Geschäftsmodell und Absatzmärkte
Novartis gehört zu den umsatzstärksten Pharmaunternehmen der Welt und verfügt über eine breite Palette an Medikamenten sowie eine interessante Pipeline an neuen Wirkstoffen. Mit der Tochter Sandoz verfügt der Konzern darüber hinaus über eine eigene Generika-Tochter, die gut 20 Prozent zum Umsatz beiträgt. Dies sorgt für eine noch breitere Aufstellung im Vergleich zur Konkurrenz.
Die Schweizer sind weltweit aktiv. Mit einem Umsatzanteil von 34 bzw. 40 Prozent sind die USA bzw. Europa die Hauptmärkte.
Gleich zwei Schweizer finden sich in den Top-Drei der weltweit umsatzstärksten Pharmaunternehmen
Quelle: Homepage Novartis
Das Herzmedikament Entresto sorgt für klingende Kassen und konnte rückläufige Einnahmen beim Augenheilmittel Lucentis und dem Multiple-Sklerose-Mittel Gilenya, für die Generika und weitere Konkurrenzprodukte auf den Markt kamen, auffangen.
Quelle: tradingview.com
Auf Richtungssuche – Charttechnisch sehen wir ein Patt zwischen Bullen und Bären und klare Signale fehlen. Bei Kursen über 87,50 Schweizer Franken steigt die Chance auf einen Durchbruch durch den Widerstand bei 96 Franken. Kurse darüber - und der Weg wäre frei für die Bullen.
Antizykliker finden indes bei 71 und 66 Franken schöne Kaufniveaus vor.
Quelle: guidants.com
Die Aktie befindet sich in einer zähen Seitwärtsphase. Allerdings muss man auch fairerweise die Abspaltung der Tochter Alcon mitberücksichtigen. Trotzdem zeigt sich bereits im Chart, dass wir es hier mit keiner Wachstumsgranate zu tun haben. Value-Fans kommen allerdings voll auf ihre Kosten.
Der Konzern bilanziert übrigens in US-Dollar
Bewertung
Dass die Aktie nur etwas für langfristig orientierte und konservative Dividendenfreunde ist, erkennt man bereits am Chart. Dafür kommt diese Anlegerkategorie bei der angemessen bewerteten Aktie dann aber voll auf ihre Kosten.
Die Schwankungsbreite in der Aktie ist gering, die Bilanz stabil und die Dividendenpolitik geprägt von einer hohen Kontinuität.
Dafür wächst das Unternehmen auch kaum, weshalb die Rendite bei diesem Titel eher auf der Dividendenseite erzielt wird, als durch Kurssteigerungen.
Für das Geschäftsjahr 2020 sollen drei Franken pro Aktie ausgeschüttet werden, was einer attraktiven Dividendenrendite von 3,3 Prozent entspräche
Bilanz und Verschuldung
Novartis verfügt über eine aufgeräumte Bilanz, und das trotz der äußerst aggressiven Akquisitionspolitik von CEO Vas Narasimhan, der seit 2018 den Konzern leitet und mithilfe der Übernahmen auf Wachstumskurs zurückbringen will. So legte Novartis 2019 unter seiner Führung für ein Biotech-Unternehmen, das an einem cholesterinsenkenden Mittel forscht, 9,7 Milliarden auf den Tisch. Davor flossen noch einmal 8,7 Milliarden Dollar für ein weiteres Biotech-Startup. Kein Pappenstiel in Anbetracht dessen, dass die übernommenen Unternehmen bis dahin noch keinen Cent an Umsatz generieren konnten.
Profitabilität
Solide wie ein Schweizer Uhrwerk – So könnte man die Margenentwicklung bei Novartis betiteln. Ohne den traditionell margenschwachen Generikabereich würde die Profitabilität noch höher ausfallen. Aber auch so verdient der Konzern gutes Geld, und das ohne größere Ausreißer.
Wachstum
Spartenverkäufe von margenschwachen Segmenten (Tiergesundheit, Impfstoffe) sorgten für eine maue Umsatzentwicklung in der vergangenen Dekade. Seit 2018 zeigt der Trend aber wieder in die richtige Richtung. Das sich sehr gut verkaufende Medikament ‚Entresto‘ unterstützt die positive Entwicklung.
Konkurrenz
Bisher wurden bereits mehrere große Pharmaunternehmen analysiert, wie <link aktienwelt beitrag ckaktienanalyse-pfizer-inc-der-pharma-prinz-unter-der-lupe _blank>Pfizer, <link aktienwelt beitrag ckaktienanalyse-johnson-johnson-der-value-koenig-unter-der-lupe _blank>Johnson & Johnson, <link aktienwelt beitrag ckaktienanalyse-roche-profitabler-pharmariese _blank>Roche oder <link beitrag post ckaktienanalyse-merck-co-inc-ein-unterbewerteter-blue-chip _blank>Merck & Co.
Die Branche gilt als krisensicher, sieht sich aber - gerade in den USA - immer wieder mit (berechtigten!) Aufrufen nach mehr politischer Preisregulierung konfrontiert.
Risiken
Ein negatives Überraschungspotenzial infolge der kostspieligen Übernahmen ist durchaus gegeben. Der Konzern würde dadurch zwar nicht ins Wanken geraten. Bei Investoren könnte der eifrige CEO samt der Aktie jedoch zwischenzeitlich in Misskredit geraten.
Patentrechtsstreits sind ebenso ein stetes Risiko in der Branche, welche Novartis durch sein breites Spektrum an Arzneien zu mindern weiß.
Das Risiko durch die Politik, die sich in die Preisgestaltung einmischen könnte, ist derzeit nicht hoch. Allerdings muss man dieses als geneigter Pharma-Investor stets auf dem Schirm haben. Gerade in den USA werden immer wieder Rufe laut, die Preise für Arzneien per Gesetz zu reduzieren. Kein Wunder, schließlich sind Medikamente in den USA nicht selten um ein Vielfaches teurer, als andernorts.
Die USA sind als Absatzmarkt enorm wichtig. Gerät die Pharmaindustrie in das Fadenkreuz der Politik, drohen bei Pharmaaktien deutliche Kursrückschläge
Porter’s Five Forces
Beginnen wir mit der Abnehmermacht. Diese stellt infolge von politischen Risiken in Sachen Preisregulierung einen Risikofaktor dar. Im wichtigen US-Markt ist dieser Umstand gerade für ein Nicht-US-Unternehmen möglicherweise problematischer, als für einen heimischen Konzern.
Ein leichtes Substitutionsrisiko besteht in der Branche immer, da die aufstrebende Biotech-Branche den gestandenen Pharmakonzernen langfristig Wasser abgraben könnte. Mit einem extrem breiten Spektrum an Präparaten und Einkäufen im Biotech-Sektor kontert Novartis diesen Effekt aber gekonnt.
Pharmagiganten wie Pfizer oder Roche sowie Generikahersteller (Branche und neue Konkurrenz) kämpfen mit Novartis stets um Marktanteile. Mit seiner Expertise bei seltenen Krankheitsbildern verfügen die Schweizer jedoch über einen komfortablen Burggraben auf ihrem Gebiet.
Ein Teil der Produktion hat der Konzern an Zulieferer ausgelagert. Gerade Pharmaunternehmen sind wesentlich abhängig von asiatischen Zulieferern. Im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass ein zu starkes Outsourcing zu massiven operativen Problemen führen kann, wenn erst einmal die Lieferketten beeinträchtigt sind.
Wenn man mit den individuellen Branchenrisiken vertraut ist und auch zurechtkommt, stellt die Aktie eine hervorragende Depotergänzung für konservative Dividendeninvestoren dar. Auch die aktuelle Bewertung scheint fair, was man vom Gesamtmarkt aktuell nicht behaupten kann.
Herzlichst
Ihr Christof von Wenzl
Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.novartis.com, guidants.com, tradingview.com, wikipedia.de
Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.
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Hinweis:
Dirk Müller sowie die Finanzethos GmbH haben sich verpflichtet den Kodex des Deutschen Presserates für Finanz- und Wirtschaftsjournalisten einzuhalten. Der Verhaltenskodex untersagt die Ausnutzung von Insiderinformationen und regelt den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten. Die Einhaltung des Verhaltenskodex wird jährlich überprüft. Dies gilt auch für die für Dirk Müller oder für die Finanzethos GmbH tätigen freien Journalisten.
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Kommentare
Würde der Kurs nicht schnell steigen, wenn Covid Massnahmen gelockert werden? Da ja dann bekanntlich mehr Artzbesuche und Nachholeffekte stattfinden würden. Oder wie sehen Sie diesen Punkt bitte?
Geht mir genauso. Wenn die Amis der Pharmaindustrie schon an den Karren fahren wollen / müssen, dann doch sicherlich nach Möglichkeit primär den Ausländern. Man denke nur mal an Monsanto / Bayer, um nur ein Beispiel zu nennen.
Was die "Druckfestigkeit" der Schweizer angeht, möchte ich ergänzend noch an den Abzug der Allseas-Verlegeschiffe von der Nordstream 2 Baustelle erinnern.
Vielen Dank das Sie weder mal ein Schweizer Unternehmen unter die Lupe genommen haben. Wurde mich freuen noch mehr zu lesen bezüglich den Schweizer Unternehmen.
Viele Grüsse aus der Schweiz.
Martin. M
Vielen Dank für diese interessante Analyse. Könnten Sie sich mal Biofrontera unter die Lupe nehmen?
Viele Grüße