Ohne lange um den heißen Brei herumzureden, legen wir sofort los. Den Anfang macht Alphabet.

Alphabet - Der Motor läuft wieder

Im dritten Quartal konnte Alphabet zu alter Stärke zurückfinden. Der Umsatz konnte um 11 Prozent auf 76,69 Milliarden, das operative Einkommen um 28 Prozent auf 21,34 Milliarden Doller gesteigert werden. Die operative Marge, die im Vorjahr noch bei 25 Prozent lag, verbesserte sich auf 28 Prozent.

Pro Aktie stand ein Gewinn von 1,55 Dollar und damit ein Wachstum von 46 Prozent zu Buche, der freie Cashflow betrug bärenstarke 22,6 Milliarden Dollar und damit 40,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Damit sitzt Alphabet nun auf knapp 120 Milliarden Dollar Cash und profitiert dadurch weiterhin von den steigenden Zinsen. Im dritten Quartal verbuchte man 73 Prozent mehr Zinseinnahmen als im Vorjahr. Rund eine Milliarde Dollar nahm man im dritten Quartal allein mit Finanzanlagen ein. Das bestätigt wieder einmal die These, dass steigende Zinsen für bilanziell starke Unternehmen sogar von Vorteil sind und die Gewinnbasis unterfüttern. Zudem hat man die Anzahl ausstehender Aktien im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent senken können.

Sowohl das traditionelle Werbegeschäft (+9,4 %) sowie das Cloud-Business (+22,4 %) konnten solide zulegen. Ein solides Werbegeschäft ist auch gesamtwirtschaftlich positiv zu werten. Denn wenn es Unternehmen schlecht geht, wird zuallererst bei den Werbeausgaben gespart. Davon ist bei Alphabet nichts zu spüren, was uns für die kurzfristige konjunkturelle Lage positiv stimmen darf. Das Thema Soft Landing bzw. gar kein Landing der US-Wirtschaft bekommt damit frisches Futter.

Nur ein Haar in der Suppe

Im Vergleich zu Microsoft - zu den Zahlen kommen wir noch gleich - fällt allerdings das Cloudwachstum bei Alphabet mit 22,5 Prozent schwächer aus. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass bei Microsoft das Cloudwachstum von einer hohen Nachfrage nach KI-Lösungen unterfüttert wird. Das ist bei Alphabet zwar auch so, allerdings nutzen diese Kapazitäten aktuell noch hauptsächlich Hochwachstumsunternehmen bzw. Start-ups. Da sich diese im aktuellen Zinsumfeld schwer tun, an Kapital zu kommen, wird bei diesen Unternehmen besonders stark gespart. Und das lastete auch ein wenig auf Alphabet.

Weiterhin ein Top-Pick

Genau dieses Haar in der Suppe haben Marktbeobachter als Grund für den nachbörslichen Abverkauf von rund sieben Prozent ausgemacht. Das scheint mir aber doch reichlich an den Haaren herbeigezogen.

Die meisten kurzfristigen Kursbewegungen lassen sich schlichtweg nicht fundamental erklären. Das halte ich für ausgemachten Humbug und würde auch Ihnen raten, sich nicht an solchen Diskussionen bzw. Gedankenspielen zu beteiligen.

Nach dem deutlichen Anstieg der letzten Monate war die Aktie schlichtweg reif für eine Gegenbewegung. Und die setzte genau im Bereich eines langfristigen Widerstands bei 142 Dollar ein.

Die Aktie ist mit einer Gewichtung von 5,06 Prozent auf Platz 4 unseres Musterdepots. Und das hat auch gute Gründe. Alphabet ist eine Cashmaschine sondergleichen, bilanziell extrem stark aufgestellt und kauft laufend eigene Aktien zurück. Der Burggraben ist gigantisch, trotz eingebauter ChatGPT-Funktion konnte Microsoft's Bing bis dato noch keine nennenswerten Marktanteile gewinnen.

Und letztlich ist die Aktie auch hinsichtlich der Bewertung weiterhin kaufenswert. Das aktuelle Verhältnis zwischen Kurs und freiem Cashflow beläuft sich auf 22,9. Anhand der Analystenschätzungen für 2024 ergibt sich ein P/FCF von 19,6. Das ist für die genannten Qualitäten absolut vertretbar. Rücksetzer sind bei der Aktie kaufenswert. Trotzdem möchte ich erneut darauf hinweisen, dass es ratsam ist, weiterhin eine ordentliche Portion Cash vorzuhalten. Im Musterdepot liegt unsere Cashquote beispielsweise bei 25 Prozent.

Der Blick aufs Große und Ganze

Denn die hohen Zinsen fungieren weiterhin als Bremsklotz für die Wirtschaft. Und nur weil wir diese Spuren aktuell noch nicht in aller Deutlichkeit sehen, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht existieren. Es dauert einfach seine Zeit, bis sich hohe Zinsen in den Wirtschaftskreislauf fressen. Zudem sorgen die aktuellen Wirtschaftssubventionen durch die US-Regierung für eine Sonderkonjunktur. In der neuen Studie können Sie über deren Ausmaße nachlesen.

Dafür werden weiter munter Schulden aufgenommen, während die FED gleichzeitig als Käufer von Staatsanleihen ausfällt. Mehr Angebot an Schulden gekoppelt mit einer geringeren Nachfrage verursacht wiederum Zinsanstiege bzw. hält die Zinsen auf höherem Niveau. Und das drückt letztendlich auf Aktienmarktbewertungen sowie die Wirtschaft im Allgemeinen.

Wenn wir also aktuell gute Zahlen in der Berichtsaison sehen, wäre ich durchaus vorsichtig, dieses Momentum verallgemeinernd für das Jahr 2024 fortzuschreiben. Dafür spricht auch die zuletzt gesehene Bereinigung der inversen Zinsstrukturkurve. Jedes Mal, wenn sich die Zinsstrukturkurve wieder normalisiert hatte, bekamen wir eine Rezession.

Kommt eine Rezession, gehen die Gewinne der Unternehmen zurück. Sinken die Gewinne, steigen die KGVs. Und das ist insbesondere in einem Umfeld von hohen Zinsen, wie wir sie gerade sehen, problematisch. Unser Szenario (steigende/hohe Zinsen = sinkende Aktienbewertungen) könnte sich genau dann voll entfalten. Die aktuell brenzlige geopolitische Lage in Israel kommt da noch oben drauf.

Ob es tatsächlich zur Rezession in 2024 kommt, ist zwar keine ausgemachte Sache. Auch nicht, dass sich die Lage im Nahen Osten weiter verschlimmert. Trotzdem tun wir deshalb gut daran, mit einer erhöhten Cashquote zu fahren.

Microsoft - Starke Zahlen

Im nachbörslichen Handel wurde Microsoft schon einmal für seine soliden Quartalszahlen belohnt. Und das ist auch gerechtfertigt. Der Umsatz konnte um 13 Prozent auf 56,5 Milliarden Dollar gesteigert werden, das operative Einkommen stieg um 25 Prozent auf 26,9 Milliarden Dollar. Der Gewinn pro Aktie betrug 2,99 USD und damit 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Hervorheben müssen wir das stark wachsende Cloudgeschäft. Azure konnte um 28 Prozent zulegen und damit stärker als die Cloudlösungen von Alphabet.

So wie Alphabet sitzt auch Microsoft auf einem gewaltigen Cashberg von knapp 144 Milliarden Dollar. Demgegenüber stehen langfristige Schulden von 42 Milliarden. Durch die Übernahme von Activision wird ein großer Teil der Mittel zwar wieder ausgegeben. Da man aber allein in diesem Quartal 20,7 Milliarden Dollar an freiem Cashflow (+22 %) erwirtschaftete, wird klar, dass man sich theoretisch jedes Jahr eine Activision leisten könnte.

Im Earnings Call war natürlich KI das große Thema. Das Beste an den Zahlen: KI hat hier noch gar nicht wesentlich zum Umsatz beitragen können. Denn die meisten KI-Lösungen wurden erst kürzlich bzw. werden erst nach und nach veröffentlicht. Einige Funktionen sind kostenlos, andere wie die KI-Integration in Office 365 können kostenpflichtig hinzugebucht werden. Damit winken weitere Umsatzmilliarden für den Konzern.

Microsoft kaufenswert? Jein

Aktuell firmiert die Aktie bei einem Verhältnis zwischen Kurs und freien Cashflow von 38. Günstig ist das gewiss nicht. Auf der anderen Seite ist Microsoft auch durch die größte Krise nicht kaputtzukriegen. Denn Software-Abos wie Office 365 sorgen auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten für stetige Einnahmen. Die Bilanz ist extrem robust, die Margen sehr hoch. Im Schnitt wandelt Microsoft über 30 Prozent des Umsatzes in freien Cashflow um. Das sind gigantische Margen.

Zusätzlich erhalten wir hier Wachstums-Momentum durch den beginnenden Verkauf von neuen KI-Features. Dadurch könnte Microsoft mittelfristig auch einen stärkeren Stand im CRM-Business erhalten und Konzernen wie ServiceNow, SAP und Salesforce verstärkt Konkurrenz machen.

Im Grunde ist es so ähnlich wie bei Nvidia. Wer die Aktie auf Sicht der nächsten 20 Jahre kauft, wird wahrscheinlich trotz einer hohen Bewertung eine schöne Rendite einfahren können. Auf Sicht der nächsten 18 Monate könnte es aber auch Microsoft aufgrund der beschriebenen Zinsthematik schwer haben. Bisher zeigt sich der Chart jedoch von seiner bullischen Seite. Und das bleibt auch so, solange die Aktie nicht mehr unter das Niveau von 324 bzw. 316 USD setzt.

Gaztransport - Alles nach Plan

Der französische Ingenieurs-Dienstleister hat Einblick in die Zahlen für die abgelaufenen neun Monate des Geschäftsjahrs gegeben. Und die fielen wie erwartet robust aus.

Der Umsatz konnte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs um 35,1 Prozent auf 300 Millionen Euro gesteigert werden. In Q3 wuchs der Umsatz um 57 Prozent an.

Die Auftragslage bleibt weiterhin beeindruckend. Bis Ende September hat man 52 neue Orders für LNG-Tanker erhalten. Zum genannten Datum sind die Auftragsbücher mit 302 Einheiten prall gefüllt. Dazu gehören nicht nur LNG-Tanker, sondern auch schwimmende Regasifizierungseinheiten sowie Landtanks. Gesondert hat man noch einmal 84 Aufträge für Schiffe, welche mit LNG als Treibstoff ausgerüstet werden. Damit hat man jetzt Orders bis ins erste Quartal 2028 und damit eine beeindruckende Visibilität. Immer mehr neue LNG-Terminals gehen ans Netz bzw. werden gebaut. Einerseits befeuert das die Nachfrage. Andererseits müssen veraltete LNG-Tanker fortlaufend ausgetauscht werden.

Im Kerngeschäft läuft es also weiterhin blendend und das Management rechnet damit, die obere Hälfte des Prognosebands sowohl bei Umsatz (385-430 Mio. Euro) als auch EBITDA (190-235 Mio. Euro) zu erreichen.

LNG-Monopolist + Wasserstoff-Fantasie

Die Aktie reagiert aktuell kaum auf die soliden Zahlen. Das liegt zum einen daran, dass sie in den letzten Monaten bereits deutlich zulegen konnte, zum anderen daran, dass die starken Zahlen so bereits erwartet wurden.

Aktuell kommt die Aktie auf ein KGV von 29. Per Schätzungen für das laufende Jahr ergibt sich ein KGV von 24,6. Da bereits drei Quartale im Kasten sind, können wir uns auf die Schätzungen wohl verlassen. Für 2024 wird ein Gewinnanstieg von 55 Prozent erwartet. Dadurch würde sich das KGV auf 15,9 verbilligen. Aufgrund des planbaren Geschäfts können wir auch diesen Schätzungen durchaus unser Vertrauen schenken. In Gefahr wäre die Prognose nur dann, wenn es zu unvorhergesehenen Betriebsunterbrechungen in den koreanischen bzw. chinesischen Werften kommen würde.

Gaztransport ist weiterhin der ungeschlagene Marktführer bei der Projektierung von LNG-Tankern. Jeder neu gebaute LNG-Tanker wird mit der Membrantechnologie von Gaztransport gebaut. Da man die Tanker aber nicht selbst baut, sondern lediglich sein Know-how zur Verfügung stellt, erzielt das Unternehmen regelrecht unanständig hohe Margen. Im Schnitt bleibt rund die Hälfte des Umsatzes beim Unternehmen in Form von freiem Cashflow hängen. Daran kann nicht einmal Microsoft heranreichen.

Zudem bekommen wir mit Gaztransport über die Tocher Elogen auch einen Schuss Wasserstoff-Fantasie. Die Tochter produziert Elektrolyseure. Umsatzseitig backt man zwar noch kleine Brötchen. In den abgelaufenen neun Monaten hat man einen Umsatz von 6,7 Millionen Euro (+124,5 Prozent) erzielt. Im Vergleich dazu soll NEL aus Norwegen Gesamtjahr 145 Millionen Euro Umsatz generieren.

Mit dem im Dezember 2023 beginnenden Bau einer Gigafactory in der Nähe von Paris möchte man allerdings in die erste Liga aufsteigen. Und da GTT ihr Wasserstoffprojekt fortlaufend mit frischem Kapital versorgen kann, finden wir hier auch eine wesentlich gesündere Basis vor, als bei den meisten anderen Wasserstoff-Pureplays. Diese müssen sich mangels Gewinnen stets über die Ausgabe neuer Aktien frisches Kapital holen. Dadurch sieht man bei diesen Werten nicht selten, dass die Umsätze bereinigt um die neu ausgegebenen Aktien sogar sinken!

Fazit: Bei Rücksetzern ist Gaztransport & Technigaz stets kaufenswert. Auf diesem Niveau würde ich aber vorerst nicht aufstocken. Dafür scheint mir der jüngste Aufwärtstrend zu ausgedehnt. Wer noch keine Stücke hat, kann jedoch einmal eine erste Position aufbauen und während Kursrückgängen ausbauen.


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