US-Präsident Trump hat die erste Salve im sino-amerikanischen Handelskrieg abgefeuert. Wie vor wenigen Tagen berichtet, ließ sich damit jederzeit rechnen. Unter Experten und Analysten wurde bereits seit einiger Zeit davor gewarnt, dass die Trump-Administration den internationalen Handel mittels protektionistischer Maßnahmen stark beeinträchtigen könnte. 

Erhöhung der Importzölle zum Schutz der heimischen Arbeitsplätze

Zuletzt war gar davon die Rede, dass ein sino-amerikanischer Handelskrieg die WTO zum Einsturz bringen könnte. US-Medien berichten nun, dass Washington die Importzölle für Solarzellen und Waschmaschinen aus China um 30% erhöht hat.

Um die heimische Stahlindustrie und deren Arbeitsplätze zu schützen, wurden bereits die Einfuhrzölle auf Stahleinfuhren aus China unter der ausgehenden Obama-Regierung teils massiv angehoben. Ich berichtete über diese Vorgänge wiederholt im Laufe des vergangenen Jahres. Auch die EU hatte sich diesem Gebaren aus denselben Gründen angeschlossen. 

Zudem sollen die Copyright-Praktiken untersucht werden

Gleichzeitig ordnet Trump eine offizielle Untersuchung in Sachen Copyright-Praktiken in China an. Die Ergebnisse dieser Untersuchung könnten in den Vereinigten Staaten auf breiter Front zu zusätzlich steigenden Importzöllen in vielen anderen Bereichen der US-Wirtschaft führen.

Auf Empfehlung des US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer hat Trump eine Staffelung der in den USA erhobenen Importzollanhebungen beschlossen. Dabei werden sich die im ersten Jahr auf Solareinfuhren erhobenen Importzölle in den USA auf 30% belaufen, um bis zum vierten Jahr auf 15% zu sinken.

Die ersten 2,5 Gigawatt an importierten Solarzellen und -modulen sind überdies von den Importzöllen ausgenommen. Die Einfuhrzölle auf importierte Waschmaschinen werden sich fürs Erste an einem fluktuierenden Quotensystem ausrichten. 

Kurse von US-Solarproduzenten steigen…

Kaum ein Wunder, dass die Aktien von Firmen wie Sunpower, First Solar oder Canadian Solar nach Bekanntgabe der Entscheidung allesamt zu Klettern begannen. Trumps „America First“ Doktrin beginnt sich somit auf die Aktienkurse heimischer Produzenten auszuwirken.

Wie bereits im letzten Jahr berichtet, boomt das Solargeschäft in den Vereinigten Staaten. Trotz allem zeigten sich heimische Solarsystemanbieter schon seit geraumer Zeit zutiefst verängstigt darüber, dass die Trump-Regierung die eigenen Geschäfte negativ beeinträchtigen könnte. Warum? 

…aber auch die Kosten klettern

Ganz einfach deshalb, weil Furcht in der Branche umgeht, dass die jetzt tatsächlich beschlossenen Importzollanhebungen durch die US-Regierung die Kosten unter heimischen Solarsystemanbietern deutlich verteuern werden.  

Solarsystemanbieter in den USA profitierten in den vergangenen Jahren von den massiven Produktionsüberkapazitäten in der Welt, während Solargüterproduzenten außerhalb Chinas stark zu leiden hatten. Eines der besten Beispiele ist Deutschland, wo selbst Branchenriesen wie Solarworld inzwischen das Zeitliche gesegnet haben. 

China im Fokus der Maßnahmen

Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass in den USA aufgrund der nun beschlossenen Importzollanhebungen bis zu 100.000 Arbeitsplätze im Bereich der Solarsystemanbieter wegfallen könnten.

Trotz allem gibt es auch Zuspruch aus der Branche, da China aufgrund der im Reich der Mitte herrschenden Überkapazitäten und dem darauf einsetzenden Preisdumping Herstellern in aller Welt schwer geschadet hat.

In diesem Hinblick ist wichtig zu beachten, dass die durch die Trump-Administration beschlossenen Importzollanhebungen explizit China im Fokus haben. Trotz allem erstreckt sich die nun verhängte Einfuhrzollanhebung auf alle US-Importe, somit auch auf Nationen wie Südkorea, die ebenfalls tonangebend in der Solargüterherstellung sind. 

Trump kennt kein Pardon - Erster Schritt in Richtung Handelskrieg

Chinesische Hersteller waren bereits so clever, um ihre Aktivitäten aus den USA größtenteils in andere Nationen zu verlagern. Unter Branchenexperten wird davor gewarnt, dass es sich im Fall der nun verkündeten US-Importzollanhebungen im Solarbereich nur um den ersten Schuss in einem sich intensivierenden Handelskrieg zwischen den USA und China handele.

Trump verfolge den Plan, seine globale Handelsagenda als unumstößlich zu verteidigen. Egal ob Importzollanhebungen oder Quoteneinführungen, es interessiere Trump schlichtweg nicht, welche Ansichten die Mitglieder des US-Kongresses zu der durch das Weiße Haus verfolgten Handelsagenda hegten.

Trump ginge es einzig und allein darum zu zeigen, dass er in Handelsfragen ein harter Hund sei, mit dem nicht gut Kirschen essen ist, wie sich Analysten am Peterson Institute für Internationale Ökonomie überzeugt zeigen. 

Der Schuss könnte nach hinten losgehen – Branche von Billigimporten abhängig

Die umgehende Furcht unter amerikanischen Solarsystemanbietern scheint indes berechtigt zu sein. Immerhin ist die Industrie im Angesicht einer unter Trumps Amtsvorgänger Barack Obama erfolgreich gegen die Kohlebranche geführten Kampagne mittlerweile auf stattliche $30 Milliarden angewachsen.

Doch die Katze beißt sich in den Schwanz, da die US-Solarindustrie zu mehr als 80% von Importen aus dem Ausland – allen voran aus China – abhängig ist. Bereits im vergangenen Jahr berichtete ich Ihnen, dass Amerikas Solarindustrie aus Furcht vor Importzollanhebungen damit begann, aus dem Ausland eingeführte Bestände zu horten.  

Eine Reaktion aus Asien wird sicher nicht ausbleiben

Trump vertritt hingegen die Ansicht, dass es zu befürworten sei, wenn sich die Kosten unter heimischen Solarsystemanbietern verteuern, die billige Produkte aus dem asiatischen Ausland in die Vereinigten Staaten einführen, um heimischen Produzenten dabei zu helfen, diese Wettbewerbsnachteile zu kompensieren.

Eine entsprechende Antwort auf den ersten (Handelskriegs-)Schuss aus den USA dürfte weder in China noch in Südkorea lange auf sich warten lassen…

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