Die Aufforderung nach einer Aufhebung der US-Sanktionen gegen den General und heutigen Verteidigungsminister Li Shangfu wiederholte sie nicht. Doch forderte Mao Ning, dass die USA ihre Fehler korrigieren und die notwendige Atmosphäre für ein Treffen schaffen.

Zuvor hatten die USA um eine Begegnung von Lloyd Austin mit General Li in Singapur gebeten, wo der sogenannte Shangri-La-Sicherheitsdialog von Freitag bis Sonntag stattfindet.

Ein Pentagon-Sprecher erkläre aber diesbezüglich, dass die chinesische Seite ein Treffen verweigere. Ungewohnt erscheint hierbei der harsche Ton aus Peking.

China sieht sich als Großmacht

Die USA hätten sich daran zu gewöhnen, dass sich die Volksrepublik selbst als Großmacht (daguo) definiert und eine nach eigenen Angaben dem Frieden und den globalen Herausforderungen verpflichtete Außen- und Weltpolitik repräsentiere. Die in früheren Zeiten betriebene diplomatische Anlehnung und Integration in bestehende Regelwerke, gehöre der Vergangenheit an.

Die Volksrepublik definiert sich selbst als Mitgestalterin der globalen Ordnung (rule maker) statt „rule taker“ zu sein, wie es auch in dem Strategiepapier China Global Standards 2035 formuliert wurde.

International sorgen die Beziehungen zwischen den zwei führenden Volkswirtschaften für tiefen Sorge. Besonders besorgniserregend erscheint hierbei, dass die grundlegenden Kommunikationskanäle zwischen den beiden Supermächten wie eingefroren erscheinen. Vor zehn Jahren fanden noch 40 bilaterale Zusammenkünfte zwischen Militärvertretern beider Staaten statt. Im letzten Jahr waren es noch vier. Doch sind solche Gespräche von immenser Wichtigkeit – vor allem, um im Ernstfall Missverständnisse und Fehl-Eskalationen zu überwinden.

Mögliche Anlässe gab es in jüngster Vergangenheit bereits zur Genüge, zuletzt etwa beim Abschuss des chinesischen Spionageballons auf amerikanischem Territorium. Der von den USA forcierter Wirtschaftskrieg gegen die Volksrepublik, welcher von der EU willfährig und leichtsinnig zugleich übernommen wird, sorgt für ständigen Zündstoff.

Der Schatten des US-Wahlkampfs

Es ist daher kein Wunder, wenn Peking die Muskeln spielen lässt, um den ständigen Provokationen etwas entgegenzusetzen. „Wenn der US-Verteidigungsminister unter chinesischen Sanktionen stünde, würde er dann ein Gesprächsangebot annehmen?“, kommentierte Dennis Wilder, Sinologe von der Washingtoner Georgetown Universität folgerichtig.

Hinzu kommt, dass Chinas Vorteile, einen Dialog mit der US-Regierung aktuell zu forcieren, auch aufgrund des Zeitpunktes überaus gering sind. Man ist sich in Peking natürlich darüber im Klaren, dass der Wahlkampf in den USA seine Schatten vorauswirft. Daher ist jede Mühe vergebens, aktuell eine Strategie zu entwerfen, wenn Ende nächsten Jahres ein neuer Präsident im Weißen Haus sitzen sollte. Der zeitliche Horizont der kommunistischen Partei erstreckt sich dagegen über Jahrzehnte.

"Was heißt das konkret für mich!?“

In einer Stellungnahme gegenüber des „Wall Street Journal“ bringt es ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington unmissverständlich auf den Punkt:

„Die USA versuchen, China mit allen möglichen Mitteln zu unterdrücken und sie verhängen weiterhin Sanktionen gegen chinesische Beamte, Institutionen und Unternehmen. (…) Ist eine solche Kommunikation wirklich aufrichtig?“

Das Verhalten Pekings entspricht also dem Stand der aktuellen Beziehungen und dieser Stand wurde von Washington inszeniert. Falls Europa nicht in der Lage ist, die globalen Gefahren zu erkennen, die sich aus den Machtverschiebungen nach China ergeben, wird unser Kontinent in einer Konfrontationspolitik zwischen Washington und Peking aufgerieben.

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