In letzter Zeit wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Kreditausfallrückstellungen unter amerikanischen Banken seit dem vierten Quartal spürbar zugenommen haben. Darüber hinaus zeigt sich, dass Amerikas Banken ihre Kreditvergabestandards in den vergangenen Wochen – in manchen Bereichen deutlich – verschärft haben.

Historisch betrachtet handelt es sich hierbei um einen der besten Indikatoren, um darauf zu schließen, ob amerikanische Banken sich auf eine Rezession in den nächsten zwölf Monaten vorbereiten.

Mittlerweile wird einer solchen Wahrscheinlichkeit in Umfragen unter Bankanalysten und Volkswirten ein Anteil von zwischen vierzig und achtzig Prozent beigemessen. Es versteht sich von selbst, dass die Kreditverluste der Banken in einer Rezession in die Höhe schnellen.

Kreditvergabebedingungen unter amerikanischen Banken verschärfen sich zusehends

Banken versuchen deshalb, ihre Kreditvergabe zu drosseln und ihre Kreditengagements zu reduzieren. Unter Bezugnahme auf einen vor wenigen Tagen durch die Federal Reserve Bank veröffentlichten Bericht sollte es niemanden überraschen, dass die Vergabestandards an den amerikanischen Kreditmärkten zu Jahresbeginn durch die Banken noch einmal verschärft wurden.

Wer den gewaltigen Verschuldungsgrad unter Amerikas Unternehmen und Privathaushalten berücksichtigt, wird wohl auch nicht überrascht sein, dass sich sowohl die Kreditnachfrage im Bereich der gewerblich-industriellen Kredite unter Unternehmen aller Größen wie auch im Bereich der meisten Konsumkreditbereiche unter Privathaushalten (allen voran Immobilien- und Häuserkredite) weiter abgeschwächt hat.

Insbesondere die Kreditnachfrage unter den privaten Haushalten ist zuletzt besonders unter die Räder geraten. Die Bereiche Kreditkarten, Fahrzeuge, Wohnimmobilien und Home Equity Lines of Credit (HELOCS) sehen sich hiervon am stärksten betroffen.

Wie aus der jüngst publizierten Umfrage Senior Loan Officer Opinion Survey der Federal Reserve Bank hervorgeht, haben heimische Banken ihre Kreditvergabestandards im gewerblichen und industriellen Bereich im vierten Quartal weiter verschärft.

Tatsächlich sind die aktuellen Kreditvergabebedingungen in diesen beiden Bereichen schon wieder mit jenen während des Covid-Crashs im Jahr 2020 und der globalen Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2009 vergleichbar.

Egal ob klein, mittelgroß oder groß – Unternehmen wird der Zugang zu Krediten erschwert

Ein Anteil von 45 Prozent unter Amerikas privaten Geschäftsbanken hat die eigene Vergabe von Krediten an große und mittelgroße Unternehmen im vierten Quartal letzten Jahres spürbar verschärft. Aus Sicht von Kleinunternehmen lag dieser Wert bei 44 Prozent.

Auch die Kreditkosten sind im abgelaufenen Quartal unter allen Unternehmen (von klein bis groß) merklich gestiegen. Hausbau- und Konstruktionsfirmen sahen sich in einem besonders hohen Ausmaß von der Kreditknauserigkeit der Banken betroffen.

In diesem Bereich lag der Anteil der von (teils schmerzhaft) verschärften Kreditbedingungen betroffenen Unternehmen bei 69 Prozent, was nochmals einer Zunahme von zwölf Prozent im Vergleich mit dem dritten Quartal entsprach.

Als wenig überraschend erweist es sich in diesem Zusammenhang, dass Amerikas Banken die Kreditvergabestandards im heimischen Hypothekensektor über die letzten Quartale ebenfalls deutlich verschärft haben.

Anhand der nachfolgenden Grafik aus der jüngsten Fed-Umfrage lässt sich der Trend der sich verschärfenden Kreditvergabebedingungen in diesem wichtigen Bereich der amerikanischen Wirtschaft auf eine anschauliche Weise ablesen.

 

Alle Banken, die ihre Kreditvergabestandards im Bereich der gewerblichen und industriellen Kredite im vierten Quartal verschärft haben, gaben an, mit einer wachsenden ökonomischen Unsicherheit und sich verschlechternden Wirtschaftsbedingungen in den Vereinigten Staaten zu rechnen.

Ein Anteil von 71 Prozent unter den durch die Federal Reserve Bank befragten Instituten gab an, das eigene Risikotoleranzniveau gesenkt zu haben. Ferner geht ein Anteil von 50 Prozent unter Amerikas Banken von sich verschlechternden Wirtschaftsbedingungen im industriellen Sektor des Landes aus.

Banken rüsten sich – Auch Kreditnachfrage sinkt deutlich

Als interessant erweist es sich, dass die Hälfte der befragten Institute über eine rückläufige Liquidität an den Zweitmärkten für derartige Kredite berichtete. Ein Anteil von 47 Prozent geht zudem davon aus, dass sich die eigene Liquiditätslage im laufenden Jahr verschlechtern wird.

Immerhin rechnet ein Anteil von 24 Prozent unter den hiervon betroffenen Banken mit einer Verschlechterung der eigenen Kapitalausstattung. Hierin dürfte sich ein wichtiger Grund für die wachsende Risikoaversion im Kreditbereich unter amerikanischen Banken finden.

41 Prozent aller befragten Banken gaben an, dass sich der Kreditvergabewettbewerb zuletzt merklich abgekühlt habe. Es lässt sich jedoch keineswegs feststellen, dass nur die Banken in den USA verstärkt auf die Kreditvergabebremse treten.

Vielmehr ist auch die Kreditnachfrage unter großen und mittelgroßen Unternehmen im vierten Quartal auf ein neues Rekordtief gesunken. Dies gilt vor allem für den Immobilienbereich. So sank beispielsweise auch die Nachfrage nach gewerblichen und industriellen Darlehen unter den amerikanischen Unternehmen um 31 Prozentpunkte.

Unter Kleinfirmen belief sich der Rückgang der Kreditnachfrage im vierten Quartal sogar auf ein Minus von 42 Prozentpunkten, nachdem es im Vorquartal bereits zu einem Rückgang von 22 Prozent gekommen war. Aus der nachfolgenden Grafik geht diese Entwicklung auf eine anschauliche Weise hervor.

 

Ein Blick auf den Sektor der privaten Haushalte lässt erkennen, dass sich die Bereitschaft zu einer Kreditvergabe unter den heimischen Banken ebenfalls spürbar abgekühlt hat. Nach einem Minus von sieben Prozent im dritten belief sich der Rückgang im vierten Quartal noch einmal auf -13 Prozent.

Der Anteil unter Amerikas Banken, der die eigene Kreditvergabe zugunsten von privaten Haushalten verschärft hat, ist im vierten Quartal (von zehn Prozent in Q3) auf nunmehr 28 Prozent gestiegen.

Neben Fahrzeugkrediten (-39 Prozent) erwies sich im vierten Quartal auch die Vergabe von Kreditkartendarlehen (-22 Prozent) als deutlich rückläufig. Laut Analysten seien diese Werte mit vorherigen Rezessionen in den Vereinigten Staaten – einschließlich der globalen Finanz- und Bankenkrise – vergleichbar.

Rechtfertigen die aktuellen Kreditmarktdaten das anhaltende Gerede über ein „Soft Landing“ der amerikanischen Wirtschaft?

Wie sich diese Daten mit dem anhaltenden Gerede und Spekulationen über ein vermeintliches „Soft Landing“ der amerikanischen Wirtschaft vertragen, darf jeder für sich selbst beurteilen.

Zumal Amerikas Sparquote inzwischen wieder auf jene historisch niedrigen Werte wie vor dem Ausbruch der Covid-Krise und den damit verbundenen Ausgabeorgien der Washingtoner Regierung gesunken ist.

Um diesen Faktor auszugleichen, hatte sich eine wachsende Anzahl von Privathaushalten in den USA in den letzten Quartalen der eigenen Kreditkarten bedient. Insbesondere die hohe Inflation beschleunigte diese Entwicklung.

Bis vor Kurzem noch relativ laxe Kreditvergabestandards der Banken befeuerten diesen Trend zusätzlich. Doch hiermit scheint es nun schlagartig vorbei zu sein. Unter Berücksichtigung des aktuellen Trends wird es vielleicht nur noch ein bis zwei Quartal(e) länger dauern, bis neue Rekordkreditvergabeverschärfungen erreicht sein werden.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt werden nur noch die wohlhabendsten Privathaushalte im Land Zugang zu Bankkrediten haben. Dem großen Rest wird der Zugang durch die Banken gekappt.

Dass die durch das Bureau of Labor Service (BLS) allmonatlich vermeldete Daten zu den amerikanischen Arbeitsmärkten hinten und vorne nicht stimmen, wurde erst kürzlich durch die Fed of Philadelphia offiziell bestätigt.

Laut eines separaten Berichts der Federal Reserve Bank sind im Dezember letzten Jahres durch Amerikas Banken Konsumkredite in einem Umfang von gerade noch 11,56 Milliarden US-Dollar vergeben worden. Im Vergleich mit dem Vormonat kam es in diesem Bereich zu einem Rückgang von 65 Prozent.

Für gewöhnlich wächst die Kreditvergabe im Konsumbereich des Landes jeden Monat um zwanzig bis 30 Prozent. Insbesondere Kreditkartendarlehen haben sich im Dezember letzten Jahres im Vergleich mit dem Vormonat halbiert, was allem voran an den gestiegenen Zinsen in den USA liegen dürfte.

Im Bereich der nicht revolvierenden Darlehen sah es noch bedeutsam schlechter aus. In diesem Bereich stieg die Kreditvergabe im Dezember letzten Jahres gerade einmal um 4,4 Milliarden US-Dollar. Im Vormonat hatte dieser Wert noch bei knapp 18 Milliarden US-Dollar gelegen. Wen überrascht es, dass die durchschnittlichen Kreditkartenzinsen in den USA inzwischen auf einen neuen Rekordwert von 20,5 Prozent gestiegen sind?!!

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite der Federal Reserve Bank.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Nicht nur das Lesen, sondern auch die Ausarbeitung der heute angesprochen Daten erweist sich als ein wenig trocken. Nichtsdestotrotz ist es hin und wieder auch mal wichtig, sich durch die nackte Datenlage zu arbeiten.

Dass diese aktuelle Datenlage auf weit mehr wirtschaftliches Ungemach hindeutet als es viele Kommentatoren an den Finanzmärkten wahrhaben möchten, wird sich unter aller Voraussicht in den kommenden Quartalen zeigen.

Denn der Kreditsektor reagiert stets zuerst und frühzeitig antizipierend auf eine rezessionäre Entwicklung in der breiten Wirtschaft. Ob die im heutigen Bericht angesprochenen Daten für ein „Soft Landing“ der amerikanischen Wirtschaft sprechen, bleibt anhand von ähnlichen Entwicklungen in der Vergangenheit stark zu bezweifeln.

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