Die bilateralen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Pakistan verschlechtern sich zusehends. Ich hatte seit Jahresbeginn über die Ereignisse und Entwicklungen berichtet, die zu einem augenscheinlichen Bruch zwischen Washington und Islamabad geführt haben.

Dabei handelt es sich im Fall von beiden Nationen um einstmals langjährige Allianzpartner. Im Angesicht der Seidenstraßen-Initiative und einer verstärkten Ausrichtung Islamabads in Richtung Chinas ist es damit jedoch wohl vorbei. Die jüngste Episode im Hinblick auf die eskalierenden Spannungen zwischen den USA und Pakistan spielt sich in Washington D.C. ab.

Wechselseitige Sanktionierung von Diplomaten

Dort hat die Entscheidung der US-Regierung, die Entfernungen, die pakistanische Diplomaten außerhalb der amerikanischen Hauptstadt zurücklegen dürfen drastisch zu beschränken, zu neuen Spannungen in den Beziehungen beider Länder geführt. Islamabad ließ es sich nicht nehmen, auf diese Entwicklungen mit denselben Maßnahmen in der Heimat zu reagieren.

Amerikanischen Diplomaten ist es seitdem im gesamten Land untersagt, bestimmte Entfernungen von ihren jeweiligen Amtssitzen zurückzulegen. Es ist nicht nur Donald Trumps wütender und aggressiver Neujahrs-Tweet, sondern auch die Verursachung eines Unfalls durch einen amerikanischen Militärattaché in Pakistan, in dessen Zuge ein Motorradfahrer den Tod fand, die weiteres Öl ins lodernde Feuer gegossen haben.

War das Gerichtverfahren eines US- Militärattachés der Stein des Anstoßes?

Während sich der betreffende US-Militärattaché in der vergangenen Woche durch ein amerikanisches Militärflugzeug aus dem Land ausfliegen lassen wollte, wurde dies durch die pakistanische Regierung strikt untersagt. Zuvor hatte ein pakistanisches Gericht geurteilt, dass der US-Militärattaché nicht über ausreichende diplomatische Immunität verfüge.

Trotz allem habe die betreffende Person laut verschiedener Medienberichte in der laufenden Woche das Land verlassen dürfen. Es könnte durchaus die Einleitung von juristischen Maßnahmen gegen den US-Militärattaché in Pakistan gewesen sein, der in Washington zur Verhängung von Vergeltungsaktionen gegen pakistanische Diplomaten in der US-Hauptstadt geführt haben mochte.

Doch ob Reiserestriktionen für Diplomaten die richtige Antwort sind, um auf die aktuellen Ereignisse zu reagieren, sei dahingestellt. Vielleicht mag Islamabad einen besseren Grund gehabt haben, um die daraufhin eigens ausgesprochenen Reiserestriktionen für in der Heimat verweilende US-Diplomaten auf das gesamte Land auszuweiten.

Oder die missglückte Befreiungsaktion eines CIA-Agenten?

Denn Ende vergangenen Monats drang an die Öffentlichkeit, dass die CIA dabei versagt habe, einen lokalen Agenten auf Basis eines geheimen Plans aus einem pakistanischen Gefängnis zu befreien, der bezichtigt wird, Osama bin Laden in Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten der USA getötet haben zu wollen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass amerikanische Diplomaten hin und wieder auf heimliche Weise über ihre rechtmäßigen Pflichten hinausschießen. Manche US-Diplomaten betätigen sich auch als Spione in ihren Gastländern. Es mag eben jener Aspekt sein, der Islamabad Kopfschmerzen bereitet.

Vielleicht verwundert diese Sichtweise kaum, wenn man bedenkt, dass die durch die CIA geplante Gefängnisbefreiung schon vor ihrer Ausführung aufgeflogen war. Diese Aktion wäre sehr wahrscheinlich gewaltsam abgelaufen, während es durchaus zum Tod von einigen Gefängniswärtern hätte kommen können.

Erstmals seit der Einführung der Wiener Konventionen wurde die diplomatische Immunität berührt

Alle Nationen verfügen über souveräne Rechte. Aus diesem Grund bedienen sich alle Nationen dieser Erde Richtlinien, welche die Nationale Sicherheit in den Vordergrund allen Handelns rücken. Egal, welche der beiden Seiten nun moralisch im Recht liegen mag, so findet sich der Grund für die eskalierende politische Krise zwischen beiden Staaten anderswo.

Denn erstmals seit Einführung der seit dem Jahr 1961 bestehenden Wiener Konvention für diplomatische Beziehungen wird das Privileg diplomatischer Immunität, das Abgesandten von Drittnationen im Gastland zukommt, tangiert. Politische Beobachter sind indes der Ansicht, dass Islamabad das Recht gehabt habe, den US-Militärattaché der Strafverfolgung auszusetzen.

Denn der Mann hatte eine rote Ampel ignoriert, in diesem Zuge einen jungen Motorradfahrer tötend. Letztendlich gab Islamabad gar grünes Licht, um den Unfall verursachenden US-Militärattaché dann doch die Erlaubnis zu erteilen, das Land zu verlassen. Anstatt mit Dankbarkeit auf diese Geste zu reagieren, hat Washington sich dazu entschlossen, alle pakistanischen Diplomaten in der amerikanischen Hauptstadt zu demütigen.

Die Gefahren für die Nationale Sicherheit Pakistans berücksichtigend, die sich aus dem fehlgeschlagenen Befreiungsversuch der CIA und seitens der aus den USA weilenden Diplomaten im Land ableiten, gibt es gewiss einen legitimen Grund für die Verhängung von reziproken Sanktionen gegen US-Diplomaten in Pakistan, deren Aktionsradius nun im gesamten Land eingeschränkt wurde.

Die Ereignisse zeigen die Ernsthaftigkeit des zunehmenden Umbruchs in Eurasien

Es wird interessant sein zu beobachten, wie amerikanische und ihre angeschlossenen (Global) Medien auf die aktuellen Entwicklungen reagieren und darüber berichten werden. Wer wird der Weltöffentlichkeit offiziell als Aggressor präsentiert? Der hybride Krieg, dem sich die USA gegen Pakistan mittlerweile bedienen, dürfte darauf abzielen, die Reputation Pakistans auf internationaler Bühne zu beschädigen.

Unter multipolaren Partnern Pakistans, zu denen China und Russland gehören, dürften die aktuellen Geschehnisse mit Aufmerksam beobachtet werden. Gleichzeitig dürfte der Beweis für den Grad der Ernsthaftigkeit, die mit dem sich intensivierenden Umbruch auf dem eurasischen Kontinent einhergeht, erbracht worden sein.

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