Wer sich die aktuellen Titelschlagzeilen zur Entwicklung im amerikanischen Bankengewerbe anschaut, könnte auf den Gedanken kommen, dass unter den durch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) garantierten Banken alles in bester Ordnung zu sein scheint.

Banken konnten „Nettoeinkünfte“ in 2018 um 44% steigern…

Immerhin konnten sich die Nettogewinne unter allen 5.400 durch die FDIC versicherten Banken und Sparkassen im vierten Quartal 2018 im Vergleich mit der Vorjahresperiode auf $59 Milliarden mehr als verdoppeln.

Diese Entwicklung wird unter den meisten Instituten auf einen deutlichen Anstieg der „Nettogeschäftseinnahmen“ sowie „geringere Steuerzahlungen an den Staat“ zurückgeführt. Die kumulierten Nettoeinkünfte der Institute kletterten im Gesamtjahr 2018 um 44% auf $237 Milliarden, wie die FDIC zuletzt berichtete.

…aber der Schein trügt: Wertverlust hinterlegter Sicherheiten übertrifft die Einkünfte!

Doch in derselben Periode sind die „unrealisierten Verluste“ der Banken im Bereich der Investmentsicherheiten auf knapp $252 Milliarden explodiert, was dem höchsten Wert seit dem Finanzkrisenjahr 2008 entspricht. Im Fall von nicht realisierten Verlusten handelt es sich um Bilanzposten, die in die „Nettoeinkommensentwicklung“ noch nicht inkludiert sind.

Im Fall von „unrealisierten Verlusten“ handelt es sich um Verluste im Bereich von hinterlegten Sicherheiten, die inzwischen im Wert gefallen sind. Diese Sicherheiten befinden sich weiterhin in den Bilanzen der Banken, ohne einem Verkauf anheim gefallen zu sein. Um es mit anderen Worten auszudrücken, handelt es sich um „Verluste auf dem Papier“.

Jedes einzelne Quartal im Jahr 2018 ging mit deutlich steigenden „unrealisierten Verlusten“ einher. Im ersten Quartal belief sich die Gesamtsumme auf $55 Milliarden, im zweiten Quartal auf $66 Milliarden, im dritten Quartal auf $84 Milliarden und im vierten Quartal auf $46 Milliarden. Die nachfolgende Grafik der FDIC gibt Aufschluss hierüber.

Größter Teil der Sicherheiten liegt in Bondmärkten und ist durch die Zinssteigerungen verpufft

Entweder bezeichnen die betreffenden Banken diese Sicherheiten in ihren Bilanzen als Sicherheiten, die bis zum Laufzeitende gehalten werden oder als Sicherheiten, die zu „amortisierten Kosten“ oder mit dem Buchwert in der Bilanz bewertet werden.

Diese gehaltenen Sicherheiten konzentrieren sich vor allem im Bondbereich. Wenn die Zinsen wie im Jahr 2018 steigen, sinken in gegenläufiger Entwicklung die Anleihe- und Bondkurse. Und aus eben jener Entwicklung resultiert der größte Teil dieser „unrealisierten Verluste“ in den Bilanzen der Banken.

Liquiditätskrise könnte zur Realisierung der Verluste nötigen – die Rückstellungen werden bereits erhöht…

Solange die Banken diese Bonds und Sicherheiten nicht veräußern müssen, schlagen die Verluste nicht real zu Buche. Doch wenn sich Banken plötzlich dazu gezwungen sehen sollten, zumindest einen Teil dieser gehaltenen Sicherheiten zu veräußern, um sich in einer Liquiditätskrise Cash zu beschaffen, werden diese bis dahin „unrealisierten Verluste“ schlagend.

Genau hierzu kam es unter anderem im Zuge der letzten Finanzkrise. Noch brauchen Amerikas Banken „unrealisierte Verluste“ in Höhe von $252 Milliarden in ihren Bilanzen nicht in ihren Nettoeinnahmeberechnungen zu berücksichtigen.

Doch kletternde Rückstellungen für potenzielle Kreditausfälle beginnen zu indizieren, dass der Kreditzyklus vielleicht schon am Drehen ist, und dass Banken sich langsam aber mit Gewissheit auf die nächste Phase in diesem Zyklus vorbereiten.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"