Seitdem kommt es immer wieder zum Beschuss der sogenannten Grünen Zone, in der sich unter anderem auch die US-Botschaft im Irak befindet, mittels Katjuscha-Raketen. Mitte der letzten Woche war es wieder soweit, nachdem mehrere Raketen dieses Typs in der Grünen Zone von Bagdad einschlugen.

Mindestens eine dieser Raketen soll die Frontseite der US-Botschaft getroffen und beschädigt haben, was sich angesichts von in den sozialen Medien kursierenden Videos, die mindestens ein brennendes Gebäude der US-Botschaft zeigen, bestätigte. Die US-Regierung macht schiitische Milizen im Irak, allen voran Kataib Hisbollah, für diese Angriffe verantwortlich.

Die Amerikaner antworteten hierauf in letzter Zeit unter anderem mittels Luftschlägen, die im Zeichen der Vergeltung gegen Einrichtungen der paramilitärischen Organisation durchgeführt wurden.

Der Journalist Barzan Sadiq in Diensten von Kurdistan 24 stellte am Wochenende Videos ins Internet, die zeigen, dass die auf die Bagdader Green Zone abgefeuerten Katjuschas erstmals ins Ziel getroffen zu haben scheinen. Es handelt sich ganz offensichtlich um sich fortsetzende Nadelstiche, die das US-Personal in Bagdad verunsichern und verängstigen sollen.

Die regional aktive Korrespondentin Joyce Karam twitterte, dass eine Rakete das sogenannte Joint Operations Center nur um Haaresbreite verfehlt habe. Es lässt sich davon ausgehen, dass sich die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran, dessen Führung bezichtigt wird, paramilitärische Milizen wie Kataib Hisbollah im Irak aktiv zu unterstützen, verschärfen werden.

Als wenig hilfreich erweist sich aus Sicht des Irans auch ein publizierter Bericht der UNO in New York, laut dem es hinsichtlich des Angriffs auf Einrichtungen des saudi-arabischen Erdölriesen Saudi Aramco im September letzten Jahres auch zum Einsatz von Raketen gekommen sein soll, die nachweislich aus dem Iran stammten.

Die iranische Führung wies die Ergebnisse dieses Berichts weit von sich, um mitzuteilen, dass der Bericht der Vereinten Nationen just zu einem Zeitpunkt veröffentlicht worden sei, zu dem die Vereinigten Staaten an dem Entwurf einer Resolution arbeiteten, die eine Ausweitung des Waffenembargos gegen den Iran vorsähe.

Angesichts dieser Entwicklung habe die iranische Führung die beiden ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, Russland und China, darum ersucht, sich gegen eine Verlängerung des im Oktober auslaufenden Waffenembargos gegen den Iran im UN-Sicherheitsrat auszusprechen.

Zurück zur aktuellen Lage im Irak. Laut eines veröffentlichten Berichts von Al-Masdar News habe die US-Regierung am vergangenen Freitag zugestimmt, mit der irakischen Regierung über die Stationierung von amerikanischen Truppen im Zweistromland verhandeln zu wollen.

Laut dieses Berichts habe die US-Regierung verlautbart, keine dauerhafte Militärpräsenz im Irak aufrechterhalten zu wollen. Selbst eine Aufgabe von Militärbasen läge danach im Bereich des Möglichen.

Aus einer gemeinsam durch beide Nationen verfassten Erklärung geht hervor, dass es im Zuge des erzielten Fortschritts im Kampf gegen den Islamischen Staat (ISIS) zu einer sich fortsetzenden Reduzierung von amerikanischen Truppen im Irak kommen werde.

Seitens der US-Regierung wurde zudem darauf hingewiesen, seit Jahresbeginn bereits die Hälfte all jener im Irak stationierten US-Truppen aus dem Land abgezogen zu haben. In einem Bericht von Reuters heißt es hierzu, dass westliche Militärausbilder im Irak verbleiben sollen.

Ob sich der irakische Premierminister Mustafa al-Kadhimi hiermit zufriedengegeben wird, bleibt abzuwarten. Verschiedene Medien nahmen Bezug auf die staatliche Nachrichtenagentur des Iraks, die al-Kadhimi mit den Worten zitierte, dass es zu einem kompletten Abzug der amerikanischen Truppen und deren Verbündeten aus dem Irak kommen werde. Dieser Bericht wurde wenig später jedoch zurückgezogen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Irans Führung wartet auf ihre große Stunde. Um im Namen der schiitischen Revolution endlich auch die volle politische Kontrolle im mesopotamischen Zweistromland auszuüben, in dem die Anhänger des schiitischen Glaubens einen Anteil von rund 60 Prozent an der Bevölkerung stellen, scheint Teheran jedes Mittel recht zu sein. Auf welche Weise die kurdischen und sunnitischen Minderheiten im Irak auf eine solche Entwicklung reagieren werden, lässt sich leichterdings vorstellen.

Wie sich seit dem Sturz von Saddam Hussein permanent beobachten ließ, befindet sich der Irak dauerhaft am Rande eines Bürgerkriegs, während die spärlichen Überreste christlicher Konfessionen längst den Gang in die Diaspora angetreten haben oder zwischen den verfeindeten Fraktionen aufgerieben werden. Doch wen im Westen interessiert schon das Schicksal der eigenen Glaubensbrüder im Mittleren Osten, wenn Entscheidungen ausschließlich aus der Perspektive von Ölinteressen und strategischen Erwägungen getroffen werden, die sich vornehmlich darum drehen, einen Keil zwischen die schiitische Landachse vom Iran über das Zweistromland und Syrien bis hin zu den Gestanden des Mittelmeers am Libanon zu treiben? Ob dieses perfide „Spiel“ jemals aufhören, oder ob daraus jemals ein „Sieger“ hervorgehen wird, muss stark bezweifelt werden.

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