Die Tatsache, dass das NATO-Land Türkei <link gesellschaft-und-politik beitrag von-nordzypern-bis-nagorny-karabach _blank>rücksichtlos eigene geostrategische Zielsetzungen im Mittelmeer und darüber hinaus verfolgt, ist nur eine Ursache der gewachsenen Spannungen.

Konfrontationen zwischen NATO-Staaten

Das Trugbild von der angeblich friedenssichernden Präsenz der NATO lässt sich bei genauerem Hinsehen in keiner Weise aufrechterhalten, wo sich doch im Mittelmeer schon die NATO-Staaten Griechenland und die Türkei feindselig gegenüberstehen, vor der Küste Libyens sich die Flottenverbände von Paris und Ankara nur knapp einer militärischen Auseinandersetzung entziehen konnten und Zusammenstöße der westlichen Flottenverbände inzwischen schon zum Alltag gehören.

Die Rache willfähriger Politik

An den südlichen Küsten der EU rächt sich jetzt, dass Brüssel seine gesamten geostrategischen Interessen zum einen <link gesellschaft-und-politik beitrag das-nato-fiasko-im-oestlichen-mittelmeer _blank>nicht definiert und andererseits diese willfährig unter die Interessen Washingtons ordnet, so als ob das Mittelmeer in Amerika liegt und nicht zwischen Europa und Afrika.

Durch diese fahrlässige und hochgefährliche Politik ist die EU dabei, die Hoheit über das Mittelmeer zu verlieren, obwohl dieses Gewässer nicht nur das Schicksal unseres Kontinents widerspiegelt, sondern an dessen Entstehungsgeschichte den entscheidenden Anteil hatte. 

Russland ist die neue Seemacht im Mittelmeer – Ankaras Einfluss wächst

Auf dem Informationsportal german-foreign-policy.com heißt es diesbezüglich:

Die westlichen Mächte, Deutschland und die EU inklusive, drohen ihre Vormachtstellung im Mittelmeer zu verlieren. Das erklärt ein früherer Generalstabschef der italienischen Streitkräfte, Admiral Luigi Binelli Mantelli. Wie Binelli Mantelli urteilt, ist mittlerweile Russland "die herausragende Seemacht im Mittelmeer". Neben Russland schreibt der italienische Admiral a.D. vor allem der Türkei einen rasch zunehmenden Einfluss zu. Gemeinsam seien Moskau und Ankara dabei, die "traditionellen" westlichen Ordnungsmächte zu verdrängen. Die Äußerung wird zu einem Zeitpunkt bekannt, zu dem die Türkei bereits zum zweiten Mal eine Kriegsmarine einer führenden EU-Macht düpiert: In der Nacht von Sonntag auf Montag musste das deutsche Boardingteam, das einen türkischen Frachter auf dem Weg nach Libyen wegen etwaigen Bruchs des UN-Waffenembargos kontrollierte, seine Durchsuchung auf Intervention Ankaras abbrechen. Schon im Juni hatte die Türkei eine ähnliche Aktion der Marine Frankreichs abgewehrt. Die machtgewohnte EU erweist sich als nicht in der Lage, den Aufstieg ihres türkischen Rivalen zu stoppen.“

Was ist die EU ohne Mittelmeer?

Russland und die Türkei gehören nach dieser Ansicht zu den neuen Beherrschern des Mittelmeers, nicht aber mehr die EU im Speziellen, noch der Westen im Allgemeinen. Eine verheerende Entwicklung, denn was ist die EU ohne Einfluss auf das strategische Geschehen im Mittelmeer? Ein Kap Asiens, wie es Paul Valery einst definierte? Sicherlich, aber auch in Richtung Osten wachsen die Spannungen, dank der Frontstellung Brüssels gegen Moskau. Auf mittlere Sicht werden die EU-Anrainer-Staaten des Mittelmeeres diese strategische Verirrung nicht mehr mittragen können, was eine weitere Spaltung herbeiführen wird.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Eine „strategische Autonomie der EU“, wie sie kürzlich von den EU-Außenministern diskutiert wurde, ist dringend erforderlich. Leider ist das einflussreichste Land der EU, die Bundesrepublik Deutschland, noch immer ausschließlich transatlantisch orientiert, wie die führenden Politiker in Berlin gebetsmühlenartig bestätigen und die im Bundestag vertretenen Parteien von Union, über SPD, die Grünen, FDP und AfD - die Linke bildet hier noch eine Ausnahme - in ihren Programmen betonen. Sicherlich benötigt die EU auch eine transatlantische Ausrichtung, aber nicht ausschließlich, sondern auch eine transmediterrane Option.

Berlin leistet weiter einen großen Teil zur Destabilisierung des Mittelmeers. Die türkische Marine ist in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten mit Kriegsschiffen und Gerät aus Deutschland im Wert von fast zehn Milliarden Euro aufgerüstet worden. Wem das alles ziemlich verworren vorkommt, der hat begriffen, wie gefährlich sich die NATO-Doktrin, nicht nur im Mittelmeer, entfaltet.

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