Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Als begeisterter Hobbykoch stehe ich gerne am Herd und probiere in der Küche gerne immer wieder Neues aus. Ein Leben ohne gutes Essen – für mich unvorstellbar. Wer regelmäßig kocht, weiß, dass die Basis eines jeden köstlichen Gerichts aus guten bzw. den passenden Gewürzen besteht.

Passend dazu blicken wir heute auf das US-amerikanische Unternehmen McCormick (Tickersymobl MKC), dem weltweit führenden Hersteller bzw. Vertreiber von Gewürzen, Kräutern, Geschmacksstoffen und Saucen.

Verkauft werden die Würzmittel sowohl an Unternehmen (u.a. Restaurantketten, Getränke- und Lebensmittelhersteller) als auch über Einzelhändler direkt an den Endverbraucher. Neun der zehn größten Getränke- und Lebensmittelhersteller sowie neun der zehn größten Restaurantketten werden von McCormick beliefert.

Quelle: Homepage Unternehmen

 

Das Unternehmen unterhält einen globalen Marktanteil von 20 Prozent und damit viermal so viel wie der nächstgrößte Konkurrent. Rund 62 Prozent des Umsatzes werden in den USA erzielt, der Rest entfällt auf internationale Märkte, in welchen man sein Engagement fortlaufend ausbauen möchte.

Brendan Foley steht dem Unternehmen erst seit September als CEO vor, war zuvor aber bereits seit 2014 für den Konzern in verschiedenen führenden Funktionen tätig. Mike Smith ist seit 2016 Finanzvorstand, arbeitet aber bereits seit 1991 für McCormick.

 

 

Quelle: terminal.stock3.com

Die Aktie notiert in Schlagdistanz zum Corona-Tief. Da die letzte Abwärtsbewegung jedoch an Struktur vermissen lässt, sollte man auf ein Auspendeln der Aktie warten. Bis dato wirkt der Chart noch immer wie ein fallendes Messer. Prozykliker müssen indes sogar auf eine Eroberung der 75-Dollar-Marke warten. Mutige Antizykliker sammeln erste Stücke bereits jetzt ein, sollten sich aber auf anhaltende Schwäche gefasst machen.

Quelle: terminal.stock3.com

Die Schere schließt sich inzwischen wieder. Trotzdem bleiben die Verlgeichswerte Kraft Heinz (lila), Conagra (violett) und Unilever (grün) vieles schuldig. Bei Kraft Heinz und Unilever sind es die seit Jahren stagnierenden Ergebnissen gepaart mit hohen Schulden, wobei Unilever schuldentechnisch einen etwas besseren Eindruck macht. Conagra dagegen weißt eine regelrecht ungesunde Verschuldung vor.

Bewertung

Quelle: sentieo.com (interaktiver Chart)


Sollte der heftige Kursverfall Investoren besorgen? Hat sich das Geschäftsmodell grundlegend und zum negativen verändert? Die Antwort auf beide Fragen lautet ‚Nein’. So wie zuletzt auch bei Hershey hat der Kursverfall zwar auch mit zwischenzeitlich rückläufigen Margen, vor allem aber mit der Bereinigung der viel zu hohen Bewertung zu tun. In der Spitze wurde für die Aktie ein Kurs-Freier-Cashflow-Verhältnis (P/FCF) von 60 bezahlt. Beim Blick auf den langfristigen Schnitt erkennt man zwar, dass der Markt stets bereit war, einen gewissen Aufschlag zu bezahlen. Das Zahlen von Mondpreisen rechtfertigt das stabile Geschäftsmodell jedoch nicht.

Inzwischen ist die Aktie wieder moderat bewertet. Und wenn wir den Analystenschätzungen Glauben schenken dürfen, würde das P/FCF per 2024 sogar auf 17,3 weiter sinken. Damit wäre die Aktie bewertungstechnisch ein klarer Kauf.

Besonders wichtig: Da McCormick nur gemächlich mit Wachstumsraten im prozentual mittleren einstelligen Bereich wächst, ist der Kauf zu einer günstigen Bewertung hier umso wichtiger. Denn aufgrund der niedrigen Wachstumsraten kann man nicht so einfach in eine erhöhte Bewertung hineinwachsen.

Rendite kommt bei diesem Wert auch von der Dividendenseite her. Die aktuelle Dividendenrendite beziffert sich auf ordentliche 2,5 Prozent. Angenommen, die Ausschüttungen könnten auch künftig um rund neun Prozent p.a. gesteigert werden, würde man in zehn Jahren eine individuelle Dividendenrendite von knappen sechs Prozent einstreichen können!

Bilanz und Verschuldung

Der Zukauf von RB Foods im Jahr 2017 war teuer und die Bilanz ist dadurch aufgebläht worden. Auf der anderen Seite hat man sich dadurch ein Geschäft mit robusten Wachstumsraten gesichert, welches dazu noch höhere Margen erzielte als McCormick selbst. Das ist die Art von Übernahmen, die Sinn machen.

In Verbindung mit weiteren Übernahmen in den letzten Jahren konnte man die Verschuldung bisher nicht abbauen. Das Management hat sich aber zuletzt regelmäßig dazu bekannt, die Schulden fortlaufend abbauen zu wollen.

Quelle: Annual Report 2022

Der Großteil der langfristigen Schulden wird erst nach 2025 fällig. Dadurch leidet man nur unwesentlich unter den gestiegenen Zinsen

 

Aus den Übernahmen resultiert eine hohe Goodwillposition. Würde man diese vom Eigenkapital abziehen, würde sich ein negatives Eigenkapital ergeben. Da diese Posten sich nun schon etliche Jahre in der Bilanz befinden und bisher keinen außerordentlichen Abschreibungen ausgesetzt waren, fällt das Risiko von hohen Abschreibungen gering aus.

Profitabilität

Die starken und vor allem schnellen Erhöhungen der Preise für Basisrohstoffe, Verpackungsmaterialien, Logistik und Personal haben dem Unternehmen in den letzten beiden Jahren margenseitig stark zugesetzt.

Inzwischen wird man aber immer besser darin, diese höheren Preise an seine Kunden weiterzureichen. Dies kann man u.a. an der Bruttomarge ablesen, welche sich in den letzten Quartalen stetig erholen konnte. Bis man zur hohen Profitabilität der Jahre vor 2020 zurückkehrt, wird es allerdings noch mehrere Quartale dauern. Positiv formuliert besteht also Potenzial auf der Oberseite.

Investitionen in Kapazitätsausweitungen außerhalb der USA sowie die Erneuerung der verwendeten ERP-Software kosten Geld, bieten jedoch den Grundstein für langfristige Effizienz- und Ergebnissteigerungen. Bis ins Jahr 2027 wird die Integration der neuen Softwarelösung zwischen 35 und 50 Millionen Dollar pro Jahr kosten.

Wachstum

Auf Sicht der letzten zehn Jahre konnte der Umsatz p.a. um rund fünf, der Gewinn um rund 6,4 Prozent gesteigert werden. Damit handelt es sich um ein lediglich mäßig wachsendes Unternehmen, welches im Gegensatz dazu aber auch während Krisen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit robuste Gewinne erwirtschaften wird.

Auf Basis der verkauften Volumina lief es in den letzten Quartalen nur mittelmäßig für das Unternehmen. Da man allerdings die Preise überproportional erhöhte, konnte man diese negative Komponente überkompensieren. In konkreten Zahlen: Während im zuletzt abgelaufenen dritten Quartal 2,1 Prozent weniger verkauft wurde, erhöhte man die Preise um 7,8 Prozent. Dadurch konnte man den Umsatz im Ende August zu Ende gegangenen dritten Quartal um sechs Prozent erhöhen.

Gewinnseitig sollte man durch diese Weiterreichung der Inflation kurz- bis mittelfristig ebenfalls wieder auf die Spur kommen.

Konkurrenz

Im Chartüberblick wurden bereits die Konkurrenten erwähnt. Unilever ist hierbei noch der interessanteste, wenngleich wachstumsseitig ein ebenfalls enttäuschender Wert.

Davon abgesehen profitiert McCormick von seinen Skalierungsvorteilen, sodass kleinere Emporkömmlinge problemlos auf Distanz gehalten werden können.

Risiken

Wie entwickeln sich die Ergebnisse während Rezessionen? Die Finanzkrise hat gezeigt, dass die Umsätze zwar stabil bleiben, die Gewinne jedoch zwischenzeitlich leiden können. Das liegt einerseits daran, dass Unternehmen solche Krisen oftmals nutzen, um Abschreibungen durchzuführen, um die Bilanz zu bereinigen. Zudem wird meist das Werbebudget erhöht, um schwindenden Verkäufen entgegenzuwirken bzw. Marktanteile hinzuzugewinnen.

Was auf mittel- bis langfristige Sicht dem Unternehmen sogar nutzt, sorgt kurzfristig für Gewinneinbußen, weshalb auch solche Aktien von Korrekturen nicht unverschont bleiben.

Porter’s Five Forces

Neue Konkurrenz ist nicht zu erwarten. Diese hätte es gegen McCormick mit seiner hochskalierten Produktion, welche geringe Stückkosten nach sich zieht, schwer. Daraus ergeben sich höhere Margen, wodurch man seine Produkte mit dementsprechend üppigeren Werbebudgets ausstatten kann. Auch die eigene Logistik sowie die enge Partnerschaft mit Einzelhändlern sorgt für einen Burggraben.

Die aufgezählten Faktoren helfen auch, sich gegenüber der Branchenkonkurrenz zu behaupten. Einen Punkt gibt es aber trotzdem, da man sich außerhalb der Staaten wesentlich stärkerer Konkurrenz ausgesetzt sieht bzw. die Marken dort noch nicht so gut geschärft sind wie in der Heimat.

Das Substitutionsrisiko hält man dank laufender Produktinnovationen gering. Durch die Marktführerschaft bekommt man auch ein sehr gutes Gefühl für die Kundenwünsche. Welche Produkte bzw. Geschmacksarten kommen beim Konsumenten gut an? Was verkauft sich schlecht? Darüber hat McCormick einen sehr guten Überblick und kann darauf entsprechend reagieren.

Verrücktspielende Preise gab es auch im Gewürzmarkt. So vervielfachten sich die Kosten für einige Basisrohstoffe in den letzten Jahren, was die Margen von McCormick angegriffen hat. Diese Kosten schafft man erst nach und nach weiterzureichen. Zudem lassen sich viele Rohstoffe nicht mit Derivaten absichern. Die Abhängigkeit von der Lieferantenseite ist also gegeben.

Wie zuletzt gesehen, greifen Abnehmer während wirtschaftlich schlechteren Zeiten weniger gerne ins Gewürzregal bzw. weichen auf günstigere Alternativen aus. Daraus ergibt sich eine erhöhte Abnehmermacht.

Der Marktführer McCormick ist bewertungstechnisch endlich wieder interessant und reif für den Einstieg. Da es charttechnisch weiterhin nach einem fallenden Messer beim Aktienkurs aussieht, empfiehlt sich auch hier ein Einstieg verteilt über mehrere Tranchen.

 

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

 

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, ir.mccormick.com, terminal.stock3.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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