In unserem letzten Artikel haben wir ein simples Portfolio, bestehend aus vier Anlageklassen, dargestellt. Das Portfolio erfüllt seinen Zweck als sehr günstig umsetzbare und vergleichsweise stressfreie Geldanlage, die den Anleger vor den Verlockungen des hektischen Handelns schützen soll.

Langfristig sind Aktien am rentabelsten, aber Stabilität hat auch ihre Vorteile

Zwar bietet eine reine Aktienanlage über sehr lange Anlagehorizonte die Chance auf ein schlussendlich deutlich höheres Vermögen, dennoch hat auch die Stabilität einige bemerkenswerte Vorzüge, die man nicht unterschätzen sollte.

Blicken wir auf die Kennzahlen einer reinen Anlage in jeweils einer von vier Anlageklassen im Zeitraum von 1972 bis 2019, so zeigt sich bei der Rendite ein eindeutiges Bild. Mit Aktien war am meisten zu verdienen, es folgen die Immobilien über eine Anlage in REITs, darauf das Gold und die Anleihen.

   

   

Abgesehen davon, dass die Zukunft nicht unbedingt der Vergangenheit gleichen muss, ist die Rendite bekanntlich nur die eine Seite der Medaille. Das Risiko ist die andere. Genau wie jede Anlageklasse ihre sehr guten Zeiten hat, so gibt es auch relativ häufig die weniger berauschenden Entwicklungen. In der Vergangenheit gab es einen bunten Garten an drastischen Kursverlusten oder auch lange anhaltenden Seitwärtsbewegungen. Das immerhin dürfte sich nicht ändern.

Risiko vs. Rendite: Aber was ist überhaupt „Risiko“?

Über die Frage, was unter Risiko einer Geldanlage zu verstehen sei, kann man lange diskutieren. Man kann es aber auch nachvollziehbar und einfach halten. Einige bekannte und überaus erfolgreiche Endlos-Anleger wie Warren Buffet bezeichnen temporäre Verluste zwar nicht als echtes Risiko, sondern sehen diese nur im permanenten „loss of capital“.

Buffetts Unterscheidung zwischen temporärem und permanentem „loss of capital“ für Otto-Normalanleger wenig hilfreich

Dieser permanente Verlust tritt im Falle einer Insolvenz oder einer Übernahme einer Firma zu einem Preis unter dem Einstiegskurs ein. Allerdings ist diese Definition für Normalbürger wenig hilfreich, denn auch beim Verkauf einer Aktie kann es zu einer Verlustrealisation kommen und anders als Buffet mit seiner Berkshire Hathaway hat der normale Privatanleger in der Regel keine weltumspannende Rückversicherungs-AG im Besitz, die ihn mit Cash-Flows versorgt.

Da die Einnahmen aus Dividenden und Kupons bei den meisten Anlegern im Alter nicht ausreichen dürften, um das Leben zu bestreiten, werden schlussendlich Bestände aus dem Depot sukzessive veräußert. Geschieht dies dummerweise zur Unzeit nach einem 50%igen Markteinbruch, dann wird die temporäre Marktschwankung zum realisierten Risiko. Daher handelte ein Privatanleger fahrlässig, wenn er sich überhaupt keine Gedanken über das mögliche Ausmaß und die Dauer eines Kurseinbruchs machen würde.

Drawdowns – Diversifikation hilft!

In der langfristigen Geldanlage lässt sich das Risiko dieser Einbrüche über ein sinnvolles Maß an Diversifikation erträglicher gestalten. Wie granular man bei der Streuung seiner Anlagen vorgeht, hängt stark vom anzulegenden Vermögen ab. Eine Abbildung über vier Anlageklassen mittels ETFs ist allerdings heutzutage selbst bei überschaubaren Mitteln machbar - und allemal besser als im Depot drei Aktien aus der Region, vier Discount-Zertifikate und einen aktiven Deutschland-Fonds zu halten.

Die folgende Tabelle zeigt neben der Rendite auch die zweite Seite der Medaille unserer Assetklassen. Dargestellt ist das Risiko in Form der maximalen Verluste der einzelnen Anlageklassen von ihren jeweils erreichten Hochpunkten im Zeitverlauf, die so genannten drawdowns. Die Tabelle zeigt sowohl das prozentuale Ausmaß als auch die Dauer dieser Phasen. Im Vergleich dazu sind auch die Werte des für das im vorherigen Artikel dargestellten simplen Portfolios angeben.

   

    

Der Unterschied ist augenfällig: Das ausgeglichene Portfolio hat in etwa so geringe drawdowns wie die Anleihen. Auch die Dauer dieser Verlustphasen ist ähnlich kurz wie bei den Bonds. Im Vergleich zu Aktien, Immobilien und Gold steht das Portfolio hinsichtlich der Schwankungsrisiken deutlich besser da und erwies sich in der Vergangenheit als überaus nervenschonend für die Anleger.

Auch diese Schwankungen sollte man nicht unterschätzen. Ein Verlust von 30% sieht nur im Rückspiegel und aus sicherer Entfernung harmlos aus. Die Disziplin der meisten Menschen stellt schon eine solche Entwicklung auf eine harte Probe.

Diese Stabilität zeigt sich auch in der Betrachtung der einzelnen Jahrzehnte, wie die abschließende Auswertung zeigt. Dargestellt sind die Risiko- und Ertragskennzahlen der einzelnen Anlageklassen in den Jahrzehnten seit den 70iger Jahren.

    

    

Wer ruhiger schlafen will und keinen Wert darauf legt, hohe Gebühren zu zahlen, dem hilft oft bereits ein einfaches Portfolio deutlich weiter als die vorgegaukelte Sicherheit, die eine hohe Komplexität mit sich bringt.

Einfach und ehrlich!

Das dargestellte Beispiel ist weder perfekt, noch ist es für alle Menschen gleichermaßen geeignet. Es soll vielmehr einen Punkt verdeutlichen: Es ist sehr wichtig, sich vor der Wahl einer langfristigen Strategie Gedanken über ihre Stärken und Schwächen zu machen. Es gilt, das Risiko zu vermeiden, bei jedem Gewitter zwischen verschiedenen Ansätzen hin- und herzuspringen.

Dabei ist Ehrlichkeit gefragt, denn ein einziger großer strategischer Fehler zur Unzeit kann richtig teuer werden. Glücklicherweise ist schon ein einfacher Plan viel besser für die Pumpe, wenn es mal wieder kracht. Und das Krachen wird uns mit Sicherheit leider nicht erspart bleiben. Wer den Fernseher ausgeschaltet lässt, Twitter & Co den Minderjährigen und Bundestagsabgeordneten überlässt und sich in der Zeitung auf Theater und Sport beschränkt, der sollte gegen den größten Unsinn gefeit sein. Viel Erfolg!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"