Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0720 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0700 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 153,23. In der Folge notiert EUR-JPY bei 164,26. EUR-CHF oszilliert bei 0,9761.

Märkte: Gold und Silber stark

An den Finanzmärkten bleibt eine nervöse Grundhaltung gegeben. Risikoaversion nimmt zu, das Vertrauen der Marktteilnehmer nimmt ab.

Die Datenfront lieferte zarte Entspannung. Die negative Wirkung von 0,1% höher als erwartet ausgefallenen US-Verbraucherpreisen auf Monats- und Jahresbasis konnte gesamtmarkttechnisch (Devisen, Gold, Aktien- und Rentenmärkte) nicht durch 0,1% geringere US-Erzeugerpreise auf Monats- und Jahresbasis wettgemacht werden.

Der Vertrauensverlust der Marktteilnehmer ist vor allen Dingen messbar an den neuen Rekordständen der Währung ohne Fehl und Tadel, Gold. Wie sagte schon John Pierpont Morgan (1837 – 1913) so treffend: „Gold ist Geld und alles andere ist Kredit!“ Daraus leitet sich eine unbestechliche Attraktivität ab.

Auch Silber konnte weiter zulegen. Aber anders als Gold ist Silber noch weit von den historischen Höchstmarken bei knapp 50 USD pro Unze entfernt. Dabei nimmt die industrielle Nutzung und damit der Verzehr des Silbers, dem „Gold des kleinen Mannes und der kleinen Frau“ latent durch IT und anderen Anwendungen zu. Zurück zum Gold: Wir sind hier mit einer Anomalie konfrontiert. Kam es zuletzt zu Zinsanstiegen in den USA verlor Gold zum Teil signifikant an Boden, jetzt ist es umgekehrt. „Food for thought!

Die Rentenmärkte bleiben unter Druck. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert aktuell mit 2,46%. Gestern wurden in der Spitze Höchstrenditen bei 2,48% erreicht. 10-jährige US-Staatsanleihen werfen eine Rendite in Höhe von 4,57% ab. Es ist der höchste Renditewert seit dem 13. November 2023. Vorausschauend kann konstatiert werden, dass diese Entwicklungen für die US-Baubranche, den US-Immobilienmarkt, für die US-Verbraucher und für den US-Staat (Zinskosten) belastender als erwartet wirken werden, sollten sie sich so fortsetzen.

An den Aktienmärkten gab es Anomalien. Normalerweise verlieren Tech-Werte bei steigenden Zinsen. Gestern konnte der Citi-US-Tech 100 um 1,80% zulegen und zog den S&P500 mit sich (+0,98%). Dagegen verlor der Tech-arme Dow Jones 0,21%.

Der USD testet derzeit die Unterstützungszone bei 1,0700 – 1,0730. Das Bild für Widerstandskraft des Euros wird labiler.

EZB: Ruhige Hand – Klartext zu Lagardes Einlassungen

Die EZB hat die Leitzinsen erwartungsgemäß nicht verändert (Leitzins 4,50%, Anlagezins 4,00%). Es wurde konstatiert, dass die meisten Inflationsmessgrößen Entspannung signalisierten. Das Lohnwachstum würde sich sukzessive abschwächen. Man bleibe weiter datenabhängig. Vorfestlegungen würden in der Zinspolitik nicht vorgenommen.

Kommentar: Das Kommuniqué lieferte eine Wiederholung bekannter Positionen.

Pressekonferenz: EZB-Chefin Lagarde stellte fest, dass die Wirtschaft der Eurozone schwach bliebe. Umfragen würden auf eine graduelle Erholung deuten.

Kommentar: So ist es. Bezüglich der graduellen Erholung fallen wir aber weiter international zurück. Die Chefin des IWF brachte sich gestern ein und stellte fest, dass die Weltwirtschaft dank robusterer Konjunkturlage der Schwellenländer und der USA etwas besser als bisher unterstellt wachsen würde (3,1% Welt-BIP-Prognose per WEO Update im Januar 2024). Am 16. April wird der neue World Economic Outlook des IWF vorgestellt. Finanzminister Lindner sagte treffend, die vergangenen Jahre unter Frau von der Leyen waren verlorene Jahre für die Wettbewerbsfähigkeit der EU. Ich betone in diesem Kontext, dass sowohl diskretionäre Politiken der EU aber auch insbesondere der Bundesregierung verantwortlich waren und sind.

Frau Lagarde führte weiter aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten um das aktuelle Niveau herum schwanken würde. 2025 würde das Ziel der EZB bei 2,0% erreicht.

Kommentar: Das gilt für den Fall, dass die geopolitische Lage nicht außer Kontrolle gerät. Dieses Risiko ist und bleibt signifikant.

Frau Lagarde stellte fest, dass man in der Gestaltung der Zinspolitik nicht abhängig von den USA sei. Sie würde nicht darüber spekulieren, was andere Zentralbanken machen würden. Die Inflation in den USA und der Eurozone würden von unterschiedlichen Faktoren getrieben.

Kommentar: Letzteres ist in Teilen korrekt. Offiziell ist man selbstverständlich nicht abhängig von den Entscheidungen anderer Zentralbanken, inoffiziell sehr wohl. Der EZB wird nicht daran gelegen sein, über den Euro Inflation zu importieren. Die aktuell noch unausgeprägte Schwäche des Euros verdeutlicht mein Statement. Sie ist induziert durch veränderte US-Zinssenkungserwartungen.

Weiterhin konstatierte Lagarde, dass man hinsichtlich der Inflation auf die Ölpreise achten würde.

Kommentar: Wir leben in einem energetischen Zeitalter. Ohne Energie geht nichts. Energie ist fraglos ein Schlüsselelement für Inflationsentwicklungen, implizit als auch explizit.

Ich empfehle Frau Lagarde, sich mit den politischen Eliten ins Benehmen zu setzen, die für die Außenpolitik verantwortlich zeichnen. Japan (Sachalin) und die USA (Uran) gehen in Energiefragen interessenorientierte Wege.

Was machen die EU und Deutschland? Vielleicht Symbolpolitik, denn am Ende landen die russischen Energiemoleküle via Spanien, Belgien oder Indien doch hier. Nur diese diskretionäre Politik vermeintlich hohen moralischen Niveaus (Asymmetrie) schafft höhere Preise (Inflation) und belastet Bürger und Unternehmen! Hier verweise ich noch einmal auf die Einlassungen von der IWF-Chefin. Unsere Politiker würden gut daran tun, Politik für den Standort und Bürger zu implementieren. Das ist ihre primäre Aufgabe, alles andere ist sekundär.

Frau Lagarde zeigt sich pragmatisch. Der EZB-Rat würde bezüglich der Zinspolitik nicht notwendig warten bis alle Inflationselemente bei 2% seien.

Kommentar: Gut so, denn der Realzins (Zins abzüglich der Inflationsrate, ergo 4,50% -2,40% = 2,10%) ist prohibitiv hoch. Die Gefahr, dass die EZB durch ein zu langes Festhalten an diesem hohen Realzins markante Kollateralschäden provoziert, ist gegeben und nimmt tendenziell zu.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Bei Daten kaum neue Erkenntnisse

Deutschland: Die Leistungsbilanz wies per Februar einen Überschuss in Höhe von 29,8 Mrd. EUR nach zuvor 27,9 Mrd. EUR (revidiert von 29,7 Mrd. EUR) aus.

Italien: Die Industrieproduktion nahm per Februar im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,5%) nach zuvor -1,4% (revidiert von -1,2%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,1% nach zuvor -3,7% (revidiert von -3,4%).

USD: Erzeugerpreise (M/J) um 0,1% entspannter als erwartet

Die Erzeugerpreise legten per März im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,6% zu. In Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,1% (Prognose 2,2%) nach zuvor 1,6%. Die Arbeitslosenerstanträge lagen per 6. April 2024 bei 211.000 (Prognose 215.000) nach zuvor 222.000 (revidiert von 221.000).

Russland: Handelsbilanz weiter mit Aktivsalden, Reserven höher

Die Handelsbilanz wies per Februar einen Überschuss in Höhe von 7,65 Mrd. USD nach zuvor 6,76 Mrd. USD (revidiert von 7,84 Mrd. USD) aus. Die Devisenreserven stellten sich per 5. April 2024 auf 598,3 Mrd. USD nach zuvor 589,4 Mrd. USD.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0700 – 1,0730 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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