Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Digi International ist ein global tätiger Anbieter von IoT-Konnektivitätsprodukten.

Dazu gehört Hard- und Software zur Fernsteuerung, Wartung und Analyse von IoT-fähigen Geräten (Digi Remote Manager) sowie Router, Modems und Sensoren zur Vernetzung und Analyse von Geräten bzw. Umwelteinflüssen. Auch Kommunikationslösungen, die beispielsweise von Regierungsbehörden in Anspruch genommen werden, gehören zum Produktspektrum.

Beispielsweise lassen sich mit den Lösungen von Digi International Tracking Zugflotten tracken, von der aktuellen Position über den Treibstoffverbrauch bis zum Fahrerverhalten.

Auch der weltweit größte Fahrstuhlhersteller Otis setzt bei der Wartung seines Fahrstuhl-Portfolios auf die Vernetzungslösungen von Digi.

Und die Apothekenkette Walgreens nutzt Digi’s SmartSense-Hard- und Software-Lösungen zum Management und zur Überwachung von Medikamentenbeständen in Apotheken und Kliniken.

Geschäftsbeziehungen mit Chevron, Exxon, Boston Scientific, Siemens, Adidas und Medtronic beweisen, dass man sich auch an große Projekte herantraut und diese abwickeln kann.

Quelle: Investorenpräsentation November 2023

Das Unternehmen baut seine Abo-Modelle fortlaufend aus, wodurch der Anteil an wiederkehrenden Einnahmen (Recurring) inzwischen 24 Prozent des Gesamtumsatzes einnimmt

 

Ron Konezny leitet das Unternehmen seit 2014 und war zuvor in einer führenden Position bei Trimble tätig. Jamie Loch bekleidet seit 2019 das Amt des Finanzvorstands.

Über 70 Prozent der Umsätze werden in Nordamerika erzielt, der Rest in internationalen Märkten.

 

 

Quelle: terminal.stock3.com

Die Aufwärtsbewegung seit vergangenem November wirkt mühsam. Eine überzeugende Bodenbildung sieht anders aus. Wie dem auch sei, bei Kursen über 27 Dollar wäre ein kurzfristiges Kaufsignal aktiv, die 200-Tage-Linie bei 30,70 USD sowie das Zwischenhoch bei 33,50 Dollar nächste Ziele.

Bei Kursen unter 22,50 Dollar wird vermutlich auch das Zwischentief bei 21,25 USD nochmals unterschritten. In diesem Fall könnte die Aktie den Unterstützungsbereich zwischen 18,50 und 16,50 USD anlaufen.

Achtung: Am kommenden Mittwoch, den 31. Januar, veröffentlicht das Unternehmen seine Q1-Zahlen. Idealerweise wartet man aufgrund einer wahrscheinlich hohen Volatilität für eine Investition diesen Termin ab. Sofern es zu keiner drastischen Gewinnwarnung kommt, werden diese Zahlen am übergeordneten Bild nichts ändern.

 

Bewertung

Quelle: sentieo.com (interaktiver Chart)

Der Markt traut dem Unternehmen aktuell wenig bis gar nichts zu. Es gibt jedoch weitaus schlechtere Unternehmen mit geringeren Wachstumsaussichten, welche aktuell höher bewertet werden als Digi International.

Auf den historischen Bewertungs-Median von 39 wird die Aktie zwar nicht mehr so schnell zurückkehren. Sicher ist der Titel aber mehr wert als ein KGV von 12. Ein KGV von 15 zu veranschlagen, wäre hier gewiss nicht übertrieben. Das Unternehmen wirtschaftet in einer lukrativen und wachstumsseitig stabilen Branche, der Umbau hin zum margenstarken Saas-Konzern schreitet gut voran, das Geschäft lässt sich sehr gut skalieren.

Da das Unternehmen sein Kapital in Übernahmen und die Rückzahlung von Schulden steckt, wird auf Dividendenausschüttungen komplett verzichtet.

Bilanz und Verschuldung

Mit dem Kauf des Netzwerkdienstleisters Ventus hat man im Herbst 2021 eine im Vergleich zur eigenen Marktkapitalisierung große Übernahme gestemmt. Stolze 350 Millionen Dollar hat man sich das Unternehmen, welches Netzwerklösungen, beispielsweise für Geldautomaten oder POS-Geräte bietet, kosten lassen.

Das hat zu einer hohen Schuldenbasis geführt, was den größten Makel beim Unternehmen darstellt. Glücklicherweise hat das Management der Rückzahlung der Schulden hohe Priorität zugewiesen.

Was wir hier nun über die kommenden Quartale sehen wollen, ist ein fortlaufender Rückgang der Verschuldung. Gleichzeitig sollte sich das Unternehmen mit weiteren Übernahmen zurückhalten, um die Bilanz nicht allzu sehr zu schwächen.

Vor allem mithilfe von Übernahmen hat man sich in den letzten Jahren neu aufgestellt und das Geschäft mit wiederkehrenden Einnahmen gestärkt. Der Umbau hat aber viel Geld gekostet

Profitabilität

Der Fokus auf Softwarelösungen und abo-basierte Einnahmen macht sich direkt im Margenbild bemerkbar. Über die letzten Jahre konnte man dadurch die Margen kontinuierlich steigern, wodurch man auch die Gewinne überproportional erhöhen konnte.

Und das Management geht davon aus, dass das Ende der Fahnenstange bei diesem Thema noch lange nicht erreicht ist.

 

Im Verhältnis zum Umsatz wird ein stolzer Betrag in Forschung und Entwicklung investiert. Mit zunehmenden Umsätzen kann das Entwicklungsbudget laufend erhöht werden, gleichzeitig sinkt jedoch der prozentuale Anteil dieser Ausgaben am Gesamtumsatz. Erkennen kann man dies an der blauen Linie. Auch dies ist ein Faktor, der Margenanstiege begünstigt.

Wachstum

Knapp 12 Prozent jährliches Umsatzwachstum verbuchte das Unternehmen in den letzten fünf Jahren. Der Gewinn konnte durch die gute Skalierbarkeit des Geschäfts überproportional gesteigert werden und stieg im selben Zeitraum um über 25 Prozent.

Für das laufende Jahr hat das Management stagnierende Umsätze in Aussicht gestellt, da Kunden die hohen Lagerbestände, welche im Zuge der Angst vor Lieferkettenprobleme aufgebaut wurden, nun erst einmal abbauen müssen. Dies kann noch für die nächsten zwei Quartale die Umsatzentwicklung hemmen.

Kurzfristig kann der Wechsel hin zu software-basierten Lösungen ebenfalls auf die Umsatzentwicklung drücken. Der Verkauf von reiner Hardware, wie es Digi in der Vergangenheit praktizierte, spült anfangs zwar mehr Umsatz in die Kasse. Allerdings ist das reine Hardwaregeschäft notorisch margenschwach. Bei abo-basierten Einnahmen fließt dem Unternehmen anfänglich zwar ein kleinerer Betrag in die Kasse, dafür entsteht dadurch ein verlässlicher und langanhaltender Einnahmenstrom.

Innerhalb der kommenden fünf Jahre möchte man den Umsatz mit wiederkehrenden Einnahmen sowie das bereinigte EBITDA verdoppeln. Falls das Management Wort halten kann, wäre die Aktie angesichts dieser Aussichten klar unterbewertet

Konkurrenz

Im jüngsten Analysten-Call sprach das Management davon, dass man sich im aktuell schwierigen Umfeld (Reduzierung der Lagerbestände bei Kunden) besser als die Konkurrenz schlägt. Während diese Umsatzrückgänge im prozentual doppelstelligen Bereich ausweisen muss, kann man sich bei Digi mit einer Umsatzstagnation glücklich schätzen.

Risiken

Die hohe Verschuldung beraubt das Unternehmen um die Fähigkeit, weitere größere Akquisitionen zu vollziehen. Auch gegenüber einer zwischenzeitlichen Nachfrageflaute ist man dadurch anfälliger. Die schlanke Kostenstruktur (ausgelagerte Produktion, dadurch variable Fixkosten) hilft jedoch bei der Reduktion dieses Risikos.

Des Weiteren wirtschaftet man in einer Branche, die von einem fortlaufenden technologischen Wandel geprägt ist. Und hier muss Digi auch künftig beweisen, dass man sich gegen finanzstarke Konkurrenten zur Wehr setzen kann.

Porter’s Five Forces

Mit neuer Konkurrenz muss insbesondere in technologie-affinen Branchen jederzeit gerechnet werden. Da Digi International mit einem Jahresumsatz von 445 Millionen Dollar noch ein vergleichsweise kleiner Fisch ist, erhöht sich dieses Risiko, das Risiko innerhalb der Branche sowie auch das Substitutionsrisiko.

Ein Entwicklungsbudget von 55 Millionen Dollar ist gut und schön. Ein Milliarden-Konzern könnte jedoch mit der Bereitstellung eines Bruchteils seines Jahresumsatzes für die Entwicklung ähnlicher Produkte diese Investitionen locker überbieten.

Die Abnehmermacht fällt aus diesen Gründen ebenfalls erhöht aus. Mit der zunehmenden Fokussierung auf Abo-Modelle und der Integration der Lösungen in Kundensysteme, welche sich nicht mehr ohne weiteres auflösen lassen, kann die Punktanzahl bei diesem Risikofaktor auf zwei Punkte reduziert werden.

Die Auslagerung der Hardware-Produktion sorgt auf der einen Seite für höhere Margen sowie Flexibilität im Fall von Nachfrageschwächen. Allerdings macht man sich dadurch abhängig von den globalen Lieferketten. Auch ist man davon abhängig, dass Lieferanten bei der Produktion sauber arbeiten.

Der Aktie von Digi International traut der Markt aktuell kaum etwas zu. Die Skepsis scheint jedoch mehr als ausreichend eingepreist zu sein. Der Titel scheint fundamental reif für den Einstieg, wenngleich es für Investoren gilt, die Entwicklung der Verschuldung eng zu verfolgen.

 

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

 

Quellen: sentieo.com, www.digi.com, terminal.stock3.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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