatte in diesem Zuge mehrfach eine Verschärfung der Kontrollverfahren samt einer lückenlosen Überprüfung der bisherigen Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert.

Bereits seit Beginn des militärischen Konfliktes in der Ukraine waren zahlreiche Stimmen laut geworden, welche vor einer potenziellen Proliferation (zumindest eines Teils) unter jenen für die Ukraine vorgesehenen Waffensystemen gewarnt hatten.

Dass es angesichts des eklatanten Mangels an Kontrolle samt der in der Ukraine herrschenden Korruption Ende letzten Jahres zu einer Bestätigung der schlimmsten Befürchtungen durch den nigerianischen Staatspräsidenten Muhammadu Buhari gekommen war, macht die Dinge nicht besser, zeigt allerdings, dass Warnungen im Vorfeld durch westliche Regierungen hätten ernster genommen werden müssen.

Schwere Waffen fallen zunehmend in terroristische Hände

Zahlreiche Kritiker sehen deren schlimmste Befürchtungen inzwischen bestätigt, weil es bis dato weder eine lückenlose Ausfuhrkontrolle noch irgendeine Verantwortlichkeit in Bezug auf die Verteilung von amerikanischen Waffenlieferungen in der Ukraine vor Ort geben würde.

Nicht nur Kriminellen, sondern auch terroristischen Gruppierungen böte sich auf diese Weise in einem zunehmenden Ausmaß Zugang zu schweren Waffensystemen, von denen diese bis vor Kurzem nur hätten träumen können.

Längst hätten sich in und außerhalb der Ukraine lukrative Schwarzmärkte ausgebildet, auf denen an die Ukraine gelieferte Waffensysteme und Munition aus westlichen Arsenalen rund um den Globus weiterverkauft würden, wie es heißt.

Westafrikanische Sicherheitsarchitektur in Gefahr

Muhammadu Buhari ergänzte damals, dass die sich verschlimmernde Konfliktsituation in der afrikanischen Sahel-Zone und der anhaltenden Krieg in der Ukraine als größte Quellen für eine Proliferation von schweren Waffensystemen unter Terroristen in der Region des Tschad-Sees erwiesen.

Auch eine hohe Anzahl der an die Konfliktparteien des libyschen Bürgerkrieges gelieferten Waffen und Munitionsbestände finde ihren Weg in die Tschad-Region und andere Orte der Sahel-Zone. Nicht nur die bestehende Sicherheitsarchitektur in der Sahel-Zone, sondern auch im gesamten Westen des afrikanischen Kontinents werde auf diese Weise vor eine enorme Herausforderung gestellt, wie Muhammadu Buhari zu gegebenem Zeitpunkt kritisierte.

Ein unverblümtes Eingeständnis

Auf weniger Empörung stieß das kürzlich getätigte und völlig unverblümte Eingeständnis der deutschen Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, wonach es sich einst bei dem durch sie selbst, den französischen Präsidenten Francois Hollande, den russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko ausgehandelte Minsker Abkommen lediglich um ein politisches Ablenkungsmanöver gehandelt habe.

Zu einer darauf folgenden Unterzeichnung des Minsker Abkommens durch die Teilnehmer der Trilateralen Kontaktgruppe sei es damals laut Angela Merkel nur deshalb gekommen, um die Ukraine in den Folgejahren militärisch aufzurüsten und auf diese Weise mehr Zeit in Bezug auf den sich potenziell intensivierenden Konflikt mit der Russischen Föderation „zu erkaufen“.

Die Ukraine hat diese Zeit genutzt, um die eigenen militärischen Fähigkeiten und Kapazitäten massiv auszuweiten. Die Ukraine der Jahre 2014 und 2015 lässt sich gewiss nicht mehr mit jener Ukraine des Jahres 2022 vergleichen.

Insbesondere in russischen Medien wurde das plötzliche und nicht provozierte Eingeständnis durch Angela Merkel mit einigem Entsetzen aufgenommen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, hatte in einer kürzlich abgehaltenen Pressekonferenz mitgeteilt, dass das durch Angela Merkel erfolgte Eingeständnis ein spezifischer Grund für die Einrichtung eines Tribunals sein könnte.

In diesem Zuge müsse den Dingen auf den Grund gegangen werden, um beispielsweise zu eruieren, auf welche Weise westliche Politiker für den Ausbruch des russisch-ukrainischen Stellvertreterkrieges mit verantwortlich sein könnten.

Wie dem auch sei, so wird seitens hochrangiger Vertreter der polnischen Regierung inklusive der Zentralbank seit einiger Zeit befürchtet, dass die deutsche Bundesregierung sich hinter den Kulissen in Gesprächen mit der Moskauer Kreml-Führung befinden könnte.

Was auch immer an diesen Befürchtungen und Warnungen dran sein mag, es zeigt sich, dass die gemeinsame Front innerhalb der Europäischen Union nach außen hin nicht so geschlossen zu agieren scheint wie zuvor erhofft.

Warnungen des IWF verhallen ungehört

Abschließend sei erwähnt, dass nicht nur die jüngste Veränderung der Mehrheitsverhältnisse im amerikanischen Unterhaus weniger gute Nachrichten aus Sicht der Ukraine bereithielten. Auch der Internationale Währungsfonds scheint zurzeit nicht gewillt zu sein, noch mehr Geld in ein „schwarzes Loch“ namens Ukraine zu werfen.

Laut des IWF weise das prognostizierte Budgetdefizit der Kiewer Regierung in Höhe von 36 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf unrealistische Einschätzungen und Entwicklungen hin. Die Hälfte des prognostizierten Haushaltsdefizits sei für eine Anschaffung von Militärgütern vorgesehen.

Zudem habe sich das reale Budgetdefizit im Jahr 2022 monatlich auf rund fünf Milliarden US-Dollar belaufen. Beim IWF wird davon ausgegangen, dass dieses Defizit in nächster Zeit weiter in die Höhe schießen wird.

Unter Analysten und anderen Beobachtern wurde darauf hingewiesen, dass sich der IWF inzwischen große Sorgen um die Nachhaltigkeit der ausstehenden Schulden der Ukraine mache.

Dies gelte noch mehr, wenn die Möglichkeit einer geographisch dezimierten Rumpf-Ukraine mit ins Kalkül gezogen werde. Wenn schon der IWF momentan keine zusätzlichen Gelder mehr zur Verfügung stellen möchte, so sähe eine solche Bereitschaft unter privaten Investoren noch bei Weitem schlimmer aus.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von defenseone.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Gewiss schwächt der anhaltende Stellvertreterkrieg in der Ukraine, in dem Russland – ähnlich wie im vergangenen Jahrhundert die Sowjetunion in Afghanistan – direkte Konfliktpartei ist, das Land.

Doch auch die Vereinigten Staaten und alle anderen NATO-Verbündeten werden auf diese Weise enorm geschwächt, wie der heutige Bericht aufzeigt. Bislang mehr als 100 Milliarden US-Dollar in die Ukraine zu pumpen, während die Vereinigten Staaten unter einer viel zu hohen Inflation und eine möglicherweise in eine schmerzhafte Rezession hineinrutschende Wirtschaft blicken, ist schon eine gewaltige Hausnummer.

Anders als im Fall der Vereinigten Staaten handelt es sich bei der Russischen Föderation auch nicht um die „größte Schuldnernation der Weltgeschichte“, wie Jim Rogers sich auszudrücken pflegt.

Während die USA auf einen (offiziellen) Staatsschuldenberg von nunmehr gut 31,5 Billionen US-Dollar blicken, beträgt die russische Staatsverschuldung nur einen sehr überschaubaren Bruchteil dieser gewaltigen Summe.

Darüber hinaus blickt die Russische Föderation auf geologisch bestätigte und geschätzte Rohstoffreserven in einem Umfang von 75 Billionen US-Dollar (!). Russland verfügt über alle wichtigen Rohstoffe, angefangen bei Agrargütern über fossile Brennstoffe bis hin zu Metallen wie Gold über alles, was es als Land benötigt, um sich selbst zu versorgen.

In den USA könnte die Versorgungslage in den wichtigsten Bereichen ähnlich aussehen, wenn die Biden-Administration nicht alles Erdenkliche in die Waagschale werfen würde, um die Exploration und Förderung von wichtigen Rohstoffen in der Heimat zu torpedieren.

Wer angesichts der sich in einem rapiden Tempo leerenden Waffen- und Munitionsdepots in den USA auch noch eine mittlerweile auf das Niveau des Jahres 1983 gesunkene Strategische Petroleumreserve des Landes mit ins Kalkül zieht, erkennt, dass es den USA – ebenfalls unter Berücksichtigung einer rücksichtslosen Auslagerung von industriellen Produktionskapazitäten über die vergangenen 25 Jahre – wirtschaftlich definitiv schon einmal besser gegangen ist als heute!

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