Kehren wir im heutigen Bericht zurück zu den aktuellen Ereignissen im Bundesstaat Connecticut. Ich hatte Sie über die absolut brenzlige und sich zuspitzende Finanzlage im „Goldküstenstaat“ im Laufe der letzten zwölf Monate ausführlich ins Bild gesetzt.

Die bundesstaatliche Hauptstadt Hartford strebt – wie einst die Metropole Detroit im Jahr 2013 – einer möglichen Insolvenz entgegen. Für ehemals staatlich Bedienstete dürfte sich eine solche Entwicklung mit Blick auf die eigenen Finanzen als katastrophal erweisen.

Als Detroit damals in die Insolvenz ging, blieb Pensionsgewerkschaften im Angesicht der vorherrschenden Finanzlage in der einstigen Autometropole nach anfänglichen Protesten nichts anderes übrig, als weitläufigen Pensionskürzungen für ehedem städtische Bedienstete zähneknirschend zuzustimmen.

In Hunderten anderen Städten und Kommunen in den Vereinigten Staaten erweist sich die Lage als nicht viel besser. Der Bundesstaat Illinois mit seiner Metropole Chicago kommt einem hierbei mit als erstes in den Sinn. Zurück zu Connecticut.

Als katastrophal erweist sich die Finanzierungslage in einem der auf dem Papier reichsten Bundesstaaten des Landes schon heute. Denn der  insgesamt $17,5 Milliarden schwere Lehrerpensionsfonds des Bundesstaats hat es laut neuester Analyseergebnisse des Center for Retirement Research an der Universität Boston nicht geschafft, seine eigenen Plan- und Ertragsziele zu erreichen.

Zwischen den Jahren 2001 und 2015 hatte sich das Pensionsfondsmanagement eine utopische Renditeziellatte von 8,5% pro Jahr gesetzt, die selbstverständlich nie erreicht – geschweige denn übertrumpft – werden konnte.

Ich hatte Sie in Bezug auf dieses Thema in der Vergangenheit mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass sich Ertragsziele von 8% und mehr pro Jahr in übergroßer Mehrheit aller Fälle noch nicht einmal in den Boomjahren vor Ausbruch der Finanzkrise erreichen ließen.

Wie soll dies heutzutage denn erst möglich sein, in einem vollkommen unberechenbaren Zins- und Kreditmarktumfeld, an dem sich der Wind praktisch jeden Tag drehen kann?! Es ist in meinen Augen keine große Überraschung, dass der Lehrerpensionsfonds von Connecticut in der oben genannten Zeitspanne weit hinter den eigenen Renditezielen zurückgeblieben ist.

Unzähligen anderen Pensionsfonds – einschließlich des kalifornischen Pensionsriesen Calpers, der seine Renditeziele zuletzt zwangsläufig senken musste (ich berichtete) – geht es ebenso. Im Falle Connecticuts wird die Renditelücke nun allerdings sehr deutlich erkennbar.

Wurde zu Beginn dieses neuen Jahrtausends noch ein Renditeziel von astronomischen 8,5% pro Jahr durch das Management ausgegeben, so zeigt sich nun in der Realität, dass der Lehrerpensionsfonds des Bundesstaats zwischen den Jahren 2001 und 2015 gleich um 3,2 Prozentpunkte (!) hinter diesem anvisierten Ziel zurückgeblieben ist.

Damit rangiert der Lehrerpensionsfonds Connecticuts denn auch auf Platz 6 unter insgesamt 112 analysierten staatlichen Pensionsfonds, welche die höchsten Finanzierungslücken im ganzen Land aufweisen.

Für bundesstaatliche Regierungen erweist sich diese Entwicklung als desaströs, da die sich auftuenden Finanzierungslücken und Unterdeckungen im staatlichen Pensionssektor in Mehrausgaben in den kommenden Monaten und Jahren übersetzen. Denn die Regierungen der Bundesstaaten sehen sich dazu gezwungen, die sich auftuenden Finanzgräben aufzufüllen.

Dass dies im Angesicht einer ohnehin bereits ungesehenen Verschuldungslage, tendenziell weiter kletternden Zinsen sowie einer unaufhörlichen Steigerung der Staatsausgaben nicht mehr lange gut gehen kann, wird langsam aber sicher auch den größten Optimisten bewusst.

Letzten Endes findet momentan ohnehin schon ein Verschiebebahnhof statt, der dazu führt, dass immer mehr Bundesstaaten die teilweise katastrophale Finanzlage ihrer Städte, Bezirke und Kommunen finanziell im Zuge einer eigenen Neuschuldenaufnahme stopfen.  

Die großen Ratingagenturen haben auf diese Entwicklung längst schon reagiert, indem zum Beispiel auch Connecticut zuletzt in der Kreditbonität herabgestuft worden ist. Um Kosten an anderer Stelle – und im Angesicht eines immer teurer werdenden Zinsdienstes – einzusparen, bauen Städte, Kommunen und Bundestaaten in den USA immer mehr Sozialleistungen ab.

Jean-Pierre Aubry, Direktor der Sparte zur Analyse von Kommunal- und Staatsfinanzen am Center for Retirement Research, teilte zu den Ergebnissen der jüngst veröffentlichten Studie mit, dass mit dem gesamten System etwas nicht mehr stimme.

Denn den Managements von Pensionsfonds sollte es nun seit vielen Jahren bekannt sein, dass ein Festhalten an astronomischen und nicht erreichbaren Renditezielen langfristig in die Sackgasse und im schlimmsten Falle in eine finanzielle Katastrophe führen wird. Dem ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.

Seit vielen Jahren hatte ich Sie auf die sich zuspitzende Lage im Pensionsfondssektor und den Sozialsystemen in den USA aufmerksam gemacht. Allein im staatlichen Pensionsfondssektor belaufen sich die Unterdeckungen und Finanzierungslücken landesweit bereits auf mehr als $6 Billionen(!).

Aus diesem Grunde bin auch überzeugt davon, dass nicht einmal so sehr von einer demnächst platzenden Blase in den Sektoren der Studentenkredite oder Autofinanzierungsdarlehen die nächste sich abzeichnende Krise in den Vereinigten Staaten ausgehen wird, sondern vielmehr vom Pensionsfondssektor.

Wie brenzlig die Lage im Bundesstaat Connecticut ist, zeigt ein Blick auf die nackten Zahlen. Danach blickt die Lokalregierung auf Pensionsversprechen, die zum aktuellen Zeitpunkt einen Betrag in Höhe von knapp $65 Milliarden erreichen.

Doch laut neuester Analysedaten werden diese einstigen Versprechen nur durch weniger als die Hälfte (!) an gebildeten Vermögenswerten abgedeckt. Kaum verwunderlich, dass das Renten- und Pensionssystem in Connecticut zum Ende des Jahres 2015 den vierten Platz in einem Ranking der am meisten unterfinanzierten Systeme im ganzen Land einnahm.

Schlimmer sieht die Lage momentan nur in den Bundesstaaten New Jersey, Kentucky und Illinois aus, welche die ersten drei Plätze belegten.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"