Den eskalierenden Disput zwischen Washington und Islamabad hatten wir in den letzten Wochen aufmerksam mit verfolgt (HIER und <link de wirtschaftsfacts beitrag post pakistan-wechselt-die-seiten-trump-wuterbost-ueber-yuan-abkommen>HIER). Es bestand in letzter Zeit kaum mehr ein Zweifel daran, dass Pakistans Regierung den USA den Stuhl vor die Tür stellen würde.

Platz auf Terrorliste für Pakistan kommt nicht unerwartet

Als zu verlockend erweist sich aus Sicht Islamabads wohl die Perspektive, zukünftig zu einem bedeutsamen Akteur und Profiteur im Hinblick auf Chinas „Belt-and-Road“ Initiative zu avancieren. Der Schritt, sich von Washington abzuwenden, scheint vollzogen.

Und so kommt es ganz gewiss nicht von ungefähr, dass die Trump-Administration just im Angesicht der kürzlich stattgefundenen Anhörungen der US-Geheimdienstchefs im US-Senat angekündigt hat, Pakistan auf die Liste der Terror finanzierenden Staaten setzen zu wollen.

Trump: Pakistan unternimmt zu wenig gegen die Taliban

Pakistans Regierung hatte zuvor mehrfach ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass ein solcher Schritt nicht erfolgen wird. Die Twitter- und Schimpftiraden Donald Trumps hätte Islamabad zu Jahresbeginn im Angesicht der aktuellen Ereignisse jedoch besser ernst und für bare Münze nehmen sollen.

Trump warf den Pakistani in diesem Zuge unter anderem vor, dass mehr als $30 Milliarden an finanziellen Unterstützungsleistungen der Vereinigten Staaten aus dem Fenster geflogen seien. Darüber hinaus unternehme die pakistanische Regierung viel zu wenig, um afghanische Taliban-Kämpfer und deren Haqqani-Netzwerk zu bekämpfen, so Trump.

China empfängt Atommacht Pakistan mit offenen Armen

Es kam in den vergangenen Wochen seitens der Vereinigten Staaten sogar zu dem Vorwurf, laut dem Islamabad Terroristen Unterschlupf gewähre. Ähnlich wie im Hinblick auf Russland, wird die polternde und Porzellan zerschlagende US-Außenpolitik dazu führen, Islamabad nur noch stärker in die offenen und ausgetreckten Arme des Nachbarn China zu treiben.

Nicht zu unterschätzen bleibt, dass es sich bei Pakistan um das sechstbevölkerungsreichste Land der Welt handelt, das zudem über ein Arsenal von Atomwaffen verfügt. China hatte in den vergangenen Jahren eine Charme-Offensive gegenüber dem Nachbarn Pakistan gestartet, um die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Nationen zu stärken und auszubauen.

US-Eindämmungsstrategie immer weniger erfolgreich

Selbstverständlich finden all diese Entwicklungen vor dem Hintergrund eines sich mit hohem Tempo verändernden geopolitischen Schachbretts statt. Es erweckt mittlerweile den Eindruck, als ob Washington immer größeren Schwierigkeiten ins Auge blicken würde, wenn sich die Dinge um eine durch die USA verfolgte Eindämmungsstrategie Chinas drehen.

Dies gilt insbesondere für Chinas Nachbarländer. Washington zeigt sich seitdem bemüht, die Quadriga-Allianz zwischen den Vereinigten Staaten, Australien, Indien und Japan zu stärken. Indien dürfte sich aus dieser Perspektive auch als potenziell größter Stolperstein im Hinblick auf die durch China angestoßene „Belt-and-Road“ Initiative erweisen.

Frontalangriff auf US-Dollar: Rohöl-Handel auf Yuan-Basis

Vergessen Sie bitte keineswegs einen wichtigen Termin, der Mitte März ansteht. So wird in China in der dritten Märzwoche erstmals der Handel mit Yuan-denominierten Rohöl-Futures-Kontrakten aufgenommen. Peking hatte Rohölanlegern im vergangenen Jahr überraschend die Option auf eine Goldkonvertierung in Aussicht gestellt (ich berichtete).

Viele Beobachter und Handelsexperten leiten aus dieser Maßnahme einen Frontalangriff auf die Hegemonie und den Weltreservestatus des US-Dollars ab. Gleichzeitig nehmen die Spannungen zwischen Pakistan und Indien in diesen Tagen abermals massiv zu.

Atomkriegs-Drohungen im Grenzstreit zwischen Indien und Pakistan

Stein des Anstoßes ist wieder einmal die Grenzkontroll-Linie, bei der es sich um eine hoch militarisierte Zone auf beiden Grenzseiten Kaschmirs und Jammus handelt. Erneut ausbrechende Dispute über den Verlauf dieser Demarkationslinie hatten zuletzt sogar zur offenen Drohung eines Atomkrieges geführt.

Inwieweit sich diese Drohungen als Bluffs erweisen werden, bleibt für den Augenblick abzuwarten. Was sich am Beispiel Pakistans jedoch zeigt, ist die Tatsache, wie schwer es den USA im Angesicht einer multipolaren Welt mittlerweile fällt, (einstige) Vasallenstaaten auf Linie zu bringen oder überhaupt noch langfristig an sich zu binden.

Pakistan geht von der Stange. Wer folgt als nächstes? Es dürfte mehr als an der Zeit sein, um Francis Fukuyamas „Ende der Geschichte“ umzuschreiben!

 


 

Update zu den neuesten Entwicklungen: Mittlerweile ist die Entscheidung getroffen worden, dass es im Juni dieses Jahres so weit sein soll. Falls sich Pakistan bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu Änderungen in seiner Politstrategie bereitfinden sollte, wird das Land auf die Beobachtungsliste der Terror finanzierenden Staaten gesetzt.

 

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