Hier geht es zur Analyse aus dem Juni 2020 – herzlichen Glückwunsch an alle, die damals beim Titel eingestiegen sind!

Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Ingredion verarbeitet Nahrungsmittel wie Mais, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und andere Frucht- und Gemüsesorten zu Basis- und Spezialzutaten, welche in unterschiedlichen Industriezweigen zur Herstellung von Nahrungsmitteln, Getränken, Tierfutter und Verpackungsmaterialien benötigt werden.

Bei den Zutaten handelt es sich u.a. um Texturgeber auf Stärkebasis, Süßstoffe (u.a. Maissirup, Stevia) sowie pflanzliche Proteine. Ingredion verkauft standartisierte Massenware wie Maissirup, welche mit fixen Aufschlägen auf den Rohstoffpreis weiterverkauft werden. Dieser Bereich trägt zwei Drittel zum Gesamtumsatz bei.

Das künftige Wachstum, vor allem gewinnseitig, soll jedoch vom Bereich ‚specialty ingfredients‘ kommen. Hierbei handelt es sich um Produkte, welche man zu einem wesentlich höheren Grad weiterraffiniert und dadurch höhere Preisaufschläge durchsetzen kann. Dazu gehören stärkebasierte Texturgeber, pflanzliche Proteine, welche in Fleisch-Alternativen genutzt werden sowie Süßstoffe wie Stevia oder Allulose.

62 Prozent des Umsatzes wird in Nordamerika generiert, der Rest entfällt auf internationale Märkte.

Quelle: Investorenpräsentation September 2023

Hoher Marktanteil - 70 Prozent aller im Jahr 2022 auf den Markt gebrachten Produktneuheiten enthielten Zutaten, welche von Ingredion stammen.

 

James Zallie leitet Ingredion seit dem Jahr 2018 und stieß durch die Übernahme von National Starch LLC im Jahr 2010 zum Konzern. Zallie hat einen Abschluss in Lebensmittelwissenschaften. James Gray ist designierter Finanzvorstand und seit 2014 für Ingredion tätig. Zuvor war er 12 Jahre lang bei PepsiCo Finanzvorstand des Segments Gatorade.

 

 

Quelle: terminal.stock3.com

Im Tages- und Stundenchart sieht es entlang des horizontalen Widerstands bei 112 Dollar nach einer kurzfristigen Erschöpfung aus, weshalb die Aktie in den Bereich um 102 Dollar abtauchen könnte.

Mittelfristig stehen die Chancen für die Bullen jedoch gut, wieder Kurs aufs Allzeithoch zu nehmen. Bei Kursen über 114 Dollar wäre das dafür nötige Kaufsignal aktiv

Quelle: terminal.stock3.com

Ausgehend vom Corona-Tief schlug sich die Aktie von Ingredion besser als der marktbreite S&P Consumer Staples Index. Allerdings litt Ingredion zuvor auch bereits unter einer deutlichen Kurskorrektur, welche 2018 aufgrund einer überbordenden Bewertung ihren Anfang nahm. Die Chancen stehen gut, dass die Outperformance weitergehen könnte. Der Hauptgrund dafür ist die günstige Bewertung einerseits sowie das Potenzial von überproportionalen Margenanstiegen andererseits. Dazu gleich mehr

Bewertung

Quelle: sentieo.com (interaktiver Chart)

Das starke Wachstum von margenträchtigen Produkten einerseits sowie im Vergleich zu den Vorjahren höhere Inflationsraten schaffen die Basis für künftiges Gewinnwachstum im prozentual mittleren bis hohen einstelligen Bereich.

In der Bewertung wird dieses Potenzial derzeit jedoch nicht eingepreist. Dadurch bestehen gute Chancen darauf, dass die Aktie mindestens wieder an ihren historischen Bewertungsschnitt anknüpfen kann. Die Rendite kann also einerseits von stetigen Gewinnanstiegen und Dividendenausschüttungen herrühren, andererseits von einer Schließung der Bewertungslücke.

 

Hier darf ich Ihnen einen neuen Chart vorstellen, der ab sofort häufiger zum Einsatz kommen wird. Abgebildet ist zum einen der Kurs in blau sowie ein theoretischer fairer Kurs. Dieser ergibt sich anhand der Gewinne des Unternehmens multipliziert mit dem langfristigen durchschnittlichen KGV.

Bei Ingredion liegt der langfristige Bewertungsschnitt bei einem KGV von 13,5. Multiplizieren wir dieses mit dem für das laufende Jahr erwarteten Gewinn pro Aktie, ergibt sich für die Aktie ein fairer Kurs von 130 Dollar. Treffen die Gewinnschätzungen ein und wird Ingredion auch künftig mit diesem Bewertungsschnitt taxiert, bestünde also Aufwertungspotenzial für die Aktie.

Die Grafik soll natürlich nur als Anhaltspunkt für den Faktor Bewertung verstanden werden, nicht als Gewissheit, dass die Aktie jetzt schnurstracks Richtung 130 Dollar marschieren muss.

 

Die Dividendenausschüttungen konnten über die Jahre fortlaufend gesteigert werden. Trotzdem weist das Unternehmen eine lediglich gemäßigte Ausschüttungsquote von 30 Prozent auf. Das sichert die Ausschüttungen auch im Fall von zwischenzeitlich rückläufigen Gewinnen. Die aktuelle Dividendenrendite beläuft sich auf 2,6 Prozent

 

In geringerem Ausmaß gehören auch Aktienrückkäufe zum Repertoire des Unternehmens. Das Management geht hier eigenen Aussagen zufolge opportunistisch vor und kauft Aktien zurück, wenn dies angebracht sei

Bilanz und Verschuldung

Mit kleineren Übernahmen hat man das Geschäft mit Spezialzutaten fortlaufend gestärkt – eine kluge Strategie, welche sich jetzt bezahlt macht. Die Verschuldung ist dadurch zwar fortlaufend angestiegen, allerdings ist diese sehr vorteilhaft strukturiert.

Erst im Oktober 2026 ist eine größere Anleihe mit einem Nennwert von 498 Millionen Dollar fällig. Weitere Anleihen sind erst zwischen 2030 und 2050 fällig. Die starken Zinsanstiege hatten auf Ingredion also kaum Auswirkungen.

Profitabilität

Da der margenträchtige Bereich ‚specialty ingredients‘ doppelt so schnell wächst wie das traditionell margenschwache Geschäft mit Massenware, sollte dies für Rückenwind für das Unternehmen auf der Profitabilitätsseite sorgen. Der Bereich der Spezialzutaten sorgt bereits jetzt für rund die Hälfte des operativen Gewinns.

80 Prozent der Ausgaben für benötigte Basisrohstoffe gehen vom Rohstoff Mais aus. Die starken Preisfluktuationen beim Maispreis federt Ingredion per Hedging-Geschäften ab. Dadurch konnte man sogar im Jahr 2011, in dem sich der Maispreis aufgrund von Dürren mehr als verdoppelt hatte, die Margen stabil halten.

Wachstum

Der Markt für Spezialzutaten (dazu gehören u.a. alternative Proteine) wächst mit einem jährlichen Wachstum von sechs bis acht Prozent stärker als traditionelle Märkte. Ingredion hat sich in diesem aussichtsreichen Markt bereits frühzeitig – v.a. mithilfe von Übernahmen - gut aufgestellt, um von diesem sowie weiteren Ernährungstrends zu profitieren.

Diese gute Aufstellung ist ein Wachstumstreiber. Ein anderer ist die Rückkehr der Inflation. Eine stetige Teuerungsrate im Bereich von drei Prozent stellt eine Wohltat für die Umsatz- und Gewinnentwicklung des Unternehmens dar, da Preiserhöhungen an den Endkunden weitergegeben werden können. Einen Umsatz- und Gewinnzuwachs im prozentual mittleren bis hohen einstelligen Bereich sollte man also durchaus erwarten können.

 

Quelle: Q4-Präsentation

Der Grund für die Umsatzschwäche im Jahr 2023 wird in dieser Grafik sehr gut veranschaulicht. Der aus Angst vor Lieferkettenproblemen angefachte Kaufrausch der Kunden mündete in zu hohe Lagerbestände, die in der Folge abgebaut werden mussten. Das hat bei Ingredion für rückläufige Volumina gesorgt. Die Situation verbessert sich nun aber nach und nach

Konkurrenz

Archer-Daniels-Midland (WKN: 854161), Cargill (nicht gelistet) sowie Tate & Lyle (A3DK5E) gehören zu den Rivalen von Ingredion. Archer-Daniels-Midland kämpft gerade mit einem Bilanzskandal, Cargill fällt als Investment heraus, da nicht börsennotiert. Die in London gelistete Tate & Lyle ist prinzipiell interessant. Allerdings würde ich Ingredion den Vorzug geben, da die Amerikaner mehr als viermal so viel Umsatz machen und dadurch aufgrund niedrigerer Stückkosten den Kostenvorteil auf ihrer Seite haben.

Risiken

Wettereinflüsse wie zum Beispiel ausgedehnte Dürren stellen das Hauptrisiko für Ingredion dar, zu denen es in Nordamerika immer wieder kommt. Ersatzweise könnte man benötigte Rohstoffe zwar importieren, jedoch würden die dadurch entstehenden wesentlich höheren Transportkosten auf den Margen lasten.

Porter’s Five Forces

Beginnen wir mit der Lieferanten-Komponente. Das Risiko von Dürren entfaltet sich bei diesem Faktor vollends. Reduziert wird die Punktzahl durch die Möglichkeit, höhere Rohstoffpreise zu großen Teilen weiterreichen zu können.

Die Geschmäcker der Kunden ändern sich fortlaufend. Für konventionelle und behäbige Nahrungsmittelproduzenten kann das problematisch sein (Substitution), für Schaufelverkäufer wie Ingredion nicht. Ganz im Gegenteil hat das Unternehmen bewiesen, Trends frühzeitig zu erkennen. Durch diese Innovationskraft schützt man sich auch vor möglichen neuen Konkurrenten. Am Beispiel der starken Aufstellung bei pflanzlichen Proteinen kann man dies ablesen.

Der Ausbau des Geschäfts mit hochverarbeiteten Zutaten ist nicht nur aus Sicht der Margen, sondern auch in Bezug auf die Branchenkonkurrenten von Vorteil. Wenn sich ein Produkt eines Kunden gut verkauft, ändert er nur ungern die Rezeptur bzw. den Lieferanten von Zutaten, auch wenn diese etwas teurer sind als bei der Konkurrenz. Zu groß die Gefahr von geschmacklichen Veränderungen des Endproduktes, die Verbraucher stören könnten. Hier spricht man von sogenannten Switching-Kosten, welche Ingredion vor Konkurrenten schützt und die Abnehmermacht verringert.

Die Aktie von Ingredion ist aus fundamentaler Sicht weiterhin ein klarer Kauf. Der Konzern ist gut aufgestellt, die Aktie bietet auch während wirtschaftlicher Druckphasen eine stabile Ergebnisbasis sowie verlässliche Ausschüttungen. Zudem sorgt die niedrige Bewertung für eine ausreichende Sicherheitsmarge.

 

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

 

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.ingredion.com, terminal.stock3.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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