Auf dem sogenannten EU-Sondergipfel zeigten sich die EU-27 zerstritten und ohne Plan. Seit Wochen ringt die EU verzweifelt um ein sechstes Sanktionspaket, das noch schärfer ausfallen sollte als die fünf vorangegangenen, von der illusorischen Vorstellung ausgehend, damit den Krieg in der Ukraine stoppen zu können. Herausgekommen ist – zunächst – ein Kuhhandel.

Öl und Gas - die EU schießt sich selbst ins Knie

Die EU wird zwar die Öleinfuhr aus Russland beenden, was aber nur für Öl gilt, welches per Tanker geliefert wird. Ungarn, die Slowakei und Tschechien können vorerst - und auch noch für längere Zeit - weiter über die Druschba-Pipeline, was übersetzt Freundschaftspipeline heißt, russisches Öl beziehen.

Unterdessen gerät die Erdgasversorgung der EU durch den Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland weiter unter Druck. Kürzlich hat Gazprom seine Erdgaslieferungen an den dänischen Versorger Ørsted und an Shell Energy Europe eingestellt, weil diese die von Moskau geforderten Zahlungsmodalitäten nicht einhalten haben. Davor wurden die Exporte nach Polen, Bulgarien und Finnland wie auch in die Niederlande aus demselben Grund eingestellt. Dadurch steigt die Erdgasmenge, die in der EU fehlt, weiter.

Die wirren Vorschläge von Ursula von der Leyen gehen also wieder einmal nicht auf.

Von der Leyens ursprünglicher Vorschlag, welcher ein Verbot aller Öleinfuhren aus Russland vorsah, zerbrach am Widerstand einiger EU-Länder. Vor allem Ungarn, das in weit höherem Ausmaß als andere Länder von russischen Ölimporten abhängig ist, widersetzte sich den radikalen Vorstößen der EU-Kommission.

Aktuell deckt Ungarn 65 Prozent seines Ölbedarfs durch Importe aus Russland über die Druschba-Pipeline. Diese Pipeline, welche in den Jahren 1959 bis 1964 von den damaligen RGW-Staaten (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) errichtet wurde, kann bis zu 750.000 Fass am Tag durchleiten. Dadurch sichert diese Pipeline Moskau Einnahmen von bis zu zwei Milliarden Dollar pro Monat von europäischen Staaten.

Der beschlossene Boykott von russischem Öl, das per Tanker nach Europa gebracht wird und zwei Drittel der Importmenge betrifft, wird erst gegen Jahresende voll wirksam, dennoch ist Teuerung angesagt. Die Preise für das Nordseeöl Brent, aber auch für das US-Öl WTI sind angesichts des Embargos gegen russische Ölimporte mit 124,10 Dollar und 119,43 Dollar je Fass am Dienstag auf den höchsten Stand seit fast drei Monaten gestiegen.

Brent kostete am Dienstag in der Spitze zwei Prozent, WTI knapp vier Prozent mehr. Anfang März lagen die Preise für Brent und WTI infolge des Einmarschs Russlands in die Ukraine bei fast 140 und gut 130 Dollar je Fass.

Grüne verabschieden sich vom Klimaschutz

Was die verzweifelte Suche der EU und der Bundesregierung nach Alternativen zu russischen Gas-Quellen angeht, so wird diese immer schriller. Unter dem grünen Wirtschaftsminister Habeck vollzieht sich dabei eine Abkehr von den Klimaschutz Zielen.

"Auch das Ende der fossilen Energieträger können die G7 so feierlich verkünden, wie sie wollen – ihre Politik spricht eine andere Sprache. Man schaue sich beispielsweise an, was der »Vorreiter« BRD in den vergangenen Wochen in Sachen Klima- und Energiepolitik so alles vorangetrieben hat: langfristige Gaskooperation mit dem Senegal, »Energiepartnerschaft« mit Katar, massive Kohleimporte aus einer kolumbianischen Mine, die laut Gerichtsurteilen Menschen-, Umwelt- und Gebietsrechte verletzt, Bau von Terminals für den Klimakiller LNG in Brunsbüttel und Stade plus weitere mindestens vier schwimmende Anlagen an der Nordseeküste. Die Liste der von der Ampelkoalition vorangetriebenen »Umweltsünden« ließe sich lang fortsetzen."

„Was heißt das für mich konkret!?“

Als ob die EU dadurch nicht schon genug belastet wäre, fordert von der Leyen fünf Milliarden Euro monatlich, um auch nur die nötigsten Basisleistungen der Ukraine abdecken zu können. Woher das Geld monatlich kommen soll, erwähnte sie nicht, auch nicht die Tatsache, dass die Ukraine schon vor Kriegsausbruch eines der ärmsten und korruptesten Länder Europas war.

Zusätzlich will die Kommission damit beginnen, einen Wiederaufbaufonds für die Ukraine für die Zeit nach dem Krieg zu schaffen. Es seien "kolossale Summen" notwendig, heißt es – hunderte Milliarden Euro.

Immerhin war während des Gipfels wenigsten eine Stimme der Vernunft zu vernehmen, diese kam allerdings aus Afrika. Per Video war der Chef der Afrikanischen Union (AU), Senegals Präsident Macky Sall, zugeschaltet. Er trug dem EU-Gipfel die "größte Sorge" der afrikanischen Staaten vor: dass der Ausschluss russischer Banken durch die Sanktionen die Lebensmittelknappheit noch beschleunigen könnte.

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