Ein Dinner in Washington DC

In seiner jüngsten Ausgabe berichtet das Polit-Magazin aus Hamburg allerdings von einem Dinner in der deutschen Botschaft in Washington, an dem Ende Oktober auch amerikanische Russlandexperten partizipiert haben. "Verhandlungen mit Russland? Noch sei die Zeit dafür nicht gekommen, sagen Olaf Scholz und Joe Biden öffentlich. Doch nun sorgt eine Dinnerrunde beim deutschen Botschafter in Washington für Aufregung.“

Was daran heikel gewesen sein soll, betrifft vor allem die Tatsache, dass dort Tacheles gesprochen wurde und herauskam, dass sich die westliche Politik in der eigenen Rhetorik verfangen hat, ebenso wie ein Großteil der Medien sich dessen bewusst ist, nun aber nicht genau weiß, wie man aus dieser Nummer wieder herauskommen soll, denn man steckt ja zu tief drinnen.

In der Botschaft soll darüber geklagt wurden sein, dass die Entscheidung über ein Ende des Krieges in die Hand der Kiewer Regierung gelegt worden sei, von der man anscheinend nicht so viel hält wie öffentlich propagiert. Erwähnt wurde dabei auch, dass der Westen hierbei über seine eigenen Narrative gestolpert ist, eben durch die bedingungslose Unterstützung der Ukraine. Zwischen den Zeilen ist in dem Artikel zu lesen, dass in den Machtzentralen und Regierungen zwischen Washington und Berlin die Furcht wächst, im Falles eines Sturzes der Kiewer Führung ebenfalls in den Abgrund gerissen zu werden.

Selenskyjs Angst vor Frieden

Wolodymyr Selenskyj und seine Regierung, dieses wird immer deutlicher, verfolgen mit dem Krieg auch ihren eigenen Machterhalt. Solange die Waffen nicht schweigen, sind die eigentlich 2024 anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gesetzlich verboten. Niemand möchte aktuell Wetten darauf abschließen, ob Selenskyj diese Wahlen gewinnen kann. Auf jeden Fall wird er sich sträuben, einen Frieden, der ohne Gebietsverluste für die Ukraine wohl nicht stattfinden wird, zu unterzeichnen. Lieber können weitere zehntausende junge Männer verheizt werden.

Unsere Werte?

Dass die politische Stimmung in der Ukraine nur schwer zu ermitteln ist, liegt eben auch an der bisherigen westlichen Berichterstattung und der westlichen politischen Strategie. Obwohl die Ukraine angeblich unsere Werte und unsere Freiheit verteidigt, wurden elf Oppositionsparteien verboten - darunter die zweitstärkste Partei im Parlament - und oppositionelle Medien werden unterdrückt.

Im Westen wird immer deutlicher, dass Washington darum bemüht ist, sich aus dem Ukraine-Konflikt zurückzuziehen, indem die Last der Militärausgaben auf Europa abgewälzt wird.

Der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, Ben Hodges, riet der Ukraine diesbezüglich dazu auf, Waffen in den eigenen Städten zu produzieren, wie es einst in Nazi-Deutschland der Fall war. Der Generalleutnant a. D. hatte dabei anscheinend vergessen wie die Geschichte für die Nazis ausging.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Während in Washington zunehmend ein düsterer Realismus dominiert, bei der Betrachtung des Kriegsgeschehens in der Ukraine, dringt Außenministerin Annalena Baerbock auf die Fortsetzung des Krieges mit Russland.

Ein „Einfrieren“ des Waffengangs laufe darauf hinaus, die Ukraine „ihrer Souveränität und Identität“ zu berauben, heißt es in einem am gestrigen Montag publizierten Namensbeitrag der Außenministerin. Das dürfe nicht sein. Andernorts nehmen die Plädoyers für einen Waffenstillstand zu. So urteilt der US-Senator James David Vance, wenn es bislang nicht gelungen sei, Kiew mit einer dreistelligen Milliardensumme zum Sieg zu verhelfen, werde es auch mit dutzenden weiteren Milliarden nicht zu schaffen sein; man solle also „das Töten beenden“.“

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