Dass es an den internationalen Seeschifffahrts- und Massenfrachtgütermärkten schon seit geraumer Zeit alles andere als rund läuft, hatte nicht zuletzt die Megapleite der weltweit siebtgrößten Containerschiffgesellschaft Hanjin Shipping Group aus Südkorea im letzten Jahr gezeigt.

Auch der Baltic Dry Index und der Harper-Petersen-Index (HARPEX) sanken im vergangenen Jahr auf absolute Rekordtiefstwerte. Vielleicht kommt es in diesem Umfeld gar nicht so überraschend, dass der in Kopenhagen ansässige Konzern und Schifffahrtsriese A.P. Møller-Maersk für das Gesamtjahr 2016 erstmals seit dem Überwinden der Finanzkrise im Jahr 2009 einen Verlust ausweisen musste.

Hatten Analysten an den Finanzmärkten vor Bekanntgabe der Zahlen durchschnittlich mit einem Gewinnausweis in Höhe von $960 Millionen für das Gesamtjahr 2016 gerechnet, so zeigten sich viele Beobachter doch recht baff, nachdem der Konzernvorstand einen Verlust von $1,94 Milliarden bekannt gab.

Vor allem die Aktionäre von A.P. Møller-Maersk wurde auf dem falschen Fuß erwischt, da die Aktie nach Bekanntgabe dieser Zahlen in der Spitze um mehr als 7% im Wert einbrach. Dänemarks größter Konzern teilte mit, dass der Gesamtjahresverlust aufgrund von mehreren Abschreibungen zustande gekommen sei.

Dabei handele es sich überwiegend um vier Beteiligungen im Energiesektor, von denen sich der Konzern im laufenden Jahr mittels einer Ausgliederung trennen möchte. Abschreibungen in einer Gesamthöhe von $2,7 Milliarden erfolgten im letzten Jahr auf die noch dem Konzern angehörenden Einheiten Maersk Drilling und Maersk Supply Services.

Analysten war der Schrecken ins Gesicht geschrieben, da A.P. Møller-Maersk erst zweimal in seiner Firmenhistorie seit Ende des Zweiten Weltkriegs einen Gesamtjahresverlust ausweisen musste – und zwar im Finanzkrisenjahr 2009, in dem die internationale Transportschifffahrt massiv eingebrochen war, und nun auch im Jahr 2016. 

Die erfolgten Abschreibungen sollten Anleger im Lichte eines Ausfegens und Reinemachens interpretieren, wie der Konzernvorstand weiter mitteilte. In der Zukunft werde sich der Konzern voll und ganz auf sein Kerngeschäft – und somit die internationale Seeschifffahrt – konzentrieren.

Wer ein wenig genauer in das Zahlenwerk hineinschaut, wird erkennen, dass Møller-Maersk im vergangenen Jahr trotz allem Verluste im Containerfrachtgeschäft geschrieben hat – und zwar in Höhe von knapp $385 Millionen. Ob die Prognosen unter Finanzanalysten für das laufende Jahr, in dem ein Gewinn von rund $1 Milliarde erwartet wird, eingehalten werden können, bleibt abzuwarten.

Denn bei Møller-Maersk fällt der eigens angestellte Ausblick für das Jahr 2017, der einen Nettogewinn von $600 Millionen vorsieht, deutlich gedämpfter aus. Die Gewinnentwicklung des Konzerns hängt insbesondere von einer Variablen ab, die da lautet: Wie wird sich der globale Handel im laufenden Jahr entwickeln?

Bei Møller-Maersk geht man zurzeit noch davon aus, dass die globalen Containermärkte in 2017 zwischen 2% und 4% wachsen werden. Andere Beobachter sind weitaus vorsichtiger, wenn es um die Anstellung von Prognosen zu den Schiffsfrachtgütermärkten im laufenden Jahr geht.

Denn nach wie vor befindet sich die internationale Seefrachtgüterindustrie in der größten Konsolidierungswelle seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, während die gesamte Branche trotz der Pleite von Hanjin noch immer an teils massiven Überkapazitäten und einem sich abschwächenden Welthandel leidet.

Für Konzerne wie Møller-Maersk dürfte sich diese Krise jedoch auch als Zukunftschance erweisen. Immerhin konnte der Konzern seinen Marktanteil im vergangenen Jahr ausweiten. Doch trotz dessen, dass der Konzern im vergangenen Jahr über ein Wachstum von fast 10% in Bezug auf seine insgesamt verschifften Container berichtete, wies das Kerngeschäft einen Verlust aus.

Daraus wird ersichtlich, wie massiv sich die Preiseinbrüche in der Containerfrachtbranche, die sich unter anderem im Baltic Dry Index und Harper-Petersen-Index wiederspiegeln, auf der Gewinnentwicklung der jeweiligen Marktakteure lasten. Allein im letzten Jahr verbuchten die internationalen Schiffsfrachtraten einen sich fortsetzenden Einbruch von knapp 20%.

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