Große Einkaufszentren befinden sich im ganzen Land unter wachsendem Finanzdruck, nachdem die Leerstandsquote in diesem Bereich in den Vereinigten Staaten im Jahr 2019 auf ein 2-Dekaden-Hoch geklettert ist.

   

   

Unter Bezugnahme auf neueste Daten der Analysefirma Coresight ist es darüber hinaus im vergangenen Jahr zu einer Rekordschließung von mehr als 9.200 Filialen und Geschäften im heimischen Einzelhandelssektor gekommen.

Ausgerechnet vor dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft, das im letzten Jahr auch im Onlinehandel hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, kam es im 2. Halbjahr 2019 zu einem spürbaren Anstieg der Schließung von Geschäften in großen Einkaufszentren.

Wie erschließt und verträgt sich diese Entwicklung mit jenen Meldungen, laut denen die Ausgabebereitschaft unter Amerikas Verbrauchern relativ stabil sei? Es gibt hierauf eine plausible Antwort.

Obwohl die Kreditkartenzinsen in den USA zuletzt auf ein neues Rekordhoch gestiegen sind, haben seit Sommer letzten Jahres immer mehr Amerikaner von Kartenzahlungen Gebrauch gemacht.

In diesem Zuge sei es laut der Analysefirma Reis vor und im Weihnachtsgeschäft zu einer messbaren Wanderung der Verbraucher weg von Stationäreinzelhändlern in Richtung von Onlineeinzelhändlern gekommen.

Laut Reis malten die jüngsten Leerstandsstatistiken aus Sicht der Betreiber von großen Einkaufszentren ein desaströses Bild. Denn die Leerstandsquoten sind in den Vereinigten Staaten unter Shopping Malls auf nationaler Ebene zuletzt auf ein Rekordhoch von 9,7 % geklettert.

   

   

Dieser Trend könnte sich als Warnschuss für Investoren erweisen, die ihr Geld verstärkt in Sektor-REITs angelegt haben, da diese Vehikel vor allem anfällig auf Entwicklungen im Bereich von großen Einkaufszentren und Shopping Malls reagieren.

Wir erinnern uns, dass diesem Sektor eine große Anzahl von CMBS-Verbriefungen zugrunde liegt. Sektoranalysten bereitet die aktuelle Situation eine ganze Menge Sorgen, da die Werbe- und Promotionsaktionen im stationären Einzelhandel in den Vereinigten Staaten insbesondere im letzten Abschnitt des Jahres 2019 „schockierend“ gewesen seien.

Eine große Mehrheit der Geschäfte und Filialen habe sich einer teils deutlichen Rabattierung der Produktpreise bedient, um Käufer in ihre Outlets zu locken. Trotz allem erwiesen sich diese Anstrengungen als nicht ausreichend, um Kunden in Masse anzuziehen.

Die Betreiber von großen Einkaufszentren machen sich schon seit geraumer Zeit darüber Gedanken, wie die Leerstände aufgefangen werden können. Eine Option basiert auf einer Ausvermietung der Bestandsflächen an stationäre Einzelhändler, während inzwischen etwa die Hälfte dieser Bestandsflächen für eine Vermietung an Unterhaltungsanbieter vorgesehen ist.

Gleichzeitig schreitet der Bau von Mehrfamilienhäusern, die um eine bestehende Shopping Mall herum errichtet werden, voran. Auf diese Weise soll den Einkaufszentren eine natürliche Kundschaft in nächster Umgebung erhalten bleiben und neu zugeführt werden.

Trotz der Rekordschließungswelle in den Jahren 2018 und 2019 rechnen Analysten damit, dass das Jahr 2020 nochmals eine Steigerung erleben könnte. Die Fahnenstange scheint nach zahlreichen Insolvenzen und Geschäftsaufgaben im vergangenen Jahr noch immer nicht erreicht. 

Ins Bild passt, dass nun auch das namhafte Unternehmen Bose angekündigt hat, Hunderte von Mitarbeitern im Zuge von Filialschließungen rund um den Globus entlassen zu wollen. Pläne des Unternehmens sehen vor, alle betriebenen Filialen in Nordamerika, Europa, Japan und Australien aufzugeben, wie The Verge berichtet.

Insgesamt seien laut eines Firmensprechers 119 betriebene Filialen weltweit von diesem Plan betroffen. Zu einer Umsetzung soll es innerhalb der nächsten Monate kommen. Bose teilte auch mit, warum diese Maßnahmen ergriffen werden. In einer Mitteilung hieß es, dass die angebotenen Produkte verstärkt über den Internethandel gekauft würden.

Bose ist seit dem Jahr 1993 als stationärer Einzelhändler aktiv. In den Vereinigten Staaten sehen sich die meisten Filialen von Bose in Einkaufszentren und Shopping Malls verortet. Um seine Produkte in den USA zu präsentieren, scheint das Unternehmen keine eigenen Filialen mehr betreiben zu müssen, da diese Produkte auch noch durch Best Buy vertrieben werden.

Die in China, Südkorea, Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten betriebenen Filialen sollen hingegen aufrechterhalten werden.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Der stationäre Einzelhandel ist nicht nur in den Vereinigten Staaten, wo die vor dem Jahr 2006 aufgebauten Überkapazitäten nun unweigerlich ihren (Insolvenz-)Tribut fordern, auf dem absteigenden Ast.

Die fortschreitende Technologisierung der Gesellschaft macht Produkt- und Preisvergleiche über das Internet zu einem Kinderspiel und Einkäufe per Mausklick – und somit deutlich zeitsparend – möglich.

Diese Entwicklung geht mit der Gefahr einer Verwahrlosung und Verödung der klassischen Innenstädte und Einkaufsviertel einher, was sich seit einigen Jahren auch in einer Reihe von deutschen Innenstädten beobachten lässt.

Eine Anhäufung von Ramschläden beginnt sich wiederum negativ auf die Attraktivität von Innenstädten und klassischen Einkaufsvierteln auszuwirken. Folge ist, dass Prestige und Mieten sinken, was wiederum zu noch mehr Geschäftsaufgaben und verstärkter Ansiedlung von Ramschgeschäften führt.

Unsere Welt wird durch den Onlinehandel einfacher, sie droht allerdings auch immer anonymer zu werden. Vergangenes wissen Menschen oft erst zu schätzen, wenn es zu spät ist.

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