Euro: Dauerhaft sogar unterhalb der Parität?

Die europäische Gemeinschaftswährung befindet sich auf „Kuschelkurs“ zu US-Dollar, Schweizer Franken und Britischem Pfund. Es hat den Anschein als wolle der Euro mit allen „um jeden Preis“ auf Augenhöhe, sprich Parität, notieren. Die Tendenz geht sogar noch weit tiefer…

EUR/USD:

Hier brach jüngst die wichtige Supportmarke bei rund 1,035 USD. Das gestrige Tief lag bei 1,016 USD. Dies bedeutet zudem ein 20-Jahres-Tief. Damit rückt die Parität immer näher. Technisch ist der Euro schon seit Langem in einem scheinbar unaufhaltsamen Abwärtssog. Die forsche Zinspolitik seitens der US-Fed tut dabei ihr Übriges. Der Zins-Spread sorgt dafür, dass zahlreiche Anleger ihr Glück in USD-Zinspapieren suchen. Hinzu kommt der nun seit knapp vier Monaten anhaltende Ukraine-Konflikt sowie die Angst vor einer Wiederkehr der Euro-Schuldenkrise.

 

EUR/CHF:

Die Parität ist hier schon Realität (!). Zum Wochenstart hatte der Euro noch knapp über 1,00 CHF notiert. Dann kam der schon länger erwartete Rutsch unter diese Marke. Schwächer als aktuell notierte der Euro bisher lediglich im Januar 2015. Damals hob die Schweizer Nationalbank (SNB) spontan und völlig überraschend den Euro-Mindestkurs auf. Die aktuelle Entwicklung ist nun der Flucht aus dem Euro und dem Nimbus „sicherer Hafen“ des Schweizer Franken geschuldet.

Die Stimmung bleibt hier bis auf Weiteres pro CHF. Die chart- und markttechnische Situation ebenfalls. Zahlreiche Anleger, vor allem in Italien, Frankreich und Deutschland sowie weiteren Euro-Ländern schichten aktuell erkennbar in die stabile Alpenwährung um.

 

EUR/GBP:

Zum Britischen Pfund befindet sich der Euro schon sehr lange im Hintertreffen. Aktuell ist das Verhältnis 1 zu 0,85. Obwohl auch die Briten mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben, scheint das Pfund Sterling sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Auch nicht von der aktuellen Regierungskrise um den Premierminister Boris Johnson. Auch wenn sich der Euro im Zuge dessen die letzten Tage kurzfristig stabilisieren konnte, eine Trendwende pro Euro ist hier in sehr weiter Ferne.

 

 

Rezessionsängste lassen das Öl fallen – Gaspreise weiterhin hoch

Zum ersten Mal seit Ende April notierte das Brent-Oil vorübergehend unter der psychologisch wichtigen Marke von 100 US-Dollar. Aus technischer Sicht war aber schon der Bruch der 110 US-Dollar ein Ausrufezeichen. Nun liegt der Fokus auf der 200-Tagelinie bei 96,96. Im Jahresvergleich liegt der Ölpreis damit nur noch rund 30 Prozent vorne. Im Mai und Juni waren es zeitweise noch über 70 Prozentpunkte.

Auch die Benzin-Futures und Agrarrohstoffe gaben zuletzt erkennbar nach. Der anhaltende Anstieg des Gaspreises in Europa (zuletzt rund 170 Euro pro MWH) stellt damit die aktuelle Ausnahme bei der Entwicklung der wichtigsten Rohstoffpreise dar.

Starke Erholung der chinesischen Wirtschaft – „Null Covid“ bleibt bestehen

Nach Aufhebung der meisten Corona-Einschränkungen hat sich die chinesische Wirtschaft überraschend schnell regeneriert. Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes stieg auf 50,2 Zähler - und damit auch wieder knapp über die markante Marke von 50. Zuletzt lag er noch bei 49,6. Noch prägnanter war die Erholung im Nichtverarbeitenden Gewerbe. Der Anstieg betrug hier 47,8 auf 54,7 Punkte. Das Ziel der chinesischen Regierung, das Verarbeitende Gewerbe möglichst gegen die Folgen der Lockdowns abzuschirmen, hatte Erfolg.

Gleichzeitig blieb die Erholung der Einzelhandelsumsätze aber erkennbar schwach. Neue Lockdowns in zwei Regionen zeigen klar auf, dass die Regierung an ihrer Null-Covid-Strategie stringent festhalten wird. Beeinträchtigungen des Wirtschaftsgeschehens können somit auch weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Je nach Zahlenlage könnte es dann auch wieder Shanghai treffen. Dies ist zwar aktuell recht unwahrscheinlich. Aber wer weiß…

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