US-Ökonom John Williams von shadowstats.com greift in einem seiner jüngsten Interviews einige der Themen zur globalen Geldpolitik auf, die ich in meinem letzten Berichten zur Federal Reserve ebenso ein wenig genauer unter die Lupe genommen hatte. Ich halte die Einschätzungen von John Williams für eine gute Ergänzung zu manchen dieser zuvor angestellten Beobachtungen und Vermutungen.

Laut Williams müsse Amerikas Wirtschaft erst einmal von Grund auf neu auf die Beine gestellt werden, um irgendwann überhaupt die Chance auf eine nachhaltige Wirtschaftserholung zu haben. Nach wie vor mangelt es nach der globalen Finanz- und Bankenkrise an einer Wirtschaftsbereinigung.

Um Amerikas Wirtschaft wiederzubeleben brauche es laut Williams in allererster Linie einen stabilen Konsumenten und ein auf solidem Fundament stehendes Bankensystem. Williams geht davon aus, dass diese Dinge bei der Fed realisiert würden, auch wenn dies in offiziellen Erklärungen kaum zum Ausdruck käme.

Allerdings strebe die Fed auch danach, die Zinsen in den USA auf ein noch höheres Niveau zu hieven, um dem heimischen Finanz- und Bankensystem unter die Arme zu greifen. Auf diese Weise ließe sich die Kreditvergabe in den USA vielleicht noch einmal ein wenig ankurbeln.

Doch spätestens jetzt zeige sich, dass es eine Rückkehr zur „Normalität“ im aktuellen Umfeld nicht mehr geben werde. Was auch immer die Fed zuvor unternommen habe, um in die Wirtschaft in den USA einzugreifen, werde sich im Zeitablauf als immer schwieriger und aussichtsloser erweisen.

Und exakt aus eben jenem Grund blickten die USA und der Rest der Welt auf eine sich abzeichnende Periode einer sich verewigenden Gelderzeugung durch die Zentralbanken. John Williams glaubt, dass es sich um einen Paradigmenwechsel an den Finanzmärkten handelt.

Allerdings ließe sich in keiner Weise absehen, auf welche Weise dieses Experiment enden werde. Vernünftiger wäre es gewesen, so Williams, auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise Teile des Bankensystems geordnet abzuwickeln und somit bankrott gehen zu lassen.

In diesem Zuge hätte sich gleichzeitig die Chance geboten, das gesamte Bankensystem in den USA auf ein stabileres Fundament zu setzen, wovon auch die amerikanische Wirtschaft in der Zukunft profitiert hätte.

    

    

Eine sich verewigende Gelderzeugung durch die Zentralbanken scheint nun aus Notenbanksicht die einzig verbliebene Option zu sein, um das System in seiner Gesamtheit zu stützen. Und dies, so Williams, sei angsteinflößend. Nie zuvor sei so etwas in der Vergangenheit versucht oder betrieben worden.

Blickt Williams auf sein Datenpotpourri, so zeige sich, dass die amerikanische Wirtschaft bereits dabei sei, in den Keller zu rauschen. Wer den offiziellen BIP-Daten Glauben schenke, gelange zu dem Eindruck, als ob die US-Wirtschaft in den letzten zehn Jahren um 25 Prozent gewachsen sei.

Es gäbe – abgesehen von den offiziellen Regierungszahlen – jedoch keine anderen Daten, die diese Entwicklung untermauern – geschweige denn vergleichbar machen – würden. Einmal mehr weist Williams darauf hin, dass sich die amerikanische Wirtschaft von der Finanzkrise niemals wirklich erholt habe.

Es stelle sich aus diesem Blickwinkel die Frage, was erst geschehen wird, wenn sich die amerikanische Wirtschaft auf dem Weg in eine Rezession befinden sollte, wovon Williams ausgeht. Mit Blick auf die Zinspolitik der Fed hätte der Offenmarktausschuss besser daran getan, die Zinsen in den Vereinigten Staaten gar nicht erst auf Null zu senken.

Was ab dem Jahr 2017 hierauf geschah, war, dass die Fed ihren Leitzins in einem zu kurzen Zeitraum zu stark bis auf eine Spanne zwischen 2,25 und 2,50 Prozent angehoben habe. Diese Zinsanhebungen hätten die amerikanische Wirtschaft in der Folge in den Keller geschickt.

Auch wenn es der Offenmarktausschuss der Fed nicht zugeben wolle, so geht Williams davon aus, dass hinter den Kulissen durchaus ein sich beschleunigender Abschwung der US-Wirtschaft realisiert werde. Wie soll man bei der Fed nun hierauf reagieren?

Im Angesicht der aktuellen Wirtschaftsentwicklung erwecke es den Eindruck, als ob sich die Federal Reserve bereits „hinter der Kurve“ befinde, um den Dingen – wie so oft in der Vergangenheit – nach zu laufen. Man müsse Fed-Chef Powell nur einmal aufmerksam zuhören, um zu erkennen, auf welch drastische Weise sich dessen Rhetorik über den Verlauf der letzten Monate verändert habe.

Mit Blick auf die anstehende Zinssitzung der Fed Ende Juli geht Williams davon aus, dass es zu einer ersten Zinssenkung in den USA kommen wird. Erst kürzlich hatte Williams Internetleser in den USA dazu aufgerufen, sich an einer neuen Studie zur nationalen Wirtschaftsentwicklung zu beteiligen.

Unzählige Antworten gingen aus 33 US-Bundesstaaten ein, die anhand eines durch shadowstats. com versendeten Fragebogens ausgewertet wurden. Ergebnis war, dass die Einschätzungen zur aktuellen Lage von Region zu Region variieren.

Letzten Endes habe sich jedoch gezeigt, dass das Verhältnis negativer Einschätzungen in Relation zu positiven Einschätzungen bei 2,7 : 1 gelegen habe. Wie eine wachsende Anzahl anderer Beobachter, die vor einer bevorstehenden Öffnung der Gelddruckschleusen warnen, tendiert Williams zum Kauf von Gold, um sich gegen Kaufkraftverluste der Papierwährungen abzusichern.

Was jetzt geschähe, so Williams, sei sehr gefährlich, und es werde für die traditionellen Finanzmärkte nicht gut enden. Ex-Fed-Chef Greenspan habe zwar Recht damit, dass die USA nicht bankrott gehen könnten. Allerdings würden im Fall einer rücksichtslosen Gelderzeugung andere Finanzmarktakteure bankrott gehen.

Erstens würde der Außenwert des US-Dollars weiter abgewertet und in die Tiefe getrieben, worunter die Kaufkraft und die Importfähigkeit des Landes leiden würden. Und zweitens würden Bonds und Anleihen auf diese Weise ihren Wert verlieren. Es handele sich dann eben um einen formellen Zahlungsausfall und nicht um einen effektiven.

Wenn Greenspan einst gesagt habe, dass die USA so viele US-Dollars drucken könnten , wie sie wollten, so hält Williams dem entgegen, dass sich auch Länder wie Venezuela und Simbabwe oder ehedem die Weimarer Republik solcher Mittel bedient und auf einen solchen Pfad begeben hätten. Am Ende dieses Experiments stünde dann eben eine Hyperinflation.

Vielleicht hat der Goldpreis auf einen eben solchen Ausblick zuletzt schon reagiert. Die Zeit wird es zeigen, wenn abschließend auch nicht unter den Tisch fallen soll, dass nach der Fed auch die EZB im Rahmen der am Donnerstag abgehaltenen Zinssitzung eher mehr als weniger enttäuscht hat. Die Erwartungen an den Finanzmärkten auf eine Zinssenkung in der Eurozone waren nämlich hoch.

Doch wie die Fed im Juni ließ sich auch die EZB im Juli nicht dazu hinreißen, den Leitzins zu senken. Dieses Thema wurde verbal auf September vertagt. Es wird aus diesem Grund interessant sein zu beobachten, ob es in der nächsten Woche dann tatsächlich auch zu der allseits erwarteten Senkung des US-Leitzinses durch die Fed in den USA kommen wird.

Oder ob eine solche Senkung – und damit der Startschuss zu einem neuen Währungskrieg – abermals verbal in die Zukunft verschoben wird.

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